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Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.

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Cap. XVI. von der Friction. Tab. XXX.
ausgenommen, und zwey andere, wie Fig. IV. zu sehen, eingesetzet, und ist bey unterschiedli-
chen Proben befunden worden, daß 1/3 der Last bißweilen 1 Pfund mehr oder weniger die Krafft
lebendig gemachet hat. Bleibet es also darbey, daß die Friction einerley, die Fläche sey
schmahl oder breit, der Zapffen dicke oder dünne, (doch nach vorhergehender Art, wie des
Amontons Meynung gewesen) und vermehret sich solche nur nach der Last. Allein es ist
hierauf kein Universal-Schluß und Satz zu machen, daß man also bey jeder Machine 1/3 der
Last zum Uber-Gewicht wegen der Friction nöthig hätte.

Man hat bey der Friction in acht zu nehmen

1. Die Materie der Flächen.
2. Die Rauhigkeit oder Ungleichheit der Flächen.
3. Die Figur so die rauhen Theile haben, und ihre Tieffe und Höhe.
4. Die Bewegungs-Linie (Linea directionis) wie solche gegen die zu
bewegende Fläche geführet wird.
§. 217.

1. Was die Materie anbetrifft, ist es eine ausgemachte Sache, daß ie härter solche
ist ie glätter selbige sich arbeiten lässet; weil aber die Glätte ein Mittel wider die Friction,
so folget: Daß ie härter die Materie, ie weniger Friction. Inzwischen aber hat ein
rauhes Eisen mehr Friction als ein glattes Holtz, deßwegen auch nicht bloß auf die Materie,
sondern auf dessen Zurichtung und Politur zu sehen.

§. 218.

2. Bey der Rauhigkeit der Ungleichheit derer Flächen ist gleichfalls ein grosser
Unterschied, und werden rauhe Breter, wie sie von der Schneide-Mühle kommen, fast die
Helffte der Last zur Friction haben, und wenn die Höhen und Tieffen auf denen Flächen sehr
gähe sind, als Fig. I. Tab. XXXI. in der Linie a b, so muß es freylich viel mehr Wider-
stand verursachen, als in der Figur B, da die Erhöhungen b c viel flächer sind; denn
gleichwie eine Last leichter über einen kleinen und flachen Hügel oder Planum inclinatum
zu bringen, als über einen hohen und jähen Berg, also auch bey denen Flächen B vor denen
Flächen A, also daß man

§. 219.

3. Die Tieffen und die Figur auch in Obacht zu nehmen hat, und zwar die Tieffen
und Höhen mehr nach ihrer Figur und Fläche; denn es kan ein Loch von 4 Zoll tieff, nicht so
viel Friction haben, als eines von 1 Zoll, nemlich, wenn dieses enge, und sein Planum sehr
schreg, das Loch aber von 4 Zoll sehr weit und flach. Also wird die Rundung des Rads A
Fig. V. Tabula XXXI.
viel leichter aus dem Loche C heraus zu bringen seyn, als das
Rad B aus D, obgleich beyde Löcher einerley Tieffe und Weite seyn, wie solches unten soll
erwiesen werden. Und also: Je tieffer und höher und ie spitziger die rauhen Theile
der Flächen gegeneinander sind, ie grösser die Friction,
zumahlen wenn solche gar per-
pendicular
fallen, wie Fig. I. Tab. XXXI. unter D zu sehen, da die vorstehende Theile
zwar nicht hoch, aber wegen ihren fast perpendicularen Gegenstand, in horizontaler Li-
nie, wenn D gegen E soll gezogen werden, nicht zu separiren seyn, es wäre denn, daß
solche Spitzen durch Gewalt endlich niedergedruckt oder gar weggerissen würden, worzu
nach Beschaffenheit der Materie wohl zwantzigmahl mehr Krafft als zur Last erfodert wird,
oder daß die Linie der Bewegung also geführet wird, daß sie die Last zugleich aus dem Tief-
fen heraus heben hilfft, zu dem Ende hat man

§. 220.

Cap. XVI. von der Friction. Tab. XXX.
ausgenommen, und zwey andere, wie Fig. IV. zu ſehen, eingeſetzet, und iſt bey unterſchiedli-
chen Proben befunden worden, daß ⅓ der Laſt bißweilen 1 Pfund mehr oder weniger die Krafft
lebendig gemachet hat. Bleibet es alſo darbey, daß die Friction einerley, die Flaͤche ſey
ſchmahl oder breit, der Zapffen dicke oder duͤnne, (doch nach vorhergehender Art, wie des
Amontons Meynung geweſen) und vermehret ſich ſolche nur nach der Laſt. Allein es iſt
hierauf kein Univerſal-Schluß und Satz zu machen, daß man alſo bey jeder Machine ⅓ der
Laſt zum Uber-Gewicht wegen der Friction noͤthig haͤtte.

Man hat bey der Friction in acht zu nehmen

1. Die Materie der Flaͤchen.
2. Die Rauhigkeit oder Ungleichheit der Flaͤchen.
3. Die Figur ſo die rauhen Theile haben, und ihre Tieffe und Hoͤhe.
4. Die Bewegungs-Linie (Linea directionis) wie ſolche gegen die zu
bewegende Flaͤche gefuͤhret wird.
§. 217.

1. Was die Materie anbetrifft, iſt es eine ausgemachte Sache, daß ie haͤrter ſolche
iſt ie glaͤtter ſelbige ſich arbeiten laͤſſet; weil aber die Glaͤtte ein Mittel wider die Friction,
ſo folget: Daß ie haͤrter die Materie, ie weniger Friction. Inzwiſchen aber hat ein
rauhes Eiſen mehr Friction als ein glattes Holtz, deßwegen auch nicht bloß auf die Materie,
ſondern auf deſſen Zurichtung und Politur zu ſehen.

§. 218.

2. Bey der Rauhigkeit der Ungleichheit derer Flaͤchen iſt gleichfalls ein groſſer
Unterſchied, und werden rauhe Breter, wie ſie von der Schneide-Muͤhle kommen, faſt die
Helffte der Laſt zur Friction haben, und wenn die Hoͤhen und Tieffen auf denen Flaͤchen ſehr
gaͤhe ſind, als Fig. I. Tab. XXXI. in der Linie a b, ſo muß es freylich viel mehr Wider-
ſtand verurſachen, als in der Figur B, da die Erhoͤhungen b c viel flaͤcher ſind; denn
gleichwie eine Laſt leichter uͤber einen kleinen und flachen Huͤgel oder Planum inclinatum
zu bringen, als uͤber einen hohen und jaͤhen Berg, alſo auch bey denen Flaͤchen B vor denen
Flaͤchen A, alſo daß man

§. 219.

3. Die Tieffen und die Figur auch in Obacht zu nehmen hat, und zwar die Tieffen
und Hoͤhen mehr nach ihrer Figur und Flaͤche; denn es kan ein Loch von 4 Zoll tieff, nicht ſo
viel Friction haben, als eines von 1 Zoll, nemlich, wenn dieſes enge, und ſein Planum ſehr
ſchreg, das Loch aber von 4 Zoll ſehr weit und flach. Alſo wird die Rundung des Rads A
Fig. V. Tabula XXXI.
viel leichter aus dem Loche C heraus zu bringen ſeyn, als das
Rad B aus D, obgleich beyde Loͤcher einerley Tieffe und Weite ſeyn, wie ſolches unten ſoll
erwieſen werden. Und alſo: Je tieffer und hoͤher und ie ſpitziger die rauhen Theile
der Flaͤchen gegeneinander ſind, ie groͤſſer die Friction,
zumahlen wenn ſolche gar per-
pendicular
fallen, wie Fig. I. Tab. XXXI. unter D zu ſehen, da die vorſtehende Theile
zwar nicht hoch, aber wegen ihren faſt perpendicularen Gegenſtand, in horizontaler Li-
nie, wenn D gegen E ſoll gezogen werden, nicht zu ſepariren ſeyn, es waͤre denn, daß
ſolche Spitzen durch Gewalt endlich niedergedruckt oder gar weggeriſſen wuͤrden, worzu
nach Beſchaffenheit der Materie wohl zwantzigmahl mehr Krafft als zur Laſt erfodert wird,
oder daß die Linie der Bewegung alſo gefuͤhret wird, daß ſie die Laſt zugleich aus dem Tief-
fen heraus heben hilfft, zu dem Ende hat man

§. 220.
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[100/0120] Cap. XVI. von der Friction. Tab. XXX. ausgenommen, und zwey andere, wie Fig. IV. zu ſehen, eingeſetzet, und iſt bey unterſchiedli- chen Proben befunden worden, daß ⅓ der Laſt bißweilen 1 Pfund mehr oder weniger die Krafft lebendig gemachet hat. Bleibet es alſo darbey, daß die Friction einerley, die Flaͤche ſey ſchmahl oder breit, der Zapffen dicke oder duͤnne, (doch nach vorhergehender Art, wie des Amontons Meynung geweſen) und vermehret ſich ſolche nur nach der Laſt. Allein es iſt hierauf kein Univerſal-Schluß und Satz zu machen, daß man alſo bey jeder Machine ⅓ der Laſt zum Uber-Gewicht wegen der Friction noͤthig haͤtte. Man hat bey der Friction in acht zu nehmen 1. Die Materie der Flaͤchen. 2. Die Rauhigkeit oder Ungleichheit der Flaͤchen. 3. Die Figur ſo die rauhen Theile haben, und ihre Tieffe und Hoͤhe. 4. Die Bewegungs-Linie (Linea directionis) wie ſolche gegen die zu bewegende Flaͤche gefuͤhret wird. §. 217. 1. Was die Materie anbetrifft, iſt es eine ausgemachte Sache, daß ie haͤrter ſolche iſt ie glaͤtter ſelbige ſich arbeiten laͤſſet; weil aber die Glaͤtte ein Mittel wider die Friction, ſo folget: Daß ie haͤrter die Materie, ie weniger Friction. Inzwiſchen aber hat ein rauhes Eiſen mehr Friction als ein glattes Holtz, deßwegen auch nicht bloß auf die Materie, ſondern auf deſſen Zurichtung und Politur zu ſehen. §. 218. 2. Bey der Rauhigkeit der Ungleichheit derer Flaͤchen iſt gleichfalls ein groſſer Unterſchied, und werden rauhe Breter, wie ſie von der Schneide-Muͤhle kommen, faſt die Helffte der Laſt zur Friction haben, und wenn die Hoͤhen und Tieffen auf denen Flaͤchen ſehr gaͤhe ſind, als Fig. I. Tab. XXXI. in der Linie a b, ſo muß es freylich viel mehr Wider- ſtand verurſachen, als in der Figur B, da die Erhoͤhungen b c viel flaͤcher ſind; denn gleichwie eine Laſt leichter uͤber einen kleinen und flachen Huͤgel oder Planum inclinatum zu bringen, als uͤber einen hohen und jaͤhen Berg, alſo auch bey denen Flaͤchen B vor denen Flaͤchen A, alſo daß man §. 219. 3. Die Tieffen und die Figur auch in Obacht zu nehmen hat, und zwar die Tieffen und Hoͤhen mehr nach ihrer Figur und Flaͤche; denn es kan ein Loch von 4 Zoll tieff, nicht ſo viel Friction haben, als eines von 1 Zoll, nemlich, wenn dieſes enge, und ſein Planum ſehr ſchreg, das Loch aber von 4 Zoll ſehr weit und flach. Alſo wird die Rundung des Rads A Fig. V. Tabula XXXI. viel leichter aus dem Loche C heraus zu bringen ſeyn, als das Rad B aus D, obgleich beyde Loͤcher einerley Tieffe und Weite ſeyn, wie ſolches unten ſoll erwieſen werden. Und alſo: Je tieffer und hoͤher und ie ſpitziger die rauhen Theile der Flaͤchen gegeneinander ſind, ie groͤſſer die Friction, zumahlen wenn ſolche gar per- pendicular fallen, wie Fig. I. Tab. XXXI. unter D zu ſehen, da die vorſtehende Theile zwar nicht hoch, aber wegen ihren faſt perpendicularen Gegenſtand, in horizontaler Li- nie, wenn D gegen E ſoll gezogen werden, nicht zu ſepariren ſeyn, es waͤre denn, daß ſolche Spitzen durch Gewalt endlich niedergedruckt oder gar weggeriſſen wuͤrden, worzu nach Beſchaffenheit der Materie wohl zwantzigmahl mehr Krafft als zur Laſt erfodert wird, oder daß die Linie der Bewegung alſo gefuͤhret wird, daß ſie die Laſt zugleich aus dem Tief- fen heraus heben hilfft, zu dem Ende hat man §. 220.

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Zitationshilfe: Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/120>, abgerufen am 25.04.2024.