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Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.

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Cap. XVII. von der Krafft des Lebens. Tab. XXXIV.
es geschiehet, wenn zur Krafft auch die Schwehre des Leibes das ihrige beyträget; als
wenn durch das Treten mit denen Füssen ein Rad, Schleiff-Stein oder Pump-Werck beweget
wird, da nicht nur die Krafft, sondern auch die Schwehre des Beines und ein grosser Theil
des Leibes das Seine beyträget.

Von dem ersten ist ein Exempel Tabula XXXII. Fig. VI. zu sehen, da der Mann
mit ausgestreckten Armen den Drücker oder Hebel bey A auf- und nieder treibet. Von der
andern Art aber die I. und II. Figur, da die Männer mit ihren Beinen und der gantzen
Schwehre des Leibes den Tritt A, ingleichen mit Ziehen und Stossen der Arme den höltzer-
nen Arm B und folgends die Machine bewegen.

§. 258.

Alle Verrichtung, so wohl der Menschen als Thiere, ist viel kräfftiger und beständi-
ger, wenn nicht nur Arme oder Beine allein, sondern auch die andern Theile des Leibes
samt dessen Schwehre zugleich mit arbeiten helffen. Dannhero

Alle Machinen sollen, so viel möglich, also angeordnet werden, daß so wohl
Menschen als Thiere, beydes die Krafft und auch die Schwehre des Leibes ge-
brauchen können, oder daß es zum wenigsten nicht auf ein Glied des Leibes alleine
ankomme.

Als Fig. IV. und V. hat der Mann nicht nöthig alleine die Krafft der Arme zu ge-
brauchen, sondern er kan auch die Kräffte von denen andern Theilen des Leibes, bey Steiff-
haltung der Arme, Beugung des Leibes, der Knie, und Senckung des Leibes, die Stange A
und das auf dem Kolben liegende Wasser erheben.

Wie denn auch Fig. V. der Mann gleichfalls die Armen, von der vielen und harten
Bewegung, schonen, und den Hebel durch die Schwehre des Leibes mit Beugung; der Knie
niederdrücken kan.

§. 259.

Bey Ausübung der Krafft oder bey der Arbeit, ist über voriges wohl zu obser-
vi
ren eine geschickte Stellung des Leibes.

Eine geschickte Stellung aber ist, wenn ein Mensch oder Vieh also an die Ar-
beit oder Machine gestellet ist, daß es mit der natürlichen und gewöhnlichen Stel-
lung und Bewegung des Leibes wohl überein kommet,
welches viel länger dauren
wird, als wenn die Bewegung wider die Natur der Gliedmassen und Gelencke des Leibes ge-
schehen soll.

§. 260.

Exempel vier solcher ungeschickter und unbequemer Stellung aus des Ramelli
Schatz-Cammer Mechanischer Künste sind hier Tab. XXXIV. zu finden, wobey nur
die Beine, weiter aber, weder die Schwehre noch andere Gliedmassen etwas beytragen kön-
nen, absonderlich bey der dritten und vierdten Figur an denen horizontal-Rädern, da auch
die Bewegung der Beine wider die Gewohnheit ist, und einer der es nicht gewohnet, wenig
Zeit aushalten wird, welches man nur an einer ledigen Machine probiren kan. Denn

Figura I. Tab. XXXIV. soll der Mann A so auf einer Banck sitzet das Rad B
durch die Schauffeln G vermittelst der Füsse umtreiben, und denn durch das Getrieb C das
Rad D, welches durch das Seil um die Welle E den Eymer F herauf bringet.

Fig. II. muß der Mann H ebenfalls auf einer Banck sitzend das Rad J durch die
Schauffeln K mit den Beinen umtreiben. Weil die Räder als Wasser-Räder angele-
get, so halte davor, daß man solche mit Menschen bey Ermangelung des Wassers thun soll,
welches, wenn es etwas föderte und die Krafft des Menschen genug wäre, so gar ungeschickt
nicht seyn dürffte, obschon solches Ramelli bey denen Figuren nicht erinnert hat. Doch

wenn

Cap. XVII. von der Krafft des Lebens. Tab. XXXIV.
es geſchiehet, wenn zur Krafft auch die Schwehre des Leibes das ihrige beytraͤget; als
wenn durch das Treten mit denen Fuͤſſen ein Rad, Schleiff-Stein oder Pump-Werck beweget
wird, da nicht nur die Krafft, ſondern auch die Schwehre des Beines und ein groſſer Theil
des Leibes das Seine beytraͤget.

Von dem erſten iſt ein Exempel Tabula XXXII. Fig. VI. zu ſehen, da der Mann
mit ausgeſtreckten Armen den Druͤcker oder Hebel bey A auf- und nieder treibet. Von der
andern Art aber die I. und II. Figur, da die Maͤnner mit ihren Beinen und der gantzen
Schwehre des Leibes den Tritt A, ingleichen mit Ziehen und Stoſſen der Arme den hoͤltzer-
nen Arm B und folgends die Machine bewegen.

§. 258.

Alle Verrichtung, ſo wohl der Menſchen als Thiere, iſt viel kraͤfftiger und beſtaͤndi-
ger, wenn nicht nur Arme oder Beine allein, ſondern auch die andern Theile des Leibes
ſamt deſſen Schwehre zugleich mit arbeiten helffen. Dannhero

Alle Machinen ſollen, ſo viel moͤglich, alſo angeordnet werden, daß ſo wohl
Menſchen als Thiere, beydes die Krafft und auch die Schwehre des Leibes ge-
brauchen koͤnnen, oder daß es zum wenigſten nicht auf ein Glied des Leibes alleine
ankomme.

Als Fig. IV. und V. hat der Mann nicht noͤthig alleine die Krafft der Arme zu ge-
brauchen, ſondern er kan auch die Kraͤffte von denen andern Theilen des Leibes, bey Steiff-
haltung der Arme, Beugung des Leibes, der Knie, und Senckung des Leibes, die Stange A
und das auf dem Kolben liegende Waſſer erheben.

Wie denn auch Fig. V. der Mann gleichfalls die Armen, von der vielen und harten
Bewegung, ſchonen, und den Hebel durch die Schwehre des Leibes mit Beugung; der Knie
niederdruͤcken kan.

§. 259.

Bey Ausuͤbung der Krafft oder bey der Arbeit, iſt uͤber voriges wohl zu obſer-
vi
ren eine geſchickte Stellung des Leibes.

Eine geſchickte Stellung aber iſt, wenn ein Menſch oder Vieh alſo an die Ar-
beit oder Machine geſtellet iſt, daß es mit der natuͤrlichen und gewoͤhnlichen Stel-
lung und Bewegung des Leibes wohl uͤberein kommet,
welches viel laͤnger dauren
wird, als wenn die Bewegung wider die Natur der Gliedmaſſen und Gelencke des Leibes ge-
ſchehen ſoll.

§. 260.

Exempel vier ſolcher ungeſchickter und unbequemer Stellung aus des Ramelli
Schatz-Cammer Mechaniſcher Kuͤnſte ſind hier Tab. XXXIV. zu finden, wobey nur
die Beine, weiter aber, weder die Schwehre noch andere Gliedmaſſen etwas beytragen koͤn-
nen, abſonderlich bey der dritten und vierdten Figur an denen horizontal-Raͤdern, da auch
die Bewegung der Beine wider die Gewohnheit iſt, und einer der es nicht gewohnet, wenig
Zeit aushalten wird, welches man nur an einer ledigen Machine probiren kan. Denn

Figura I. Tab. XXXIV. ſoll der Mann A ſo auf einer Banck ſitzet das Rad B
durch die Schauffeln G vermittelſt der Fuͤſſe umtreiben, und denn durch das Getrieb C das
Rad D, welches durch das Seil um die Welle E den Eymer F herauf bringet.

Fig. II. muß der Mann H ebenfalls auf einer Banck ſitzend das Rad J durch die
Schauffeln K mit den Beinen umtreiben. Weil die Raͤder als Waſſer-Raͤder angele-
get, ſo halte davor, daß man ſolche mit Menſchen bey Ermangelung des Waſſers thun ſoll,
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[115/0135] Cap. XVII. von der Krafft des Lebens. Tab. XXXIV. es geſchiehet, wenn zur Krafft auch die Schwehre des Leibes das ihrige beytraͤget; als wenn durch das Treten mit denen Fuͤſſen ein Rad, Schleiff-Stein oder Pump-Werck beweget wird, da nicht nur die Krafft, ſondern auch die Schwehre des Beines und ein groſſer Theil des Leibes das Seine beytraͤget. Von dem erſten iſt ein Exempel Tabula XXXII. Fig. VI. zu ſehen, da der Mann mit ausgeſtreckten Armen den Druͤcker oder Hebel bey A auf- und nieder treibet. Von der andern Art aber die I. und II. Figur, da die Maͤnner mit ihren Beinen und der gantzen Schwehre des Leibes den Tritt A, ingleichen mit Ziehen und Stoſſen der Arme den hoͤltzer- nen Arm B und folgends die Machine bewegen. §. 258. Alle Verrichtung, ſo wohl der Menſchen als Thiere, iſt viel kraͤfftiger und beſtaͤndi- ger, wenn nicht nur Arme oder Beine allein, ſondern auch die andern Theile des Leibes ſamt deſſen Schwehre zugleich mit arbeiten helffen. Dannhero Alle Machinen ſollen, ſo viel moͤglich, alſo angeordnet werden, daß ſo wohl Menſchen als Thiere, beydes die Krafft und auch die Schwehre des Leibes ge- brauchen koͤnnen, oder daß es zum wenigſten nicht auf ein Glied des Leibes alleine ankomme. Als Fig. IV. und V. hat der Mann nicht noͤthig alleine die Krafft der Arme zu ge- brauchen, ſondern er kan auch die Kraͤffte von denen andern Theilen des Leibes, bey Steiff- haltung der Arme, Beugung des Leibes, der Knie, und Senckung des Leibes, die Stange A und das auf dem Kolben liegende Waſſer erheben. Wie denn auch Fig. V. der Mann gleichfalls die Armen, von der vielen und harten Bewegung, ſchonen, und den Hebel durch die Schwehre des Leibes mit Beugung; der Knie niederdruͤcken kan. §. 259. Bey Ausuͤbung der Krafft oder bey der Arbeit, iſt uͤber voriges wohl zu obſer- viren eine geſchickte Stellung des Leibes. Eine geſchickte Stellung aber iſt, wenn ein Menſch oder Vieh alſo an die Ar- beit oder Machine geſtellet iſt, daß es mit der natuͤrlichen und gewoͤhnlichen Stel- lung und Bewegung des Leibes wohl uͤberein kommet, welches viel laͤnger dauren wird, als wenn die Bewegung wider die Natur der Gliedmaſſen und Gelencke des Leibes ge- ſchehen ſoll. §. 260. Exempel vier ſolcher ungeſchickter und unbequemer Stellung aus des Ramelli Schatz-Cammer Mechaniſcher Kuͤnſte ſind hier Tab. XXXIV. zu finden, wobey nur die Beine, weiter aber, weder die Schwehre noch andere Gliedmaſſen etwas beytragen koͤn- nen, abſonderlich bey der dritten und vierdten Figur an denen horizontal-Raͤdern, da auch die Bewegung der Beine wider die Gewohnheit iſt, und einer der es nicht gewohnet, wenig Zeit aushalten wird, welches man nur an einer ledigen Machine probiren kan. Denn Figura I. Tab. XXXIV. ſoll der Mann A ſo auf einer Banck ſitzet das Rad B durch die Schauffeln G vermittelſt der Fuͤſſe umtreiben, und denn durch das Getrieb C das Rad D, welches durch das Seil um die Welle E den Eymer F herauf bringet. Fig. II. muß der Mann H ebenfalls auf einer Banck ſitzend das Rad J durch die Schauffeln K mit den Beinen umtreiben. Weil die Raͤder als Waſſer-Raͤder angele- get, ſo halte davor, daß man ſolche mit Menſchen bey Ermangelung des Waſſers thun ſoll, welches, wenn es etwas foͤderte und die Krafft des Menſchen genug waͤre, ſo gar ungeſchickt nicht ſeyn duͤrffte, obſchon ſolches Ramelli bey denen Figuren nicht erinnert hat. Doch wenn

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Zitationshilfe: Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/135>, abgerufen am 25.04.2024.