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Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.

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Vor-Bericht zur Mechanic.
nöthige Proportion, Stärcke und Bequemlichkeit erlange, und der Sache weder
zu viel noch zu wenig geschehe, sondern auch nach denen mechanischen Wissenschaff-
ten oder Regeln eine iede verlangte Proportion oder Effect nach vorhandener
oder gegebener Krafft oder Last anordnen kan; worzu er aus der Geometrie und
Arithmetic auch das nöthige zur Berechnung im Austheilen der Machinen muß
erlernet haben. Und wo er seine Profession recht verstehen will, soll er alle Kün-
ste und Professionen, worzu er Machinen machen und inventiren will, wohl in-
nen haben; denn sonst weiß er nicht was er machet, ist auch nicht vermögend et-
was zu verbessern oder neues zu erfinden, so doch hauptsächlich von einem Me-
chanico
erfordert wird. Vor allen andern aber muß er zu einen Mechanico ge-
bohren seyn, damit er aus natürlichen Trieb nicht nur zum inventiren geschickt ist,
sondern auch mit leichter Mühe alle Künste und Wissenschafften geschwinde fas-
sen kan, so daß man von ihm sagen darff: Was seine Augen sehen auch seine
Hände können; und daß er aus Liebe zur Kunst keine Mühe, Arbeit noch Kosten
scheuet, weil er Lebens-lang täglich was neues zu lernen und zu experimentiren
hat.

(1.) Werden also zu einem geschickten Mechanico so viel Requisita erfodert, daß der zehen-
de Mechanicus selbst noch nicht weiß, was er wissen soll. Dieses alles aber wird
künfftig in einem besondern Tractat, unter dem Tittel: Der zu Aufnahme des Lan-
des höchst unentbehrliche Mechanicus,
weitläufftig ausgeführet werden.
(2.) Es wollen etliche einen Unterscheid zwischen einem Mechanico und Machinario
machen, so daß ein Machinarius sey, der nur Machinen zu erfinden und anzugeben
weiß. Ein Mechanicus aber, der die Machinen und Instrumenta selbst machen kan
und die Hand-Arbeit wohl verstehet; alleine es sind beyde so feste mit einander verbunden,
daß selten einer etwas ohne das andere ausrichten wird, dahero es auch kommen, daß öff-
ters grosse Mathematici mit ihren Inventionibus unglücklich gewesen, weil sie die
Hand-Arbeit nicht verstanden. Wie denn kürtzlich ein grosser Mann gestorben, der nach Be-
richt der Gelehrten Zeitungen 24000. Rthlr. auf eine einige Machine von seiner Invention
angewendet, (so doch mit etlichen 100. geschehen können) hat aber dennoch nicht erlebet, daß
solche wäre zur Perfection kommen, und dieses nicht darum, daß etwa seine Invention
und Angeben nicht wäre richtig gewesen, nein, sondern weil er die Hand-Arbeit, und was
darzu gehöret, nicht verstanden oder vielmehr solches nicht selbst mit eigener Hand ins Werck
setzen können. Und dergleichen geschiehet noch täglich, so daß öffters die besten und nütz-
lichsten Inventiones stecken bleiben, weil der Inventor solche nicht selbst ausmachen
kan. Denn bißweilen ein gantz geringer Umstand, den der Arbeiter nicht verstehet, das
gantze Werck unbrauchbar machet, und es alsdenn zur unbilligen Schmach des Invento-
ris
heißen muß: Es sey nur Wind gewesen.

Das vornehmste Werck der Mechanic oder eines Mechanici sind die Machinen.

§. 3.

Eine Machine oder Rüstzeug ist ein künstliches Werck, dadurch man
zu einer vortheilhafften Bewegung gelangen, und entweder mit Erspahrung der
Zeit oder Krafft etwas bewegen kan, so sonst nicht möglich wäre.

Die Machinen sind entweder einfach oder zusammen gesetzt.

[1] Einfache Machinen sind die so genannten fünff Potentien, als:
I. Der Hebel. (Vectis.)
II. Seil und Kloben oder Flaschen-Zug. (Trochlea.)
III. Der Haspel nebst Rad und Getriebe. (Rota dentata.)
IV. Der

Vor-Bericht zur Mechanic.
noͤthige Proportion, Staͤrcke und Bequemlichkeit erlange, und der Sache weder
zu viel noch zu wenig geſchehe, ſondern auch nach denen mechaniſchen Wiſſenſchaff-
ten oder Regeln eine iede verlangte Proportion oder Effect nach vorhandener
oder gegebener Krafft oder Laſt anordnen kan; worzu er aus der Geometrie und
Arithmetic auch das noͤthige zur Berechnung im Austheilen der Machinen muß
erlernet haben. Und wo er ſeine Profesſion recht verſtehen will, ſoll er alle Kuͤn-
ſte und Profesſionen, worzu er Machinen machen und inventiren will, wohl in-
nen haben; denn ſonſt weiß er nicht was er machet, iſt auch nicht vermoͤgend et-
was zu verbeſſern oder neues zu erfinden, ſo doch hauptſaͤchlich von einem Me-
chanico
erfordert wird. Vor allen andern aber muß er zu einen Mechanico ge-
bohren ſeyn, damit er aus natuͤrlichen Trieb nicht nur zum inventiren geſchickt iſt,
ſondern auch mit leichter Muͤhe alle Kuͤnſte und Wiſſenſchafften geſchwinde faſ-
ſen kan, ſo daß man von ihm ſagen darff: Was ſeine Augen ſehen auch ſeine
Haͤnde koͤnnen; und daß er aus Liebe zur Kunſt keine Muͤhe, Arbeit noch Koſten
ſcheuet, weil er Lebens-lang taͤglich was neues zu lernen und zu experimentiren
hat.

(1.) Werden alſo zu einem geſchickten Mechanico ſo viel Requiſita erfodert, daß der zehen-
de Mechanicus ſelbſt noch nicht weiß, was er wiſſen ſoll. Dieſes alles aber wird
kuͤnfftig in einem beſondern Tractat, unter dem Tittel: Der zu Aufnahme des Lan-
des hoͤchſt unentbehrliche Mechanicus,
weitlaͤufftig ausgefuͤhret werden.
(2.) Es wollen etliche einen Unterſcheid zwiſchen einem Mechanico und Machinario
machen, ſo daß ein Machinarius ſey, der nur Machinen zu erfinden und anzugeben
weiß. Ein Mechanicus aber, der die Machinen und Inſtrumenta ſelbſt machen kan
und die Hand-Arbeit wohl verſtehet; alleine es ſind beyde ſo feſte mit einander verbunden,
daß ſelten einer etwas ohne das andere ausrichten wird, dahero es auch kommen, daß oͤff-
ters groſſe Mathematici mit ihren Inventionibus ungluͤcklich geweſen, weil ſie die
Hand-Arbeit nicht verſtanden. Wie denn kuͤrtzlich ein groſſer Mann geſtorben, der nach Be-
richt der Gelehrten Zeitungen 24000. Rthlr. auf eine einige Machine von ſeiner Invention
angewendet, (ſo doch mit etlichen 100. geſchehen koͤnnen) hat aber dennoch nicht erlebet, daß
ſolche waͤre zur Perfection kommen, und dieſes nicht darum, daß etwa ſeine Invention
und Angeben nicht waͤre richtig geweſen, nein, ſondern weil er die Hand-Arbeit, und was
darzu gehoͤret, nicht verſtanden oder vielmehr ſolches nicht ſelbſt mit eigener Hand ins Werck
ſetzen koͤnnen. Und dergleichen geſchiehet noch taͤglich, ſo daß oͤffters die beſten und nuͤtz-
lichſten Inventiones ſtecken bleiben, weil der Inventor ſolche nicht ſelbſt ausmachen
kan. Denn bißweilen ein gantz geringer Umſtand, den der Arbeiter nicht verſtehet, das
gantze Werck unbrauchbar machet, und es alsdenn zur unbilligen Schmach des Invento-
ris
heißen muß: Es ſey nur Wind geweſen.

Das vornehmſte Werck der Mechanic oder eines Mechanici ſind die Machinen.

§. 3.

Eine Machine oder Ruͤſtzeug iſt ein kuͤnſtliches Werck, dadurch man
zu einer vortheilhafften Bewegung gelangen, und entweder mit Erſpahrung der
Zeit oder Krafft etwas bewegen kan, ſo ſonſt nicht moͤglich waͤre.

Die Machinen ſind entweder einfach oder zuſammen geſetzt.

[1] Einfache Machinen ſind die ſo genannten fuͤnff Potentien, als:
I. Der Hebel. (Vectis.)
II. Seil und Kloben oder Flaſchen-Zug. (Trochlea.)
III. Der Haſpel nebſt Rad und Getriebe. (Rota dentata.)
IV. Der
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[2/0022] Vor-Bericht zur Mechanic. noͤthige Proportion, Staͤrcke und Bequemlichkeit erlange, und der Sache weder zu viel noch zu wenig geſchehe, ſondern auch nach denen mechaniſchen Wiſſenſchaff- ten oder Regeln eine iede verlangte Proportion oder Effect nach vorhandener oder gegebener Krafft oder Laſt anordnen kan; worzu er aus der Geometrie und Arithmetic auch das noͤthige zur Berechnung im Austheilen der Machinen muß erlernet haben. Und wo er ſeine Profesſion recht verſtehen will, ſoll er alle Kuͤn- ſte und Profesſionen, worzu er Machinen machen und inventiren will, wohl in- nen haben; denn ſonſt weiß er nicht was er machet, iſt auch nicht vermoͤgend et- was zu verbeſſern oder neues zu erfinden, ſo doch hauptſaͤchlich von einem Me- chanico erfordert wird. Vor allen andern aber muß er zu einen Mechanico ge- bohren ſeyn, damit er aus natuͤrlichen Trieb nicht nur zum inventiren geſchickt iſt, ſondern auch mit leichter Muͤhe alle Kuͤnſte und Wiſſenſchafften geſchwinde faſ- ſen kan, ſo daß man von ihm ſagen darff: Was ſeine Augen ſehen auch ſeine Haͤnde koͤnnen; und daß er aus Liebe zur Kunſt keine Muͤhe, Arbeit noch Koſten ſcheuet, weil er Lebens-lang taͤglich was neues zu lernen und zu experimentiren hat. (1.) Werden alſo zu einem geſchickten Mechanico ſo viel Requiſita erfodert, daß der zehen- de Mechanicus ſelbſt noch nicht weiß, was er wiſſen ſoll. Dieſes alles aber wird kuͤnfftig in einem beſondern Tractat, unter dem Tittel: Der zu Aufnahme des Lan- des hoͤchſt unentbehrliche Mechanicus, weitlaͤufftig ausgefuͤhret werden. (2.) Es wollen etliche einen Unterſcheid zwiſchen einem Mechanico und Machinario machen, ſo daß ein Machinarius ſey, der nur Machinen zu erfinden und anzugeben weiß. Ein Mechanicus aber, der die Machinen und Inſtrumenta ſelbſt machen kan und die Hand-Arbeit wohl verſtehet; alleine es ſind beyde ſo feſte mit einander verbunden, daß ſelten einer etwas ohne das andere ausrichten wird, dahero es auch kommen, daß oͤff- ters groſſe Mathematici mit ihren Inventionibus ungluͤcklich geweſen, weil ſie die Hand-Arbeit nicht verſtanden. Wie denn kuͤrtzlich ein groſſer Mann geſtorben, der nach Be- richt der Gelehrten Zeitungen 24000. Rthlr. auf eine einige Machine von ſeiner Invention angewendet, (ſo doch mit etlichen 100. geſchehen koͤnnen) hat aber dennoch nicht erlebet, daß ſolche waͤre zur Perfection kommen, und dieſes nicht darum, daß etwa ſeine Invention und Angeben nicht waͤre richtig geweſen, nein, ſondern weil er die Hand-Arbeit, und was darzu gehoͤret, nicht verſtanden oder vielmehr ſolches nicht ſelbſt mit eigener Hand ins Werck ſetzen koͤnnen. Und dergleichen geſchiehet noch taͤglich, ſo daß oͤffters die beſten und nuͤtz- lichſten Inventiones ſtecken bleiben, weil der Inventor ſolche nicht ſelbſt ausmachen kan. Denn bißweilen ein gantz geringer Umſtand, den der Arbeiter nicht verſtehet, das gantze Werck unbrauchbar machet, und es alsdenn zur unbilligen Schmach des Invento- ris heißen muß: Es ſey nur Wind geweſen. Das vornehmſte Werck der Mechanic oder eines Mechanici ſind die Machinen. §. 3. Eine Machine oder Ruͤſtzeug iſt ein kuͤnſtliches Werck, dadurch man zu einer vortheilhafften Bewegung gelangen, und entweder mit Erſpahrung der Zeit oder Krafft etwas bewegen kan, ſo ſonſt nicht moͤglich waͤre. Die Machinen ſind entweder einfach oder zuſammen geſetzt. [1] Einfache Machinen ſind die ſo genannten fuͤnff Potentien, als: I. Der Hebel. (Vectis.) II. Seil und Kloben oder Flaſchen-Zug. (Trochlea.) III. Der Haſpel nebſt Rad und Getriebe. (Rota dentata.) IV. Der

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Zitationshilfe: Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/22>, abgerufen am 29.03.2024.