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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

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Verwesung der Holzfaser.
angefüllten ungeheuern faßartigen verschlossenen Gefäßen, deren
Oberfläche mit Sand bedeckt ist, mehrere Jahre liegen läßt,
daß man sie also ähnlich behandelt, wie die Weine in dem
sogenannten Ablagern.

Durch die Poren des Holzes findet ein schwacher Luftwech-
sel statt; die Menge der stickstoffhaltigen Materie im Verhält-
niß zu dem zutretenden Sauerstoff ist so groß, daß dieser
Sauerstoff dadurch gehindert wird, an den Alkohol zu treten;
aber auch das nach diesem Verfahren behandelte Bier hält
sich bei Luftzutritt in kleineren Gefäßen nicht über zwei Mo-
nate lang.


Die Verwesung der Holzfaser.

Die Verwandlung der Holzfaser in die Materien, welche
man Humus und Moder genannt hat, ist durch ihren Einfluß
auf die Vegetation einer der merkwürdigsten Zersetzungsprocesse,
welche in der Natur vor sich gehen.

Von einer andern Seite erscheint die Verwesung nicht min-
der wichtig, insofern sie der große Naturproceß ist, in welchem
die Vegetabilien den Sauerstoff an die Atmosphäre wieder zu-
rückgeben, den sie im lebenden Zustande derselben entzogen
haben.

Wir haben bei der Holzfaser drei in ihren Resultaten ver-
schiedene Zersetzungsweisen in Betrachtung zu ziehen.

Verweſung der Holzfaſer.
angefüllten ungeheuern faßartigen verſchloſſenen Gefäßen, deren
Oberfläche mit Sand bedeckt iſt, mehrere Jahre liegen läßt,
daß man ſie alſo ähnlich behandelt, wie die Weine in dem
ſogenannten Ablagern.

Durch die Poren des Holzes findet ein ſchwacher Luftwech-
ſel ſtatt; die Menge der ſtickſtoffhaltigen Materie im Verhält-
niß zu dem zutretenden Sauerſtoff iſt ſo groß, daß dieſer
Sauerſtoff dadurch gehindert wird, an den Alkohol zu treten;
aber auch das nach dieſem Verfahren behandelte Bier hält
ſich bei Luftzutritt in kleineren Gefäßen nicht über zwei Mo-
nate lang.


Die Verweſung der Holzfaſer.

Die Verwandlung der Holzfaſer in die Materien, welche
man Humus und Moder genannt hat, iſt durch ihren Einfluß
auf die Vegetation einer der merkwürdigſten Zerſetzungsproceſſe,
welche in der Natur vor ſich gehen.

Von einer andern Seite erſcheint die Verweſung nicht min-
der wichtig, inſofern ſie der große Naturproceß iſt, in welchem
die Vegetabilien den Sauerſtoff an die Atmoſphäre wieder zu-
rückgeben, den ſie im lebenden Zuſtande derſelben entzogen
haben.

Wir haben bei der Holzfaſer drei in ihren Reſultaten ver-
ſchiedene Zerſetzungsweiſen in Betrachtung zu ziehen.

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[279/0297] Verweſung der Holzfaſer. angefüllten ungeheuern faßartigen verſchloſſenen Gefäßen, deren Oberfläche mit Sand bedeckt iſt, mehrere Jahre liegen läßt, daß man ſie alſo ähnlich behandelt, wie die Weine in dem ſogenannten Ablagern. Durch die Poren des Holzes findet ein ſchwacher Luftwech- ſel ſtatt; die Menge der ſtickſtoffhaltigen Materie im Verhält- niß zu dem zutretenden Sauerſtoff iſt ſo groß, daß dieſer Sauerſtoff dadurch gehindert wird, an den Alkohol zu treten; aber auch das nach dieſem Verfahren behandelte Bier hält ſich bei Luftzutritt in kleineren Gefäßen nicht über zwei Mo- nate lang. Die Verweſung der Holzfaſer. Die Verwandlung der Holzfaſer in die Materien, welche man Humus und Moder genannt hat, iſt durch ihren Einfluß auf die Vegetation einer der merkwürdigſten Zerſetzungsproceſſe, welche in der Natur vor ſich gehen. Von einer andern Seite erſcheint die Verweſung nicht min- der wichtig, inſofern ſie der große Naturproceß iſt, in welchem die Vegetabilien den Sauerſtoff an die Atmoſphäre wieder zu- rückgeben, den ſie im lebenden Zuſtande derſelben entzogen haben. Wir haben bei der Holzfaſer drei in ihren Reſultaten ver- ſchiedene Zerſetzungsweiſen in Betrachtung zu ziehen.

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/297>, abgerufen am 29.03.2024.