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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

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Anhang.
jenigen, welche seit einiger Zeit die Pflanze ernährte -- wurde
zu Ende des Sommers 1817 in einen neuen Topf gepflanzt;
sobald eine gewisse Anzahl Wurzelfasern sich gebildet hatten,
wurde sie oft begossen, während man, das nämliche Verfahren
befolgend, aufhörte den 2ten Topf zu begießen; die Pflanze
litt nicht im Mindesten. Im Frühling 1818 nahm ich das
durchaus trockne zweite Gefäß hinweg und schüttelte, wie es
bei den ersten Wurzeln geschehen, die daran hängende Erde
wieder los.

Dieser dritte Topf, von welchem nun die Pflanze alle Nah-
rung empfing, war 4 Fuß von dem äußersten Ende des Stie-
les -- und sehr wenig von der Spitze eines der Zweige ent-
fernt. Die ursprünglichen Wurzeln sowohl, als die in dem
zweiten Topf verpflanzten, schwebten in der Luft. Bei einem
dritten Versuche -- den vorhergehenden in allem gleich --
der im Mai 1819 angestellt wurde, nahm die Pflanze ihre
Nahrung von einem einzigen sehr kleinen Gefäße (von nur
2 Zoll im Durchmesser), welches man am äußersten Ende eines
der Zweige unter der Wurzel angebracht hatte.

Endlich im Juli 1819 dachte ich zu versuchen, ob die
Pflanze -- wenn schwebend in der Luft, und ohne, daß einer
ihrer Theile die Erde berühre -- leben könne. Ich nahm den
oben erwähnten kleinen Topf hinweg, ließ die Erde an den
Wurzeln fallen und begnügte mich, zweimal des Tages die
Blätter mit Wasser zu besprengen; nun aber -- obgleich dieser
Versuch seit 8 Monaten dauert -- ist die an einem Spalier
hängende Pflanze eben so üppig, als andere in Erde gezogene
Individuen derselben Art.

Bemerkenswerth ist noch, daß diese Pflanze, welche,
nach der gewöhnlichen Weise behandelt, selten Früchte trägt,
an dem Spalier aufgezogen, mit solchen beladen war; 2 Fei-

Anhang.
jenigen, welche ſeit einiger Zeit die Pflanze ernährte — wurde
zu Ende des Sommers 1817 in einen neuen Topf gepflanzt;
ſobald eine gewiſſe Anzahl Wurzelfaſern ſich gebildet hatten,
wurde ſie oft begoſſen, während man, das nämliche Verfahren
befolgend, aufhörte den 2ten Topf zu begießen; die Pflanze
litt nicht im Mindeſten. Im Frühling 1818 nahm ich das
durchaus trockne zweite Gefäß hinweg und ſchüttelte, wie es
bei den erſten Wurzeln geſchehen, die daran hängende Erde
wieder los.

Dieſer dritte Topf, von welchem nun die Pflanze alle Nah-
rung empfing, war 4 Fuß von dem äußerſten Ende des Stie-
les — und ſehr wenig von der Spitze eines der Zweige ent-
fernt. Die urſprünglichen Wurzeln ſowohl, als die in dem
zweiten Topf verpflanzten, ſchwebten in der Luft. Bei einem
dritten Verſuche — den vorhergehenden in allem gleich —
der im Mai 1819 angeſtellt wurde, nahm die Pflanze ihre
Nahrung von einem einzigen ſehr kleinen Gefäße (von nur
2 Zoll im Durchmeſſer), welches man am äußerſten Ende eines
der Zweige unter der Wurzel angebracht hatte.

Endlich im Juli 1819 dachte ich zu verſuchen, ob die
Pflanze — wenn ſchwebend in der Luft, und ohne, daß einer
ihrer Theile die Erde berühre — leben könne. Ich nahm den
oben erwähnten kleinen Topf hinweg, ließ die Erde an den
Wurzeln fallen und begnügte mich, zweimal des Tages die
Blätter mit Waſſer zu beſprengen; nun aber — obgleich dieſer
Verſuch ſeit 8 Monaten dauert — iſt die an einem Spalier
hängende Pflanze eben ſo üppig, als andere in Erde gezogene
Individuen derſelben Art.

Bemerkenswerth iſt noch, daß dieſe Pflanze, welche,
nach der gewöhnlichen Weiſe behandelt, ſelten Früchte trägt,
an dem Spalier aufgezogen, mit ſolchen beladen war; 2 Fei-

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[183/0201] Anhang. jenigen, welche ſeit einiger Zeit die Pflanze ernährte — wurde zu Ende des Sommers 1817 in einen neuen Topf gepflanzt; ſobald eine gewiſſe Anzahl Wurzelfaſern ſich gebildet hatten, wurde ſie oft begoſſen, während man, das nämliche Verfahren befolgend, aufhörte den 2ten Topf zu begießen; die Pflanze litt nicht im Mindeſten. Im Frühling 1818 nahm ich das durchaus trockne zweite Gefäß hinweg und ſchüttelte, wie es bei den erſten Wurzeln geſchehen, die daran hängende Erde wieder los. Dieſer dritte Topf, von welchem nun die Pflanze alle Nah- rung empfing, war 4 Fuß von dem äußerſten Ende des Stie- les — und ſehr wenig von der Spitze eines der Zweige ent- fernt. Die urſprünglichen Wurzeln ſowohl, als die in dem zweiten Topf verpflanzten, ſchwebten in der Luft. Bei einem dritten Verſuche — den vorhergehenden in allem gleich — der im Mai 1819 angeſtellt wurde, nahm die Pflanze ihre Nahrung von einem einzigen ſehr kleinen Gefäße (von nur 2 Zoll im Durchmeſſer), welches man am äußerſten Ende eines der Zweige unter der Wurzel angebracht hatte. Endlich im Juli 1819 dachte ich zu verſuchen, ob die Pflanze — wenn ſchwebend in der Luft, und ohne, daß einer ihrer Theile die Erde berühre — leben könne. Ich nahm den oben erwähnten kleinen Topf hinweg, ließ die Erde an den Wurzeln fallen und begnügte mich, zweimal des Tages die Blätter mit Waſſer zu beſprengen; nun aber — obgleich dieſer Verſuch ſeit 8 Monaten dauert — iſt die an einem Spalier hängende Pflanze eben ſo üppig, als andere in Erde gezogene Individuen derſelben Art. Bemerkenswerth iſt noch, daß dieſe Pflanze, welche, nach der gewöhnlichen Weiſe behandelt, ſelten Früchte trägt, an dem Spalier aufgezogen, mit ſolchen beladen war; 2 Fei-

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/201>, abgerufen am 19.04.2024.