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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

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Ueber Ernährung der Pflanzen
vom
Forst-Rathe Dr. Th. Hartig.

Wenn heute eine Sandschelle, deren Boden kaum erkenn-
bare Spuren von Humus enthält, mit Kiefern angesäet und
sorgfältig bewirthschaftet wird, so liefert nach einer Reihe von
Jahren der aus der Saat hervorgegangene Holzbestand nicht
allein eine beträchtliche Kohlenstoffmasse in der Holzernte, son-
dern auch die Fruchtbarkeit des Bodens zeigt sich durch einen
erhöhten Humusgehalt gesteigert. Wo kann diese Kohlenstoff-
masse herstammen, wenn nicht aus der Luft.

Kann in diesem Falle ein Holzbestand auf schlechtem
Boden
seinen und seines Bodens Kohlenstoff aus der Luft
beziehen, so wird er diese Fähigkeit auf einem in seinen anor-
ganischen Bestandtheilen besseren Boden in nicht geringerem
Grade besitzen.

Wenn es eine nicht in Abrede zu stellende Thatsache ist,
daß der jährliche Laubabfall geschlossener Waldbestände hinreicht,
auf fruchtbarem Boden mehr als hinreichend ist, denselben in
seinem Humusgehalte zu erhalten, so ist es mathematisch ge-
wiß, daß die gesammte Holz-Production der Wälder ihrer
Masse nach aus der Atmosphäre stamme.

Eben so bestimmt erkennen wir in unsern Wäldern, daß

Ueber Ernährung der Pflanzen
vom
Forſt-Rathe Dr. Th. Hartig.

Wenn heute eine Sandſchelle, deren Boden kaum erkenn-
bare Spuren von Humus enthält, mit Kiefern angeſäet und
ſorgfältig bewirthſchaftet wird, ſo liefert nach einer Reihe von
Jahren der aus der Saat hervorgegangene Holzbeſtand nicht
allein eine beträchtliche Kohlenſtoffmaſſe in der Holzernte, ſon-
dern auch die Fruchtbarkeit des Bodens zeigt ſich durch einen
erhöhten Humusgehalt geſteigert. Wo kann dieſe Kohlenſtoff-
maſſe herſtammen, wenn nicht aus der Luft.

Kann in dieſem Falle ein Holzbeſtand auf ſchlechtem
Boden
ſeinen und ſeines Bodens Kohlenſtoff aus der Luft
beziehen, ſo wird er dieſe Fähigkeit auf einem in ſeinen anor-
ganiſchen Beſtandtheilen beſſeren Boden in nicht geringerem
Grade beſitzen.

Wenn es eine nicht in Abrede zu ſtellende Thatſache iſt,
daß der jährliche Laubabfall geſchloſſener Waldbeſtände hinreicht,
auf fruchtbarem Boden mehr als hinreichend iſt, denſelben in
ſeinem Humusgehalte zu erhalten, ſo iſt es mathematiſch ge-
wiß, daß die geſammte Holz-Production der Wälder ihrer
Maſſe nach aus der Atmoſphäre ſtamme.

Eben ſo beſtimmt erkennen wir in unſern Wäldern, daß

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[[190]/0208] Ueber Ernährung der Pflanzen vom Forſt-Rathe Dr. Th. Hartig. Wenn heute eine Sandſchelle, deren Boden kaum erkenn- bare Spuren von Humus enthält, mit Kiefern angeſäet und ſorgfältig bewirthſchaftet wird, ſo liefert nach einer Reihe von Jahren der aus der Saat hervorgegangene Holzbeſtand nicht allein eine beträchtliche Kohlenſtoffmaſſe in der Holzernte, ſon- dern auch die Fruchtbarkeit des Bodens zeigt ſich durch einen erhöhten Humusgehalt geſteigert. Wo kann dieſe Kohlenſtoff- maſſe herſtammen, wenn nicht aus der Luft. Kann in dieſem Falle ein Holzbeſtand auf ſchlechtem Boden ſeinen und ſeines Bodens Kohlenſtoff aus der Luft beziehen, ſo wird er dieſe Fähigkeit auf einem in ſeinen anor- ganiſchen Beſtandtheilen beſſeren Boden in nicht geringerem Grade beſitzen. Wenn es eine nicht in Abrede zu ſtellende Thatſache iſt, daß der jährliche Laubabfall geſchloſſener Waldbeſtände hinreicht, auf fruchtbarem Boden mehr als hinreichend iſt, denſelben in ſeinem Humusgehalte zu erhalten, ſo iſt es mathematiſch ge- wiß, daß die geſammte Holz-Production der Wälder ihrer Maſſe nach aus der Atmoſphäre ſtamme. Eben ſo beſtimmt erkennen wir in unſern Wäldern, daß

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. [190]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/208>, abgerufen am 28.03.2024.