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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842.

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Respiration und Ernährung.
Säure lös't, durch alle diese verschiedenen Ursachen der Bewe-
gung läßt sich einerlei Effekt hervorbringen. In dem thierischen
Körper erkennen wir aber als die letzte Ursache aller Kraft-
erzeugung nur eine, und diese ist die Wechselwirkung, welche
die Bestandtheile der Speisen und der Sauerstoff der Luft
auf einander ausüben. Die einzige bekannte und letzte Ur-
sache der Lebensthätigkeit im Thier sowohl, wie in der
Pflanze ist ein chemischer Proceß; schließen wir ihn aus, so
stellen sich die Lebensäußerungen nicht ein, oder sie hören
auf, wahrnehmbar zu sein; hindern wir die chemische Action,
so nehmen die Lebenserscheinungen andere Formen an.

Nach den Versuchen von Despretz entwickelt 1 Loth
Kohlenstoff bei seiner Verbrennung so viel Wärme, daß da-
mit 105 Loth Wasser von 0° auf 75° erwärmt werden können, im
Ganzen also 105mal 75° = 7875° Wärme. Die 27,8 Loth
Kohlenstoff, welche sich in dem Körper eines Soldaten in
Kohlensäure verwandeln, entwickeln mithin 27,8mal 7875°
Wärme = 218825° Wärme. Mit dieser Wärmemenge kann
man 1 Loth Wasser auf diese Temperatur erheben oder 68
Pfd. Wasser zum Sieden oder 185 Pfd. auf 37° erhitzen,
oder 12 Pfd. Wasser bei 37° in Dampf verwandeln.

Wenn wir nun annehmen, daß die Ausdünstung durch
Haut und Lunge in 24 Stunden 48 Unzen (3 Pfd.) betrage,
so bleiben, die hierzu nöthige Wärmemenge abgezogen, 162093
Grad Wärme, welche durch Strahlung, durch Erwärmung
der ausgeathmeten Luft, durch Faeces und Urin aus dem
Körper treten.


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Reſpiration und Ernährung.
Säure löſ’t, durch alle dieſe verſchiedenen Urſachen der Bewe-
gung läßt ſich einerlei Effekt hervorbringen. In dem thieriſchen
Körper erkennen wir aber als die letzte Urſache aller Kraft-
erzeugung nur eine, und dieſe iſt die Wechſelwirkung, welche
die Beſtandtheile der Speiſen und der Sauerſtoff der Luft
auf einander ausüben. Die einzige bekannte und letzte Ur-
ſache der Lebensthätigkeit im Thier ſowohl, wie in der
Pflanze iſt ein chemiſcher Proceß; ſchließen wir ihn aus, ſo
ſtellen ſich die Lebensäußerungen nicht ein, oder ſie hören
auf, wahrnehmbar zu ſein; hindern wir die chemiſche Action,
ſo nehmen die Lebenserſcheinungen andere Formen an.

Nach den Verſuchen von Despretz entwickelt 1 Loth
Kohlenſtoff bei ſeiner Verbrennung ſo viel Wärme, daß da-
mit 105 Loth Waſſer von 0° auf 75° erwärmt werden können, im
Ganzen alſo 105mal 75° = 7875° Wärme. Die 27,8 Loth
Kohlenſtoff, welche ſich in dem Körper eines Soldaten in
Kohlenſäure verwandeln, entwickeln mithin 27,8mal 7875°
Wärme = 218825° Wärme. Mit dieſer Wärmemenge kann
man 1 Loth Waſſer auf dieſe Temperatur erheben oder 68
Pfd. Waſſer zum Sieden oder 185 Pfd. auf 37° erhitzen,
oder 12 Pfd. Waſſer bei 37° in Dampf verwandeln.

Wenn wir nun annehmen, daß die Ausdünſtung durch
Haut und Lunge in 24 Stunden 48 Unzen (3 Pfd.) betrage,
ſo bleiben, die hierzu nöthige Wärmemenge abgezogen, 162093
Grad Wärme, welche durch Strahlung, durch Erwärmung
der ausgeathmeten Luft, durch Faeces und Urin aus dem
Körper treten.


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[35/0059] Reſpiration und Ernährung. Säure löſ’t, durch alle dieſe verſchiedenen Urſachen der Bewe- gung läßt ſich einerlei Effekt hervorbringen. In dem thieriſchen Körper erkennen wir aber als die letzte Urſache aller Kraft- erzeugung nur eine, und dieſe iſt die Wechſelwirkung, welche die Beſtandtheile der Speiſen und der Sauerſtoff der Luft auf einander ausüben. Die einzige bekannte und letzte Ur- ſache der Lebensthätigkeit im Thier ſowohl, wie in der Pflanze iſt ein chemiſcher Proceß; ſchließen wir ihn aus, ſo ſtellen ſich die Lebensäußerungen nicht ein, oder ſie hören auf, wahrnehmbar zu ſein; hindern wir die chemiſche Action, ſo nehmen die Lebenserſcheinungen andere Formen an. Nach den Verſuchen von Despretz entwickelt 1 Loth Kohlenſtoff bei ſeiner Verbrennung ſo viel Wärme, daß da- mit 105 Loth Waſſer von 0° auf 75° erwärmt werden können, im Ganzen alſo 105mal 75° = 7875° Wärme. Die 27,8 Loth Kohlenſtoff, welche ſich in dem Körper eines Soldaten in Kohlenſäure verwandeln, entwickeln mithin 27,8mal 7875° Wärme = 218825° Wärme. Mit dieſer Wärmemenge kann man 1 Loth Waſſer auf dieſe Temperatur erheben oder 68[FORMEL] Pfd. Waſſer zum Sieden oder 185 Pfd. auf 37° erhitzen, oder 12 Pfd. Waſſer bei 37° in Dampf verwandeln. Wenn wir nun annehmen, daß die Ausdünſtung durch Haut und Lunge in 24 Stunden 48 Unzen (3 Pfd.) betrage, ſo bleiben, die hierzu nöthige Wärmemenge abgezogen, 162093 Grad Wärme, welche durch Strahlung, durch Erwärmung der ausgeathmeten Luft, durch Faeces und Urin aus dem Körper treten. 3*

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/59>, abgerufen am 25.04.2024.