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Liszt, Franz von: Das Völkerrecht. Berlin, 1898.

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§ 11. Das Staatsvolk.

Neumann, R. J. XI 13.

Rivier, R. J. XI 144.

Martens-Bergbohm I 362.

Lingg, L. A. V 480.

Jellinek, Staatenverbindungen 113.

2. Die Besetzung von Cypern durch England. In dem eng-
lisch-türkischen Bündnisvertrag vom 4. Juni 1878 tritt die Türkei
Cypern an Grossbritannien mit der Bedingung ab, dass die Ab-
tretung aufhören soll, sobald Russland die Erwerbung von Kars
rückgängig machen wird.

Dagegen ist die Besetzung Egyptens durch England (1882)
ohne jeden Rechtstitel erfolgt, und weder von der Türkei, noch
von den übrigen Mächten jemals anerkannt worden.

3. Hierher gehört endlich auch die pachtweise Überlassung
von Gebieten, wenn sie auf längere Zeit und unter Übertragung
der Hoheitsrechte erfolgt.
Vgl. den Vertrag zwischen England
und dem Kongostaat vom 12. Mai 1894 und ganz besonders die
chinesischen Verträge von 1898 mit Deutschland über die Ab-
tretung der Bucht von Kiau-Tschau (6. März 1898) und mit Russ-
land über die Abtretung von Port Arthur und Talienwan nebst
Hinterland.

III.
§ 11. Das Staatsvolk.

v. Martitz, Das Recht der Staatsangehörigkeit im internationalen Ver-
kehr. 1875.

Stoerk, R. G. II 273.

Derselbe, H. H. II 585.

Cahn, Das Reichsgesetz vom 1. Juni 1870. 2. Aufl. 1896.

Cogordan, De la nationalite au point de vue des rapports internationaux.
2. Aufl. 1890.

I.

Die Staatsangehörigen sind nicht Subjekte des Völkerrechts,
geniessen aber zufolge ihrer Zugehörigkeit zu einem Staat der völker-
rechtlichen Gemeinschaft die durch das Völkerrecht gewährleisteten
Rechte (völkerrechtliches "Indigenat").

II.

Erwerb und Verlust der Staatsangehörigkeit wird durch die
nationale Gesetzgebung jedes Staates bestimmt.

Vgl. das deutsche Reichsgesetz vom 1. Juni 1870.


§ 11. Das Staatsvolk.

Neumann, R. J. XI 13.

Rivier, R. J. XI 144.

Martens-Bergbohm I 362.

Lingg, L. A. V 480.

Jellinek, Staatenverbindungen 113.

2. Die Besetzung von Cypern durch England. In dem eng-
lisch-türkischen Bündnisvertrag vom 4. Juni 1878 tritt die Türkei
Cypern an Groſsbritannien mit der Bedingung ab, daſs die Ab-
tretung aufhören soll, sobald Ruſsland die Erwerbung von Kars
rückgängig machen wird.

Dagegen ist die Besetzung Egyptens durch England (1882)
ohne jeden Rechtstitel erfolgt, und weder von der Türkei, noch
von den übrigen Mächten jemals anerkannt worden.

3. Hierher gehört endlich auch die pachtweise Überlassung
von Gebieten, wenn sie auf längere Zeit und unter Übertragung
der Hoheitsrechte erfolgt.
Vgl. den Vertrag zwischen England
und dem Kongostaat vom 12. Mai 1894 und ganz besonders die
chinesischen Verträge von 1898 mit Deutschland über die Ab-
tretung der Bucht von Kiau-Tschau (6. März 1898) und mit Ruſs-
land über die Abtretung von Port Arthur und Talienwan nebst
Hinterland.

III.
§ 11. Das Staatsvolk.

v. Martitz, Das Recht der Staatsangehörigkeit im internationalen Ver-
kehr. 1875.

Stoerk, R. G. II 273.

Derselbe, H. H. II 585.

Cahn, Das Reichsgesetz vom 1. Juni 1870. 2. Aufl. 1896.

Cogordan, De la nationalité au point de vue des rapports internationaux.
2. Aufl. 1890.

I.

Die Staatsangehörigen sind nicht Subjekte des Völkerrechts,
genieſsen aber zufolge ihrer Zugehörigkeit zu einem Staat der völker-
rechtlichen Gemeinschaft die durch das Völkerrecht gewährleisteten
Rechte (völkerrechtliches „Indigenat“).

II.

Erwerb und Verlust der Staatsangehörigkeit wird durch die
nationale Gesetzgebung jedes Staates bestimmt.

Vgl. das deutsche Reichsgesetz vom 1. Juni 1870.


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[61/0083] § 11. Das Staatsvolk. Neumann, R. J. XI 13. Rivier, R. J. XI 144. Martens-Bergbohm I 362. Lingg, L. A. V 480. Jellinek, Staatenverbindungen 113. 2. Die Besetzung von Cypern durch England. In dem eng- lisch-türkischen Bündnisvertrag vom 4. Juni 1878 tritt die Türkei Cypern an Groſsbritannien mit der Bedingung ab, daſs die Ab- tretung aufhören soll, sobald Ruſsland die Erwerbung von Kars rückgängig machen wird. Dagegen ist die Besetzung Egyptens durch England (1882) ohne jeden Rechtstitel erfolgt, und weder von der Türkei, noch von den übrigen Mächten jemals anerkannt worden. 3. Hierher gehört endlich auch die pachtweise Überlassung von Gebieten, wenn sie auf längere Zeit und unter Übertragung der Hoheitsrechte erfolgt. Vgl. den Vertrag zwischen England und dem Kongostaat vom 12. Mai 1894 und ganz besonders die chinesischen Verträge von 1898 mit Deutschland über die Ab- tretung der Bucht von Kiau-Tschau (6. März 1898) und mit Ruſs- land über die Abtretung von Port Arthur und Talienwan nebst Hinterland. III. § 11. Das Staatsvolk. v. Martitz, Das Recht der Staatsangehörigkeit im internationalen Ver- kehr. 1875. Stoerk, R. G. II 273. Derselbe, H. H. II 585. Cahn, Das Reichsgesetz vom 1. Juni 1870. 2. Aufl. 1896. Cogordan, De la nationalité au point de vue des rapports internationaux. 2. Aufl. 1890. I. Die Staatsangehörigen sind nicht Subjekte des Völkerrechts, genieſsen aber zufolge ihrer Zugehörigkeit zu einem Staat der völker- rechtlichen Gemeinschaft die durch das Völkerrecht gewährleisteten Rechte (völkerrechtliches „Indigenat“). II. Erwerb und Verlust der Staatsangehörigkeit wird durch die nationale Gesetzgebung jedes Staates bestimmt. Vgl. das deutsche Reichsgesetz vom 1. Juni 1870.

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Zitationshilfe: Liszt, Franz von: Das Völkerrecht. Berlin, 1898, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liszt_voelkerrecht_1898/83>, abgerufen am 25.04.2024.