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Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870.

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Haus zeigt, daß die Bevölkerung sich mehr gehoben und ausgedehnt hat, so stehen doch im ganzen Ort hin und her noch arme Hütten genug, die ein dunkles Licht auf die Vergangenheit werfen. Der Ort hat kein Vermögen zu bauen, aber wenn er es auch gehabt hätte, so hätte er kein Baumaterial gehabt. Jetzt aber hat das Diaconissenhaus die Einwohnerschaft dadurch bauen gelehrt, daß auf seinen Betrieb dahier die Feldziegelei aufgekommen ist und nicht blos Zimmermeister und Bauunternehmer, sondern bald auch jeder Bauer wißen wird, wie er sich zu gutem und trocknen Baumaterial verhelfen kann. Man braucht keinen Lehmkuhl und überhaupt keinen auswärtigen Meister mehr. Die Einwohnerschaft hat selbst gelernt, Ziegel zu streichen, Brandhaufen zusammenzusetzen und sich und andern zu helfen. Das hat sie vom Diaconissenhause gelernt, das schon bei dem Bau seines Mutterhauses seine Armuth an Baumaterial erkannt und geneigt wurde, Herrn Lehmkuhl zu rufen, von dem und seinen Leuten zwar bei uns nichts hängen geblieben ist, aber der uns dennoch gelehrt hat, wie man sich auch in unsrer Gegend zu wohlfeilerem Baumaterial verhelfen könne. Welch einen Haß der Bevölkerung hat lange Zeit das Diaconissenhaus tragen müssen? Wie nützlich aber dies einzige Haus der ganzen Gegend geworden ist, kann aus mehr als einem Beispiel gezeigt werden. Diese summende und wühlende Schaar von Diaconissen hat doch Industrie und Thätigkeit unter die indolente Menge gebracht und thut es vielleicht auch noch künftig.

§. 5.
Blödenanstalt.

Auch das lag in der göttlichen Vorsehung, daß die hiesige Diaconissenanstalt zugleich mit dem Gedanken an eine

Haus zeigt, daß die Bevölkerung sich mehr gehoben und ausgedehnt hat, so stehen doch im ganzen Ort hin und her noch arme Hütten genug, die ein dunkles Licht auf die Vergangenheit werfen. Der Ort hat kein Vermögen zu bauen, aber wenn er es auch gehabt hätte, so hätte er kein Baumaterial gehabt. Jetzt aber hat das Diaconissenhaus die Einwohnerschaft dadurch bauen gelehrt, daß auf seinen Betrieb dahier die Feldziegelei aufgekommen ist und nicht blos Zimmermeister und Bauunternehmer, sondern bald auch jeder Bauer wißen wird, wie er sich zu gutem und trocknen Baumaterial verhelfen kann. Man braucht keinen Lehmkuhl und überhaupt keinen auswärtigen Meister mehr. Die Einwohnerschaft hat selbst gelernt, Ziegel zu streichen, Brandhaufen zusammenzusetzen und sich und andern zu helfen. Das hat sie vom Diaconissenhause gelernt, das schon bei dem Bau seines Mutterhauses seine Armuth an Baumaterial erkannt und geneigt wurde, Herrn Lehmkuhl zu rufen, von dem und seinen Leuten zwar bei uns nichts hängen geblieben ist, aber der uns dennoch gelehrt hat, wie man sich auch in unsrer Gegend zu wohlfeilerem Baumaterial verhelfen könne. Welch einen Haß der Bevölkerung hat lange Zeit das Diaconissenhaus tragen müssen? Wie nützlich aber dies einzige Haus der ganzen Gegend geworden ist, kann aus mehr als einem Beispiel gezeigt werden. Diese summende und wühlende Schaar von Diaconissen hat doch Industrie und Thätigkeit unter die indolente Menge gebracht und thut es vielleicht auch noch künftig.

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Blödenanstalt.

Auch das lag in der göttlichen Vorsehung, daß die hiesige Diaconissenanstalt zugleich mit dem Gedanken an eine

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[94/0094] Haus zeigt, daß die Bevölkerung sich mehr gehoben und ausgedehnt hat, so stehen doch im ganzen Ort hin und her noch arme Hütten genug, die ein dunkles Licht auf die Vergangenheit werfen. Der Ort hat kein Vermögen zu bauen, aber wenn er es auch gehabt hätte, so hätte er kein Baumaterial gehabt. Jetzt aber hat das Diaconissenhaus die Einwohnerschaft dadurch bauen gelehrt, daß auf seinen Betrieb dahier die Feldziegelei aufgekommen ist und nicht blos Zimmermeister und Bauunternehmer, sondern bald auch jeder Bauer wißen wird, wie er sich zu gutem und trocknen Baumaterial verhelfen kann. Man braucht keinen Lehmkuhl und überhaupt keinen auswärtigen Meister mehr. Die Einwohnerschaft hat selbst gelernt, Ziegel zu streichen, Brandhaufen zusammenzusetzen und sich und andern zu helfen. Das hat sie vom Diaconissenhause gelernt, das schon bei dem Bau seines Mutterhauses seine Armuth an Baumaterial erkannt und geneigt wurde, Herrn Lehmkuhl zu rufen, von dem und seinen Leuten zwar bei uns nichts hängen geblieben ist, aber der uns dennoch gelehrt hat, wie man sich auch in unsrer Gegend zu wohlfeilerem Baumaterial verhelfen könne. Welch einen Haß der Bevölkerung hat lange Zeit das Diaconissenhaus tragen müssen? Wie nützlich aber dies einzige Haus der ganzen Gegend geworden ist, kann aus mehr als einem Beispiel gezeigt werden. Diese summende und wühlende Schaar von Diaconissen hat doch Industrie und Thätigkeit unter die indolente Menge gebracht und thut es vielleicht auch noch künftig. §. 5. Blödenanstalt. Auch das lag in der göttlichen Vorsehung, daß die hiesige Diaconissenanstalt zugleich mit dem Gedanken an eine

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Zitationshilfe: Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_neuendettelsau_1870/94>, abgerufen am 28.03.2024.