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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Römisches
von ihren Gemahl geschieden. Der Hoffschmaruzer Adven-
tius
erbote sich dabey/ zu beweisen/ daß König Lotharius von
seinen Herrn Vater die Thietburg zu heyrathen wäre gezwun-
gen worden/ und ehe solches geschehen/ sey er mit Waldraden
schon getrauet gewesen/ wie er denn auch in der That mit ihr von
Acta Concil.
Aquens. T.
VIII. Cone.
ed. Paris.
Jugend auff gar genau umbgangen. Worauff A. 864. in der
Aachischen Zusammenkunfft der Bischöffe/ da Lotharius vor-
gab/ sein Fleisch und Blut ließ es nicht zu/ ausser dem Ehestand zu
leben/ ihm von denen Bischöffen zugelassen wurde/ die Waldrade
zu heyrathen. Die Brüder der verstossenen Königin klagten
Tom. III. Ep.
Pontif. Epist.
Nicol.
1. 7.
hierauff bey dem Pabst Nicolao, ingleichen bey Käyser Ludwi-
gen und König Carlen in West-Franckreich/ als dessen näch-
sten Anverwandten. Diese nachdem sie sich im Convent zu
Savonieres bey Tull hierüber vereiniget hatten/ hielten gleich-
fals darumb an/ daß der Pabst dieser Ehesache ein schiedliches
Ende machen möchte/ ja Lotharius stellte sich endlich selbst an/
als sey er hiermit gar friedlich.

III.

Und hierauff sendete der Pabst Haganum und Rodo-
ald/ Bischoffen von Porto, als Eherichter mit völliger Gewalt in
das Lotharische Reich. Unter diesen war der letzte schon zuvor
in Verdacht/ daß er in der Photianischen Streit-Sache zu Con-
stantinopel sich als des Pabsts Abgeordneter von Photio durch
Geschencke und Schmeicheln habe verblenden lassen/ wie er denn
würcklich wieder seines Principals Ordre gehandelt hatte.
Diesen verordneten Eherichtern wuste Lotharius mit Geschen-
Regino ad
h a.
cken und Liebkosungen so zu begegnen/ daß sie A. 864. zu Metz ein
Concilium ausschrieben/ zu welchen die Bischöffe von Straß-
burg/ Tongern/ Metz/ Tull/ Verdun/ und andre/ so in die Ehe-
scheidung schon zuvor bewilliget hatten/ beruffen wurden/ ja so gar
die Günstlinge Lotharii, die Ertzbischöff von Trier und Cölln mu-
sten da praesidiren. Demnach gerieth es dahin/ daß Lotharii
Verfahren gebilliget/ und die Ehescheidung bekräfftiget wurde.
Frisingensis
Lib. VI. c.
3.
Die Päbstlichen Abgesandten wolten hierbey den Kopff aus der
Schlingen ziehen/ und berichteten nach Rom/ sie hätten in dem

gan-

Roͤmiſches
von ihren Gemahl geſchieden. Der Hoffſchmaruzer Adven-
tius
erbote ſich dabey/ zu beweiſen/ daß Koͤnig Lotharius von
ſeinen Herrn Vater die Thietburg zu heyrathen waͤre gezwun-
gen worden/ und ehe ſolches geſchehen/ ſey er mit Waldraden
ſchon getrauet geweſen/ wie er denn auch in der That mit ihr von
Acta Concil.
Aquenſ. T.
VIII. Cone.
ed. Pariſ.
Jugend auff gar genau umbgangen. Worauff A. 864. in der
Aachiſchen Zuſammenkunfft der Biſchoͤffe/ da Lotharius vor-
gab/ ſein Fleiſch und Blut ließ es nicht zu/ auſſer dem Eheſtand zu
leben/ ihm von denen Biſchoͤffen zugelaſſen wurde/ die Waldrade
zu heyrathen. Die Bruͤder der verſtoſſenen Koͤnigin klagten
Tom. III. Ep.
Pontif. Epiſt.
Nicol.
1. 7.
hierauff bey dem Pabſt Nicolao, ingleichen bey Kaͤyſer Ludwi-
gen und Koͤnig Carlen in Weſt-Franckreich/ als deſſen naͤch-
ſten Anverwandten. Dieſe nachdem ſie ſich im Convent zu
Savonieres bey Tull hieruͤber vereiniget hatten/ hielten gleich-
fals darumb an/ daß der Pabſt dieſer Eheſache ein ſchiedliches
Ende machen moͤchte/ ja Lotharius ſtellte ſich endlich ſelbſt an/
als ſey er hiermit gar friedlich.

III.

Und hierauff ſendete der Pabſt Haganum und Rodo-
ald/ Biſchoffen von Porto, als Eherichter mit voͤlliger Gewalt in
das Lothariſche Reich. Unter dieſen war der letzte ſchon zuvor
in Verdacht/ daß er in der Photianiſchen Streit-Sache zu Con-
ſtantinopel ſich als des Pabſts Abgeordneter von Photio durch
Geſchencke und Schmeicheln habe verblenden laſſen/ wie er denn
wuͤrcklich wieder ſeines Principals Ordre gehandelt hatte.
Dieſen verordneten Eherichtern wuſte Lotharius mit Geſchen-
Regino ad
h a.
cken und Liebkoſungen ſo zu begegnen/ daß ſie A. 864. zu Metz ein
Concilium ausſchrieben/ zu welchen die Biſchoͤffe von Straß-
burg/ Tongern/ Metz/ Tull/ Verdun/ und andre/ ſo in die Ehe-
ſcheidung ſchon zuvor bewilliget hatten/ beruffen wurden/ ja ſo gar
die Guͤnſtlinge Lotharii, die Ertzbiſchoͤff von Trier und Coͤlln mu-
ſten da præſidiren. Demnach gerieth es dahin/ daß Lotharii
Verfahren gebilliget/ und die Eheſcheidung bekraͤfftiget wurde.
Friſingenſis
Lib. VI. c.
3.
Die Paͤbſtlichen Abgeſandten wolten hierbey den Kopff aus der
Schlingen ziehen/ und berichteten nach Rom/ ſie haͤtten in dem

gan-
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[4/0014] Roͤmiſches von ihren Gemahl geſchieden. Der Hoffſchmaruzer Adven- tius erbote ſich dabey/ zu beweiſen/ daß Koͤnig Lotharius von ſeinen Herrn Vater die Thietburg zu heyrathen waͤre gezwun- gen worden/ und ehe ſolches geſchehen/ ſey er mit Waldraden ſchon getrauet geweſen/ wie er denn auch in der That mit ihr von Jugend auff gar genau umbgangen. Worauff A. 864. in der Aachiſchen Zuſammenkunfft der Biſchoͤffe/ da Lotharius vor- gab/ ſein Fleiſch und Blut ließ es nicht zu/ auſſer dem Eheſtand zu leben/ ihm von denen Biſchoͤffen zugelaſſen wurde/ die Waldrade zu heyrathen. Die Bruͤder der verſtoſſenen Koͤnigin klagten hierauff bey dem Pabſt Nicolao, ingleichen bey Kaͤyſer Ludwi- gen und Koͤnig Carlen in Weſt-Franckreich/ als deſſen naͤch- ſten Anverwandten. Dieſe nachdem ſie ſich im Convent zu Savonieres bey Tull hieruͤber vereiniget hatten/ hielten gleich- fals darumb an/ daß der Pabſt dieſer Eheſache ein ſchiedliches Ende machen moͤchte/ ja Lotharius ſtellte ſich endlich ſelbſt an/ als ſey er hiermit gar friedlich. Acta Concil. Aquenſ. T. VIII. Cone. ed. Pariſ. Tom. III. Ep. Pontif. Epiſt. Nicol. 1. 7. III. Und hierauff ſendete der Pabſt Haganum und Rodo- ald/ Biſchoffen von Porto, als Eherichter mit voͤlliger Gewalt in das Lothariſche Reich. Unter dieſen war der letzte ſchon zuvor in Verdacht/ daß er in der Photianiſchen Streit-Sache zu Con- ſtantinopel ſich als des Pabſts Abgeordneter von Photio durch Geſchencke und Schmeicheln habe verblenden laſſen/ wie er denn wuͤrcklich wieder ſeines Principals Ordre gehandelt hatte. Dieſen verordneten Eherichtern wuſte Lotharius mit Geſchen- cken und Liebkoſungen ſo zu begegnen/ daß ſie A. 864. zu Metz ein Concilium ausſchrieben/ zu welchen die Biſchoͤffe von Straß- burg/ Tongern/ Metz/ Tull/ Verdun/ und andre/ ſo in die Ehe- ſcheidung ſchon zuvor bewilliget hatten/ beruffen wurden/ ja ſo gar die Guͤnſtlinge Lotharii, die Ertzbiſchoͤff von Trier und Coͤlln mu- ſten da præſidiren. Demnach gerieth es dahin/ daß Lotharii Verfahren gebilliget/ und die Eheſcheidung bekraͤfftiget wurde. Die Paͤbſtlichen Abgeſandten wolten hierbey den Kopff aus der Schlingen ziehen/ und berichteten nach Rom/ ſie haͤtten in dem gan- Regino ad h a. Friſingenſis Lib. VI. c. 3.

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/14>, abgerufen am 16.04.2024.