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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Histor. medii aevi.

Philippus Mornaeus lebte als ein grosser von Adel unter de-
nen Reformirten in Franckreich zum Anfang des siebzehenden
Seculi. Sein Mysterium iniquitatis, oder Historie der Rö-
mischen Päbste/ ist wegen der guten Ausführung gar offt allhier
genutzet worden.

Ludov. Maimbourg, der Frantzösische Jesuit/ welcher zu un-
srer Zeit verstorben/ hat sonderlich in dem Stück/ das die Histo-
riam mediam
der Römischen Päbste betrifft/ viel gethan/ wie
seine Historia Pontificatus Leonis M. und des Schismatis Orien-
talis
und Occidentalis insonderheit zeigen. Die mittelste ist
aus der Parisischen edition von 1682. denen Blättern nach citi-
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et worden. Er hat ja von den Päbstischen Intriguen so frey
geschrieben/ daß er auch auff Befehl des Päbstlichen Hoffes deß-
wegen aus dem Jesuiter-Orden gestossen/ hingegen alsbald zum
Königlichen Rath angenommen worden.

43.

Endlich muß von dem genio, oder der besondern Art
der Seribenten des
medii aevi zu ihrer bessern Käntniß aus ei-
gner Observation etwas angefüget werden. Zuförderst ist
ihre gantze Schreibart elend/ von schlechten judicio und gar kei-
ner Nettigkeit. Die meisten/ ja fast alle/ waren Bischöffe/
Canonici und Münche/ so auff Mönchische Art erzogen waren.
Das judicium ward bey denen damahligen finstern Zeiten nicht
excoliret/ sondern täglich mehr niedergeschlagen/ sonst würde
das Antichristische Reich so hoch nicht gestiegen seyn. Ein Bar-
barisches Volck nach dem andern mischte sich unter diejenigen/
so noch etwas civilisiret waren/ daher endlich alles verderben
muste. Jnsonderheit wurde es sehr dunckel im sechsten/ zehen-
den und dreyzehenden Seculo, hingegen etwas lichter zu Caroli
M. Friderici Barbarossae
Zeiten/ uud im vierzehenden Seculo,
da die alte Barbarische Art sich zu verliehren anfing. Mir sind
jederzeit Regino, Wittichindus und Sigebertus, als hätten sie
das reineste judicium unter ihnen/ vorkommen; hingegen hat
mir dasselbe bey Luitprando und Guil. Neubrigensi am schlech-
testen geschienen. Die im stylo die besten seyn wollen/ imitiren

den
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Hiſtor. medii ævi.

Philippus Mornæus lebte als ein groſſer von Adel unter de-
nen Reformirten in Franckreich zum Anfang des ſiebzehenden
Seculi. Sein Myſterium iniquitatis, oder Hiſtorie der Roͤ-
miſchen Paͤbſte/ iſt wegen der guten Ausfuͤhrung gar offt allhier
genutzet worden.

Ludov. Maimbourg, der Frantzoͤſiſche Jeſuit/ welcher zu un-
ſrer Zeit verſtorben/ hat ſonderlich in dem Stuͤck/ das die Hiſto-
riam mediam
der Roͤmiſchen Paͤbſte betrifft/ viel gethan/ wie
ſeine Hiſtoria Pontificatus Leonis M. und des Schiſmatis Orien-
talis
und Occidentalis inſonderheit zeigen. Die mittelſte iſt
aus der Pariſiſchen edition von 1682. denen Blaͤttern nach citi-
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et worden. Er hat ja von den Paͤbſtiſchen Intriguen ſo frey
geſchrieben/ daß er auch auff Befehl des Paͤbſtlichen Hoffes deß-
wegen aus dem Jeſuiter-Orden geſtoſſen/ hingegen alsbald zum
Koͤniglichen Rath angenommen worden.

43.

Endlich muß von dem genio, oder der beſondern Art
der Seribenten des
medii ævi zu ihrer beſſern Kaͤntniß aus ei-
gner Obſervation etwas angefuͤget werden. Zufoͤrderſt iſt
ihre gantze Schreibart elend/ von ſchlechten judicio und gar kei-
ner Nettigkeit. Die meiſten/ ja faſt alle/ waren Biſchoͤffe/
Canonici und Muͤnche/ ſo auff Moͤnchiſche Art erzogen waren.
Das judicium ward bey denen damahligen finſtern Zeiten nicht
excoliret/ ſondern taͤglich mehr niedergeſchlagen/ ſonſt wuͤrde
das Antichriſtiſche Reich ſo hoch nicht geſtiegen ſeyn. Ein Bar-
bariſches Volck nach dem andern miſchte ſich unter diejenigen/
ſo noch etwas civiliſiret waren/ daher endlich alles verderben
muſte. Jnſonderheit wurde es ſehr dunckel im ſechſten/ zehen-
den und dreyzehenden Seculo, hingegen etwas lichter zu Caroli
M. Friderici Barbaroſſæ
Zeiten/ uud im vierzehenden Seculo,
da die alte Barbariſche Art ſich zu verliehren anfing. Mir ſind
jederzeit Regino, Wittichindus und Sigebertus, als haͤtten ſie
das reineſte judicium unter ihnen/ vorkommen; hingegen hat
mir daſſelbe bey Luitprando und Guil. Neubrigenſi am ſchlech-
teſten geſchienen. Die im ſtylo die beſten ſeyn wollen/ imitiren

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[131/0141] Hiſtor. medii ævi. Philippus Mornæus lebte als ein groſſer von Adel unter de- nen Reformirten in Franckreich zum Anfang des ſiebzehenden Seculi. Sein Myſterium iniquitatis, oder Hiſtorie der Roͤ- miſchen Paͤbſte/ iſt wegen der guten Ausfuͤhrung gar offt allhier genutzet worden. Ludov. Maimbourg, der Frantzoͤſiſche Jeſuit/ welcher zu un- ſrer Zeit verſtorben/ hat ſonderlich in dem Stuͤck/ das die Hiſto- riam mediam der Roͤmiſchen Paͤbſte betrifft/ viel gethan/ wie ſeine Hiſtoria Pontificatus Leonis M. und des Schiſmatis Orien- talis und Occidentalis inſonderheit zeigen. Die mittelſte iſt aus der Pariſiſchen edition von 1682. denen Blaͤttern nach citi- ret worden. Er hat ja von den Paͤbſtiſchen Intriguen ſo frey geſchrieben/ daß er auch auff Befehl des Paͤbſtlichen Hoffes deß- wegen aus dem Jeſuiter-Orden geſtoſſen/ hingegen alsbald zum Koͤniglichen Rath angenommen worden. 43. Endlich muß von dem genio, oder der beſondern Art der Seribenten des medii ævi zu ihrer beſſern Kaͤntniß aus ei- gner Obſervation etwas angefuͤget werden. Zufoͤrderſt iſt ihre gantze Schreibart elend/ von ſchlechten judicio und gar kei- ner Nettigkeit. Die meiſten/ ja faſt alle/ waren Biſchoͤffe/ Canonici und Muͤnche/ ſo auff Moͤnchiſche Art erzogen waren. Das judicium ward bey denen damahligen finſtern Zeiten nicht excoliret/ ſondern taͤglich mehr niedergeſchlagen/ ſonſt wuͤrde das Antichriſtiſche Reich ſo hoch nicht geſtiegen ſeyn. Ein Bar- bariſches Volck nach dem andern miſchte ſich unter diejenigen/ ſo noch etwas civiliſiret waren/ daher endlich alles verderben muſte. Jnſonderheit wurde es ſehr dunckel im ſechſten/ zehen- den und dreyzehenden Seculo, hingegen etwas lichter zu Caroli M. Friderici Barbaroſſæ Zeiten/ uud im vierzehenden Seculo, da die alte Barbariſche Art ſich zu verliehren anfing. Mir ſind jederzeit Regino, Wittichindus und Sigebertus, als haͤtten ſie das reineſte judicium unter ihnen/ vorkommen; hingegen hat mir daſſelbe bey Luitprando und Guil. Neubrigenſi am ſchlech- teſten geſchienen. Die im ſtylo die beſten ſeyn wollen/ imitiren den R 2

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/141>, abgerufen am 29.03.2024.