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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Huren-Regiment.
wenn nicht eine plötzliche Seuche seine Kriegsmacht meistens
auffgerieben hätte. Der Käyser kam endlich nach gestillter Un-
garischen und Böhmischen Unruhe in Jtalien/ und muste Gui-
do
zum Creutz kriechen/ dem doch der gütige Käyser sein Her-
tzogthum ließ. Königs Lotharii hinterlassener unächter Sohn
Hugo, Hertzog in Loihringen/ verübte in diesem Jahr einen
schlimmen Streich/ denn er verliebte sich in seines getreuesten
Dieners/ des Graffen Wichberts/ Gemahlin Friederada/ ließ den-Chronogr.
Saxo ad h. a.

selben deßwegen hinrichten/ und heyrathete die Wittbe/ da er
kaum erkaltet war; welches zu dem eindringenden Huren-Regi-
ment sich ziemlich schickte.

XIII.

Jm folgenden Jahr muste Pabst Marinus sein LebenA. 884.
auffgeben/ nachdem er nichts sonderliches verrichten können/
welches vor ihn/ als einen ehrgeitzigen Menschen/ Straffe genung
war. Nach seinem Tod ruhete die Tusculanische faction nicht/
biß sie Agapetum, der sich hernach Adrianum III. nennete/ auff
den Päbstlichen Stuhl brachten; einen Mann von großer Fä-
higkeit/ den gantz Rom liebte/ und welcher insonderheit ihnen
vollkommen beygethan war. Aus ihren Antrieb machte er den
Schluß/ daß die Käyser hinfort bey Ersetzung des Päbstli-
chen Stuhls nichts solten zu sagen haben/ sondern es solte solche
gantz allein bey dem Römischen Volck und Clerisey stehen; JaSimoneta L.
V. c. 15. Mor
naeus Hist.
Pap. p.
435.

daß der neue Pabst ohne des Käysers Zuthun auch könne gekrö-
net werden. Welches eben das war/ was die Tusculaner eyf-
rigst wündschten/ als welche unter dem Volck den mächtigsten
Anhang hatten/ und aus welchen Sergius und andre unter den
Geistlichen auch die Oberhand besaßen. Umb selbe Zeit verfiel
Carlomann/ König in Aquitanien/ und nunmehr auch in Neu-
strien/ und gaben einige vor/ er sey auffder Jagt von einen Diener
unversehens getroffen worden/ andre aber/ es habe ihn ein wildAnn. Met. ad
h. a.
Chronogr.
Saxo ad h. a.

Schwein tödtlich verwundet. Blieb also ausder West-Fräncki-
schen Linie niemand als ein Kind/ das hernach Carl der Einfäl-
tige genennet worden. Jndessen nahm der Saracenen Macht
in Jtalien und Sicilien zu/ die sonderlich zu Garigliano ihr fe-

stes

Huren-Regiment.
wenn nicht eine ploͤtzliche Seuche ſeine Kriegsmacht meiſtens
auffgerieben haͤtte. Der Kaͤyſer kam endlich nach geſtillter Un-
gariſchen und Boͤhmiſchen Unruhe in Jtalien/ und muſte Gui-
do
zum Creutz kriechen/ dem doch der guͤtige Kaͤyſer ſein Her-
tzogthum ließ. Koͤnigs Lotharii hinterlaſſener unaͤchter Sohn
Hugo, Hertzog in Loihringen/ veruͤbte in dieſem Jahr einen
ſchlimmen Streich/ denn er verliebte ſich in ſeines getreueſten
Dieners/ des Graffen Wichberts/ Gemahlin Friederada/ ließ den-Chronogr.
Saxo ad h. a.

ſelben deßwegen hinrichten/ und heyrathete die Wittbe/ da er
kaum erkaltet war; welches zu dem eindringenden Huren-Regi-
ment ſich ziemlich ſchickte.

XIII.

Jm folgenden Jahr muſte Pabſt Marinus ſein LebenA. 884.
auffgeben/ nachdem er nichts ſonderliches verrichten koͤnnen/
welches vor ihn/ als einen ehrgeitzigen Menſchen/ Straffe genung
war. Nach ſeinem Tod ruhete die Tuſculaniſche faction nicht/
biß ſie Agapetum, der ſich hernach Adrianum III. nennete/ auff
den Paͤbſtlichen Stuhl brachten; einen Mann von großer Faͤ-
higkeit/ den gantz Rom liebte/ und welcher inſonderheit ihnen
vollkommen beygethan war. Aus ihren Antrieb machte er den
Schluß/ daß die Kaͤyſer hinfort bey Erſetzung des Paͤbſtli-
chen Stuhls nichts ſolten zu ſagen haben/ ſondern es ſolte ſolche
gantz allein bey dem Roͤmiſchen Volck und Cleriſey ſtehen; JaSimoneta L.
V. c. 15. Mor
næus Hiſt.
Pap. p.
435.

daß der neue Pabſt ohne des Kaͤyſers Zuthun auch koͤnne gekroͤ-
net werden. Welches eben das war/ was die Tuſculaner eyf-
rigſt wuͤndſchten/ als welche unter dem Volck den maͤchtigſten
Anhang hatten/ und aus welchen Sergius und andre unter den
Geiſtlichen auch die Oberhand beſaßen. Umb ſelbe Zeit verfiel
Carlomann/ Koͤnig in Aquitanien/ und nunmehr auch in Neu-
ſtrien/ und gaben einige vor/ er ſey auffder Jagt von einen Diener
unverſehens getroffen worden/ andre aber/ es habe ihn ein wildAnn. Met. ad
h. a.
Chronogr.
Saxo ad h. a.

Schwein toͤdtlich verwundet. Blieb alſo ausder Weſt-Fraͤncki-
ſchen Linie niemand als ein Kind/ das hernach Carl der Einfaͤl-
tige genennet worden. Jndeſſen nahm der Saracenen Macht
in Jtalien und Sicilien zu/ die ſonderlich zu Garigliano ihr fe-

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[15/0025] Huren-Regiment. wenn nicht eine ploͤtzliche Seuche ſeine Kriegsmacht meiſtens auffgerieben haͤtte. Der Kaͤyſer kam endlich nach geſtillter Un- gariſchen und Boͤhmiſchen Unruhe in Jtalien/ und muſte Gui- do zum Creutz kriechen/ dem doch der guͤtige Kaͤyſer ſein Her- tzogthum ließ. Koͤnigs Lotharii hinterlaſſener unaͤchter Sohn Hugo, Hertzog in Loihringen/ veruͤbte in dieſem Jahr einen ſchlimmen Streich/ denn er verliebte ſich in ſeines getreueſten Dieners/ des Graffen Wichberts/ Gemahlin Friederada/ ließ den- ſelben deßwegen hinrichten/ und heyrathete die Wittbe/ da er kaum erkaltet war; welches zu dem eindringenden Huren-Regi- ment ſich ziemlich ſchickte. Chronogr. Saxo ad h. a. XIII. Jm folgenden Jahr muſte Pabſt Marinus ſein Leben auffgeben/ nachdem er nichts ſonderliches verrichten koͤnnen/ welches vor ihn/ als einen ehrgeitzigen Menſchen/ Straffe genung war. Nach ſeinem Tod ruhete die Tuſculaniſche faction nicht/ biß ſie Agapetum, der ſich hernach Adrianum III. nennete/ auff den Paͤbſtlichen Stuhl brachten; einen Mann von großer Faͤ- higkeit/ den gantz Rom liebte/ und welcher inſonderheit ihnen vollkommen beygethan war. Aus ihren Antrieb machte er den Schluß/ daß die Kaͤyſer hinfort bey Erſetzung des Paͤbſtli- chen Stuhls nichts ſolten zu ſagen haben/ ſondern es ſolte ſolche gantz allein bey dem Roͤmiſchen Volck und Cleriſey ſtehen; Ja daß der neue Pabſt ohne des Kaͤyſers Zuthun auch koͤnne gekroͤ- net werden. Welches eben das war/ was die Tuſculaner eyf- rigſt wuͤndſchten/ als welche unter dem Volck den maͤchtigſten Anhang hatten/ und aus welchen Sergius und andre unter den Geiſtlichen auch die Oberhand beſaßen. Umb ſelbe Zeit verfiel Carlomann/ Koͤnig in Aquitanien/ und nunmehr auch in Neu- ſtrien/ und gaben einige vor/ er ſey auffder Jagt von einen Diener unverſehens getroffen worden/ andre aber/ es habe ihn ein wild Schwein toͤdtlich verwundet. Blieb alſo ausder Weſt-Fraͤncki- ſchen Linie niemand als ein Kind/ das hernach Carl der Einfaͤl- tige genennet worden. Jndeſſen nahm der Saracenen Macht in Jtalien und Sicilien zu/ die ſonderlich zu Garigliano ihr fe- ſtes A. 884. Simoneta L. V. c. 15. Mor næus Hiſt. Pap. p. 435. Ann. Met. ad h. a. Chronogr. Saxo ad h. a.

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/25>, abgerufen am 25.04.2024.