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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Römisches
stes Nest hatten/ und daraus so gar das hochberühmte Kloster
Monte Cassino, die Mutter der Benedictiner/ ausplünderten.
Der Pabst Adrian machte im übrigen alles nach der zu Rom
herrschenden Partey Willen/ und nahm sich endlich nach einiger
Scribenten Bericht die Freyheit/ daß er ein Decret fertigte; Es
solte nach Käysers Carl des dicken Todt ein Jtaliänischer Fürst
A. 885.das Käyserthum bekommen. Je besser aber dieser Pabst der
Tusculanischen faction anstund/ ie eher grieff GOtt darein/ und
nahm ihn/ da er nicht viel über ein Jahr gesessen/ hinweg/ unter
vielen Thränen derer/ so schon große Thürme auff ihn gebauet
hatten. Ernennte faction bemühete sich so lang biß sie Ste-
phanum den fünfften einen Römer in seine Stelle brachten/ der
zu sonderlicher Arbeit keine Lust hatte/ daß sie also ihre Stück-
gen desto freyer spielen konnte. Und machten sie es schon damahls
so grob/ daß die gantze Welt davon zu sagen wuste.

XIV.

Unter denen Gliedern gedachter Rotte that sich da-
mahls sonderlich vor der Graff Sergius, ein in grund wohllüsti-
ger und doch weltkluger Mann/ welcher auch die Cardinals-
Würde erlanget hatte/ und bey höhern Alter sich die Päbstliche
Baron. Tom.
X. ad A.
908.
Ehre schon propheceyete: Jngleichen Theodora, so von Vor-
eltern/ welche die höhesten weltlichen Ehrenstellen in Rom beses-
sen/ und zwar aus dem Tusculanischen Geschlecht erzeiget war;
eine denen fleischlichen Wohllüsten so eigene Frau/ daß sie sich
auch nicht scheuete ihren Leib öffentlich gemein zu machen/ und ih-
re sonst berühmte Schönheit und verschmitzten Verstand damit
zu verschimpffen. Sie hielte ungescheuet mit denen vornehm-
sten Römern zu/ daher sie auch den Nahmen der Römischen Hu-
re in denen Historien erlanget hat. Es fehlte ihr aber auch an
Ehrgeitz nicht/ und wuste sie die Charte so zu mischen/ daß sie fast
überall/ sonderlich am Päbstlichen Hoff/ regierte. Unter ihren
galanen war der vornehmste Cynthius, aus einer hohen Römi-
schen familie, welchem sie verschiedene hohe Ehrenstellen/ und zu-
letzt das Pabstuhm selbst/ zu wege brachte. Sie hatte/ unge-
acht ihr die Historici keinen Ehegemahl zuschreiben/ zwey Töch-

ter/

Roͤmiſches
ſtes Neſt hatten/ und daraus ſo gar das hochberuͤhmte Kloſter
Monte Casſino, die Mutter der Benedictiner/ auspluͤnderten.
Der Pabſt Adrian machte im uͤbrigen alles nach der zu Rom
herrſchenden Partey Willen/ und nahm ſich endlich nach einiger
Scribenten Bericht die Freyheit/ daß er ein Decret fertigte; Es
ſolte nach Kaͤyſers Carl des dicken Todt ein Jtaliaͤniſcher Fuͤrſt
A. 885.das Kaͤyſerthum bekommen. Je beſſer aber dieſer Pabſt der
Tuſculaniſchen faction anſtund/ ie eher grieff GOtt darein/ und
nahm ihn/ da er nicht viel uͤber ein Jahr geſeſſen/ hinweg/ unter
vielen Thraͤnen derer/ ſo ſchon große Thuͤrme auff ihn gebauet
hatten. Ernennte faction bemuͤhete ſich ſo lang biß ſie Ste-
phanum den fuͤnfften einen Roͤmer in ſeine Stelle brachten/ der
zu ſonderlicher Arbeit keine Luſt hatte/ daß ſie alſo ihre Stuͤck-
gen deſto freyer ſpielen konnte. Und machten ſie es ſchon damahls
ſo grob/ daß die gantze Welt davon zu ſagen wuſte.

XIV.

Unter denen Gliedern gedachter Rotte that ſich da-
mahls ſonderlich vor der Graff Sergius, ein in grund wohlluͤſti-
ger und doch weltkluger Mann/ welcher auch die Cardinals-
Wuͤrde erlanget hatte/ und bey hoͤhern Alter ſich die Paͤbſtliche
Baron. Tom.
X. ad A.
908.
Ehre ſchon propheceyete: Jngleichen Theodora, ſo von Vor-
eltern/ welche die hoͤheſten weltlichen Ehrenſtellen in Rom beſeſ-
ſen/ und zwar aus dem Tuſculaniſchen Geſchlecht erzeiget war;
eine denen fleiſchlichen Wohlluͤſten ſo eigene Frau/ daß ſie ſich
auch nicht ſcheuete ihren Leib oͤffentlich gemein zu machen/ und ih-
re ſonſt beruͤhmte Schoͤnheit und verſchmitzten Verſtand damit
zu verſchimpffen. Sie hielte ungeſcheuet mit denen vornehm-
ſten Roͤmern zu/ daher ſie auch den Nahmen der Roͤmiſchen Hu-
re in denen Hiſtorien erlanget hat. Es fehlte ihr aber auch an
Ehrgeitz nicht/ und wuſte ſie die Charte ſo zu miſchen/ daß ſie faſt
uͤberall/ ſonderlich am Paͤbſtlichen Hoff/ regierte. Unter ihren
galanen war der vornehmſte Cynthius, aus einer hohen Roͤmi-
ſchen familie, welchem ſie verſchiedene hohe Ehrenſtellen/ und zu-
letzt das Pabſtuhm ſelbſt/ zu wege brachte. Sie hatte/ unge-
acht ihr die Hiſtorici keinen Ehegemahl zuſchreiben/ zwey Toͤch-

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[16/0026] Roͤmiſches ſtes Neſt hatten/ und daraus ſo gar das hochberuͤhmte Kloſter Monte Casſino, die Mutter der Benedictiner/ auspluͤnderten. Der Pabſt Adrian machte im uͤbrigen alles nach der zu Rom herrſchenden Partey Willen/ und nahm ſich endlich nach einiger Scribenten Bericht die Freyheit/ daß er ein Decret fertigte; Es ſolte nach Kaͤyſers Carl des dicken Todt ein Jtaliaͤniſcher Fuͤrſt das Kaͤyſerthum bekommen. Je beſſer aber dieſer Pabſt der Tuſculaniſchen faction anſtund/ ie eher grieff GOtt darein/ und nahm ihn/ da er nicht viel uͤber ein Jahr geſeſſen/ hinweg/ unter vielen Thraͤnen derer/ ſo ſchon große Thuͤrme auff ihn gebauet hatten. Ernennte faction bemuͤhete ſich ſo lang biß ſie Ste- phanum den fuͤnfften einen Roͤmer in ſeine Stelle brachten/ der zu ſonderlicher Arbeit keine Luſt hatte/ daß ſie alſo ihre Stuͤck- gen deſto freyer ſpielen konnte. Und machten ſie es ſchon damahls ſo grob/ daß die gantze Welt davon zu ſagen wuſte. A. 885. XIV. Unter denen Gliedern gedachter Rotte that ſich da- mahls ſonderlich vor der Graff Sergius, ein in grund wohlluͤſti- ger und doch weltkluger Mann/ welcher auch die Cardinals- Wuͤrde erlanget hatte/ und bey hoͤhern Alter ſich die Paͤbſtliche Ehre ſchon propheceyete: Jngleichen Theodora, ſo von Vor- eltern/ welche die hoͤheſten weltlichen Ehrenſtellen in Rom beſeſ- ſen/ und zwar aus dem Tuſculaniſchen Geſchlecht erzeiget war; eine denen fleiſchlichen Wohlluͤſten ſo eigene Frau/ daß ſie ſich auch nicht ſcheuete ihren Leib oͤffentlich gemein zu machen/ und ih- re ſonſt beruͤhmte Schoͤnheit und verſchmitzten Verſtand damit zu verſchimpffen. Sie hielte ungeſcheuet mit denen vornehm- ſten Roͤmern zu/ daher ſie auch den Nahmen der Roͤmiſchen Hu- re in denen Hiſtorien erlanget hat. Es fehlte ihr aber auch an Ehrgeitz nicht/ und wuſte ſie die Charte ſo zu miſchen/ daß ſie faſt uͤberall/ ſonderlich am Paͤbſtlichen Hoff/ regierte. Unter ihren galanen war der vornehmſte Cynthius, aus einer hohen Roͤmi- ſchen familie, welchem ſie verſchiedene hohe Ehrenſtellen/ und zu- letzt das Pabſtuhm ſelbſt/ zu wege brachte. Sie hatte/ unge- acht ihr die Hiſtorici keinen Ehegemahl zuſchreiben/ zwey Toͤch- ter/ Baron. Tom. X. ad A. 908.

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/26>, abgerufen am 25.04.2024.