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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Römisches
er gewann einer Haubt-Schlacht am Jnn-Fluß/ in welcher sie
haubtsächlich gedemüthiget wurden. Der neue Pabst Johannes
hatte zum Kriege sonderbahre Lust/ umb sein angebohrnes munte-
res Wesen in Person da auszulaßen/ wie er sich denn/ der Scribenten
A. 914.Urtheil nach/ besser zum Soldaten als zum Pabst schickte. Hierzu
erzeigte sich gute Gelegenheit. Es streifften damahls noch die Sara-
ce
nen auß Campanien biß an Rom/ und thaten jährlich grossen
Schaden: Nachdem aber einer von ihren Obristen/ der umb
ihre Geheimnisse wuste/ von ihnen beleidiget wurde/ flohe derselbe
nach Rom/ und offenbahrte/ wie man dieses Geschmeiß loß wer-
den könnte/ erlangte auch von dem Pabst 60 junge Römer/ mit
welchen er seinen streiffenden Landsleuten auffpassete/ ihnen die
Beuten abjagte/ und ihrer so viel niedermachte/ daß sie sich aus
denen besetzten Orten in ihr Raub-Nest Garigliano zurück zie-
hen musten. Johannes schlosse hierauff mit dem Griechi-
schen Käyser/ welchem die Saracenen in Apulien und Calabrien
grossen Schaden gethan/ ingleichen mit Athenolphen/ Hertzogen
zu Benevento und Capua, dem sie am meisten überlästig waren/
ein Bündniß wieder diese Räuber/ so zu ihrer völligen Ausrot-
tung abgezielet war.

VI.

Der gute König Conrad in Deutschland hatte wenig
Ruhe; denn die mächtigsten Fürsten wurden/ weil er ihre Macht
zu sehr beschneiden wolte/ seiner Herrschafft bald satt; insonder-
heit Arnolph/ Hertzog in Bäyern/ welcher/ weil er verschiedene
Klöster ausgeplündert und seinen Soldaten preiß gegeben hat-
te/ den Nahmen des Bösen erlanget hat; Ferner Giselbert/
Hertzog in Lothringen/ welchem aber wegen des Schutzes aus
West-Franckreich nicht viel anzuhaben war. Also fiel Con-
rads gesammte Macht auff jenen/ und brachte es bald dahin/ daß
er Land und Leute verlassen/ und zu denen Ungarn seine Zuflucht
nehmen muste. Hiermit wuchs denen Königlichen das Hertz/ und
wolte man sich nun an den neuen Hertzog Heinrichen in Sach-
sen machen/ der nach seines Vaters Ottonis Todt zur Regie-
rung kommen/ und wegen seiner grossen Beliebung zum Vogel-

stel-

Roͤmiſches
er gewann einer Haubt-Schlacht am Jnn-Fluß/ in welcher ſie
haubtſaͤchlich gedemuͤthiget wurden. Der neue Pabſt Johannes
hatte zum Kriege ſonderbahre Luſt/ umb ſein angebohrnes munte-
res Weſen in Perſon da auszulaßẽ/ wie er ſich deñ/ der Scribenten
A. 914.Urtheil nach/ beſſer zum Soldaten als zum Pabſt ſchickte. Hierzu
erzeigte ſich gute Gelegenheit. Es ſtreifften damahls noch die Sara-
ce
nen auß Campanien biß an Rom/ und thaten jaͤhrlich groſſen
Schaden: Nachdem aber einer von ihren Obriſten/ der umb
ihre Geheimniſſe wuſte/ von ihnen beleidiget wurde/ flohe derſelbe
nach Rom/ und offenbahrte/ wie man dieſes Geſchmeiß loß wer-
den koͤnnte/ erlangte auch von dem Pabſt 60 junge Roͤmer/ mit
welchen er ſeinen ſtreiffenden Landsleuten auffpaſſete/ ihnen die
Beuten abjagte/ und ihrer ſo viel niedermachte/ daß ſie ſich aus
denen beſetzten Orten in ihr Raub-Neſt Garigliano zuruͤck zie-
hen muſten. Johannes ſchloſſe hierauff mit dem Griechi-
ſchen Kaͤyſer/ welchem die Saracenen in Apulien und Calabrien
groſſen Schaden gethan/ ingleichen mit Athenolphen/ Hertzogen
zu Benevento und Capua, dem ſie am meiſten uͤberlaͤſtig waren/
ein Buͤndniß wieder dieſe Raͤuber/ ſo zu ihrer voͤlligen Ausrot-
tung abgezielet war.

VI.

Der gute Koͤnig Conrad in Deutſchland hatte wenig
Ruhe; denn die maͤchtigſten Fuͤrſten wurden/ weil er ihre Macht
zu ſehr beſchneiden wolte/ ſeiner Herrſchafft bald ſatt; inſonder-
heit Arnolph/ Hertzog in Baͤyern/ welcher/ weil er verſchiedene
Kloͤſter ausgepluͤndert und ſeinen Soldaten preiß gegeben hat-
te/ den Nahmen des Boͤſen erlanget hat; Ferner Giſelbert/
Hertzog in Lothringen/ welchem aber wegen des Schutzes aus
Weſt-Franckreich nicht viel anzuhaben war. Alſo fiel Con-
rads geſammte Macht auff jenen/ und brachte es bald dahin/ daß
er Land und Leute verlaſſen/ und zu denen Ungarn ſeine Zuflucht
nehmen muſte. Hiermit wuchs denen Koͤniglichen das Hertz/ und
wolte man ſich nun an den neuen Hertzog Heinrichen in Sach-
ſen machen/ der nach ſeines Vaters Ottonis Todt zur Regie-
rung kommen/ und wegen ſeiner groſſen Beliebung zum Vogel-

ſtel-
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[40/0050] Roͤmiſches er gewann einer Haubt-Schlacht am Jnn-Fluß/ in welcher ſie haubtſaͤchlich gedemuͤthiget wurden. Der neue Pabſt Johannes hatte zum Kriege ſonderbahre Luſt/ umb ſein angebohrnes munte- res Weſen in Perſon da auszulaßẽ/ wie er ſich deñ/ der Scribenten Urtheil nach/ beſſer zum Soldaten als zum Pabſt ſchickte. Hierzu erzeigte ſich gute Gelegenheit. Es ſtreifften damahls noch die Sara- cenen auß Campanien biß an Rom/ und thaten jaͤhrlich groſſen Schaden: Nachdem aber einer von ihren Obriſten/ der umb ihre Geheimniſſe wuſte/ von ihnen beleidiget wurde/ flohe derſelbe nach Rom/ und offenbahrte/ wie man dieſes Geſchmeiß loß wer- den koͤnnte/ erlangte auch von dem Pabſt 60 junge Roͤmer/ mit welchen er ſeinen ſtreiffenden Landsleuten auffpaſſete/ ihnen die Beuten abjagte/ und ihrer ſo viel niedermachte/ daß ſie ſich aus denen beſetzten Orten in ihr Raub-Neſt Garigliano zuruͤck zie- hen muſten. Johannes ſchloſſe hierauff mit dem Griechi- ſchen Kaͤyſer/ welchem die Saracenen in Apulien und Calabrien groſſen Schaden gethan/ ingleichen mit Athenolphen/ Hertzogen zu Benevento und Capua, dem ſie am meiſten uͤberlaͤſtig waren/ ein Buͤndniß wieder dieſe Raͤuber/ ſo zu ihrer voͤlligen Ausrot- tung abgezielet war. A. 914. VI. Der gute Koͤnig Conrad in Deutſchland hatte wenig Ruhe; denn die maͤchtigſten Fuͤrſten wurden/ weil er ihre Macht zu ſehr beſchneiden wolte/ ſeiner Herrſchafft bald ſatt; inſonder- heit Arnolph/ Hertzog in Baͤyern/ welcher/ weil er verſchiedene Kloͤſter ausgepluͤndert und ſeinen Soldaten preiß gegeben hat- te/ den Nahmen des Boͤſen erlanget hat; Ferner Giſelbert/ Hertzog in Lothringen/ welchem aber wegen des Schutzes aus Weſt-Franckreich nicht viel anzuhaben war. Alſo fiel Con- rads geſammte Macht auff jenen/ und brachte es bald dahin/ daß er Land und Leute verlaſſen/ und zu denen Ungarn ſeine Zuflucht nehmen muſte. Hiermit wuchs denen Koͤniglichen das Hertz/ und wolte man ſich nun an den neuen Hertzog Heinrichen in Sach- ſen machen/ der nach ſeines Vaters Ottonis Todt zur Regie- rung kommen/ und wegen ſeiner groſſen Beliebung zum Vogel- ſtel-

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/50>, abgerufen am 28.03.2024.