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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Römisches
An. 916.
VII.

Der Pabst Johannes ward durch den glücklichen
Fortgang seiner Dinge bald so stoltz/ daß er seinen Patron, Adel-
Platina p. 117.berten von Lucca, der fast alle Toscanische Länder nach und
nach unter sich gebracht hatte/ nicht mehr leiden konte/ sondern
sich alles allein zuschrieb/ und nach seinem Sinn ausführen wol-
te; womit das Huren-Regiment unter sich uneins ward/ so gar
daß ein Tumult in Rom entstunde/ in welchem Adelbert verjagt
wurde/ und nach Orta fliehen muste. Solches erweckte bey ihm
eine so gar unmäßige Rach-Hitze/ daß er die Ungarn von neuen
in Jtalien ruffte/ mit der Bedingung/ daß sie denen Toscani-
schen Ländern keinen Schaden thun solten. Diese liessen sich
nicht lange bitten/ und kamen Schwarm-Weise in Jtalien/ und
so gar in die Römischen Länder/ woselbst sie auch noch grausa-
mer/ ols die Saracenen wüteten/ auch wieder ihr gegebenes
Wort in denen Toscanischen Ländern nicht viel besser hausse-
ten. Jndessen gab es in Schwaben gar schlimme Händel/ da die
Graffen/ Berchtold und Erchinger/ Gebrüdere/ nebst dem Graf-
fen Luitfried wieder den Käyser auffstunden. Sie waren zur selben
Zeit Käyserliche Land-Vögte/ weil Schwaben noch zu der Käy-
serlichen Cammer absonderlich gehörte; Sie hatten aber schon
einige Zeit her grosse Klage über den Ertzbischoff Hatto zu
Mäyntz und Salomonem/ Bischoff zu Costnitz geführet/ welchen
Hepidanni
Ann. ad h. a.
sie/ sonderlich dem letzten/ Schuld gaben/ sie entzöhen ihnen viel
von ihrem Ambt und habender Macht. Weil aber diese in
größten Gnaden bey König Conraden waren/ war wenig zu er-
halten; daher sie die Waffen ergriffen/ und den Costnitzer Bi-
schoff gefangen nahmen; Sie wurden aber bald überwältiget/
und auff dem Reichs-Tag zu Mäyntz zum Todt/ nebst confisca-
tion
ihrer Güter/ verdammt/ und soll damahls Graff Burchard
zum ersten Hertzog in Schwaben geordnet worden seyn.

VIII.

Zu Rom wurden die Gemüther wieder Adelberten
An. 917.immer mehr erbittert/ so daß ihn die Römer endlich mit List fin-
gen und tödteten. Jhm folgte in der Marckgraffschafft sein
Sohn Guido ein wohllüstiger junger Herr/ der aber von der Fä-

higkeit
Roͤmiſches
An. 916.
VII.

Der Pabſt Johannes ward durch den gluͤcklichen
Fortgang ſeiner Dinge bald ſo ſtoltz/ daß er ſeinen Patron, Adel-
Platina p. 117.berten von Lucca, der faſt alle Toſcaniſche Laͤnder nach und
nach unter ſich gebracht hatte/ nicht mehr leiden konte/ ſondern
ſich alles allein zuſchrieb/ und nach ſeinem Sinn ausfuͤhren wol-
te; womit das Huren-Regiment unter ſich uneins ward/ ſo gar
daß ein Tumult in Rom entſtunde/ in welchem Adelbert verjagt
wurde/ und nach Orta fliehen muſte. Solches erweckte bey ihm
eine ſo gar unmaͤßige Rach-Hitze/ daß er die Ungarn von neuen
in Jtalien ruffte/ mit der Bedingung/ daß ſie denen Toſcani-
ſchen Laͤndern keinen Schaden thun ſolten. Dieſe lieſſen ſich
nicht lange bitten/ und kamen Schwarm-Weiſe in Jtalien/ und
ſo gar in die Roͤmiſchen Laͤnder/ woſelbſt ſie auch noch grauſa-
mer/ ols die Saracenen wuͤteten/ auch wieder ihr gegebenes
Wort in denen Toſcaniſchen Laͤndern nicht viel beſſer hauſſe-
ten. Jndeſſen gab es in Schwaben gar ſchlimme Haͤndel/ da die
Graffen/ Berchtold und Erchinger/ Gebruͤdere/ nebſt dem Graf-
fen Luitfried wieder den Kaͤyſer auffſtunden. Sie waren zur ſelben
Zeit Kaͤyſerliche Land-Voͤgte/ weil Schwaben noch zu der Kaͤy-
ſerlichen Cammer abſonderlich gehoͤrte; Sie hatten aber ſchon
einige Zeit her groſſe Klage uͤber den Ertzbiſchoff Hatto zu
Maͤyntz und Salomonem/ Biſchoff zu Coſtnitz gefuͤhret/ welchen
Hepidanni
Ann. ad h. a.
ſie/ ſonderlich dem letzten/ Schuld gaben/ ſie entzoͤhen ihnen viel
von ihrem Ambt und habender Macht. Weil aber dieſe in
groͤßten Gnaden bey Koͤnig Conraden waren/ war wenig zu er-
halten; daher ſie die Waffen ergriffen/ und den Coſtnitzer Bi-
ſchoff gefangen nahmen; Sie wurden aber bald uͤberwaͤltiget/
und auff dem Reichs-Tag zu Maͤyntz zum Todt/ nebſt confisca-
tion
ihrer Guͤter/ verdammt/ und ſoll damahls Graff Burchard
zum erſten Hertzog in Schwaben geordnet worden ſeyn.

VIII.

Zu Rom wurden die Gemuͤther wieder Adelberten
An. 917.immer mehr erbittert/ ſo daß ihn die Roͤmer endlich mit Liſt fin-
gen und toͤdteten. Jhm folgte in der Marckgraffſchafft ſein
Sohn Guido ein wohlluͤſtiger junger Herr/ der aber von der Faͤ-

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[42/0052] Roͤmiſches VII. Der Pabſt Johannes ward durch den gluͤcklichen Fortgang ſeiner Dinge bald ſo ſtoltz/ daß er ſeinen Patron, Adel- berten von Lucca, der faſt alle Toſcaniſche Laͤnder nach und nach unter ſich gebracht hatte/ nicht mehr leiden konte/ ſondern ſich alles allein zuſchrieb/ und nach ſeinem Sinn ausfuͤhren wol- te; womit das Huren-Regiment unter ſich uneins ward/ ſo gar daß ein Tumult in Rom entſtunde/ in welchem Adelbert verjagt wurde/ und nach Orta fliehen muſte. Solches erweckte bey ihm eine ſo gar unmaͤßige Rach-Hitze/ daß er die Ungarn von neuen in Jtalien ruffte/ mit der Bedingung/ daß ſie denen Toſcani- ſchen Laͤndern keinen Schaden thun ſolten. Dieſe lieſſen ſich nicht lange bitten/ und kamen Schwarm-Weiſe in Jtalien/ und ſo gar in die Roͤmiſchen Laͤnder/ woſelbſt ſie auch noch grauſa- mer/ ols die Saracenen wuͤteten/ auch wieder ihr gegebenes Wort in denen Toſcaniſchen Laͤndern nicht viel beſſer hauſſe- ten. Jndeſſen gab es in Schwaben gar ſchlimme Haͤndel/ da die Graffen/ Berchtold und Erchinger/ Gebruͤdere/ nebſt dem Graf- fen Luitfried wieder den Kaͤyſer auffſtunden. Sie waren zur ſelben Zeit Kaͤyſerliche Land-Voͤgte/ weil Schwaben noch zu der Kaͤy- ſerlichen Cammer abſonderlich gehoͤrte; Sie hatten aber ſchon einige Zeit her groſſe Klage uͤber den Ertzbiſchoff Hatto zu Maͤyntz und Salomonem/ Biſchoff zu Coſtnitz gefuͤhret/ welchen ſie/ ſonderlich dem letzten/ Schuld gaben/ ſie entzoͤhen ihnen viel von ihrem Ambt und habender Macht. Weil aber dieſe in groͤßten Gnaden bey Koͤnig Conraden waren/ war wenig zu er- halten; daher ſie die Waffen ergriffen/ und den Coſtnitzer Bi- ſchoff gefangen nahmen; Sie wurden aber bald uͤberwaͤltiget/ und auff dem Reichs-Tag zu Maͤyntz zum Todt/ nebſt confisca- tion ihrer Guͤter/ verdammt/ und ſoll damahls Graff Burchard zum erſten Hertzog in Schwaben geordnet worden ſeyn. Platina p. 117. Hepidanni Ann. ad h. a. VIII. Zu Rom wurden die Gemuͤther wieder Adelberten immer mehr erbittert/ ſo daß ihn die Roͤmer endlich mit Liſt fin- gen und toͤdteten. Jhm folgte in der Marckgraffſchafft ſein Sohn Guido ein wohlluͤſtiger junger Herr/ der aber von der Faͤ- higkeit An. 917.

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/52>, abgerufen am 28.03.2024.