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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Huren-Regiment.
Der junge Alberich erlangte demnach fast wieder seiner Mutter
Willen die Herrschafft zu Rom. Es war in vielen 100. Jah-
ren kein Bürgemeister zu Rom gewesen/ ietzo aber suchte Albe-
rich diesen Nahmen wieder vor/ und ließ sich Römischen Bür-
gemeister nennen/ setzte auch eine neue Art des Regiments über
Rom die er Zehn-Herren nennte. Das erhitzte Volck ließ al-
les geschehen/ nur damit sie nicht unter die Herrschafft des Kö-
nigs von Jtalien möchten gezogen werden/ sondern ihr Thun
vor sich behalten könnten; wobey denn auch der Pabst fast um
alle seine weltliche Macht kam.

XVIII.

Kurtz hierauff starb der Pabst Leo, der meistens ein
gutes Lob hinterlassen. Alberich und die Toscanellische faction
brachten an seine Stelle Stephanum den siebenden/ einen Rö-
mer/ bey welchem sie/ weil er sehr gelinde war/ wohl zu fahren
meinten. Jndessen hatte König Heinrich in Deutschland dieBergom. f.
171.
An.
929.

Laußitzer und den größten Theil von Böhmen unter seine Herr-
schafft bey stetigen Kriegs-Glück gebracht. Hieher wird fol-
gende Erzehlung/ so uns die Art dieses Seculi vorstellet/ sich nicht
übel schicken. König Rudolph in Burgundien hatte einen
Speer/ dessen Eysen Käyser Constantin der Große aus den
Nägeln des Creutzes Christi solte haben verfertigen lassen/ und
wieder die Feinde mit grossem Glück gebraucht haben/ wie man
vor gewiß hielte. Dieses Stück/ als zum Römischen Käyser-
thum gehörig/ hatte Heinrich der Vogler (weil er sich der Käy-
ser-Würde niemahls begeben/ ob er sich gleich nur König nen-
nete) lange Zeit her von ihm abgefodert/ aber allezeit abschläg-
liche Antwort erhalten: Allein ietzt/ da nach Carls des Einfäl-Sigebert. ad
h. a.

tigen Todt/ Rudolph Lust bekam/ König in West-Franckreich
zu werden/ und darzu Heinrichs Hülffe brauchte/ bekam es Kö-
nig Heinrich/ und schenckte davor Rudolphen ein schönes Stück
von dem damahligen Hertzogthum Schwaben. Zu Rom
wolte es Stephanus nicht nach Alberichs und der Tusculaner
Willen machen/ daher sie mit ihm erbärmlich umbsprungen/
und ihn so gar mit Schlägen tractirten/ worüber der guteAn. 930.

Mann

Huren-Regiment.
Der junge Alberich erlangte demnach faſt wieder ſeiner Mutter
Willen die Herrſchafft zu Rom. Es war in vielen 100. Jah-
ren kein Buͤrgemeiſter zu Rom geweſen/ ietzo aber ſuchte Albe-
rich dieſen Nahmen wieder vor/ und ließ ſich Roͤmiſchen Buͤr-
gemeiſter nennen/ ſetzte auch eine neue Art des Regiments uͤber
Rom die er Zehn-Herren nennte. Das erhitzte Volck ließ al-
les geſchehen/ nur damit ſie nicht unter die Herrſchafft des Koͤ-
nigs von Jtalien moͤchten gezogen werden/ ſondern ihr Thun
vor ſich behalten koͤnnten; wobey denn auch der Pabſt faſt um
alle ſeine weltliche Macht kam.

XVIII.

Kurtz hierauff ſtarb der Pabſt Leo, der meiſtens ein
gutes Lob hinterlaſſen. Alberich und die Toſcanelliſche faction
brachten an ſeine Stelle Stephanum den ſiebenden/ einen Roͤ-
mer/ bey welchem ſie/ weil er ſehr gelinde war/ wohl zu fahren
meinten. Jndeſſen hatte Koͤnig Heinrich in Deutſchland dieBergom. f.
171.
An.
929.

Laußitzer und den groͤßten Theil von Boͤhmen unter ſeine Herr-
ſchafft bey ſtetigen Kriegs-Gluͤck gebracht. Hieher wird fol-
gende Erzehlung/ ſo uns die Art dieſes Seculi vorſtellet/ ſich nicht
uͤbel ſchicken. Koͤnig Rudolph in Burgundien hatte einen
Speer/ deſſen Eyſen Kaͤyſer Conſtantin der Große aus den
Naͤgeln des Creutzes Chriſti ſolte haben verfertigen laſſen/ und
wieder die Feinde mit groſſem Gluͤck gebraucht haben/ wie man
vor gewiß hielte. Dieſes Stuͤck/ als zum Roͤmiſchen Kaͤyſer-
thum gehoͤrig/ hatte Heinrich der Vogler (weil er ſich der Kaͤy-
ſer-Wuͤrde niemahls begeben/ ob er ſich gleich nur Koͤnig nen-
nete) lange Zeit her von ihm abgefodert/ aber allezeit abſchlaͤg-
liche Antwort erhalten: Allein ietzt/ da nach Carls des Einfaͤl-Sigebert. ad
h. a.

tigen Todt/ Rudolph Luſt bekam/ Koͤnig in Weſt-Franckreich
zu werden/ und darzu Heinrichs Huͤlffe brauchte/ bekam es Koͤ-
nig Heinrich/ und ſchenckte davor Rudolphen ein ſchoͤnes Stuͤck
von dem damahligen Hertzogthum Schwaben. Zu Rom
wolte es Stephanus nicht nach Alberichs und der Tuſculaner
Willen machen/ daher ſie mit ihm erbaͤrmlich umbſprungen/
und ihn ſo gar mit Schlaͤgen tractirten/ woruͤber der guteAn. 930.

Mann
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[55/0065] Huren-Regiment. Der junge Alberich erlangte demnach faſt wieder ſeiner Mutter Willen die Herrſchafft zu Rom. Es war in vielen 100. Jah- ren kein Buͤrgemeiſter zu Rom geweſen/ ietzo aber ſuchte Albe- rich dieſen Nahmen wieder vor/ und ließ ſich Roͤmiſchen Buͤr- gemeiſter nennen/ ſetzte auch eine neue Art des Regiments uͤber Rom die er Zehn-Herren nennte. Das erhitzte Volck ließ al- les geſchehen/ nur damit ſie nicht unter die Herrſchafft des Koͤ- nigs von Jtalien moͤchten gezogen werden/ ſondern ihr Thun vor ſich behalten koͤnnten; wobey denn auch der Pabſt faſt um alle ſeine weltliche Macht kam. XVIII. Kurtz hierauff ſtarb der Pabſt Leo, der meiſtens ein gutes Lob hinterlaſſen. Alberich und die Toſcanelliſche faction brachten an ſeine Stelle Stephanum den ſiebenden/ einen Roͤ- mer/ bey welchem ſie/ weil er ſehr gelinde war/ wohl zu fahren meinten. Jndeſſen hatte Koͤnig Heinrich in Deutſchland die Laußitzer und den groͤßten Theil von Boͤhmen unter ſeine Herr- ſchafft bey ſtetigen Kriegs-Gluͤck gebracht. Hieher wird fol- gende Erzehlung/ ſo uns die Art dieſes Seculi vorſtellet/ ſich nicht uͤbel ſchicken. Koͤnig Rudolph in Burgundien hatte einen Speer/ deſſen Eyſen Kaͤyſer Conſtantin der Große aus den Naͤgeln des Creutzes Chriſti ſolte haben verfertigen laſſen/ und wieder die Feinde mit groſſem Gluͤck gebraucht haben/ wie man vor gewiß hielte. Dieſes Stuͤck/ als zum Roͤmiſchen Kaͤyſer- thum gehoͤrig/ hatte Heinrich der Vogler (weil er ſich der Kaͤy- ſer-Wuͤrde niemahls begeben/ ob er ſich gleich nur Koͤnig nen- nete) lange Zeit her von ihm abgefodert/ aber allezeit abſchlaͤg- liche Antwort erhalten: Allein ietzt/ da nach Carls des Einfaͤl- tigen Todt/ Rudolph Luſt bekam/ Koͤnig in Weſt-Franckreich zu werden/ und darzu Heinrichs Huͤlffe brauchte/ bekam es Koͤ- nig Heinrich/ und ſchenckte davor Rudolphen ein ſchoͤnes Stuͤck von dem damahligen Hertzogthum Schwaben. Zu Rom wolte es Stephanus nicht nach Alberichs und der Tuſculaner Willen machen/ daher ſie mit ihm erbaͤrmlich umbſprungen/ und ihn ſo gar mit Schlaͤgen tractirten/ woruͤber der gute Mann Bergom. f. 171. An. 929. Sigebert. ad h. a. An. 930.

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/65>, abgerufen am 18.04.2024.