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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Römisches
kannte Graff Heribert nebst seinen Söhnen/ ingleichen Königs
Roberts hlnterlassener Sohn Graff Hugo vielen Verdruß
An. 938.machten. Es gieng aber dem grossen König Otto in Deutsch-
land auch nicht anders. Dieses mächtige Reich war erfüllet mit
vielen hohen Personen/ die seit dem Fall des Carolinischen Ge-
schlechts grosse Macht erlanget hatten: als Hertzog Giselbert
in Lothringen/ Hertzog Arnold in Bäyern/ Hertzog Eberhard
in Ost-Francken/ Hertzog Hermann in Schwaben/ Wichmann/
Siegfried/ Gero und andre mächtige Landherren in Sachsen:
Solche in gehörigen Gehorsam zu halten/ erforderte eine unaus-
sprechliche Klugheit. Die erste Wiederwärtigkeit entstund
schon im Jahr 937. zwischen Hertzog Eberharden/ der zugleich
Königlicher Pfaltz-Graff/ oder Hoffrichter war/ und Heinri-
chen/ des Königs Bruder/ welcher damahls das Hertzogthum
Sachsen besaß/ weil jener die Lehns-Leute des letztern gewalthä-
Wittich. L.
II. p. 644.
seq. Suppl.
Regin. ad
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tig tractirte: da denn Eberhard zwar durch einen Reichs-
Schluß zur Besserung angehalten wurde; Es erfolgte aber
nichts weniger/ sondern er nahm im Jahr 938. Heinrichen gar
gefangen/ nachdem Danckmar des Königs Heinrichs unehli-
cher Sohn sich zu ihm geschlagen hat. König Otto ergrimmte
hierüber/ überfiel die Rebellen und demüthigte sie: Eberhard
ward seines hohen Ambts entsetzet/ welcher bey Hertzog Gisel-
berten in Lothringen Schutz suchte/ und den gefangenen Hein-
rich mit brachte. Jndessen verschied der Pabst Leo, welchem
durch die Wahl ein Deutscher/ Nahmens Stephanus der achte/
folgte/ dem die Römer unter Alberichs Anführung/ da er nicht
Platina p.
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An.
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alles nach ihren Sinn machen wolte/ wohl plagten.

XXIV.

Eberhard und Giselbert/ denen beyderseits nach der
Krohn von Deutschland dürstete/ ob gleich der erste sich wenig
mercken liesse/ und Eberhardten vielmehr damit kützelte/ ersonnen
einen sonderlichen Rath. Sie stellten sich/ als ob sie ihren
gefangenen Heinrich allein das Regiment gönneten/ und brach-
ten denselben in Sinn/ daß sein Königlicher Bruder Otto zwar
älter als er/ nicht aber/ wie er/ von einem König erzeuget sey/ weil

Hein-

Roͤmiſches
kannte Graff Heribert nebſt ſeinen Soͤhnen/ ingleichen Koͤnigs
Roberts hlnterlaſſener Sohn Graff Hugo vielen Verdruß
An. 938.machten. Es gieng aber dem groſſen Koͤnig Otto in Deutſch-
land auch nicht anders. Dieſes maͤchtige Reich war erfuͤllet mit
vielen hohen Perſonen/ die ſeit dem Fall des Caroliniſchen Ge-
ſchlechts groſſe Macht erlanget hatten: als Hertzog Giſelbert
in Lothringen/ Hertzog Arnold in Baͤyern/ Hertzog Eberhard
in Oſt-Francken/ Hertzog Hermann in Schwaben/ Wichmann/
Siegfried/ Gero und andre maͤchtige Landherren in Sachſen:
Solche in gehoͤrigen Gehorſam zu halten/ erforderte eine unaus-
ſprechliche Klugheit. Die erſte Wiederwaͤrtigkeit entſtund
ſchon im Jahr 937. zwiſchen Hertzog Eberharden/ der zugleich
Koͤniglicher Pfaltz-Graff/ oder Hoffrichter war/ und Heinri-
chen/ des Koͤnigs Bruder/ welcher damahls das Hertzogthum
Sachſen beſaß/ weil jener die Lehns-Leute des letztern gewalthaͤ-
Wittich. L.
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ſeq. Suppl.
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tig tractirte: da denn Eberhard zwar durch einen Reichs-
Schluß zur Beſſerung angehalten wurde; Es erfolgte aber
nichts weniger/ ſondern er nahm im Jahr 938. Heinrichen gar
gefangen/ nachdem Danckmar des Koͤnigs Heinrichs unehli-
cher Sohn ſich zu ihm geſchlagen hat. Koͤnig Otto ergrimmte
hieruͤber/ uͤberfiel die Rebellen und demuͤthigte ſie: Eberhard
ward ſeines hohen Ambts entſetzet/ welcher bey Hertzog Giſel-
berten in Lothringen Schutz ſuchte/ und den gefangenen Hein-
rich mit brachte. Jndeſſen verſchied der Pabſt Leo, welchem
durch die Wahl ein Deutſcher/ Nahmens Stephanus der achte/
folgte/ dem die Roͤmer unter Alberichs Anfuͤhrung/ da er nicht
Platina p.
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An.
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alles nach ihren Sinn machen wolte/ wohl plagten.

XXIV.

Eberhard und Giſelbert/ denen beyderſeits nach der
Krohn von Deutſchland duͤrſtete/ ob gleich der erſte ſich wenig
mercken lieſſe/ und Eberhardten vielmehr damit kuͤtzelte/ erſonnen
einen ſonderlichen Rath. Sie ſtellten ſich/ als ob ſie ihren
gefangenen Heinrich allein das Regiment goͤnneten/ und brach-
ten denſelben in Sinn/ daß ſein Koͤniglicher Bruder Otto zwar
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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/72>, abgerufen am 29.03.2024.