Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Huren-Regiment.
dig/ hatte geraume Zeit her mit des Marck graffens Hugo zu
Lucca Schwester ein verdächtiges Verständniß gehabt/ auch
mit ihr einen Sohn gezeiget. Diese unzüchtige wolte nun zuBergom. ad
An.
958.

Venedig herrschen/ und brachte es dahin/ daß Petrus seine Ge-
mahlin in das Kloster S. Zachariae verstiese/ und sich öffentlich
mit jener vermählete/ aber zu ihren grösten Unglück/ sintemahl
das Volck wieder ihn auffstund/ und da er sich im Hertzoglichen
Palast vertheidigen wolte/ ward er durch eingeworffenes
Schweffel und Feuer mit seiner unzüchtigen Bettgenoßin dar-
innen verbrandt/ zugleich aber der schönste Theil der Stadt in
die Asche gelegt.

X.

Jm Lotharischen Reich erregte hierauff der weltbekannteAn. 959.
Graf Immo einen neuen Lermen/ und brachte es dahin/ daß/
weil die Lothringer mit des Ertzbischoffs Bruno Regiment nicht
zu frieden waren/ Graf Friedrich an dessen statt das RegimentFrodoard.
ad h. a.

übernehmen muste. Dieser Immo war der Ulysses seiner Zeit/
und| wegen tausend verschmitzter Steiche sehr berühmt. Der eh-
mahlige Hertzog Giselbert in Lotharingen hatte ihn aufferzo-
gen/ er verließ ihn aber/ und schlug sich zu der Königlichen Par-
tey/ that auch seinem vorigen Patron viel Dampff an. Eins-
mahls ließ gedachter Hertzog eine grosse Heerde Schweine vor
der Stadt/ da Immo sich auffhielt/ vorbey treiben: Der GrafWittich. L.
I. p.
647.

hätte ihm dieselbe gerne entwendet/ ließ demnach unter das
Stadt-Thor ein junges Schwein bringen/ und dasselbe also
zwacken/ daß es schreyen muste/ worauff die gantze Heerde sol-
chem Geschrey nach und in die Stadt lieff/ des Hertzogs Leute
aber musten mit der langen Nase abziehen. Der Hertzog wol-
te den Schimpff und Schaden rächen/ kam also mit einer star-
cken Reuterey vor die Stadt; Immo aber hatte sich mit vielen
hundert Bienen-Schwärmen gerüstet; diese ließ er von den
Mauren auff die Feinde werffen/ welche mit ihren Stechen die
Pferde gantz rasend machten/ und damit den Belägerten RaumAn. 960.
gaben/ sich von der Einschliessung zu befreyen. Mit Berengarn
ward es indessen in Jtalien immer schlimmer/ und weil er sich

der
K 2

Huren-Regiment.
dig/ hatte geraume Zeit her mit des Marck graffens Hugo zu
Lucca Schweſter ein verdaͤchtiges Verſtaͤndniß gehabt/ auch
mit ihr einen Sohn gezeiget. Dieſe unzuͤchtige wolte nun zuBergom. ad
An.
958.

Venedig herrſchen/ und brachte es dahin/ daß Petrus ſeine Ge-
mahlin in das Kloſter S. Zachariæ verſtieſe/ und ſich oͤffentlich
mit jener vermaͤhlete/ aber zu ihren groͤſten Ungluͤck/ ſintemahl
das Volck wieder ihn auffſtund/ und da er ſich im Hertzoglichen
Palaſt vertheidigen wolte/ ward er durch eingeworffenes
Schweffel und Feuer mit ſeiner unzuͤchtigen Bettgenoßin dar-
innen verbrandt/ zugleich aber der ſchoͤnſte Theil der Stadt in
die Aſche gelegt.

X.

Jm Lothariſchen Reich erregte hierauff der weltbekannteAn. 959.
Graf Immo einen neuen Lermen/ und brachte es dahin/ daß/
weil die Lothringer mit des Ertzbiſchoffs Bruno Regiment nicht
zu frieden waren/ Graf Friedrich an deſſen ſtatt das RegimentFrodoard.
ad h. a.

uͤbernehmen muſte. Dieſer Immo war der Ulyſſes ſeiner Zeit/
und| wegen tauſend verſchmitzter Steiche ſehr beruͤhmt. Der eh-
mahlige Hertzog Giſelbert in Lotharingen hatte ihn aufferzo-
gen/ er verließ ihn aber/ und ſchlug ſich zu der Koͤniglichen Par-
tey/ that auch ſeinem vorigen Patron viel Dampff an. Eins-
mahls ließ gedachter Hertzog eine groſſe Heerde Schweine vor
der Stadt/ da Immo ſich auffhielt/ vorbey treiben: Der GrafWittich. L.
I. p.
647.

haͤtte ihm dieſelbe gerne entwendet/ ließ demnach unter das
Stadt-Thor ein junges Schwein bringen/ und daſſelbe alſo
zwacken/ daß es ſchreyen muſte/ worauff die gantze Heerde ſol-
chem Geſchrey nach und in die Stadt lieff/ des Hertzogs Leute
aber muſten mit der langen Naſe abziehen. Der Hertzog wol-
te den Schimpff und Schaden raͤchen/ kam alſo mit einer ſtar-
cken Reuterey vor die Stadt; Immo aber hatte ſich mit vielen
hundert Bienen-Schwaͤrmen geruͤſtet; dieſe ließ er von den
Mauren auff die Feinde werffen/ welche mit ihren Stechen die
Pferde gantz raſend machten/ und damit den Belaͤgerten RaumAn. 960.
gaben/ ſich von der Einſchlieſſung zu befreyen. Mit Berengarn
ward es indeſſen in Jtalien immer ſchlimmer/ und weil er ſich

der
K 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0085" n="75"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Huren-Regiment.</hi></fw><lb/>
dig/ hatte geraume Zeit her mit des Marck graffens <hi rendition="#aq">Hugo</hi> zu<lb/><hi rendition="#aq">Lucca</hi> Schwe&#x017F;ter ein verda&#x0364;chtiges Ver&#x017F;ta&#x0364;ndniß gehabt/ auch<lb/>
mit ihr einen Sohn gezeiget. Die&#x017F;e unzu&#x0364;chtige wolte nun zu<note place="right"><hi rendition="#aq">Bergom. ad<lb/>
An.</hi> 958.</note><lb/>
Venedig herr&#x017F;chen/ und brachte es dahin/ daß Petrus &#x017F;eine Ge-<lb/>
mahlin in das Klo&#x017F;ter <hi rendition="#aq">S. Zachariæ</hi> ver&#x017F;tie&#x017F;e/ und &#x017F;ich o&#x0364;ffentlich<lb/>
mit jener verma&#x0364;hlete/ aber zu ihren gro&#x0364;&#x017F;ten Unglu&#x0364;ck/ &#x017F;intemahl<lb/>
das Volck wieder ihn auff&#x017F;tund/ und da er &#x017F;ich im Hertzoglichen<lb/>
Pala&#x017F;t vertheidigen wolte/ ward er durch eingeworffenes<lb/>
Schweffel und Feuer mit &#x017F;einer unzu&#x0364;chtigen Bettgenoßin dar-<lb/>
innen verbrandt/ zugleich aber der &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te Theil der Stadt in<lb/>
die A&#x017F;che gelegt.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">X.</hi> </head><lb/>
          <p>Jm Lothari&#x017F;chen Reich erregte hierauff der weltbekannte<note place="right"><hi rendition="#aq">An.</hi> 959.</note><lb/>
Graf <hi rendition="#aq">Immo</hi> einen neuen Lermen/ und brachte es dahin/ daß/<lb/>
weil die Lothringer mit des Ertzbi&#x017F;choffs <hi rendition="#aq">Bruno</hi> Regiment nicht<lb/>
zu frieden waren/ Graf Friedrich an de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;tatt das Regiment<note place="right"><hi rendition="#aq">Frodoard.<lb/>
ad h. a.</hi></note><lb/>
u&#x0364;bernehmen mu&#x017F;te. Die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Immo</hi> war der <hi rendition="#aq">Uly&#x017F;&#x017F;es</hi> &#x017F;einer Zeit/<lb/>
und| wegen tau&#x017F;end ver&#x017F;chmitzter Steiche &#x017F;ehr beru&#x0364;hmt. Der eh-<lb/>
mahlige Hertzog Gi&#x017F;elbert in Lotharingen hatte ihn aufferzo-<lb/>
gen/ er verließ ihn aber/ und &#x017F;chlug &#x017F;ich zu der Ko&#x0364;niglichen Par-<lb/>
tey/ that auch &#x017F;einem vorigen Patron viel Dampff an. Eins-<lb/>
mahls ließ gedachter Hertzog eine gro&#x017F;&#x017F;e Heerde Schweine vor<lb/>
der Stadt/ da <hi rendition="#aq">Immo</hi> &#x017F;ich auffhielt/ vorbey treiben: Der Graf<note place="right"><hi rendition="#aq">Wittich. L.<lb/>
I. p.</hi> 647.</note><lb/>
ha&#x0364;tte ihm die&#x017F;elbe gerne entwendet/ ließ demnach unter das<lb/>
Stadt-Thor ein junges Schwein bringen/ und da&#x017F;&#x017F;elbe al&#x017F;o<lb/>
zwacken/ daß es &#x017F;chreyen mu&#x017F;te/ worauff die gantze Heerde &#x017F;ol-<lb/>
chem Ge&#x017F;chrey nach und in die Stadt lieff/ des Hertzogs Leute<lb/>
aber mu&#x017F;ten mit der langen Na&#x017F;e abziehen. Der Hertzog wol-<lb/>
te den Schimpff und Schaden ra&#x0364;chen/ kam al&#x017F;o mit einer &#x017F;tar-<lb/>
cken Reuterey vor die Stadt; <hi rendition="#aq">Immo</hi> aber hatte &#x017F;ich mit vielen<lb/>
hundert Bienen-Schwa&#x0364;rmen geru&#x0364;&#x017F;tet; die&#x017F;e ließ er von den<lb/>
Mauren auff die Feinde werffen/ welche mit ihren Stechen die<lb/>
Pferde gantz ra&#x017F;end machten/ und damit den Bela&#x0364;gerten Raum<note place="right"><hi rendition="#aq">An.</hi> 960.</note><lb/>
gaben/ &#x017F;ich von der Ein&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;ung zu befreyen. Mit Berengarn<lb/>
ward es inde&#x017F;&#x017F;en in Jtalien immer &#x017F;chlimmer/ und weil er &#x017F;ich<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 2</fw><fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[75/0085] Huren-Regiment. dig/ hatte geraume Zeit her mit des Marck graffens Hugo zu Lucca Schweſter ein verdaͤchtiges Verſtaͤndniß gehabt/ auch mit ihr einen Sohn gezeiget. Dieſe unzuͤchtige wolte nun zu Venedig herrſchen/ und brachte es dahin/ daß Petrus ſeine Ge- mahlin in das Kloſter S. Zachariæ verſtieſe/ und ſich oͤffentlich mit jener vermaͤhlete/ aber zu ihren groͤſten Ungluͤck/ ſintemahl das Volck wieder ihn auffſtund/ und da er ſich im Hertzoglichen Palaſt vertheidigen wolte/ ward er durch eingeworffenes Schweffel und Feuer mit ſeiner unzuͤchtigen Bettgenoßin dar- innen verbrandt/ zugleich aber der ſchoͤnſte Theil der Stadt in die Aſche gelegt. Bergom. ad An. 958. X. Jm Lothariſchen Reich erregte hierauff der weltbekannte Graf Immo einen neuen Lermen/ und brachte es dahin/ daß/ weil die Lothringer mit des Ertzbiſchoffs Bruno Regiment nicht zu frieden waren/ Graf Friedrich an deſſen ſtatt das Regiment uͤbernehmen muſte. Dieſer Immo war der Ulyſſes ſeiner Zeit/ und| wegen tauſend verſchmitzter Steiche ſehr beruͤhmt. Der eh- mahlige Hertzog Giſelbert in Lotharingen hatte ihn aufferzo- gen/ er verließ ihn aber/ und ſchlug ſich zu der Koͤniglichen Par- tey/ that auch ſeinem vorigen Patron viel Dampff an. Eins- mahls ließ gedachter Hertzog eine groſſe Heerde Schweine vor der Stadt/ da Immo ſich auffhielt/ vorbey treiben: Der Graf haͤtte ihm dieſelbe gerne entwendet/ ließ demnach unter das Stadt-Thor ein junges Schwein bringen/ und daſſelbe alſo zwacken/ daß es ſchreyen muſte/ worauff die gantze Heerde ſol- chem Geſchrey nach und in die Stadt lieff/ des Hertzogs Leute aber muſten mit der langen Naſe abziehen. Der Hertzog wol- te den Schimpff und Schaden raͤchen/ kam alſo mit einer ſtar- cken Reuterey vor die Stadt; Immo aber hatte ſich mit vielen hundert Bienen-Schwaͤrmen geruͤſtet; dieſe ließ er von den Mauren auff die Feinde werffen/ welche mit ihren Stechen die Pferde gantz raſend machten/ und damit den Belaͤgerten Raum gaben/ ſich von der Einſchlieſſung zu befreyen. Mit Berengarn ward es indeſſen in Jtalien immer ſchlimmer/ und weil er ſich der An. 959. Frodoard. ad h. a. Wittich. L. I. p. 647. An. 960. K 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/85
Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/85>, abgerufen am 25.04.2024.