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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Huren-Regiment.
sich die Römischen Bürger verbunden/ den Käyser zu erwürgen/Suppl. Re-
gin. ad h. a.

allein der Käyser wurde eher fertig/ und nöthigte sie/ daß sie 100.
Geisseln ihrer Treue geben musten. Er war ihnen aber kaum
aus den Augen in das Hertzogthum Spoleto, selbiges wohl ein-
zurichten/ gezogen/ da begiengen sie die andere Untreue/ liessen
den verjagten Johannem wieder in die Stadt/ und übergaben
ihm alle Macht/ so daß der gute Leo alles mit den Rücken anse-
hen und zu Fusse zu dem Käyser fliehen muste. So bald derSigon. p. 170.
wilde Johannes sich wieder in seinem vorigen Stand sahe/ theil-
te er den S. Peters Schatz unter die/ so ihm anhingen/ sonderlich
seine Huren/ aus/ als müste alles alsobald zu Grunde gehen. Er
ließ denen Cardinälen/ Johanni und Azoni, Hand und Nase ab-
schneiden/ den Bischoff Ottgern zu Speyer/ als des Käysers
Liebling/ der sich noch in Rom auffhielte/ ließ er jämmerlich geis-
seln/ und fing sein altes üppiges Leben von forne an. Er rasete
aber nicht lange: Denn als er seine geile Lust bey der Nacht in
den Römischen Vorstädten mit einer Ehebrecherin trieb/ ward
er noch im selbigen Jahr von dem darzu kommenden EhemannPlatina p. 121.
erstochen/ wobey/ nach eines alten Historici Bericht/ der Sa-
tan sein entsetzliches Spiel soll getrieben haben.

XIV.

Die Römer eyleten bey diesem Todtes-Fall und er-
wehlten/ ehe der Käyser darzu kam/ den Cardinal Benedictum
zum Pabst/ worzu die Tusculanische Partey/ welcher er zuge-Sigon. p. 170.
than war/ das meiste beytrug. Jnzwischen kam der Käyser
Otto mit seiner zu siegen gewohnten Kriegs-Macht vor die Rö-
mischen Mauren; Man suchte in dem halßstarrigen Rom alle
Vertheidigungs-Mittel vor/ der eingeschobene Pabst ging so
gar auff die Mauren/ und that die Belägerer einmahl über das
andre in den Bann; Aber diese hatten einen ältern Pabst bey
sich/ und achteten jenes weniger als nichts. Man hielte es also
nicht lange aus/ und die Römer musten endlich die Thore öf-
nen/ und ihren neuen Pabst als einen Gefangenen lieffern. Es
ward demnach in der Lateranischen Kirche ein Concilium ge-
halten/ in welchem Leo als rechtmäßiger Pabst erkannt/ Bene-

dictus

Huren-Regiment.
ſich die Roͤmiſchen Buͤrger verbunden/ den Kaͤyſer zu erwuͤrgen/Suppl. Re-
gin. ad h. a.

allein der Kaͤyſer wurde eher fertig/ und noͤthigte ſie/ daß ſie 100.
Geiſſeln ihrer Treue geben muſten. Er war ihnen aber kaum
aus den Augen in das Hertzogthum Spoleto, ſelbiges wohl ein-
zurichten/ gezogen/ da begiengen ſie die andere Untreue/ lieſſen
den verjagten Johannem wieder in die Stadt/ und uͤbergaben
ihm alle Macht/ ſo daß der gute Leo alles mit den Ruͤcken anſe-
hen und zu Fuſſe zu dem Kaͤyſer fliehen muſte. So bald derSigon. p. 170.
wilde Johannes ſich wieder in ſeinem vorigen Stand ſahe/ theil-
te er den S. Peters Schatz unter die/ ſo ihm anhingen/ ſonderlich
ſeine Huren/ aus/ als muͤſte alles alſobald zu Grunde gehen. Er
ließ denen Cardinaͤlen/ Johanni und Azoni, Hand und Naſe ab-
ſchneiden/ den Biſchoff Ottgern zu Speyer/ als des Kaͤyſers
Liebling/ der ſich noch in Rom auffhielte/ ließ er jaͤmmerlich geiſ-
ſeln/ und fing ſein altes uͤppiges Leben von forne an. Er raſete
aber nicht lange: Denn als er ſeine geile Luſt bey der Nacht in
den Roͤmiſchen Vorſtaͤdten mit einer Ehebrecherin trieb/ ward
er noch im ſelbigen Jahr von dem darzu kommenden EhemannPlatina p. 121.
erſtochen/ wobey/ nach eines alten Hiſtorici Bericht/ der Sa-
tan ſein entſetzliches Spiel ſoll getrieben haben.

XIV.

Die Roͤmer eyleten bey dieſem Todtes-Fall und er-
wehlten/ ehe der Kaͤyſer darzu kam/ den Cardinal Benedictum
zum Pabſt/ worzu die Tuſculaniſche Partey/ welcher er zuge-Sigon. p. 170.
than war/ das meiſte beytrug. Jnzwiſchen kam der Kaͤyſer
Otto mit ſeiner zu ſiegen gewohnten Kriegs-Macht vor die Roͤ-
miſchen Mauren; Man ſuchte in dem halßſtarrigen Rom alle
Vertheidigungs-Mittel vor/ der eingeſchobene Pabſt ging ſo
gar auff die Mauren/ und that die Belaͤgerer einmahl uͤber das
andre in den Bann; Aber dieſe hatten einen aͤltern Pabſt bey
ſich/ und achteten jenes weniger als nichts. Man hielte es alſo
nicht lange aus/ und die Roͤmer muſten endlich die Thore oͤf-
nen/ und ihren neuen Pabſt als einen Gefangenen lieffern. Es
ward demnach in der Lateraniſchen Kirche ein Concilium ge-
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[79/0089] Huren-Regiment. ſich die Roͤmiſchen Buͤrger verbunden/ den Kaͤyſer zu erwuͤrgen/ allein der Kaͤyſer wurde eher fertig/ und noͤthigte ſie/ daß ſie 100. Geiſſeln ihrer Treue geben muſten. Er war ihnen aber kaum aus den Augen in das Hertzogthum Spoleto, ſelbiges wohl ein- zurichten/ gezogen/ da begiengen ſie die andere Untreue/ lieſſen den verjagten Johannem wieder in die Stadt/ und uͤbergaben ihm alle Macht/ ſo daß der gute Leo alles mit den Ruͤcken anſe- hen und zu Fuſſe zu dem Kaͤyſer fliehen muſte. So bald der wilde Johannes ſich wieder in ſeinem vorigen Stand ſahe/ theil- te er den S. Peters Schatz unter die/ ſo ihm anhingen/ ſonderlich ſeine Huren/ aus/ als muͤſte alles alſobald zu Grunde gehen. Er ließ denen Cardinaͤlen/ Johanni und Azoni, Hand und Naſe ab- ſchneiden/ den Biſchoff Ottgern zu Speyer/ als des Kaͤyſers Liebling/ der ſich noch in Rom auffhielte/ ließ er jaͤmmerlich geiſ- ſeln/ und fing ſein altes uͤppiges Leben von forne an. Er raſete aber nicht lange: Denn als er ſeine geile Luſt bey der Nacht in den Roͤmiſchen Vorſtaͤdten mit einer Ehebrecherin trieb/ ward er noch im ſelbigen Jahr von dem darzu kommenden Ehemann erſtochen/ wobey/ nach eines alten Hiſtorici Bericht/ der Sa- tan ſein entſetzliches Spiel ſoll getrieben haben. Suppl. Re- gin. ad h. a. Sigon. p. 170. Platina p. 121. XIV. Die Roͤmer eyleten bey dieſem Todtes-Fall und er- wehlten/ ehe der Kaͤyſer darzu kam/ den Cardinal Benedictum zum Pabſt/ worzu die Tuſculaniſche Partey/ welcher er zuge- than war/ das meiſte beytrug. Jnzwiſchen kam der Kaͤyſer Otto mit ſeiner zu ſiegen gewohnten Kriegs-Macht vor die Roͤ- miſchen Mauren; Man ſuchte in dem halßſtarrigen Rom alle Vertheidigungs-Mittel vor/ der eingeſchobene Pabſt ging ſo gar auff die Mauren/ und that die Belaͤgerer einmahl uͤber das andre in den Bann; Aber dieſe hatten einen aͤltern Pabſt bey ſich/ und achteten jenes weniger als nichts. Man hielte es alſo nicht lange aus/ und die Roͤmer muſten endlich die Thore oͤf- nen/ und ihren neuen Pabſt als einen Gefangenen lieffern. Es ward demnach in der Lateraniſchen Kirche ein Concilium ge- halten/ in welchem Leo als rechtmaͤßiger Pabſt erkannt/ Bene- dictus Sigon. p. 170.

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/89>, abgerufen am 28.03.2024.