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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Römisches
brachten zweymahl falsche Ketten/ welche auch nichts ausrichte-
ten: Da sie endlich mit der rechten hervor kamen/ soll der Teuf-
fel/ so bald sie umb den Halß geleget worden/ gewichen seyn.
Worüber der zuschauende Bischoff Dietrich von Metz so ausser
sich kommen/ daß er die Kette plötzlich ergriffen/ und geschwoh-
ren/ er liesse sie nicht/ man müsse ihm denn die Hand abhauen;
Weil er nun bey dem Käyser in grossen Ansehen war/ erlangte
An. 969.er endlich ein Glied von gedachter Kette. Jmmittelst verlohr
der Käyser seinen getreuesten Diener den Marckgraffen Gero-
nem,
(nachdem er noch das Stifft Gernrode auffgerichtet)
Dannenhero er auch an den herannahenden Todt mehr ge-
dachte/ und die Auffrichtung des Ertzstiffts Magdeburg/ so er
längst im Sinn gehabt/ zu Ende brachte. Es hatten sich die Hal-
berstädtischen Bischöffe/ in deren Sprengel Magdeburg gelegen/
lange Zeit dawieder gesetzt; Nunmehro aber ließ Bischoff Hil-
deward zu Halberstadt sich zur Einwilligung bewegen/ und ward
demnach Magdeburg die Metropolis der Slavischen Kirchen/
gleichwie Hamburg diese Stelle unter den Nordischen/ Däni-
schen und Schwedischen vertratt. Adelbert/ ein berühmter
Ditmarus L.
II. p.
29.
Münch/ welcher bißher denen Rugianern das Christenthum ge-
prediget hatte/ ward allda der erste Ertzbischoff/ und wurden ihm
die Bischöffe zu Meissen/ Merseburg/ Zeitz/ Brandenburg/ Ha-
velberg/ Lebus und Posen untergeben. Der Käyser bauete auch
die vortreffliche Dom-Kirche und beschenckte das neue Ertzstifft
mit austräglichen Gütern.

XVIII.

Unser Käyser sendete nach diesem eine grosse Gesand-
schafft nach Constantinopel/ seines Sohnes Braut abzuhohlen/
die tückischen Griechen aber überfielen dieselbe/ da sie durch Ca-
Wittich. L
III. p.
661.
labrien reisete/ und schickte sie ihrem Käyser gefangen zu. Otto
ward hierdurch auffgebracht/ daß er seine Kriegs-Obersten/
Graff Günthern und Siegfrieden/ wieder sie sendete/ welche A-
pulien und Calabrien einnahmen/ und damit den Anfang zur
An. 970.Deutschen Macht in dem östlichen Jtalien machten. Damahls
stifftete der Käyser ein neues Hertzogthum zu Meyland/ und

mach-

Roͤmiſches
brachten zweymahl falſche Ketten/ welche auch nichts ausrichte-
ten: Da ſie endlich mit der rechten hervor kamen/ ſoll der Teuf-
fel/ ſo bald ſie umb den Halß geleget worden/ gewichen ſeyn.
Woruͤber der zuſchauende Biſchoff Dietrich von Metz ſo auſſer
ſich kommen/ daß er die Kette ploͤtzlich ergriffen/ und geſchwoh-
ren/ er lieſſe ſie nicht/ man muͤſſe ihm denn die Hand abhauen;
Weil er nun bey dem Kaͤyſer in groſſen Anſehen war/ erlangte
An. 969.er endlich ein Glied von gedachter Kette. Jmmittelſt verlohr
der Kaͤyſer ſeinen getreueſten Diener den Marckgraffen Gero-
nem,
(nachdem er noch das Stifft Gernrode auffgerichtet)
Dannenhero er auch an den herannahenden Todt mehr ge-
dachte/ und die Auffrichtung des Ertzſtiffts Magdeburg/ ſo er
laͤngſt im Sinn gehabt/ zu Ende brachte. Es hatten ſich die Hal-
berſtaͤdtiſchen Biſchoͤffe/ in deren Sprengel Magdeburg gelegen/
lange Zeit dawieder geſetzt; Nunmehro aber ließ Biſchoff Hil-
deward zu Halberſtadt ſich zur Einwilligung bewegen/ und ward
demnach Magdeburg die Metropolis der Slaviſchen Kirchen/
gleichwie Hamburg dieſe Stelle unter den Nordiſchen/ Daͤni-
ſchen und Schwediſchen vertratt. Adelbert/ ein beruͤhmter
Ditmarus L.
II. p.
29.
Muͤnch/ welcher bißher denen Rugianern das Chriſtenthum ge-
prediget hatte/ ward allda der erſte Ertzbiſchoff/ und wurden ihm
die Biſchoͤffe zu Meiſſen/ Merſeburg/ Zeitz/ Brandenburg/ Ha-
velberg/ Lebus und Poſen untergeben. Der Kaͤyſer bauete auch
die vortreffliche Dom-Kirche und beſchenckte das neue Ertzſtifft
mit austraͤglichen Guͤtern.

XVIII.

Unſer Kaͤyſer ſendete nach dieſem eine groſſe Geſand-
ſchafft nach Conſtantinopel/ ſeines Sohnes Braut abzuhohlen/
die tuͤckiſchen Griechen aber uͤberfielen dieſelbe/ da ſie durch Ca-
Wittich. L
III. p.
661.
labrien reiſete/ und ſchickte ſie ihrem Kaͤyſer gefangen zu. Otto
ward hierdurch auffgebracht/ daß er ſeine Kriegs-Oberſten/
Graff Guͤnthern und Siegfrieden/ wieder ſie ſendete/ welche A-
pulien und Calabrien einnahmen/ und damit den Anfang zur
An. 970.Deutſchen Macht in dem oͤſtlichen Jtalien machten. Damahls
ſtifftete der Kaͤyſer ein neues Hertzogthum zu Meyland/ und

mach-
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[82/0092] Roͤmiſches brachten zweymahl falſche Ketten/ welche auch nichts ausrichte- ten: Da ſie endlich mit der rechten hervor kamen/ ſoll der Teuf- fel/ ſo bald ſie umb den Halß geleget worden/ gewichen ſeyn. Woruͤber der zuſchauende Biſchoff Dietrich von Metz ſo auſſer ſich kommen/ daß er die Kette ploͤtzlich ergriffen/ und geſchwoh- ren/ er lieſſe ſie nicht/ man muͤſſe ihm denn die Hand abhauen; Weil er nun bey dem Kaͤyſer in groſſen Anſehen war/ erlangte er endlich ein Glied von gedachter Kette. Jmmittelſt verlohr der Kaͤyſer ſeinen getreueſten Diener den Marckgraffen Gero- nem, (nachdem er noch das Stifft Gernrode auffgerichtet) Dannenhero er auch an den herannahenden Todt mehr ge- dachte/ und die Auffrichtung des Ertzſtiffts Magdeburg/ ſo er laͤngſt im Sinn gehabt/ zu Ende brachte. Es hatten ſich die Hal- berſtaͤdtiſchen Biſchoͤffe/ in deren Sprengel Magdeburg gelegen/ lange Zeit dawieder geſetzt; Nunmehro aber ließ Biſchoff Hil- deward zu Halberſtadt ſich zur Einwilligung bewegen/ und ward demnach Magdeburg die Metropolis der Slaviſchen Kirchen/ gleichwie Hamburg dieſe Stelle unter den Nordiſchen/ Daͤni- ſchen und Schwediſchen vertratt. Adelbert/ ein beruͤhmter Muͤnch/ welcher bißher denen Rugianern das Chriſtenthum ge- prediget hatte/ ward allda der erſte Ertzbiſchoff/ und wurden ihm die Biſchoͤffe zu Meiſſen/ Merſeburg/ Zeitz/ Brandenburg/ Ha- velberg/ Lebus und Poſen untergeben. Der Kaͤyſer bauete auch die vortreffliche Dom-Kirche und beſchenckte das neue Ertzſtifft mit austraͤglichen Guͤtern. An. 969. Ditmarus L. II. p. 29. XVIII. Unſer Kaͤyſer ſendete nach dieſem eine groſſe Geſand- ſchafft nach Conſtantinopel/ ſeines Sohnes Braut abzuhohlen/ die tuͤckiſchen Griechen aber uͤberfielen dieſelbe/ da ſie durch Ca- labrien reiſete/ und ſchickte ſie ihrem Kaͤyſer gefangen zu. Otto ward hierdurch auffgebracht/ daß er ſeine Kriegs-Oberſten/ Graff Guͤnthern und Siegfrieden/ wieder ſie ſendete/ welche A- pulien und Calabrien einnahmen/ und damit den Anfang zur Deutſchen Macht in dem oͤſtlichen Jtalien machten. Damahls ſtifftete der Kaͤyſer ein neues Hertzogthum zu Meyland/ und mach- Wittich. L III. p. 661. An. 970.

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/92>, abgerufen am 25.04.2024.