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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Fünfftes Buch
alsbald Zeno wieder in der Erzehlung fortfähret: wie er in seiner gewöhnlichen Frauen
Tracht von seinen zweyen Edelleuten vergesellschafftet zu Schiffe gegangen/ in die be-
rühmte See- und Handels-Stadt Dioscurias/ um allda desto unkenntlicher zu seyn/ ge-
schiffet/ von denen am Strome Hippanus und Tyras wohnenden See-Räubern ange-
fallen/ diese aber durch tapffern Widerstand endlich überwunden/ und nach erobertem
Schiffe fußfällig von denen Gefangenen in seiner Frauen Kleidung vor die Fürstin Ar-
sinoe erkennet/ ja als eine Schutz-Göttin verehret/ die auf dem Raub-Schiff zugleich
erlösete Panthasilea aber vor der Amazonischen Königin Minothea Schwester und
einzige Tochter des Albanischen Königs Zobers mit Hindansetzung ihres väterlichen
Reichs gehalten worden. Er Zeno/ weil er bey seiner verkleideten Gestalt den König
der Meden und Armenier Ariobartzanes nicht hätte ehlichen wollen/ hätte ihn der Pon-
tische König Polemon aus allen seinen Reichen verbannet. Panthasilea versprichts
mit Ausschüttung vieler Mitleidungs-Thränen ihn bey der Königin Minothea anzu-
bringen. Hierauf kommt Flavius und Rhemetalces auf die Numidier alten Egypti-
er und andere Völcker/ bey welchen die Männer den weiblichen/ die Weiber aber den
männlichen Verrichtungen obgelegen. Panthasilea erzehlet ihren Ursprung/ und
wie des deutschen Königs Alemanns als ihres Uhranherrns Tochter Vandala die erste
Kämpfferin zu Pferde/ ja aller Amazonin Mutter gewesen. Dieser sparsamen Liebes-
Wercke in ihrer mit des Bojus Sohne Tanausis geführten Ehe; Jhre hertzhaffte Ant-
wort und Tapfferkeit gegen den Egyptischen König Vexoras oder Sesostres in Jberien
bey der Stadt Harmasis/ allwo die Egyptier die gerüsteten Weiber vor eitel Gespenster
angesehen/ und nebst ihrem hierbey verwirreten Könige Hertz und Feld verlohren. Zum
Zeichen dieses Sieges und vieler darauf folgenden Länder bauet ihr Vandala zwischen
die Ströme Jris Thermedan ans Meer zu ihrem Königl. Sitze die Stadt Themischra;
Tanausis aber nach Eroberung des kleinen Asiens/ Syriens/ Mesopotamiens und As-
syriens Hirapolis und Bethsan/ welcher guten Länder wegen die Gothen ihres kalten
Vaterlands/ ja Frauen und Kinder ver gessen. Vandala setzet den überwundenen Sa-
cken einem Scythischen Volcke ihre Base Zerina zur Königin vor/ und führet dar durch
auch bey den rauhen Meden die Amazonische Herrschafft ein. Sie eilet den Gotischen
ihrer Männer entblösten Frauen in Cappadocien zu Hülffe/ und giebet alsbald dem
zweiffelhafften Siege an dem Fluße Jris seinen erwüntscheten Ausschlag/ bauet dahin
wegen ihrer unter währendem Kampffe aufgeflochtener Haarlocken die durch Grichi-
sche Redens-Art so benamte Stadt Komana/ ingleichen der Kriegs-Göttin unter dem
Nahmen der Taurischen Diana einen prächtigen Tempel/ darinnen nachgehends Aga-
memnon seiner Tochter Jphigenie Opffer-Meße aufgehoben. Die Gotischen Frauen
tödten ihre zu Hauße gebliebene und der Schlacht sich entzogene Männer vollends/ neh-
men den Nahmen der Amazonen und die ersten Gesetze der Vandala an/ welche ihnen die
zwey tapffersten Frauen Marpesia und Lampeto zu Königinnen fürsetzet/ diese brennen
ihnen selbst/ den Bogen desto besser zu gebrauchen/ die rechte Brüste ab/ und nennen sich
Tochter des Kriegs-Gotts und der Diana. Endlich stirbt nach vielen Siegen in ihrem
Reiche Vandala/ und läst das Gedächtniß einer Göttin der Tapfferkeit hinter sich.
Marpesiens sieghaffte Waffen biß in das Caucasische oder nachgehends nach ihr genenn-

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Fuͤnfftes Buch
alsbald Zeno wieder in der Erzehlung fortfaͤhret: wie er in ſeiner gewoͤhnlichen Frauen
Tracht von ſeinen zweyen Edelleuten vergeſellſchafftet zu Schiffe gegangen/ in die be-
ruͤhmte See- und Handels-Stadt Dioſcurias/ um allda deſto unkenntlicher zu ſeyn/ ge-
ſchiffet/ von denen am Strome Hippanus und Tyras wohnenden See-Raͤubern ange-
fallen/ dieſe aber durch tapffern Widerſtand endlich uͤberwunden/ und nach erobertem
Schiffe fußfaͤllig von denen Gefangenen in ſeiner Frauen Kleidung vor die Fuͤrſtin Ar-
ſinoe erkennet/ ja als eine Schutz-Goͤttin verehret/ die auf dem Raub-Schiff zugleich
erloͤſete Panthaſilea aber vor der Amazoniſchen Koͤnigin Minothea Schweſter und
einzige Tochter des Albaniſchen Koͤnigs Zobers mit Hindanſetzung ihres vaͤterlichen
Reichs gehalten worden. Er Zeno/ weil er bey ſeiner verkleideten Geſtalt den Koͤnig
der Meden und Armenier Ariobartzanes nicht haͤtte ehlichen wollen/ haͤtte ihn der Pon-
tiſche Koͤnig Polemon aus allen ſeinen Reichen verbannet. Panthaſilea verſprichts
mit Ausſchuͤttung vieler Mitleidungs-Thraͤnen ihn bey der Koͤnigin Minothea anzu-
bringen. Hierauf kommt Flavius und Rhemetalces auf die Numidier alten Egypti-
er und andere Voͤlcker/ bey welchen die Maͤnner den weiblichen/ die Weiber aber den
maͤnnlichen Verrichtungen obgelegen. Panthaſilea erzehlet ihren Urſprung/ und
wie des deutſchen Koͤnigs Alemanns als ihres Uhranherrns Tochter Vandala die erſte
Kaͤmpfferin zu Pferde/ ja aller Amazonin Mutter geweſen. Dieſer ſparſamen Liebes-
Wercke in ihrer mit des Bojus Sohne Tanauſis gefuͤhrten Ehe; Jhre hertzhaffte Ant-
wort und Tapfferkeit gegen den Egyptiſchen Koͤnig Vexoras oder Seſoſtres in Jberien
bey der Stadt Harmaſis/ allwo die Egyptier die geruͤſteten Weiber vor eitel Geſpenſter
angeſehen/ und nebſt ihrem hierbey verwirreten Koͤnige Hertz und Feld verlohren. Zum
Zeichen dieſes Sieges und vieler darauf folgenden Laͤnder bauet ihr Vandala zwiſchen
die Stroͤme Jris Thermedan ans Meer zu ihrem Koͤnigl. Sitze die Stadt Themiſchra;
Tanauſis aber nach Eroberung des kleinen Aſiens/ Syriens/ Meſopotamiens und Aſ-
ſyriens Hirapolis und Bethſan/ welcher guten Laͤnder wegen die Gothen ihres kalten
Vaterlands/ ja Frauen und Kinder ver geſſen. Vandala ſetzet den uͤberwundenen Sa-
cken einem Scythiſchen Volcke ihre Baſe Zerina zur Koͤnigin vor/ und fuͤhret dar durch
auch bey den rauhen Meden die Amazoniſche Herrſchafft ein. Sie eilet den Gotiſchen
ihrer Maͤnner entbloͤſten Frauen in Cappadocien zu Huͤlffe/ und giebet alsbald dem
zweiffelhafften Siege an dem Fluße Jris ſeinen erwuͤntſcheten Ausſchlag/ bauet dahin
wegen ihrer unter waͤhrendem Kampffe aufgeflochtener Haarlocken die durch Grichi-
ſche Redens-Art ſo benamte Stadt Komana/ ingleichen der Kriegs-Göttin unter dem
Nahmen der Tauriſchen Diana einen praͤchtigen Tempel/ darinnen nachgehends Aga-
memnon ſeiner Tochter Jphigenie Opffer-Meße aufgehoben. Die Gotiſchen Frauen
toͤdten ihre zu Hauße gebliebene und der Schlacht ſich entzogene Maͤnner vollends/ neh-
men den Nahmen der Amazonen und die erſten Geſetze der Vandala an/ welche ihnen die
zwey tapfferſten Frauen Marpeſia und Lampeto zu Koͤniginnen fuͤrſetzet/ dieſe brennen
ihnen ſelbſt/ den Bogen deſto beſſer zu gebrauchen/ die rechte Bruͤſte ab/ und nennen ſich
Tochter des Kriegs-Gotts und der Diana. Endlich ſtirbt nach vielen Siegen in ihrem
Reiche Vandala/ und laͤſt das Gedaͤchtniß einer Goͤttin der Tapfferkeit hinter ſich.
Marpeſiens ſieghaffte Waffen biß in das Caucaſiſche oder nachgehends nach ihr genenn-

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[498/0554] Fuͤnfftes Buch alsbald Zeno wieder in der Erzehlung fortfaͤhret: wie er in ſeiner gewoͤhnlichen Frauen Tracht von ſeinen zweyen Edelleuten vergeſellſchafftet zu Schiffe gegangen/ in die be- ruͤhmte See- und Handels-Stadt Dioſcurias/ um allda deſto unkenntlicher zu ſeyn/ ge- ſchiffet/ von denen am Strome Hippanus und Tyras wohnenden See-Raͤubern ange- fallen/ dieſe aber durch tapffern Widerſtand endlich uͤberwunden/ und nach erobertem Schiffe fußfaͤllig von denen Gefangenen in ſeiner Frauen Kleidung vor die Fuͤrſtin Ar- ſinoe erkennet/ ja als eine Schutz-Goͤttin verehret/ die auf dem Raub-Schiff zugleich erloͤſete Panthaſilea aber vor der Amazoniſchen Koͤnigin Minothea Schweſter und einzige Tochter des Albaniſchen Koͤnigs Zobers mit Hindanſetzung ihres vaͤterlichen Reichs gehalten worden. Er Zeno/ weil er bey ſeiner verkleideten Geſtalt den Koͤnig der Meden und Armenier Ariobartzanes nicht haͤtte ehlichen wollen/ haͤtte ihn der Pon- tiſche Koͤnig Polemon aus allen ſeinen Reichen verbannet. Panthaſilea verſprichts mit Ausſchuͤttung vieler Mitleidungs-Thraͤnen ihn bey der Koͤnigin Minothea anzu- bringen. Hierauf kommt Flavius und Rhemetalces auf die Numidier alten Egypti- er und andere Voͤlcker/ bey welchen die Maͤnner den weiblichen/ die Weiber aber den maͤnnlichen Verrichtungen obgelegen. Panthaſilea erzehlet ihren Urſprung/ und wie des deutſchen Koͤnigs Alemanns als ihres Uhranherrns Tochter Vandala die erſte Kaͤmpfferin zu Pferde/ ja aller Amazonin Mutter geweſen. Dieſer ſparſamen Liebes- Wercke in ihrer mit des Bojus Sohne Tanauſis gefuͤhrten Ehe; Jhre hertzhaffte Ant- wort und Tapfferkeit gegen den Egyptiſchen Koͤnig Vexoras oder Seſoſtres in Jberien bey der Stadt Harmaſis/ allwo die Egyptier die geruͤſteten Weiber vor eitel Geſpenſter angeſehen/ und nebſt ihrem hierbey verwirreten Koͤnige Hertz und Feld verlohren. Zum Zeichen dieſes Sieges und vieler darauf folgenden Laͤnder bauet ihr Vandala zwiſchen die Stroͤme Jris Thermedan ans Meer zu ihrem Koͤnigl. Sitze die Stadt Themiſchra; Tanauſis aber nach Eroberung des kleinen Aſiens/ Syriens/ Meſopotamiens und Aſ- ſyriens Hirapolis und Bethſan/ welcher guten Laͤnder wegen die Gothen ihres kalten Vaterlands/ ja Frauen und Kinder ver geſſen. Vandala ſetzet den uͤberwundenen Sa- cken einem Scythiſchen Volcke ihre Baſe Zerina zur Koͤnigin vor/ und fuͤhret dar durch auch bey den rauhen Meden die Amazoniſche Herrſchafft ein. Sie eilet den Gotiſchen ihrer Maͤnner entbloͤſten Frauen in Cappadocien zu Huͤlffe/ und giebet alsbald dem zweiffelhafften Siege an dem Fluße Jris ſeinen erwuͤntſcheten Ausſchlag/ bauet dahin wegen ihrer unter waͤhrendem Kampffe aufgeflochtener Haarlocken die durch Grichi- ſche Redens-Art ſo benamte Stadt Komana/ ingleichen der Kriegs-Göttin unter dem Nahmen der Tauriſchen Diana einen praͤchtigen Tempel/ darinnen nachgehends Aga- memnon ſeiner Tochter Jphigenie Opffer-Meße aufgehoben. Die Gotiſchen Frauen toͤdten ihre zu Hauße gebliebene und der Schlacht ſich entzogene Maͤnner vollends/ neh- men den Nahmen der Amazonen und die erſten Geſetze der Vandala an/ welche ihnen die zwey tapfferſten Frauen Marpeſia und Lampeto zu Koͤniginnen fuͤrſetzet/ dieſe brennen ihnen ſelbſt/ den Bogen deſto beſſer zu gebrauchen/ die rechte Bruͤſte ab/ und nennen ſich Tochter des Kriegs-Gotts und der Diana. Endlich ſtirbt nach vielen Siegen in ihrem Reiche Vandala/ und laͤſt das Gedaͤchtniß einer Goͤttin der Tapfferkeit hinter ſich. Marpeſiens ſieghaffte Waffen biß in das Caucaſiſche oder nachgehends nach ihr genenn- te

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/554>, abgerufen am 18.04.2024.