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Lohenstein, Daniel Casper von: Anmerckungen über Herrn Daniel Caspers von Lohenstein Arminius. [Bd. 3]. Leipzig, 1690.

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Allgemeine
[Spaltenumbruch] tigung seiner Lehre redet/ bey Beschreibung des
Todes eines Christlichen Märtyrers sich be-
dienen wolte. Man könte die schönen Gleich-
nüsse/ die ein Druys von der bey denen (g) Heyd-
nischen Teutschen gebräuchlichen Eintau-
chung
der neugebohrnen Kinder in fließendes
Wasser vorbringt/ grösten theils in einer Rede
von unserer Geheimniß-vollen Christlichen
Tauffe sehr wohl anwerden.

Sonsten ists wohl am besten/ wenn man
ein Buch lesen will/ daß man es von Anfang
biß zu Ende lese/ und ehe nicht urtheile/ als biß
man aus dem Beschluß den völligen Verstand
und Absehen derer vorhergehenden Dinge wohl
begriffen habe. Jedennoch aber wenn iemand
anderer Meinung wäre/ und erst ein Stück aus
dem Buch lesen wolte/ welches seinem Sinn
gleichförmig wäre/ und ihn/ in Hoffnung der-
gleichen mehr zu finden/ das gantze Buch durch-
zulesen nöthigen könte/ so kan demselben auch
gerathen werden.

Wolte zum Exempel einer eine wohl aus-
gesonnene kurtze Geschicht/ die mit dem Haupt-
werck nicht vermischt ist/ haben/ so lese er die
überaus-artige Begebnüsse des Thracischen
Königs Sadal/ (h) da die ungegründete Ey-
fersucht eines Ehemanns gegen seine unschuldi-
ge Ehegattin mit recht-seltzamen Umständen
beschrieben wird.

Wer an verblümten Reden sich belusti-
get/ dem kan nicht übel gefallen die wunderwür-
dige Abbildung der Herrschens-Kunst durch
einen (i) Blumen-Garten.

Verlangte man Exempel sinnreicher Uber-
schrifften/
so dürffte man nur den dem August
zu Ehren damit ausgezierten (k) Lugdunischen
Tempel
betrachten. Von netten Versen kön-
te die Probe aus dem (l) Aufzug derer Mar-
singischen Edelleute bey des Ritters Schaf
[Spaltenumbruch] Beylager genommen werden. Einem Lieb-
haber von natürlichen Wissenschafften wür-
de vielleicht nicht übel anstehen/ was von Fort-
pflantzung der Kranckheiten
aus Menschen
in Bäume von einem Wurtzelmann (m) und
dem Cornelius Celsus vorgebracht wird. Wem
mit einer tiefsinnigern Weißheit gedienet ist/ der
lese die schöne Rede der Princeßin Jsmene (n)
von Unsterbligkeit der Seelen.

Ferner wer etwas aufs erstemahl nicht ver-
stehet/ der lese es zum andern und drittenmahl/
es wird versichert die Mühe des Nachsinnens
durch den merckwürdigen Verstand schon be-
zahlet werden.

Endlich ist zu mercken/ daß in denen ersten
siebenzehen Büchern nichts als Lohensteins
Arbeit zu finden/ das letzte Buch aber von einer
andern Hand hinzugethan sey.

Und hierauf hindert uns nichts mehr die ab-
sonderlichen Anmerckungen
anzufahen; wor-
innen zwar manchmahl ein verdeckter Nahme
auf einerley Art an zweyen oder mehr unter-
schiedenen Orten erkläret wird/ doch nur darum/
damit der Leser bey einem von den letztern Oer-
tern nicht Mühe habe/ die Erklärung allzu
weit zu suchen. So sind auch die zugleich an-
geführten Geschicht-Schreiber/ womit wir
unsere Auslegung bewiesen/ nicht eben die rare-
sten/ jedennoch um so vielmehr von iedermann
zu bekommen und nachzulesen. Wo man aber
auf niemand sich bezogen hat/ hat man es um
deß willen vor unnöthig erachtet/ weil alle Le-
bens Beschreibungen
dieser oder jener bloß
hin beniemten Personen
die vom Lohenstein
angedeutete Geschichte angemercket haben/
und also ein Geschicht-Schreiber vor einem an-
dern in solchem Fall genennt zu werden nicht
verdienet.

Abson-
(g) II. Theil p. 352. b.
(h) II. Theil p. 40.--65.
(i) II. Theil p. 751.--759. und p. 765. b.--784. b.
(k) I. Theil p. 354. b.--358. b.
(l) I. Theil p. 2127.--1131. a.
(m) II. Theil p. 4796.--483. a. lin. 3.
(n) II. Theil p. 544.--545. a.

Allgemeine
[Spaltenumbruch] tigung ſeiner Lehre redet/ bey Beſchreibung des
Todes eines Chriſtlichen Maͤrtyrers ſich be-
dienen wolte. Man koͤnte die ſchoͤnen Gleich-
nuͤſſe/ die ein Dꝛuys von der bey denen (g) Heyd-
niſchen Teutſchen gebraͤuchlichen Eintau-
chung
der neugebohrnen Kinder in fließendes
Waſſer vorbringt/ groͤſten theils in einer Rede
von unſerer Geheimniß-vollen Chriſtlichen
Tauffe ſehr wohl anwerden.

Sonſten iſts wohl am beſten/ wenn man
ein Buch leſen will/ daß man es von Anfang
biß zu Ende leſe/ und ehe nicht urtheile/ als biß
man aus dem Beſchluß den voͤlligen Verſtand
und Abſehen derer vorhergehenden Dinge wohl
begriffen habe. Jedennoch aber wenn iemand
anderer Meinung waͤre/ und erſt ein Stuͤck aus
dem Buch leſen wolte/ welches ſeinem Sinn
gleichfoͤrmig waͤre/ und ihn/ in Hoffnung der-
gleichen mehr zu finden/ das gantze Buch durch-
zuleſen noͤthigen koͤnte/ ſo kan demſelben auch
gerathen werden.

Wolte zum Exempel einer eine wohl aus-
geſoñene kurtze Geſchicht/ die mit dem Haupt-
werck nicht vermiſcht iſt/ haben/ ſo leſe er die
uͤberaus-artige Begebnuͤſſe des Thraciſchen
Koͤnigs Sadal/ (h) da die ungegruͤndete Ey-
ferſucht eines Ehemanns gegen ſeine unſchuldi-
ge Ehegattin mit recht-ſeltzamen Umſtaͤnden
beſchrieben wird.

Wer an verbluͤmten Reden ſich beluſti-
get/ dem kan nicht uͤbel gefallen die wunderwuͤr-
dige Abbildung der Herrſchens-Kunſt durch
einen (i) Blumen-Garten.

Verlangte man Exempel ſinnreicher Uber-
ſchrifften/
ſo duͤrffte man nur den dem Auguſt
zu Ehren damit ausgezieꝛten (k) Lugduniſchen
Tempel
betrachten. Von netten Verſen koͤn-
te die Probe aus dem (l) Aufzug derer Mar-
ſingiſchen Edelleute bey des Ritters Schaf
[Spaltenumbruch] Beylager genommen werden. Einem Lieb-
haber von natuͤrlichen Wiſſenſchafften wuͤr-
de vielleicht nicht uͤbel anſtehen/ was von Fort-
pflantzung der Kranckheiten
aus Menſchen
in Baͤume von einem Wurtzelmann (m) und
dem Cornelius Celſus voꝛgebracht wird. Wem
mit einer tiefſinnigern Weißheit gedienet iſt/ der
leſe die ſchoͤne Rede der Princeßin Jſmene (n)
von Unſterbligkeit der Seelen.

Ferner wer etwas aufs erſtemahl nicht ver-
ſtehet/ der leſe es zum andern und drittenmahl/
es wird verſichert die Muͤhe des Nachſinnens
durch den merckwuͤrdigen Verſtand ſchon be-
zahlet werden.

Endlich iſt zu mercken/ daß in denen erſten
ſiebenzehen Buͤchern nichts als Lohenſteins
Arbeit zu finden/ das letzte Buch aber von einer
andern Hand hinzugethan ſey.

Und hierauf hindert uns nichts mehr die ab-
ſondeꝛlichen Anmerckungen
anzufahen; woꝛ-
innen zwar manchmahl ein verdeckter Nahme
auf einerley Art an zweyen oder mehr unter-
ſchiedenen Orten erklaͤꝛet wird/ doch nur darum/
damit der Leſer bey einem von den letztern Oer-
tern nicht Muͤhe habe/ die Erklaͤrung allzu
weit zu ſuchen. So ſind auch die zugleich an-
gefuͤhrten Geſchicht-Schreiber/ womit wir
unſere Auslegung bewieſen/ nicht eben die rare-
ſten/ jedennoch um ſo vielmehr von iedermann
zu bekommen und nachzuleſen. Wo man aber
auf niemand ſich bezogen hat/ hat man es um
deß willen vor unnoͤthig erachtet/ weil alle Le-
bens Beſchreibungen
dieſer oder jener bloß
hin beniemten Perſonen
die vom Lohenſtein
angedeutete Geſchichte angemercket haben/
und alſo ein Geſchicht-Schreiber vor einem an-
dern in ſolchem Fall genennt zu werden nicht
verdienet.

Abſon-
(g) II. Theil p. 352. b.
(h) II. Theil p. 40.—65.
(i) II. Theil p. 751.—759. und p. 765. b.—784. b.
(k) I. Theil p. 354. b.—358. b.
(l) I. Theil p. 2127.—1131. a.
(m) II. Theil p. 4796.—483. a. lin. 3.
(n) II. Theil p. 544.—545. a.
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[22/0022] Allgemeine tigung ſeiner Lehre redet/ bey Beſchreibung des Todes eines Chriſtlichen Maͤrtyrers ſich be- dienen wolte. Man koͤnte die ſchoͤnen Gleich- nuͤſſe/ die ein Dꝛuys von der bey denen (g) Heyd- niſchen Teutſchen gebraͤuchlichen Eintau- chung der neugebohrnen Kinder in fließendes Waſſer vorbringt/ groͤſten theils in einer Rede von unſerer Geheimniß-vollen Chriſtlichen Tauffe ſehr wohl anwerden. Sonſten iſts wohl am beſten/ wenn man ein Buch leſen will/ daß man es von Anfang biß zu Ende leſe/ und ehe nicht urtheile/ als biß man aus dem Beſchluß den voͤlligen Verſtand und Abſehen derer vorhergehenden Dinge wohl begriffen habe. Jedennoch aber wenn iemand anderer Meinung waͤre/ und erſt ein Stuͤck aus dem Buch leſen wolte/ welches ſeinem Sinn gleichfoͤrmig waͤre/ und ihn/ in Hoffnung der- gleichen mehr zu finden/ das gantze Buch durch- zuleſen noͤthigen koͤnte/ ſo kan demſelben auch gerathen werden. Wolte zum Exempel einer eine wohl aus- geſoñene kurtze Geſchicht/ die mit dem Haupt- werck nicht vermiſcht iſt/ haben/ ſo leſe er die uͤberaus-artige Begebnuͤſſe des Thraciſchen Koͤnigs Sadal/ (h) da die ungegruͤndete Ey- ferſucht eines Ehemanns gegen ſeine unſchuldi- ge Ehegattin mit recht-ſeltzamen Umſtaͤnden beſchrieben wird. Wer an verbluͤmten Reden ſich beluſti- get/ dem kan nicht uͤbel gefallen die wunderwuͤr- dige Abbildung der Herrſchens-Kunſt durch einen (i) Blumen-Garten. Verlangte man Exempel ſinnreicher Uber- ſchrifften/ ſo duͤrffte man nur den dem Auguſt zu Ehren damit ausgezieꝛten (k) Lugduniſchen Tempel betrachten. Von netten Verſen koͤn- te die Probe aus dem (l) Aufzug derer Mar- ſingiſchen Edelleute bey des Ritters Schaf Beylager genommen werden. Einem Lieb- haber von natuͤrlichen Wiſſenſchafften wuͤr- de vielleicht nicht uͤbel anſtehen/ was von Fort- pflantzung der Kranckheiten aus Menſchen in Baͤume von einem Wurtzelmann (m) und dem Cornelius Celſus voꝛgebracht wird. Wem mit einer tiefſinnigern Weißheit gedienet iſt/ der leſe die ſchoͤne Rede der Princeßin Jſmene (n) von Unſterbligkeit der Seelen. Ferner wer etwas aufs erſtemahl nicht ver- ſtehet/ der leſe es zum andern und drittenmahl/ es wird verſichert die Muͤhe des Nachſinnens durch den merckwuͤrdigen Verſtand ſchon be- zahlet werden. Endlich iſt zu mercken/ daß in denen erſten ſiebenzehen Buͤchern nichts als Lohenſteins Arbeit zu finden/ das letzte Buch aber von einer andern Hand hinzugethan ſey. Und hierauf hindert uns nichts mehr die ab- ſondeꝛlichen Anmerckungen anzufahen; woꝛ- innen zwar manchmahl ein verdeckter Nahme auf einerley Art an zweyen oder mehr unter- ſchiedenen Orten erklaͤꝛet wird/ doch nur darum/ damit der Leſer bey einem von den letztern Oer- tern nicht Muͤhe habe/ die Erklaͤrung allzu weit zu ſuchen. So ſind auch die zugleich an- gefuͤhrten Geſchicht-Schreiber/ womit wir unſere Auslegung bewieſen/ nicht eben die rare- ſten/ jedennoch um ſo vielmehr von iedermann zu bekommen und nachzuleſen. Wo man aber auf niemand ſich bezogen hat/ hat man es um deß willen vor unnoͤthig erachtet/ weil alle Le- bens Beſchreibungen dieſer oder jener bloß hin beniemten Perſonen die vom Lohenſtein angedeutete Geſchichte angemercket haben/ und alſo ein Geſchicht-Schreiber vor einem an- dern in ſolchem Fall genennt zu werden nicht verdienet. Abſon- (g) II. Theil p. 352. b. (h) II. Theil p. 40.—65. (i) II. Theil p. 751.—759. und p. 765. b.—784. b. (k) I. Theil p. 354. b.—358. b. (l) I. Theil p. 2127.—1131. a. (m) II. Theil p. 4796.—483. a. lin. 3. (n) II. Theil p. 544.—545. a.

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Anmerckungen über Herrn Daniel Caspers von Lohenstein Arminius. [Bd. 3]. Leipzig, 1690, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr03_1690/22>, abgerufen am 29.03.2024.