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Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.

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So bald man ihm nicht mehr die Armen windelt ein/
Muß Tocken-Spiel sein Thun/ die Wieg' ein
Schauplatz seyn.

Er lernt mit Spielen gehn/ wenn ihm ein höl-
zern Pferd/
Ein Gängelwagen dient zur Kurtzweil und zur
Stütze.
Der Wolfs-Zahn wird ihm auch zum Spiele mehr
gewehrt/
Als daß er ihm soll seyn zum Zähne-Hecken nütze.
Man bringt mit Kurtzweil ihm das erste Lallen bey/
Und zeugt ihm: daß ein Spiel sein gantzes Leben sey.
Des Menschen Spiel nimmt auch stets mit dem
Alter zu/
Der Ball/ die Küglichen/ geseiffte Wasser-Blasen/
Der Triebe-Kugel Schertz/ mit samt der blinden
Kuh/
Das Springen übern Hutt/ das Schauen durch die
Glasen/
Jst ein unschuldig Spiel/ ja selbst der Einfalt Kind/
Dem böse Lust und List nicht eingemischet sind.
Das erste Trauerspiel/ das ihm Verdruß er-
weckt/
Hegt das verhaßte Hauß/ das man die Schule nennet/
Wo Kunst und Tugend ihm ein weites Ziel aus-
sreckt/
Wol dem! der hier mit Lust und hurtig darnach ren-
net!
Denn

So bald man ihm nicht mehr die Armẽ windelt ein/
Muß Tocken-Spiel ſein Thun/ die Wieg’ ein
Schauplatz ſeyn.

Er lernt mit Spielen gehn/ wenn ihm ein hoͤl-
zern Pferd/
Ein Gaͤngelwagen dient zur Kurtzweil und zur
Stuͤtze.
Der Wolfs-Zahn wird ihm auch zum Spiele mehr
gewehrt/
Als daß er ihm ſoll ſeyn zum Zaͤhne-Hecken nuͤtze.
Man bringt mit Kurtzweil ihm das erſte Lallen bey/
Und zeugt ihm: daß ein Spiel ſein gantzes Leben ſey.
Des Menſchen Spiel nimmt auch ſtets mit dem
Alter zu/
Der Ball/ die Kuͤglichen/ geſeiffte Waſſer-Blaſen/
Der Triebe-Kugel Schertz/ mit ſamt der blinden
Kuh/
Das Springen uͤbern Hutt/ das Schauen durch die
Glaſen/
Jſt ein unſchuldig Spiel/ ja ſelbſt der Einfalt Kind/
Dem boͤſe Luſt und Liſt nicht eingemiſchet ſind.
Das erſte Trauerſpiel/ das ihm Verdruß er-
weckt/
Hegt das verhaßte Hauß/ das man die Schule neñet/
Wo Kunſt und Tugend ihm ein weites Ziel aus-
ſreckt/
Wol dem! der hier mit Luſt und hurtig darnach ren-
net!
Denn
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[0011] So bald man ihm nicht mehr die Armẽ windelt ein/ Muß Tocken-Spiel ſein Thun/ die Wieg’ ein Schauplatz ſeyn. Er lernt mit Spielen gehn/ wenn ihm ein hoͤl- zern Pferd/ Ein Gaͤngelwagen dient zur Kurtzweil und zur Stuͤtze. Der Wolfs-Zahn wird ihm auch zum Spiele mehr gewehrt/ Als daß er ihm ſoll ſeyn zum Zaͤhne-Hecken nuͤtze. Man bringt mit Kurtzweil ihm das erſte Lallen bey/ Und zeugt ihm: daß ein Spiel ſein gantzes Leben ſey. Des Menſchen Spiel nimmt auch ſtets mit dem Alter zu/ Der Ball/ die Kuͤglichen/ geſeiffte Waſſer-Blaſen/ Der Triebe-Kugel Schertz/ mit ſamt der blinden Kuh/ Das Springen uͤbern Hutt/ das Schauen durch die Glaſen/ Jſt ein unſchuldig Spiel/ ja ſelbſt der Einfalt Kind/ Dem boͤſe Luſt und Liſt nicht eingemiſchet ſind. Das erſte Trauerſpiel/ das ihm Verdruß er- weckt/ Hegt das verhaßte Hauß/ das man die Schule neñet/ Wo Kunſt und Tugend ihm ein weites Ziel aus- ſreckt/ Wol dem! der hier mit Luſt und hurtig darnach ren- net! Denn

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/11>, abgerufen am 18.04.2024.