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Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.

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Denn der erreicht es nicht/ der ihm zur Zentner-Last
Der Weißheit Lehren macht/ sie spielende nicht fasst.

Der Kegel/ Karte/ Brett und Würffel höher hält/
Als das so süsse Spiel der holden Castalinnen;
Der mit der theuren Zeit verspielet Seel und Geld/
Und ohne Frucht das Oel des Lebens läßt verrinnen.
Das Spiel der Schule weist vergnüglicher uns
an;
Wie ieder in der Welt vernünftig spielen kan.
Wiewol auch derer viel/ die ihnen bilden ein:
Daß sie das beste Spiel gefaßter Künste machen;
Daß sie der Weißheit Hertz/ der Klugheit Meister
seyn/
Mit ihrer Gauckeley sind würdig zu verlachen.
Wer niemals thöricht spielt/ die Klugheit oft ver-
stellt/
Aus Thorheit Vortheil macht/ ist Meister in der
Welt.
Was für ein blindes Spiel fängt aber mit uns an
Der Jugend erster Trieb/ ihr wallendes Geblütte?
Die Lust/ die man mit Fug auch Marter nennen kan/
Verrücket die Vernunft/ verstellet das Gemütte.
Man stellt kein Schauspiel auf/ daß nicht die Ra-
serey/
Der Liebe Meisterin/ im gantzen Spiele sey.
Denn diese Närrin macht ihr alle Larven für;
Sie wandelt sich in Hund/ in Aff'/ in Fuchs/ in
Pfauen.
Die

Denn der erreicht es nicht/ der ihm zur Zentner-Laſt
Der Weißheit Lehren macht/ ſie ſpielende nicht faſſt.

Der Kegel/ Karte/ Brett uñ Wuͤrffel hoͤher haͤlt/
Als das ſo ſuͤſſe Spiel der holden Caſtalinnen;
Der mit der theuren Zeit verſpielet Seel und Geld/
Und ohne Frucht das Oel des Lebens laͤßt verrinnen.
Das Spiel der Schule weiſt vergnuͤglicher uns
an;
Wie ieder in der Welt vernuͤnftig ſpielen kan.
Wiewol auch derer viel/ die ihnen bilden ein:
Daß ſie das beſte Spiel gefaßter Kuͤnſte machen;
Daß ſie der Weißheit Hertz/ der Klugheit Meiſter
ſeyn/
Mit ihrer Gauckeley ſind wuͤrdig zu verlachen.
Wer niemals thoͤricht ſpielt/ die Klugheit oft ver-
ſtellt/
Aus Thorheit Vortheil macht/ iſt Meiſter in der
Welt.
Was fuͤr ein blindes Spiel faͤngt aber mit uns an
Der Jugend erſter Trieb/ ihr wallendes Gebluͤtte?
Die Luſt/ die man mit Fug auch Marter neñen kan/
Verruͤcket die Vernunft/ verſtellet das Gemuͤtte.
Man ſtellt kein Schauſpiel auf/ daß nicht die Ra-
ſerey/
Der Liebe Meiſterin/ im gantzen Spiele ſey.
Denn dieſe Naͤrrin macht ihr alle Larven fuͤr;
Sie wandelt ſich in Hund/ in Aff’/ in Fuchs/ in
Pfauen.
Die
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[0012] Denn der erreicht es nicht/ der ihm zur Zentner-Laſt Der Weißheit Lehren macht/ ſie ſpielende nicht faſſt. Der Kegel/ Karte/ Brett uñ Wuͤrffel hoͤher haͤlt/ Als das ſo ſuͤſſe Spiel der holden Caſtalinnen; Der mit der theuren Zeit verſpielet Seel und Geld/ Und ohne Frucht das Oel des Lebens laͤßt verrinnen. Das Spiel der Schule weiſt vergnuͤglicher uns an; Wie ieder in der Welt vernuͤnftig ſpielen kan. Wiewol auch derer viel/ die ihnen bilden ein: Daß ſie das beſte Spiel gefaßter Kuͤnſte machen; Daß ſie der Weißheit Hertz/ der Klugheit Meiſter ſeyn/ Mit ihrer Gauckeley ſind wuͤrdig zu verlachen. Wer niemals thoͤricht ſpielt/ die Klugheit oft ver- ſtellt/ Aus Thorheit Vortheil macht/ iſt Meiſter in der Welt. Was fuͤr ein blindes Spiel faͤngt aber mit uns an Der Jugend erſter Trieb/ ihr wallendes Gebluͤtte? Die Luſt/ die man mit Fug auch Marter neñen kan/ Verruͤcket die Vernunft/ verſtellet das Gemuͤtte. Man ſtellt kein Schauſpiel auf/ daß nicht die Ra- ſerey/ Der Liebe Meiſterin/ im gantzen Spiele ſey. Denn dieſe Naͤrrin macht ihr alle Larven fuͤr; Sie wandelt ſich in Hund/ in Aff’/ in Fuchs/ in Pfauen. Die

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/12>, abgerufen am 20.04.2024.