Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Wollust ist die Cirz'/ und auch ein Abgott ihr/
Doch pflegt ihr leicht für dem/ was sie geküßt/ zu
grauen.
Ja unter allen ist kein lächerlicher Spiel/
Als wenn ein Sauer-Topf und Graubarth buhlen
wil.

Der Ehrgeitz folgt der Lieb' auf hohen Steltzen
nach/
Und ängstiget die Welt mit blutt'gen Trauer-
Spielen.
Sie hält für Zeit-Vertrieb Raub/ Morden/ Brand
und Ach/
Wenn sie ihr Absehn nur des Herrschens kan erzielen;
Der Krieg/ dem doch der Tod stets aus dem Augen
sieht/
Jst selber in ein Spiel sich zu verstelln bemüht.
Wer Lieb' und Ehrsucht wil aufs grimmste spielen
sehn/
Betrachte Masaniß' und Sophonisbens Thaten;
Sie zeucht die Mutter aus das Glücksspiel zu ver-
drehn/
Und wil ihr eigen Kind auf glimmen Rösten braten;
Vermina wird ein Weib/ sie ein geharnschter Mann/
Weil keines unvermummt sein Spiel vollenden kan.
Die für dem Ehmann itzt aus Liebe sterben wil/
Hat in zwey Stunden sein' und ihrer Hold vergessen.
Und Masanissens Brunst ist nur ein Gauckelspiel/
Wenn er der/ die er früh für Liebe meint zu fressen/
Den

Die Wolluſt iſt die Cirz’/ und auch ein Abgott ihr/
Doch pflegt ihr leicht fuͤr dem/ was ſie gekuͤßt/ zu
grauen.
Ja unter allen iſt kein laͤcherlicher Spiel/
Als wenn ein Sauer-Topf und Graubarth buhlen
wil.

Der Ehrgeitz folgt der Lieb’ auf hohen Steltzen
nach/
Und aͤngſtiget die Welt mit blutt’gen Trauer-
Spielen.
Sie haͤlt fuͤr Zeit-Vertrieb Raub/ Morden/ Brand
und Ach/
Weñ ſie ihr Abſehn nur des Herrſchens kan erzielen;
Der Krieg/ dem doch der Tod ſtets aus dem Augen
ſieht/
Jſt ſelber in ein Spiel ſich zu verſtelln bemuͤht.
Wer Lieb’ und Ehrſucht wil aufs grim̃ſte ſpielen
ſehn/
Betrachte Maſaniß’ und Sophonisbens Thaten;
Sie zeucht die Mutter aus das Gluͤcksſpiel zu ver-
drehn/
Und wil ihr eigen Kind auf glimmen Roͤſten braten;
Vermina wird ein Weib/ ſie ein geharnſchter Mañ/
Weil keines unvermum̃t ſein Spiel vollenden kan.
Die fuͤr dem Ehmann itzt aus Liebe ſterben wil/
Hat in zwey Stunden ſein’ und ihreꝛ Hold vergeſſen.
Und Maſaniſſens Brunſt iſt nur ein Gauckelſpiel/
Wenn er der/ die er fruͤh fuͤr Liebe meint zu freſſen/
Den
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="dedication">
        <lg type="poem">
          <lg n="20">
            <pb facs="#f0013"/>
            <l>Die Wollu&#x017F;t i&#x017F;t die Cirz&#x2019;/ und auch ein Abgott ihr/</l><lb/>
            <l>Doch pflegt ihr leicht fu&#x0364;r dem/ was &#x017F;ie geku&#x0364;ßt/ zu</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">grauen.</hi> </l><lb/>
            <l>Ja unter allen i&#x017F;t kein la&#x0364;cherlicher Spiel/</l><lb/>
            <l>Als wenn ein Sauer-Topf und Graubarth buhlen</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">wil.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="21">
            <l>Der Ehrgeitz folgt der Lieb&#x2019; auf hohen Steltzen</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">nach/</hi> </l><lb/>
            <l>Und a&#x0364;ng&#x017F;tiget die Welt mit blutt&#x2019;gen Trauer-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Spielen.</hi> </l><lb/>
            <l>Sie ha&#x0364;lt fu&#x0364;r Zeit-Vertrieb Raub/ Morden/ Brand</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">und Ach/</hi> </l><lb/>
            <l>Wen&#x0303; &#x017F;ie ihr Ab&#x017F;ehn nur des Herr&#x017F;chens kan erzielen;</l><lb/>
            <l>Der Krieg/ dem doch der Tod &#x017F;tets aus dem Augen</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;ieht/</hi> </l><lb/>
            <l>J&#x017F;t &#x017F;elber in ein Spiel &#x017F;ich zu ver&#x017F;telln bemu&#x0364;ht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="22">
            <l>Wer Lieb&#x2019; und Ehr&#x017F;ucht wil aufs grim&#x0303;&#x017F;te &#x017F;pielen</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;ehn/</hi> </l><lb/>
            <l>Betrachte Ma&#x017F;aniß&#x2019; und Sophonisbens Thaten;</l><lb/>
            <l>Sie zeucht die Mutter aus das Glu&#x0364;cks&#x017F;piel zu ver-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">drehn/</hi> </l><lb/>
            <l>Und wil ihr eigen Kind auf glimmen Ro&#x0364;&#x017F;ten braten;</l><lb/>
            <l>Vermina wird ein Weib/ &#x017F;ie ein geharn&#x017F;chter Man&#x0303;/</l><lb/>
            <l>Weil keines unvermum&#x0303;t &#x017F;ein Spiel vollenden kan.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="23">
            <l>Die fu&#x0364;r dem Ehmann itzt aus Liebe &#x017F;terben wil/</l><lb/>
            <l>Hat in zwey Stunden &#x017F;ein&#x2019; und ihre&#xA75B; Hold verge&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
            <l>Und Ma&#x017F;ani&#x017F;&#x017F;ens Brun&#x017F;t i&#x017F;t nur ein Gauckel&#x017F;piel/</l><lb/>
            <l>Wenn er der/ die er fru&#x0364;h fu&#x0364;r Liebe meint zu fre&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Den</fw><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0013] Die Wolluſt iſt die Cirz’/ und auch ein Abgott ihr/ Doch pflegt ihr leicht fuͤr dem/ was ſie gekuͤßt/ zu grauen. Ja unter allen iſt kein laͤcherlicher Spiel/ Als wenn ein Sauer-Topf und Graubarth buhlen wil. Der Ehrgeitz folgt der Lieb’ auf hohen Steltzen nach/ Und aͤngſtiget die Welt mit blutt’gen Trauer- Spielen. Sie haͤlt fuͤr Zeit-Vertrieb Raub/ Morden/ Brand und Ach/ Weñ ſie ihr Abſehn nur des Herrſchens kan erzielen; Der Krieg/ dem doch der Tod ſtets aus dem Augen ſieht/ Jſt ſelber in ein Spiel ſich zu verſtelln bemuͤht. Wer Lieb’ und Ehrſucht wil aufs grim̃ſte ſpielen ſehn/ Betrachte Maſaniß’ und Sophonisbens Thaten; Sie zeucht die Mutter aus das Gluͤcksſpiel zu ver- drehn/ Und wil ihr eigen Kind auf glimmen Roͤſten braten; Vermina wird ein Weib/ ſie ein geharnſchter Mañ/ Weil keines unvermum̃t ſein Spiel vollenden kan. Die fuͤr dem Ehmann itzt aus Liebe ſterben wil/ Hat in zwey Stunden ſein’ und ihreꝛ Hold vergeſſen. Und Maſaniſſens Brunſt iſt nur ein Gauckelſpiel/ Wenn er der/ die er fruͤh fuͤr Liebe meint zu freſſen/ Den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/13
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/13>, abgerufen am 19.04.2024.