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Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.

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SOPHONISBE.
Es schafft mehr Ehre todt/ als Selave sein alhier.
Sagunt und Astapa mahlt euch ein Beyspiel für:
Daß Tugend mit mehr Lust sich stürtzt' in Flamm und Brände/
Als Römern sich ergeb' und fall in Feindes Hände.

125
Micipsa. Jst unsern König denn zu retten gar kein Rath?
Masin. Schaft fort den Thörchten/ bis er ausgeraset hat.
Wir wolln euch und der Stadt noch Gnad' und Frist vergönnen
Bis ihr des Syphax Stand eröfnen werdet können.
Bomilcar sol nebst euch der Königin den Schluß
130Vortragen/ ihren hör'n. Hiempsal aber muß
Als Geissel hier in des in unserm Läger leben.
Wo in drey Stunden sich nicht Stadt und Burg ergeben/
Solt ihr des Syphax Kopf gespißt am Pfale schaun.

Masinissa. Hiempsal.
Masin. Auf was vor Grund-Eis wil nun wol Hiempsal bann?
135Hiempsal/ welchem ich selbst wünsche besser Glücke/
Ja einen treuern Herrn; weil er in's Syphax Tücke
Nicht mit ist eingemischt. Bekweme dich der Zeit/
Vertraue mit der Stadt dich unser Tapferkeit/
So sol Hiempsal sein ein Auge Masinissen/
140Und seine Tugend sich in höhern Würden wissen.
Hiemps. Der König muthe mir Verrätherey nicht zu/
Masin. Der übt kein Laster nicht/ der's Vaterland in Ruh
Aus dem Verterben setzt; noch der/ eh er ertrincket/
Ein srembdes Brett ergreift; und/ wenn das Schif versincket/
145An's Feindes Ufer schwimmt.
Hiemps. Man sol den Herren treu
Auch bis in Abgrund sein.
Masin. Ein Knecht wi[r]d los und frey/
So bald ein Herr vergeht und selbst mus Sclave werden.
Hiemps. Verräther müssen stets ein Greuel auf der Erden/
Ja dem selbst/ der sie hegt/ ein Dorn in Augen sein.

150
Masin. Nicht bilde dir von uns so schlimmen Undanck ein.
Du/ leider! kennst nur nicht des Syphax grause Thaten;
Wie viel er Fürsten hat betrogen und verrathen/
Wie er der Römer Bund meineydisch hat verletzt/
Wie er verräthrisch mich des Reiches hat entsetzt.
Laß
A 3
SOPHONISBE.
Es ſchafft mehr Ehre todt/ als Selave ſein alhier.
Sagunt und Aſtapa mahlt euch ein Beyſpiel fuͤr:
Daß Tugend mit mehr Luſt ſich ſtuͤrtzt’ in Flamm und Braͤnde/
Als Roͤmern ſich ergeb’ und fall in Feindes Haͤnde.

125
Micipſa. Jſt unſern Koͤnig denn zu retten gar kein Rath?
Maſin. Schaft fort den Thoͤrchten/ bis er ausgeraſet hat.
Wir wolln euch und der Stadt noch Gnad’ und Friſt vergoͤnnen
Bis ihr des Syphax Stand eroͤfnen werdet koͤnnen.
Bomilcar ſol nebſt euch der Koͤnigin den Schluß
130Vortragen/ ihren hoͤr’n. Hiempſal aber muß
Als Geiſſel hier in des in unſerm Laͤger leben.
Wo in drey Stunden ſich nicht Stadt und Burg ergeben/
Solt ihr des Syphax Kopf geſpißt am Pfale ſchaun.

Maſiniſſa. Hiempſal.
Maſin. Auf was vor Grund-Eis wil nun wol Hiempſal bann?
135Hiempſal/ welchem ich ſelbſt wuͤnſche beſſer Gluͤcke/
Ja einen treuern Herrn; weil er in’s Syphax Tuͤcke
Nicht mit iſt eingemiſcht. Bekweme dich der Zeit/
Vertraue mit der Stadt dich unſer Tapferkeit/
So ſol Hiempſal ſein ein Auge Maſiniſſen/
140Und ſeine Tugend ſich in hoͤhern Wuͤrden wiſſen.
Hiempſ. Der Koͤnig muthe mir Verraͤtherey nicht zu/
Maſin. Der uͤbt kein Laſter nicht/ der’s Vaterland in Ruh
Aus dem Verterben ſetzt; noch der/ eh er ertrincket/
Ein ſrembdes Brett ergreift; und/ wenn das Schif verſincket/
145An’s Feindes Ufer ſchwim̃t.
Hiempſ. Man ſol den Herren treu
Auch bis in Abgrund ſein.
Maſin. Ein Knecht wi[r]d los und frey/
So bald ein Herr vergeht und ſelbſt mus Sclave werden.
Hiempſ. Verraͤther muͤſſen ſtets ein Greuel auf der Erden/
Ja dem ſelbſt/ der ſie hegt/ ein Dorn in Augen ſein.

150
Maſin. Nicht bilde dir von uns ſo ſchlimmen Undanck ein.
Du/ leider! kennſt nur nicht des Syphax grauſe Thaten;
Wie viel er Fuͤrſten hat betrogen und verrathen/
Wie er der Roͤmer Bund meineydiſch hat verletzt/
Wie er verraͤthriſch mich des Reiches hat entſetzt.
Laß
A 3
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[5/0042] SOPHONISBE. Es ſchafft mehr Ehre todt/ als Selave ſein alhier. Sagunt und Aſtapa mahlt euch ein Beyſpiel fuͤr: Daß Tugend mit mehr Luſt ſich ſtuͤrtzt’ in Flamm und Braͤnde/ Als Roͤmern ſich ergeb’ und fall in Feindes Haͤnde. Micipſa. Jſt unſern Koͤnig denn zu retten gar kein Rath? Maſin. Schaft fort den Thoͤrchten/ bis er ausgeraſet hat. Wir wolln euch und der Stadt noch Gnad’ und Friſt vergoͤnnen Bis ihr des Syphax Stand eroͤfnen werdet koͤnnen. Bomilcar ſol nebſt euch der Koͤnigin den Schluß Vortragen/ ihren hoͤr’n. Hiempſal aber muß Als Geiſſel hier in des in unſerm Laͤger leben. Wo in drey Stunden ſich nicht Stadt und Burg ergeben/ Solt ihr des Syphax Kopf geſpißt am Pfale ſchaun. Maſiniſſa. Hiempſal. Maſin. Auf was vor Grund-Eis wil nun wol Hiempſal bann? Hiempſal/ welchem ich ſelbſt wuͤnſche beſſer Gluͤcke/ Ja einen treuern Herrn; weil er in’s Syphax Tuͤcke Nicht mit iſt eingemiſcht. Bekweme dich der Zeit/ Vertraue mit der Stadt dich unſer Tapferkeit/ So ſol Hiempſal ſein ein Auge Maſiniſſen/ Und ſeine Tugend ſich in hoͤhern Wuͤrden wiſſen. Hiempſ. Der Koͤnig muthe mir Verraͤtherey nicht zu/ Maſin. Der uͤbt kein Laſter nicht/ der’s Vaterland in Ruh Aus dem Verterben ſetzt; noch der/ eh er ertrincket/ Ein ſrembdes Brett ergreift; und/ wenn das Schif verſincket/ An’s Feindes Ufer ſchwim̃t. Hiempſ. Man ſol den Herren treu Auch bis in Abgrund ſein. Maſin. Ein Knecht wird los und frey/ So bald ein Herr vergeht und ſelbſt mus Sclave werden. Hiempſ. Verraͤther muͤſſen ſtets ein Greuel auf der Erden/ Ja dem ſelbſt/ der ſie hegt/ ein Dorn in Augen ſein. Maſin. Nicht bilde dir von uns ſo ſchlimmen Undanck ein. Du/ leider! kennſt nur nicht des Syphax grauſe Thaten; Wie viel er Fuͤrſten hat betrogen und verrathen/ Wie er der Roͤmer Bund meineydiſch hat verletzt/ Wie er verraͤthriſch mich des Reiches hat entſetzt. Laß A 3

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/42>, abgerufen am 29.03.2024.