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Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.

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SOPHONISBE.
Flößt uns nur Spisglas ein; dem man mehr/ wenn er dreuet/
Mag traun/ als wenn er Asch' auf glimme Kohlen streuet.
345Auf! laßt der treuen Stadt zum Vorbild uns stelln für!
Legt uns den Harnisch an. Den Helm her! schneidet mir
Nun das unnütze Haar zu Seenen auf die Bogen
Von Stirn und Scheutel ab. Welch Weib uns ist bewogen/
Welch unerschrocken Weib das Vaterland nicht haßt/
350Sol nachthun/ was ihr seht. Wir wolln des Krieges Last
Mit unverzagter Faust nebst euch/ ihr Helden/ tragen;
Der Stadt Beschirmer sein/ den Feind in Ausfäll'n schlagen.
Lägt euch/ ihr Liebsten/ stracks auch Helm und Küras bey.
Der Himmel kan verleihn: daß Sophonisbe sey
355Des Feindes Tomyris/ ihr mehr als Amazonen;
Die dem Bluttdürstigen mit eignem Blutte lohnen.
Himilco nimm der Stadt statt des Hiempsals wahr/
Und rühm' ihr unsern Schlus. Jhr schafft für dis Altar
Stracks unsre Kinder her. Mein eigen Blutt bezeuge
360Mit was für Liebes-Milch' ich Reich' und Völcker säuge.

Amilcar. Sophonisbe. Vermina. Adher-
bal. Hierba. Syphax. Bogudes
der Prie-
ster.
Torquatus. Flaminius, zwey ge-
fangene Römer. Das Königliche
Frauenzimmer/ und darunter
Ory-
thia, Hippolite, Menalippe.
Amilc. Unüberwindlich Zweig des grossen Asdrubal!
Behertzte Königin! die kein erschrecklich Knall
Des Unglücks nicht erschreckt mit tausend Donnerwettern/
Die alle Welt verehrn/ Carthago wird vergöttern;
365Die Rom für Afrikens Penthasilea schilt.
Schutz-Göttin unsers Reichs/ ja Cyrthens Pallas-Bild!
Nun schöpf' ich Luft und Muth! weil solch behertzt Entschlüssen
Mus vom Verhängnüsse/ von unsern Göttern flüssen.
Nur
SOPHONISBE.
Floͤßt uns nur Spisglas ein; dem man mehr/ wenn er dreuet/
Mag traun/ als wenn er Aſch’ auf glimme Kohlen ſtreuet.
345Auf! laßt der treuen Stadt zum Vorbild uns ſtelln fuͤr!
Legt uns den Harniſch an. Den Helm her! ſchneidet mir
Nun das unnuͤtze Haar zu Seenen auf die Bogen
Von Stirn und Scheutel ab. Welch Weib uns iſt bewogen/
Welch unerſchrocken Weib das Vaterland nicht haßt/
350Sol nachthun/ was ihr ſeht. Wir wolln des Krieges Laſt
Mit unverzagter Fauſt nebſt euch/ ihr Helden/ tragen;
Der Stadt Beſchirmer ſein/ den Feind in Ausfaͤll’n ſchlagen.
Laͤgt euch/ ihr Liebſten/ ſtracks auch Helm und Kuͤras bey.
Der Himmel kan verleihn: daß Sophonisbe ſey
355Des Feindes Tomyris/ ihr mehr als Amazonen;
Die dem Bluttduͤrſtigen mit eignem Blutte lohnen.
Himilco nim̃ der Stadt ſtatt des Hiempſals wahr/
Und ruͤhm’ ihr unſern Schlus. Jhr ſchafft fuͤr dis Altar
Stracks unſre Kinder her. Mein eigen Blutt bezeuge
360Mit was fuͤr Liebes-Milch’ ich Reich’ und Voͤlcker ſaͤuge.

Amilcar. Sophonisbe. Vermina. Adher-
bal. Hierba. Syphax. Bogudes
der Prie-
ſter.
Torquatus. Flaminius, zwey ge-
fangene Roͤmer. Das Koͤnigliche
Frauenzimmer/ und darunter
Ory-
thia, Hippolite, Menalippe.
Amilc. Unuͤberwindlich Zweig des groſſen Aſdrubal!
Behertzte Koͤnigin! die kein erſchrecklich Knall
Des Ungluͤcks nicht erſchreckt mit tauſend Donnerwettern/
Die alle Welt verehrn/ Carthago wird vergoͤttern;
365Die Rom fuͤr Afrikens Penthaſilea ſchilt.
Schutz-Goͤttin unſers Reichs/ ja Cyrthens Pallas-Bild!
Nun ſchoͤpf’ ich Luft und Muth! weil ſolch behertzt Entſchluͤſſen
Mus vom Verhaͤngnuͤſſe/ von unſern Goͤttern fluͤſſen.
Nur
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[12/0049] SOPHONISBE. Floͤßt uns nur Spisglas ein; dem man mehr/ wenn er dreuet/ Mag traun/ als wenn er Aſch’ auf glimme Kohlen ſtreuet. Auf! laßt der treuen Stadt zum Vorbild uns ſtelln fuͤr! Legt uns den Harniſch an. Den Helm her! ſchneidet mir Nun das unnuͤtze Haar zu Seenen auf die Bogen Von Stirn und Scheutel ab. Welch Weib uns iſt bewogen/ Welch unerſchrocken Weib das Vaterland nicht haßt/ Sol nachthun/ was ihr ſeht. Wir wolln des Krieges Laſt Mit unverzagter Fauſt nebſt euch/ ihr Helden/ tragen; Der Stadt Beſchirmer ſein/ den Feind in Ausfaͤll’n ſchlagen. Laͤgt euch/ ihr Liebſten/ ſtracks auch Helm und Kuͤras bey. Der Himmel kan verleihn: daß Sophonisbe ſey Des Feindes Tomyris/ ihr mehr als Amazonen; Die dem Bluttduͤrſtigen mit eignem Blutte lohnen. Himilco nim̃ der Stadt ſtatt des Hiempſals wahr/ Und ruͤhm’ ihr unſern Schlus. Jhr ſchafft fuͤr dis Altar Stracks unſre Kinder her. Mein eigen Blutt bezeuge Mit was fuͤr Liebes-Milch’ ich Reich’ und Voͤlcker ſaͤuge. Amilcar. Sophonisbe. Vermina. Adher- bal. Hierba. Syphax. Bogudes der Prie- ſter. Torquatus. Flaminius, zwey ge- fangene Roͤmer. Das Koͤnigliche Frauenzimmer/ und darunter Ory- thia, Hippolite, Menalippe. Amilc. Unuͤberwindlich Zweig des groſſen Aſdrubal! Behertzte Koͤnigin! die kein erſchrecklich Knall Des Ungluͤcks nicht erſchreckt mit tauſend Donnerwettern/ Die alle Welt verehrn/ Carthago wird vergoͤttern; Die Rom fuͤr Afrikens Penthaſilea ſchilt. Schutz-Goͤttin unſers Reichs/ ja Cyrthens Pallas-Bild! Nun ſchoͤpf’ ich Luft und Muth! weil ſolch behertzt Entſchluͤſſen Mus vom Verhaͤngnuͤſſe/ von unſern Goͤttern fluͤſſen. Nur

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/49>, abgerufen am 25.04.2024.