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Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731.

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CAP. II. §. 7.
Person deß Ermahners, oder Verachtung
der Weise deß Vortrags gesäubert seyn,
sonst hat der Leser oder Zuhörer weder Nah-
rung noch Wachsthum, noch einige daur-
haffte und bleibende Stärckung in GOtt da-
von; zumal das gehegte Böse alles Gute
unfruchtbar macht, zernichtet und verschlin-
get, wie jener Gelehrter von Arnds Wah-
rem Christenthum bezeugt: Jst der Leser
gut, so ist das Buch gut. Ps. 18: 26, 27.

§. 7.

Das stille, andächtige Warten auf GOtt
erfüllet das Hertz mit Trost und Krafft deß
H. Geistes, wiewol der äussere Mensch biß-
weilen schlechter dabey wird.

DIe Milch lasset man in Gepsen 12. oder
24. Stund stehen/ nimmt die Neidel oben
ab in den Ancken-Kübel, darinn wird sie herum
getrieben, biß es Butter gibt, den schlagt man
zusammen entweder zu einer Ballen zum Hauß-
Brauch, oder in einen Stock zu verkauffen.
Die stillstehende Milch ist ein Bild, eines
von aller Quaal, Sorg, Angst beruhigten,
und mit der Gnad der Erlösung erquickten
Hertzens, welches in stiller Erwegung was
ihme von GOtt geschencket worden sey, der
Salbung und Versiglung des H. Geistes
versicheret wird. Eben wie die Neidel, als
die nehrhaffteste Fettigkeit von der Milch em-
por dringt, und wie ein weisses Balsam-
Oel oben schwimmt, gleicher massen wann

sich
D 3

CAP. II. §. 7.
Perſon deß Ermahners, oder Verachtung
der Weiſe deß Vortrags geſaͤubert ſeyn,
ſonſt hat der Leſer oder Zuhoͤrer weder Nah-
rung noch Wachsthum, noch einige daur-
haffte und bleibende Staͤrckung in GOtt da-
von; zumal das gehegte Boͤſe alles Gute
unfruchtbar macht, zernichtet und verſchlin-
get, wie jener Gelehrter von Arnds Wah-
rem Chriſtenthum bezeugt: Jſt der Leſer
gut, ſo iſt das Buch gut. Pſ. 18: 26, 27.

§. 7.

Das ſtille, andaͤchtige Warten auf GOtt
erfuͤllet das Hertz mit Troſt und Krafft deß
H. Geiſtes, wiewol der aͤuſſere Menſch biß-
weilen ſchlechter dabey wird.

DIe Milch laſſet man in Gepſen 12. oder
24. Stund ſtehen/ nimmt die Neidel oben
ab in den Ancken-Kuͤbel, darinn wird ſie herum
getrieben, biß es Butter gibt, den ſchlagt man
zuſammen entweder zu einer Ballen zum Hauß-
Brauch, oder in einen Stock zu verkauffen.
Die ſtillſtehende Milch iſt ein Bild, eines
von aller Quaal, Sorg, Angſt beruhigten,
und mit der Gnad der Erloͤſung erquickten
Hertzens, welches in ſtiller Erwegung was
ihme von GOtt geſchencket worden ſey, der
Salbung und Verſiglung des H. Geiſtes
verſicheret wird. Eben wie die Neidel, als
die nehrhaffteſte Fettigkeit von der Milch em-
por dringt, und wie ein weiſſes Balſam-
Oel oben ſchwimmt, gleicher maſſen wann

ſich
D 3
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[53/0121] CAP. II. §. 7. Perſon deß Ermahners, oder Verachtung der Weiſe deß Vortrags geſaͤubert ſeyn, ſonſt hat der Leſer oder Zuhoͤrer weder Nah- rung noch Wachsthum, noch einige daur- haffte und bleibende Staͤrckung in GOtt da- von; zumal das gehegte Boͤſe alles Gute unfruchtbar macht, zernichtet und verſchlin- get, wie jener Gelehrter von Arnds Wah- rem Chriſtenthum bezeugt: Jſt der Leſer gut, ſo iſt das Buch gut. Pſ. 18: 26, 27. §. 7. Das ſtille, andaͤchtige Warten auf GOtt erfuͤllet das Hertz mit Troſt und Krafft deß H. Geiſtes, wiewol der aͤuſſere Menſch biß- weilen ſchlechter dabey wird. DIe Milch laſſet man in Gepſen 12. oder 24. Stund ſtehen/ nimmt die Neidel oben ab in den Ancken-Kuͤbel, darinn wird ſie herum getrieben, biß es Butter gibt, den ſchlagt man zuſammen entweder zu einer Ballen zum Hauß- Brauch, oder in einen Stock zu verkauffen. Die ſtillſtehende Milch iſt ein Bild, eines von aller Quaal, Sorg, Angſt beruhigten, und mit der Gnad der Erloͤſung erquickten Hertzens, welches in ſtiller Erwegung was ihme von GOtt geſchencket worden ſey, der Salbung und Verſiglung des H. Geiſtes verſicheret wird. Eben wie die Neidel, als die nehrhaffteſte Fettigkeit von der Milch em- por dringt, und wie ein weiſſes Balſam- Oel oben ſchwimmt, gleicher maſſen wann ſich D 3

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Zitationshilfe: Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731/121>, abgerufen am 20.04.2024.