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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Evangelii JESU.
so unermüdet angehalten, biß Er euch zu willen worden, und zuge-
ruffen: Jch bin der HErr dein GOtt/ der dich aus Egyptenland
geführet hat/ thue deinen Mund nur weit auf/ so will Jch ihne
füllen
a.

§. 6. Sehet! dieses alles ist im Kommen zu JESU begriffen.GOTT
allein kan
uns alle
diese Se-
ligkeiten
zu kosten
geben.

Ach! es hats noch keine Zunge jemals können aussprechen, was das
seye; JEsum finden; woraus dann leicht zu erachten, daß niemand
als GOTT allein uns in einen so seligen Zustand versetzen könne,
dann er ist viel zu glorios und herrlich.

Das sechste Capitel.

§. 1. Aber! ach wie wenig begehret man JEsum zu finden! wieNutz zur
Bestraf-
fung
de-
ren welche
JEsum
nicht ken-
nen, und
ihme
nichts
nachfra-
gen.

schämet man sich nur davor angesehen zu seyn, daß man JEsum su-
che! Dort läugnete Petrus, daß er JEsum kenne, und loge: Aber!
O wie viel könnten mit Wahrheit sagen; sie kennen JEsum nicht,
sie seyen nie bey Jhm gewesen, sie kennen Jhn nicht einmal nach dem
Fleisch und äussern Lebens-Wandel, nicht in seiner Niedrigkeit, will
geschweigen nach dem Geist, oder Fülle der Gottheit. Und das da-
her, weilen sie den Weg nie unter die Füß genommen, und wann
sie JEsus fragen solte: Hast du mich lieb, sagen und bekennen müß-
ten: HErr, du weissest alle Ding, du weißst, daß ich dir wenig
nachfrage. Welt, Gelt, lustige Gesellschafft ist der heutigen Chri-
sten Wolleben; Jhre Freude ist an denen Orten, da alles von Ei-
telkeit schaumet, da GOtt verachtet, der Heilige Geist betrübet,
sein Königreich verworffen, seine Liebe, und sein aus grosser Er-
barmung vergossenes Blut mit Füssen getretten wird. Dann ohne
Ehrerbietung von GOTT reden, handeln, wandeln, Tod, Gericht
und Ewigkeit aus dem Sinn schlagen, das Gewissen mit unauff-
hörlichen Welt-Händlen aneinander übertäuben, damit man nie wis-
se oder sehe woran man seye, und was es endlich aus einem werden
wolle; Seine Seele in stäter Sicherheit unterhalten; durch so man-
cherley falsche Stützen und eitele Beredungen, jeder weltlicher Zeit-
Vertreib seye erlaubt und unschuldig, wo man nur darneben einige
Gottes-dienstliche Pflichten abstatte, wiewohl ohne inwendige Ge-

mein-
a Psalm LXXXI. 11.
E 2

Evangelii JESU.
ſo unermuͤdet angehalten, biß Er euch zu willen worden, und zuge-
ruffen: Jch bin der HErr dein GOtt/ der dich aus Egyptenland
gefuͤhret hat/ thue deinen Mund nur weit auf/ ſo will Jch ihne
fuͤllen
a.

§. 6. Sehet! dieſes alles iſt im Kommen zu JESU begriffen.GOTT
allein kan
uns alle
dieſe Se-
ligkeiten
zu koſten
geben.

Ach! es hats noch keine Zunge jemals koͤnnen ausſprechen, was das
ſeye; JEſum finden; woraus dann leicht zu erachten, daß niemand
als GOTT allein uns in einen ſo ſeligen Zuſtand verſetzen koͤnne,
dann er iſt viel zu glorios und herrlich.

Das ſechſte Capitel.

§. 1. Aber! ach wie wenig begehret man JEſum zu finden! wieNutz zur
Beſtraf-
fung
de-
ren welche
JEſum
nicht ken-
nen, und
ihme
nichts
nachfra-
gen.

ſchaͤmet man ſich nur davor angeſehen zu ſeyn, daß man JEſum ſu-
che! Dort laͤugnete Petrus, daß er JEſum kenne, und loge: Aber!
O wie viel koͤnnten mit Wahrheit ſagen; ſie kennen JEſum nicht,
ſie ſeyen nie bey Jhm geweſen, ſie kennen Jhn nicht einmal nach dem
Fleiſch und aͤuſſern Lebens-Wandel, nicht in ſeiner Niedrigkeit, will
geſchweigen nach dem Geiſt, oder Fuͤlle der Gottheit. Und das da-
her, weilen ſie den Weg nie unter die Fuͤß genommen, und wann
ſie JEſus fragen ſolte: Haſt du mich lieb, ſagen und bekennen muͤß-
ten: HErr, du weiſſeſt alle Ding, du weißſt, daß ich dir wenig
nachfrage. Welt, Gelt, luſtige Geſellſchafft iſt der heutigen Chri-
ſten Wolleben; Jhre Freude iſt an denen Orten, da alles von Ei-
telkeit ſchaumet, da GOtt verachtet, der Heilige Geiſt betruͤbet,
ſein Koͤnigreich verworffen, ſeine Liebe, und ſein aus groſſer Er-
barmung vergoſſenes Blut mit Fuͤſſen getretten wird. Dann ohne
Ehrerbietung von GOTT reden, handeln, wandeln, Tod, Gericht
und Ewigkeit aus dem Sinn ſchlagen, das Gewiſſen mit unauff-
hoͤrlichen Welt-Haͤndlen aneinander uͤbertaͤuben, damit man nie wiſ-
ſe oder ſehe woran man ſeye, und was es endlich aus einem werden
wolle; Seine Seele in ſtaͤter Sicherheit unterhalten; durch ſo man-
cherley falſche Stuͤtzen und eitele Beredungen, jeder weltlicher Zeit-
Vertreib ſeye erlaubt und unſchuldig, wo man nur darneben einige
Gottes-dienſtliche Pflichten abſtatte, wiewohl ohne inwendige Ge-

mein-
a Pſalm LXXXI. 11.
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[35/0131] Evangelii JESU. ſo unermuͤdet angehalten, biß Er euch zu willen worden, und zuge- ruffen: Jch bin der HErr dein GOtt/ der dich aus Egyptenland gefuͤhret hat/ thue deinen Mund nur weit auf/ ſo will Jch ihne fuͤllen a. §. 6. Sehet! dieſes alles iſt im Kommen zu JESU begriffen. Ach! es hats noch keine Zunge jemals koͤnnen ausſprechen, was das ſeye; JEſum finden; woraus dann leicht zu erachten, daß niemand als GOTT allein uns in einen ſo ſeligen Zuſtand verſetzen koͤnne, dann er iſt viel zu glorios und herrlich. GOTT allein kan uns alle dieſe Se- ligkeiten zu koſten geben. Das ſechſte Capitel. §. 1. Aber! ach wie wenig begehret man JEſum zu finden! wie ſchaͤmet man ſich nur davor angeſehen zu ſeyn, daß man JEſum ſu- che! Dort laͤugnete Petrus, daß er JEſum kenne, und loge: Aber! O wie viel koͤnnten mit Wahrheit ſagen; ſie kennen JEſum nicht, ſie ſeyen nie bey Jhm geweſen, ſie kennen Jhn nicht einmal nach dem Fleiſch und aͤuſſern Lebens-Wandel, nicht in ſeiner Niedrigkeit, will geſchweigen nach dem Geiſt, oder Fuͤlle der Gottheit. Und das da- her, weilen ſie den Weg nie unter die Fuͤß genommen, und wann ſie JEſus fragen ſolte: Haſt du mich lieb, ſagen und bekennen muͤß- ten: HErr, du weiſſeſt alle Ding, du weißſt, daß ich dir wenig nachfrage. Welt, Gelt, luſtige Geſellſchafft iſt der heutigen Chri- ſten Wolleben; Jhre Freude iſt an denen Orten, da alles von Ei- telkeit ſchaumet, da GOtt verachtet, der Heilige Geiſt betruͤbet, ſein Koͤnigreich verworffen, ſeine Liebe, und ſein aus groſſer Er- barmung vergoſſenes Blut mit Fuͤſſen getretten wird. Dann ohne Ehrerbietung von GOTT reden, handeln, wandeln, Tod, Gericht und Ewigkeit aus dem Sinn ſchlagen, das Gewiſſen mit unauff- hoͤrlichen Welt-Haͤndlen aneinander uͤbertaͤuben, damit man nie wiſ- ſe oder ſehe woran man ſeye, und was es endlich aus einem werden wolle; Seine Seele in ſtaͤter Sicherheit unterhalten; durch ſo man- cherley falſche Stuͤtzen und eitele Beredungen, jeder weltlicher Zeit- Vertreib ſeye erlaubt und unſchuldig, wo man nur darneben einige Gottes-dienſtliche Pflichten abſtatte, wiewohl ohne inwendige Ge- mein- Nutz zur Beſtraf- fung de- ren welche JEſum nicht ken- nen, und ihme nichts nachfra- gen. a Pſalm LXXXI. 11. E 2

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/131>, abgerufen am 28.03.2024.