Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Haus GOTTES,
liche Schul, wie unsicher, nachtheilig, betrieglich, faullentzerisch,
leichtsinnig die alte und wie munter, vorsichtig, einträglich, ihrer
Sachen gewiß, wircksam, geschäfftig, weise, sorgfältig und ernst-
hafft die neue Geburt sey in allem, was das Himmelreich angehet.

und ande-
re Ge-
schöpf von
der Wie-
dergeburt.

§. 15. Alle Bäume mit ihrer Fruchtbarkeit, alle Blumen mit ih-
rer Pracht, alle Vögelein mit ihren schönfärbigen Federn und an-
muthigen Gesang singen uns die Ohren voll davon, daß endlich die
neue Creatur zu ihrem Ziel und Vollendung reiche. Jnsonderheit
sind die Seiden-Würmer ein wunderbahrliches Bild hievon.

Wie man das klare Gold in finstern Schlacken findt,
So tragt der Erden-Mensch das neue Himmels-Kind.

Das siebende Capitel.
Zuruff des Predigers an die noch Unwiedergebohrne.
Zuruff an
die noch
Unwie-
derge-
bohrne.

§. 1. O ihr arme Gefangene, wie lang wollet ihr nicht ledig und
Könige werden, wie lang wollet ihr noch euere Fessel lieb haben,
und die Bande euerer Armseligkeit küssen; O ihr entfremdete, ver-
irrte und verstrickte Seelen: GOTT rufft euch heut aus euerem
Jammerstand zur Hochzeit seines Sohns, er sendet hin zu euch
auf die Landstrassen und die Zäune euers verheckten und verdornten
Heidnischen Sinns, und nöthiget euch herein zu kommen, auf daß
sein Haus voll werde: Aber so weit und breit der Gnaden-Himmel
ist, so nahe sich auch das Himmelreich eröffnet, so ist doch da nichts
für euch, wo es euch nicht recht gründlich und beständig Ernst ist um
ein neu Hertz.

Wie bit-
terlich sie
ihren ver-
dammli-
chen Zu-
stand in
der Höll
beklagen
werden.

§. 2. Ach betrieget doch euch selbst nicht länger, überleget wohl,
daß ihr Sclaven der Sünd, ins Teuffels Reich, in der Feindschafft
des grossen GOttes, unter des allmächtigen HErren unerbittlichem
Zorn seyd; Stellet euch ein wenig an den Rand des Pfuhls, der
mit Feuer und Schwefel brennt, höret das jämmerliche Mord-Ge-
heul der Verdammten, gedencket an euere Verwandten und Be-
kandten, die, wann sie so weltlich gelebt als ihr, ungezweifflet da-
hin kommen sind, dencket wie leicht der Blut-Stab auch über eue-
rem Haupt hätte können gebrochen, und ihr in diese unselige, fin-
stere Oerter hättet kbnnen hingerissen werden; O es soll euch ja ein

kalter

Das Haus GOTTES,
liche Schul, wie unſicher, nachtheilig, betrieglich, faullentzeriſch,
leichtſinnig die alte und wie munter, vorſichtig, eintraͤglich, ihrer
Sachen gewiß, wirckſam, geſchaͤfftig, weiſe, ſorgfaͤltig und ernſt-
hafft die neue Geburt ſey in allem, was das Himmelreich angehet.

und ande-
re Ge-
ſchoͤpf von
der Wie-
dergeburt.

§. 15. Alle Baͤume mit ihrer Fruchtbarkeit, alle Blumen mit ih-
rer Pracht, alle Voͤgelein mit ihren ſchoͤnfaͤrbigen Federn und an-
muthigen Geſang ſingen uns die Ohren voll davon, daß endlich die
neue Creatur zu ihrem Ziel und Vollendung reiche. Jnſonderheit
ſind die Seiden-Wuͤrmer ein wunderbahrliches Bild hievon.

Wie man das klare Gold in finſtern Schlacken findt,
So tragt der Erden-Menſch das neue Himmels-Kind.

Das ſiebende Capitel.
Zuruff des Predigers an die noch Unwiedergebohrne.
Zuruff an
die noch
Unwie-
derge-
bohrne.

§. 1. O ihr arme Gefangene, wie lang wollet ihr nicht ledig und
Koͤnige werden, wie lang wollet ihr noch euere Feſſel lieb haben,
und die Bande euerer Armſeligkeit kuͤſſen; O ihr entfremdete, ver-
irrte und verſtrickte Seelen: GOTT rufft euch heut aus euerem
Jammerſtand zur Hochzeit ſeines Sohns, er ſendet hin zu euch
auf die Landſtraſſen und die Zaͤune euers verheckten und verdornten
Heidniſchen Sinns, und noͤthiget euch herein zu kommen, auf daß
ſein Haus voll werde: Aber ſo weit und breit der Gnaden-Himmel
iſt, ſo nahe ſich auch das Himmelreich eroͤffnet, ſo iſt doch da nichts
fuͤr euch, wo es euch nicht recht gruͤndlich und beſtaͤndig Ernſt iſt um
ein neu Hertz.

Wie bit-
terlich ſie
ihren ver-
dammli-
chen Zu-
ſtand in
der Hoͤll
beklagen
werden.

§. 2. Ach betrieget doch euch ſelbſt nicht laͤnger, uͤberleget wohl,
daß ihr Sclaven der Suͤnd, ins Teuffels Reich, in der Feindſchafft
des groſſen GOttes, unter des allmaͤchtigen HErren unerbittlichem
Zorn ſeyd; Stellet euch ein wenig an den Rand des Pfuhls, der
mit Feuer und Schwefel brennt, hoͤret das jaͤmmerliche Mord-Ge-
heul der Verdammten, gedencket an euere Verwandten und Be-
kandten, die, wann ſie ſo weltlich gelebt als ihr, ungezweifflet da-
hin kommen ſind, dencket wie leicht der Blut-Stab auch uͤber eue-
rem Haupt haͤtte koͤnnen gebrochen, und ihr in dieſe unſelige, fin-
ſtere Oerter haͤttet kbnnen hingeriſſen werden; O es ſoll euch ja ein

kalter
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0314" n="218"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Haus GOTTES,</hi></fw><lb/>
liche Schul, wie un&#x017F;icher, nachtheilig, betrieglich, faullentzeri&#x017F;ch,<lb/>
leicht&#x017F;innig die alte und wie munter, vor&#x017F;ichtig, eintra&#x0364;glich, ihrer<lb/>
Sachen gewiß, wirck&#x017F;am, ge&#x017F;cha&#x0364;fftig, wei&#x017F;e, &#x017F;orgfa&#x0364;ltig und ern&#x017F;t-<lb/>
hafft die neue Geburt &#x017F;ey in allem, was das Himmelreich angehet.</p><lb/>
          <note place="left">und ande-<lb/>
re Ge-<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;pf von<lb/>
der Wie-<lb/>
dergeburt.</note>
          <p>§. 15. Alle Ba&#x0364;ume mit ihrer Fruchtbarkeit, alle Blumen mit ih-<lb/>
rer Pracht, alle Vo&#x0364;gelein mit ihren &#x017F;cho&#x0364;nfa&#x0364;rbigen Federn und an-<lb/>
muthigen Ge&#x017F;ang &#x017F;ingen uns die Ohren voll davon, daß endlich die<lb/>
neue Creatur zu ihrem Ziel und Vollendung reiche. Jn&#x017F;onderheit<lb/>
&#x017F;ind die Seiden-Wu&#x0364;rmer ein wunderbahrliches Bild hievon.</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#et">Wie man das klare Gold in fin&#x017F;tern Schlacken findt,<lb/>
So tragt der Erden-Men&#x017F;ch das neue Himmels-Kind.</hi> </p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das &#x017F;iebende Capitel.<lb/>
Zuruff des Predigers an die noch Unwiedergebohrne.</hi> </head><lb/>
          <note place="left">Zuruff an<lb/>
die noch<lb/>
Unwie-<lb/>
derge-<lb/>
bohrne.</note>
          <p>§. 1. O ihr arme Gefangene, wie lang wollet ihr nicht ledig und<lb/>
Ko&#x0364;nige werden, wie lang wollet ihr noch euere Fe&#x017F;&#x017F;el lieb haben,<lb/>
und die Bande euerer Arm&#x017F;eligkeit ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en; O ihr entfremdete, ver-<lb/>
irrte und ver&#x017F;trickte Seelen: GOTT rufft euch heut aus euerem<lb/>
Jammer&#x017F;tand zur Hochzeit &#x017F;eines Sohns, er &#x017F;endet hin zu euch<lb/>
auf die Land&#x017F;tra&#x017F;&#x017F;en und die Za&#x0364;une euers verheckten und verdornten<lb/>
Heidni&#x017F;chen Sinns, und no&#x0364;thiget euch herein zu kommen, auf daß<lb/>
&#x017F;ein Haus voll werde: Aber &#x017F;o weit und breit der Gnaden-Himmel<lb/>
i&#x017F;t, &#x017F;o nahe &#x017F;ich auch das Himmelreich ero&#x0364;ffnet, &#x017F;o i&#x017F;t doch da nichts<lb/>
fu&#x0364;r euch, wo es euch nicht recht gru&#x0364;ndlich und be&#x017F;ta&#x0364;ndig Ern&#x017F;t i&#x017F;t um<lb/>
ein neu Hertz.</p><lb/>
          <note place="left">Wie bit-<lb/>
terlich &#x017F;ie<lb/>
ihren ver-<lb/>
dammli-<lb/>
chen Zu-<lb/>
&#x017F;tand in<lb/>
der Ho&#x0364;ll<lb/>
beklagen<lb/>
werden.</note>
          <p>§. 2. Ach betrieget doch euch &#x017F;elb&#x017F;t nicht la&#x0364;nger, u&#x0364;berleget wohl,<lb/>
daß ihr Sclaven der Su&#x0364;nd, ins Teuffels Reich, in der Feind&#x017F;chafft<lb/>
des gro&#x017F;&#x017F;en GOttes, unter des allma&#x0364;chtigen HErren unerbittlichem<lb/>
Zorn &#x017F;eyd; Stellet euch ein wenig an den Rand des Pfuhls, der<lb/>
mit Feuer und Schwefel brennt, ho&#x0364;ret das ja&#x0364;mmerliche Mord-Ge-<lb/>
heul der Verdammten, gedencket an euere Verwandten und Be-<lb/>
kandten, die, wann &#x017F;ie &#x017F;o weltlich gelebt als ihr, ungezweifflet da-<lb/>
hin kommen &#x017F;ind, dencket wie leicht der Blut-Stab auch u&#x0364;ber eue-<lb/>
rem Haupt ha&#x0364;tte ko&#x0364;nnen gebrochen, und ihr in die&#x017F;e un&#x017F;elige, fin-<lb/>
&#x017F;tere Oerter ha&#x0364;ttet kbnnen hingeri&#x017F;&#x017F;en werden; O es &#x017F;oll euch ja ein<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">kalter</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[218/0314] Das Haus GOTTES, liche Schul, wie unſicher, nachtheilig, betrieglich, faullentzeriſch, leichtſinnig die alte und wie munter, vorſichtig, eintraͤglich, ihrer Sachen gewiß, wirckſam, geſchaͤfftig, weiſe, ſorgfaͤltig und ernſt- hafft die neue Geburt ſey in allem, was das Himmelreich angehet. §. 15. Alle Baͤume mit ihrer Fruchtbarkeit, alle Blumen mit ih- rer Pracht, alle Voͤgelein mit ihren ſchoͤnfaͤrbigen Federn und an- muthigen Geſang ſingen uns die Ohren voll davon, daß endlich die neue Creatur zu ihrem Ziel und Vollendung reiche. Jnſonderheit ſind die Seiden-Wuͤrmer ein wunderbahrliches Bild hievon. Wie man das klare Gold in finſtern Schlacken findt, So tragt der Erden-Menſch das neue Himmels-Kind. Das ſiebende Capitel. Zuruff des Predigers an die noch Unwiedergebohrne. §. 1. O ihr arme Gefangene, wie lang wollet ihr nicht ledig und Koͤnige werden, wie lang wollet ihr noch euere Feſſel lieb haben, und die Bande euerer Armſeligkeit kuͤſſen; O ihr entfremdete, ver- irrte und verſtrickte Seelen: GOTT rufft euch heut aus euerem Jammerſtand zur Hochzeit ſeines Sohns, er ſendet hin zu euch auf die Landſtraſſen und die Zaͤune euers verheckten und verdornten Heidniſchen Sinns, und noͤthiget euch herein zu kommen, auf daß ſein Haus voll werde: Aber ſo weit und breit der Gnaden-Himmel iſt, ſo nahe ſich auch das Himmelreich eroͤffnet, ſo iſt doch da nichts fuͤr euch, wo es euch nicht recht gruͤndlich und beſtaͤndig Ernſt iſt um ein neu Hertz. §. 2. Ach betrieget doch euch ſelbſt nicht laͤnger, uͤberleget wohl, daß ihr Sclaven der Suͤnd, ins Teuffels Reich, in der Feindſchafft des groſſen GOttes, unter des allmaͤchtigen HErren unerbittlichem Zorn ſeyd; Stellet euch ein wenig an den Rand des Pfuhls, der mit Feuer und Schwefel brennt, hoͤret das jaͤmmerliche Mord-Ge- heul der Verdammten, gedencket an euere Verwandten und Be- kandten, die, wann ſie ſo weltlich gelebt als ihr, ungezweifflet da- hin kommen ſind, dencket wie leicht der Blut-Stab auch uͤber eue- rem Haupt haͤtte koͤnnen gebrochen, und ihr in dieſe unſelige, fin- ſtere Oerter haͤttet kbnnen hingeriſſen werden; O es ſoll euch ja ein kalter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/314
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/314>, abgerufen am 25.04.2024.