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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Die unter der Kelter des Zorns GOttes
re Augen waren voll Schlaffs. Und Er ließ
sie, und gieng abermahl hin, und bettete zum
dritten mahl, und redete dieselbigen Wort.
Da kam Er zu seinen Jüngeren, und sprach zu
ihnen: Ach wollt ihr nun schlaffen und ruhen?
Siehe die Stunde ist hie, daß des Menschen
Sohn in der Sünder Hände überantwortet
wird. Stehet auf, lasset uns gehen, siehe!
er ist da der Mich verräth.
Das erste Captel.
Der Eingang und die Ankunfft JEsu an den Oelberg.

§. 1.

Eingang.

DJese äussere sichtbare Welt ist ein Gemähld und Abbildung
des unsichtbahren und verborgenen Reichs GOttes; Da-
rum wird JEsus, die schönste und einige Zierd der ewi-
gen himmlischen Welt, mit den allerlieblichsten Dingen
verglichen; als im Hohen Lied mit einer Rosen und Li-
lien. Dreyßig Jahr hatte diese Lilien Jhre Blätter verschlossen,
und nahme aus dem Safft der GOttheit täglich mehr Gnad und
Weißheit, so daß sie hernach die Blätter, der aus dem Himmel,
durch stätes Gebett empfangenen Geistes-Kräfften nach und nach aus-
breitete, und mit dem Geruch Jhrer Weißheit, Heiligkeit, Leutsee-
ligkeit das gantze Land Canaan anfüllete.

Hier hättte die Vernunfft einen Zweifel machen und gedencken kön-
nen: Ey es wäre immer schad, wann diese Himmels-Blumen sollte
abgebrochen, und nicht vielmehr durch GOttes Krafft dem gantzen
Erdboden zur Freud und Wonne erhalten werden; Aber der Rath
GOttes zweckte viel weiters hinaus, Er hatte dieser Rosen und Li-
lien einen Ort auserkohren, in welchem Sie ohne Anfechtung in ei-
nem ewigen Freuden-Schein und Glantz der Herrlichkeit blühen sollte;

Darum
Die unter der Kelter des Zorns GOttes
re Augen waren voll Schlaffs. Und Er ließ
ſie, und gieng abermahl hin, und bettete zum
dritten mahl, und redete dieſelbigen Wort.
Da kam Er zu ſeinen Juͤngeren, und ſprach zu
ihnen: Ach wollt ihr nun ſchlaffen und ruhen?
Siehe die Stunde iſt hie, daß des Menſchen
Sohn in der Suͤnder Haͤnde uͤberantwortet
wird. Stehet auf, laſſet uns gehen, ſiehe!
er iſt da der Mich verraͤth.
Das erſte Captel.
Der Eingang und die Ankunfft JEſu an den Oelberg.

§. 1.

Eingang.

DJeſe aͤuſſere ſichtbare Welt iſt ein Gemaͤhld und Abbildung
des unſichtbahren und verborgenen Reichs GOttes; Da-
rum wird JEſus, die ſchoͤnſte und einige Zierd der ewi-
gen himmliſchen Welt, mit den allerlieblichſten Dingen
verglichen; als im Hohen Lied mit einer Roſen und Li-
lien. Dreyßig Jahr hatte dieſe Lilien Jhre Blaͤtter verſchloſſen,
und nahme aus dem Safft der GOttheit taͤglich mehr Gnad und
Weißheit, ſo daß ſie hernach die Blaͤtter, der aus dem Himmel,
durch ſtaͤtes Gebett empfangenen Geiſtes-Kraͤfften nach und nach aus-
breitete, und mit dem Geruch Jhrer Weißheit, Heiligkeit, Leutſee-
ligkeit das gantze Land Canaan anfuͤllete.

Hier haͤttte die Vernunfft einen Zweifel machen und gedencken koͤn-
nen: Ey es waͤre immer ſchad, wann dieſe Himmels-Blumen ſollte
abgebrochen, und nicht vielmehr durch GOttes Krafft dem gantzen
Erdboden zur Freud und Wonne erhalten werden; Aber der Rath
GOttes zweckte viel weiters hinaus, Er hatte dieſer Roſen und Li-
lien einen Ort auserkohren, in welchem Sie ohne Anfechtung in ei-
nem ewigen Freuden-Schein und Glantz der Herrlichkeit bluͤhen ſollte;

Darum
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[400/0496] Die unter der Kelter des Zorns GOttes re Augen waren voll Schlaffs. Und Er ließ ſie, und gieng abermahl hin, und bettete zum dritten mahl, und redete dieſelbigen Wort. Da kam Er zu ſeinen Juͤngeren, und ſprach zu ihnen: Ach wollt ihr nun ſchlaffen und ruhen? Siehe die Stunde iſt hie, daß des Menſchen Sohn in der Suͤnder Haͤnde uͤberantwortet wird. Stehet auf, laſſet uns gehen, ſiehe! er iſt da der Mich verraͤth. Das erſte Captel. Der Eingang und die Ankunfft JEſu an den Oelberg. §. 1. DJeſe aͤuſſere ſichtbare Welt iſt ein Gemaͤhld und Abbildung des unſichtbahren und verborgenen Reichs GOttes; Da- rum wird JEſus, die ſchoͤnſte und einige Zierd der ewi- gen himmliſchen Welt, mit den allerlieblichſten Dingen verglichen; als im Hohen Lied mit einer Roſen und Li- lien. Dreyßig Jahr hatte dieſe Lilien Jhre Blaͤtter verſchloſſen, und nahme aus dem Safft der GOttheit taͤglich mehr Gnad und Weißheit, ſo daß ſie hernach die Blaͤtter, der aus dem Himmel, durch ſtaͤtes Gebett empfangenen Geiſtes-Kraͤfften nach und nach aus- breitete, und mit dem Geruch Jhrer Weißheit, Heiligkeit, Leutſee- ligkeit das gantze Land Canaan anfuͤllete. Hier haͤttte die Vernunfft einen Zweifel machen und gedencken koͤn- nen: Ey es waͤre immer ſchad, wann dieſe Himmels-Blumen ſollte abgebrochen, und nicht vielmehr durch GOttes Krafft dem gantzen Erdboden zur Freud und Wonne erhalten werden; Aber der Rath GOttes zweckte viel weiters hinaus, Er hatte dieſer Roſen und Li- lien einen Ort auserkohren, in welchem Sie ohne Anfechtung in ei- nem ewigen Freuden-Schein und Glantz der Herrlichkeit bluͤhen ſollte; Darum

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/496>, abgerufen am 28.03.2024.