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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Weyhnachts-Gedancken.
wohl hundert Jahr lang genug haben, und aus dem blossen Anden
cken unvergleichliche Süssigkeit schmecken.

Das siebende Capitel.
Wie JEsus zur Nachfolge dienen, und was für Mittel man anwenden
solle ihne zu bekommen und zu behalten.

§. 1. GOttes Sohn ist eben zu dem End Mensch worden, damit duWie man
sich in JE-
su erfreu-
en solle im
Essen etc.

dich seiner stäts erfreuetest. So offt du issest und trinckest, gedencke:
Mein GOtt hat auch wollen essen und trincken, um die Geschöpf selbst
zu kosten, die er vor mich gemachet hat, wie gut sie seyen. Hast du
Wehe-Tage, so dencke, mein JEsus ist der Schmertzen-Mann, der
wohl versucht hat, was Kranckheit seye a, er hat auch Colic auf den
Bergen am Nacht-Thau erfahren, auch Migraine, den Schnuppen,
Haupt- und Zahn-Weh, nachdem er in allen Dingen versucht worden
ist b. Was du vornimmst, thust du dasselbe nur in JEsu Sinn mit
gleichen Bewegungen und Absichten, und opferst all dein Thun durch
die heilige Menschheit GOtt auf im Feur der Liebe, so werden alle deine
Handlungen göttlich c. Liesest du die Evangelischen Gebott, so den-
cke JEsus fordert nichts von mir, das er nicht zu erst selbst gethan d.

§. 2. Es wachsen auch alle Früchten des Heil. Geistes auf diesemJEsus ist
die Wur-
tzel der
Liebe und
Zufrie-
denheit,

Zweig e, diesem GOtt-Kind. Liebe; weilen er mich so hoch geliebet,
daß ich meinem Nächsten thue, wie er mir gethan hat. Gedult und
Zufriedenheit; indem er immer das Geringste und Schlechteste vor sich
erwählt, die gemächlichen Zimmer und warmen Stuben hat er den
Sündern gelassen f, und die Herrlichkeit GOttes, dem alle Ehre und
Auswart gebührt, hat in einem Winckel eines alten kalten Stalls vor
lieb genommen, und nicht einmahl die Kurtzweil einer beweglichen Wie-
gen gehabt, sondern ist in eine harte Krippen hingelegt worden; da er
doch von seiner Mutter und Pfleg-Vatter her aus hoch-edlem Stamm
und Geschlecht, und von Königlichem Geblüt ware, dem Davids Stuhl
und Reich eigentlich angehörte; und mit dieser Vergnügsamkeit an
dem Allerschlechtesten und Verwerfflichsten hat uns JEsus einen seeli-
gen Weg gebahnet, zur Gemüths-Ruhe und stäten Geistes-Freud, wo-
fern es uns ihm hierinn nachzufolgen gelustet.

§. 3. Al-
a Jes. LIII. 3. 1.
b Hebr. II 17. 8. & IV. 5.
c 2 Petr. I. 4.
d Joh.
XIII.
15.
e Jes. XI. 1. 2.
f Matth. VIII. 20.
M m m m 3

Weyhnachts-Gedancken.
wohl hundert Jahr lang genug haben, und aus dem bloſſen Anden
cken unvergleichliche Suͤſſigkeit ſchmecken.

Das ſiebende Capitel.
Wie JEſus zur Nachfolge dienen, und was fuͤr Mittel man anwenden
ſolle ihne zu bekommen und zu behalten.

§. 1. GOttes Sohn iſt eben zu dem End Menſch worden, damit duWie man
ſich in JE-
ſu erfreu-
en ſolle im
Eſſen ꝛc.

dich ſeiner ſtaͤts erfreueteſt. So offt du iſſeſt und trinckeſt, gedencke:
Mein GOtt hat auch wollen eſſen und trincken, um die Geſchoͤpf ſelbſt
zu koſten, die er vor mich gemachet hat, wie gut ſie ſeyen. Haſt du
Wehe-Tage, ſo dencke, mein JEſus iſt der Schmertzen-Mann, der
wohl verſucht hat, was Kranckheit ſeye a, er hat auch Colic auf den
Bergen am Nacht-Thau erfahren, auch Migraine, den Schnuppen,
Haupt- und Zahn-Weh, nachdem er in allen Dingen verſucht worden
iſt b. Was du vornimmſt, thuſt du daſſelbe nur in JEſu Sinn mit
gleichen Bewegungen und Abſichten, und opferſt all dein Thun durch
die heilige Menſchheit GOtt auf im Feur der Liebe, ſo werden alle deine
Handlungen goͤttlich c. Lieſeſt du die Evangeliſchen Gebott, ſo den-
cke JEſus fordert nichts von mir, das er nicht zu erſt ſelbſt gethan d.

§. 2. Es wachſen auch alle Fruͤchten des Heil. Geiſtes auf dieſemJEſus iſt
die Wur-
tzel der
Liebe und
Zufrie-
denheit,

Zweig e, dieſem GOtt-Kind. Liebe; weilen er mich ſo hoch geliebet,
daß ich meinem Naͤchſten thue, wie er mir gethan hat. Gedult und
Zufriedenheit; indem er immer das Geringſte und Schlechteſte vor ſich
erwaͤhlt, die gemaͤchlichen Zimmer und warmen Stuben hat er den
Suͤndern gelaſſen f, und die Herrlichkeit GOttes, dem alle Ehre und
Auſwart gebuͤhrt, hat in einem Winckel eines alten kalten Stalls vor
lieb genommen, und nicht einmahl die Kurtzweil einer beweglichen Wie-
gen gehabt, ſondern iſt in eine harte Krippen hingelegt worden; da er
doch von ſeiner Mutter und Pfleg-Vatter her aus hoch-edlem Stamm
und Geſchlecht, und von Koͤniglichem Gebluͤt ware, dem Davids Stuhl
und Reich eigentlich angehoͤrte; und mit dieſer Vergnuͤgſamkeit an
dem Allerſchlechteſten und Verwerfflichſten hat uns JEſus einen ſeeli-
gen Weg gebahnet, zur Gemuͤths-Ruhe und ſtaͤten Geiſtes-Freud, wo-
fern es uns ihm hierinn nachzufolgen geluſtet.

§. 3. Al-
a Jeſ. LIII. 3. 1.
b Hebr. II 17. 8. & IV. 5.
c 2 Petr. I. 4.
d Joh.
XIII.
15.
e Jeſ. XI. 1. 2.
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[645/0741] Weyhnachts-Gedancken. wohl hundert Jahr lang genug haben, und aus dem bloſſen Anden cken unvergleichliche Suͤſſigkeit ſchmecken. Das ſiebende Capitel. Wie JEſus zur Nachfolge dienen, und was fuͤr Mittel man anwenden ſolle ihne zu bekommen und zu behalten. §. 1. GOttes Sohn iſt eben zu dem End Menſch worden, damit du dich ſeiner ſtaͤts erfreueteſt. So offt du iſſeſt und trinckeſt, gedencke: Mein GOtt hat auch wollen eſſen und trincken, um die Geſchoͤpf ſelbſt zu koſten, die er vor mich gemachet hat, wie gut ſie ſeyen. Haſt du Wehe-Tage, ſo dencke, mein JEſus iſt der Schmertzen-Mann, der wohl verſucht hat, was Kranckheit ſeye a, er hat auch Colic auf den Bergen am Nacht-Thau erfahren, auch Migraine, den Schnuppen, Haupt- und Zahn-Weh, nachdem er in allen Dingen verſucht worden iſt b. Was du vornimmſt, thuſt du daſſelbe nur in JEſu Sinn mit gleichen Bewegungen und Abſichten, und opferſt all dein Thun durch die heilige Menſchheit GOtt auf im Feur der Liebe, ſo werden alle deine Handlungen goͤttlich c. Lieſeſt du die Evangeliſchen Gebott, ſo den- cke JEſus fordert nichts von mir, das er nicht zu erſt ſelbſt gethan d. Wie man ſich in JE- ſu erfreu- en ſolle im Eſſen ꝛc. §. 2. Es wachſen auch alle Fruͤchten des Heil. Geiſtes auf dieſem Zweig e, dieſem GOtt-Kind. Liebe; weilen er mich ſo hoch geliebet, daß ich meinem Naͤchſten thue, wie er mir gethan hat. Gedult und Zufriedenheit; indem er immer das Geringſte und Schlechteſte vor ſich erwaͤhlt, die gemaͤchlichen Zimmer und warmen Stuben hat er den Suͤndern gelaſſen f, und die Herrlichkeit GOttes, dem alle Ehre und Auſwart gebuͤhrt, hat in einem Winckel eines alten kalten Stalls vor lieb genommen, und nicht einmahl die Kurtzweil einer beweglichen Wie- gen gehabt, ſondern iſt in eine harte Krippen hingelegt worden; da er doch von ſeiner Mutter und Pfleg-Vatter her aus hoch-edlem Stamm und Geſchlecht, und von Koͤniglichem Gebluͤt ware, dem Davids Stuhl und Reich eigentlich angehoͤrte; und mit dieſer Vergnuͤgſamkeit an dem Allerſchlechteſten und Verwerfflichſten hat uns JEſus einen ſeeli- gen Weg gebahnet, zur Gemuͤths-Ruhe und ſtaͤten Geiſtes-Freud, wo- fern es uns ihm hierinn nachzufolgen geluſtet. JEſus iſt die Wur- tzel der Liebe und Zufrie- denheit, §. 3. Al- a Jeſ. LIII. 3. 1. b Hebr. II 17. 8. & IV. 5. c 2 Petr. I. 4. d Joh. XIII. 15. e Jeſ. XI. 1. 2. f Matth. VIII. 20. M m m m 3

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 645. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/741>, abgerufen am 29.03.2024.