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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Jämmerlicher Abscheid
und eröffnete ihm, wie sein Nachbar der Schlag gählig gerühret.
Apoc. 18, 14.

Ein ander konnte des Nachts, da er Morgens frühe zu einer Com-
pagnie gehen wollte, nicht schlaffen vor Bangigkeit, sein Gewissen
sagte ihm, siehe du lebest gleichwohl mit der Welt dahin, aber wie
du seelig werden willt, bekümmerst du dich nicht, wie lang wird dir
die ewige Höllen-Nacht vorkommen? Wilt du nicht in kurtzem dahin
gelangen, so hast du hohe Zeit, daß du dich bekehrest, voller Schre-
cken resolvirte er sich die Welt-Lust zu meiden, und sich durch wahre
Buß auf die Ewigkeit zu bereiten, sagte es auch frühe einem von sei-
nen Freunden, doch wollte er nur die eintzige Lust den Tag über noch
mitnehmen, weil ers der Compagnie mit zu gehen versprochen etc. Al-
lein geschahe es, als er diese letzte Lust mit geniessen wollte, fiel er
mitten in seiner Frölichkeit die Treppen hinunter, und brach den
Halß.

Wunsch.

§. 7. O daß mein Volck weiß wäre und bedächte, was ihnen her-
nach begegnen wird. Deut. 32. O HErr lehre unsere Tage uns al-
so zehlen, daß wir solche Weißheit ins Hertz bringen oder bekommen.

Das vierte Capitel.
Nachrede von dem Abgeforderten.
Wer hier
in Zeit
den Frie-
den mit
GOTT zu
machen
versäumt
gehet ge-
wiß ver-
lohren.

§. 1. Sehet, o ihr Menschen Kinder! Also gehets, wann man
nicht in dieser Lebens-Zeit, Bund und Frieden macht mit GOTT
durch JEsum Christum für seine unsterbliche Seel.

Jetzt ist die Gnaden-Zeit, jetzt steht der Himmel offen,
Jetzt hat noch jedermann der Seeligkeit zu hoffen.
Wer diese Zeit versaumt, und sich zu GOtt nicht kehrt,
Der schreye über sich, wann er zur Höllen fehrt.

O arme Seel, in welchen Wohnungen bist du jetzt? Er hat auf
sein Fleisch gebauet und gesäet; Es soll uns billich wie ein Donner-
Stral durchs Hertze, Marck und Bein gehen, was Paulus darzu
sagt und setzet, er wird das Verderben ernden! Er hat auf seine
Kräfften vertrauet, sich noch einige zu haben einbildende, daher ka-
men seine stoltze Reden, es muß mir sonst diesen Winter diesen Som-
mer anderst gehen, ich will mein Zeit besser anwenden, das Evange-

lium

Jaͤmmerlicher Abſcheid
und eroͤffnete ihm, wie ſein Nachbar der Schlag gaͤhlig geruͤhret.
Apoc. 18, 14.

Ein ander konnte des Nachts, da er Morgens fruͤhe zu einer Com-
pagnie gehen wollte, nicht ſchlaffen vor Bangigkeit, ſein Gewiſſen
ſagte ihm, ſiehe du lebeſt gleichwohl mit der Welt dahin, aber wie
du ſeelig werden willt, bekuͤmmerſt du dich nicht, wie lang wird dir
die ewige Hoͤllen-Nacht vorkommen? Wilt du nicht in kurtzem dahin
gelangen, ſo haſt du hohe Zeit, daß du dich bekehreſt, voller Schre-
cken reſolvirte er ſich die Welt-Luſt zu meiden, und ſich durch wahre
Buß auf die Ewigkeit zu bereiten, ſagte es auch fruͤhe einem von ſei-
nen Freunden, doch wollte er nur die eintzige Luſt den Tag uͤber noch
mitnehmen, weil ers der Compagnie mit zu gehen verſprochen ꝛc. Al-
lein geſchahe es, als er dieſe letzte Luſt mit genieſſen wollte, fiel er
mitten in ſeiner Froͤlichkeit die Treppen hinunter, und brach den
Halß.

Wunſch.

§. 7. O daß mein Volck weiß waͤre und bedaͤchte, was ihnen her-
nach begegnen wird. Deut. 32. O HErr lehre unſere Tage uns al-
ſo zehlen, daß wir ſolche Weißheit ins Hertz bringen oder bekommen.

Das vierte Capitel.
Nachrede von dem Abgeforderten.
Wer hier
in Zeit
den Frie-
den mit
GOTT zu
machen
verſaͤumt
gehet ge-
wiß ver-
lohren.

§. 1. Sehet, o ihr Menſchen Kinder! Alſo gehets, wann man
nicht in dieſer Lebens-Zeit, Bund und Frieden macht mit GOTT
durch JEſum Chriſtum fuͤr ſeine unſterbliche Seel.

Jetzt iſt die Gnaden-Zeit, jetzt ſteht der Himmel offen,
Jetzt hat noch jedermann der Seeligkeit zu hoffen.
Wer dieſe Zeit verſaumt, und ſich zu GOtt nicht kehrt,
Der ſchreye uͤber ſich, wann er zur Hoͤllen fehrt.

O arme Seel, in welchen Wohnungen biſt du jetzt? Er hat auf
ſein Fleiſch gebauet und geſaͤet; Es ſoll uns billich wie ein Donner-
Stral durchs Hertze, Marck und Bein gehen, was Paulus darzu
ſagt und ſetzet, er wird das Verderben ernden! Er hat auf ſeine
Kraͤfften vertrauet, ſich noch einige zu haben einbildende, daher ka-
men ſeine ſtoltze Reden, es muß mir ſonſt dieſen Winter dieſen Som-
mer anderſt gehen, ich will mein Zeit beſſer anwenden, das Evange-

lium
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[676/0772] Jaͤmmerlicher Abſcheid und eroͤffnete ihm, wie ſein Nachbar der Schlag gaͤhlig geruͤhret. Apoc. 18, 14. Ein ander konnte des Nachts, da er Morgens fruͤhe zu einer Com- pagnie gehen wollte, nicht ſchlaffen vor Bangigkeit, ſein Gewiſſen ſagte ihm, ſiehe du lebeſt gleichwohl mit der Welt dahin, aber wie du ſeelig werden willt, bekuͤmmerſt du dich nicht, wie lang wird dir die ewige Hoͤllen-Nacht vorkommen? Wilt du nicht in kurtzem dahin gelangen, ſo haſt du hohe Zeit, daß du dich bekehreſt, voller Schre- cken reſolvirte er ſich die Welt-Luſt zu meiden, und ſich durch wahre Buß auf die Ewigkeit zu bereiten, ſagte es auch fruͤhe einem von ſei- nen Freunden, doch wollte er nur die eintzige Luſt den Tag uͤber noch mitnehmen, weil ers der Compagnie mit zu gehen verſprochen ꝛc. Al- lein geſchahe es, als er dieſe letzte Luſt mit genieſſen wollte, fiel er mitten in ſeiner Froͤlichkeit die Treppen hinunter, und brach den Halß. §. 7. O daß mein Volck weiß waͤre und bedaͤchte, was ihnen her- nach begegnen wird. Deut. 32. O HErr lehre unſere Tage uns al- ſo zehlen, daß wir ſolche Weißheit ins Hertz bringen oder bekommen. Das vierte Capitel. Nachrede von dem Abgeforderten. §. 1. Sehet, o ihr Menſchen Kinder! Alſo gehets, wann man nicht in dieſer Lebens-Zeit, Bund und Frieden macht mit GOTT durch JEſum Chriſtum fuͤr ſeine unſterbliche Seel. Jetzt iſt die Gnaden-Zeit, jetzt ſteht der Himmel offen, Jetzt hat noch jedermann der Seeligkeit zu hoffen. Wer dieſe Zeit verſaumt, und ſich zu GOtt nicht kehrt, Der ſchreye uͤber ſich, wann er zur Hoͤllen fehrt. O arme Seel, in welchen Wohnungen biſt du jetzt? Er hat auf ſein Fleiſch gebauet und geſaͤet; Es ſoll uns billich wie ein Donner- Stral durchs Hertze, Marck und Bein gehen, was Paulus darzu ſagt und ſetzet, er wird das Verderben ernden! Er hat auf ſeine Kraͤfften vertrauet, ſich noch einige zu haben einbildende, daher ka- men ſeine ſtoltze Reden, es muß mir ſonſt dieſen Winter dieſen Som- mer anderſt gehen, ich will mein Zeit beſſer anwenden, das Evange- lium

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 676. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/772>, abgerufen am 18.04.2024.