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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Vorrede
An den Leser;
Und ins besonders an die
Liebe Reformierte Gemeind in N.

§. 1.

Beschaf-
fenheit
dieser
Predigt.

DJese Evangelische Materi ist den 23. Augustmonat im Jahr
nach der Beschneidung unsers HERREN CHRJ-
STJ und folglich nach der Erscheinung des Nahmens
JESUS in der Welt 1722. in der Reformierten Ge-
meind von N. abgehandlet und erst lang hernach auf Be-
gehren zu Papir gebracht worden, da man sich nicht mehr eigentlich
zu besinnen wußte, was und wie der Vortrag damahls geschehen
aussert einigen Puncten, welche in der Gedächtnuß geblieben.

Recht-
schaffene
Prediger
lehren
und schrei-
ben nach
dem Trieb
des Heil.
Geistes.

§. 2. Dann die Weise sich auszutrucken und in Verhandlung des
Texts etwan mehr den Glauben oder die Liebe und Heiligung oder
die Buß zu treiben, oder aber GOttes überschwenckliche Gnade in
Anerbietung seines Himmelreichs auszubreiten oder die Seligkeit der-
jenigen, so ihre schuldige Pflicht abstatten in gläubiger Annehmung
des angetragenen Guten vorzustellen: das alles ändert sich nach der
Beschaffenheit der Zeiten, der Zuhörer und anderer Umständen, son-
derlich nach dem inneren und ausseren, geistlichen und leiblichen Zu-
stand des Predigers, allermeist wann er alle seine Kunst und Ver-
nunffts-Gelehrtheit nicht mehr nach eigenem Gefallen gebrauchen,
sondern dem himmlischen Mosi darbringen, selbige nach seiner gött-
lichen Weißheit zum Bau deß Tabernackels anzulegen, was, an
wem, wo, wie und wann er wolle, also daß sich seine Natur-Ga-
ben, Verstand, Willen und Gedächtnuß sammt allem, was man
Gutes mag überlegt, gelesen und gehört, oder aus eigener Erfah-

rung


Vorrede
An den Leſer;
Und ins beſonders an die
Liebe Reformierte Gemeind in N.

§. 1.

Beſchaf-
fenheit
dieſer
Predigt.

DJeſe Evangeliſche Materi iſt den 23. Auguſtmonat im Jahr
nach der Beſchneidung unſers HERREN CHRJ-
STJ und folglich nach der Erſcheinung des Nahmens
JESUS in der Welt 1722. in der Reformierten Ge-
meind von N. abgehandlet und erſt lang hernach auf Be-
gehren zu Papir gebracht worden, da man ſich nicht mehr eigentlich
zu beſinnen wußte, was und wie der Vortrag damahls geſchehen
auſſert einigen Puncten, welche in der Gedaͤchtnuß geblieben.

Recht-
ſchaffene
Prediger
lehren
und ſchrei-
ben nach
dem Trieb
des Heil.
Geiſtes.

§. 2. Dann die Weiſe ſich auszutrucken und in Verhandlung des
Texts etwan mehr den Glauben oder die Liebe und Heiligung oder
die Buß zu treiben, oder aber GOttes uͤberſchwenckliche Gnade in
Anerbietung ſeines Himmelreichs auszubreiten oder die Seligkeit der-
jenigen, ſo ihre ſchuldige Pflicht abſtatten in glaͤubiger Annehmung
des angetragenen Guten vorzuſtellen: das alles aͤndert ſich nach der
Beſchaffenheit der Zeiten, der Zuhoͤrer und anderer Umſtaͤnden, ſon-
derlich nach dem inneren und auſſeren, geiſtlichen und leiblichen Zu-
ſtand des Predigers, allermeiſt wann er alle ſeine Kunſt und Ver-
nunffts-Gelehrtheit nicht mehr nach eigenem Gefallen gebrauchen,
ſondern dem himmliſchen Moſi darbringen, ſelbige nach ſeiner goͤtt-
lichen Weißheit zum Bau deß Tabernackels anzulegen, was, an
wem, wo, wie und wann er wolle, alſo daß ſich ſeine Natur-Ga-
ben, Verſtand, Willen und Gedaͤchtnuß ſammt allem, was man
Gutes mag uͤberlegt, geleſen und gehoͤrt, oder aus eigener Erfah-

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[772/0868] Vorrede An den Leſer; Und ins beſonders an die Liebe Reformierte Gemeind in N. §. 1. DJeſe Evangeliſche Materi iſt den 23. Auguſtmonat im Jahr nach der Beſchneidung unſers HERREN CHRJ- STJ und folglich nach der Erſcheinung des Nahmens JESUS in der Welt 1722. in der Reformierten Ge- meind von N. abgehandlet und erſt lang hernach auf Be- gehren zu Papir gebracht worden, da man ſich nicht mehr eigentlich zu beſinnen wußte, was und wie der Vortrag damahls geſchehen auſſert einigen Puncten, welche in der Gedaͤchtnuß geblieben. §. 2. Dann die Weiſe ſich auszutrucken und in Verhandlung des Texts etwan mehr den Glauben oder die Liebe und Heiligung oder die Buß zu treiben, oder aber GOttes uͤberſchwenckliche Gnade in Anerbietung ſeines Himmelreichs auszubreiten oder die Seligkeit der- jenigen, ſo ihre ſchuldige Pflicht abſtatten in glaͤubiger Annehmung des angetragenen Guten vorzuſtellen: das alles aͤndert ſich nach der Beſchaffenheit der Zeiten, der Zuhoͤrer und anderer Umſtaͤnden, ſon- derlich nach dem inneren und auſſeren, geiſtlichen und leiblichen Zu- ſtand des Predigers, allermeiſt wann er alle ſeine Kunſt und Ver- nunffts-Gelehrtheit nicht mehr nach eigenem Gefallen gebrauchen, ſondern dem himmliſchen Moſi darbringen, ſelbige nach ſeiner goͤtt- lichen Weißheit zum Bau deß Tabernackels anzulegen, was, an wem, wo, wie und wann er wolle, alſo daß ſich ſeine Natur-Ga- ben, Verſtand, Willen und Gedaͤchtnuß ſammt allem, was man Gutes mag uͤberlegt, geleſen und gehoͤrt, oder aus eigener Erfah- rung

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 772. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/868>, abgerufen am 20.04.2024.