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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Betrachtungen
gen wird, sagende: Jch bin JEsus, euer Messias, welchen ihr schon
so viele hundert Jahr an einander so grausam gehasset und so abscheu-
lich verlästert: Jch bin Joseph euer Bruder, den ihr von denen wil-
den höllen Thieren zerrissen zu seyn vermeint, allweil ich allen Gewalt
hatte im Himmel und auf Erden: O wie wird diese Tochter Abra-
hams drein sehen (wann JEsus seine Hand in Ausgiessung deß Gei-
stes der Gnaden und des Gebetts auf sie legen und sie von den Ban-
den deß Unglaubens loßmachen wird, mit welchen sie Satanas ge-
bunden hat nun bald in die achtzehen hundert Jahr) wann sie als-
dann an statt deß Koths nach welchem ihr Geist so lange nieder ge-
buckt und von denen Völckern in Staub der Verachtung hinunter
getruckt worden, nunmehr wieder ob sich sehen, JEsum den Leutseli-
gen und sein theures Heyl erblicken wird, hieher gehört das Lied:
O JEsu süß wer dein gedenckt, des Hertz mit Freud
wird überschwänckt etc.

Das zwölffte Capitel.
Gefährlicher Heimweg, darauf sich unser Kauffmann wohl fürsehen
muß, daß er nicht verliehre was er erarbeitet hat.
Ein Perl-
Besitzer ist
sorgfäl-
tig.

§. 1. Gleichwohl ist diese Freud nicht ohne Forcht und Zittern
wegen vielen Nachstellungen der höllischen Räuber die diesen Schatz
zwar weder lieben noch brauchen, und ihn dennoch aus Boßheit dem
guten Kauffmann mißgönnen; Was ihm aber die meiste Sorg macht,
ist die Veränderlichkeit seines Willens, ach das unbeständige menschli-
che im Wohlstand trotzige und im Unglück verzagte Hertz a das so man-
chen betrogen, daß er sich wieder zu Herode gelencket, sich wieder von
GOtt abgewandt dem Satan nach, (wie viele flatterhaffte Geister
unter heiligem Schein um die Perl und alles das Gute so daran han-
get, kommen sind) die sich von der Schlangen in ihren Sinnen und
Uberlegen mit Fleisch und Blut berücken lassen von der Christlichen
Einfalt, und haben elendiglich am Glauben Schiffbruch gelitten;
Zwar hat ihnen der Teufel einigen Glast und Geschmack von der Perl
im Maul gelassen, sie wissen noch davon zu reden, was sie ehemahls ge-
kostet, aber aus dem Hertzen, welches der einige und eigentliche Wohn-
Ort der Perlen, ist der Schatz hinweg, da leuchtet, lebet und flammet
JEsus nicht mehr.

Das
a Jer. XVII. 9.

Betrachtungen
gen wird, ſagende: Jch bin JEſus, euer Meſſias, welchen ihr ſchon
ſo viele hundert Jahr an einander ſo grauſam gehaſſet und ſo abſcheu-
lich verlaͤſtert: Jch bin Joſeph euer Bruder, den ihr von denen wil-
den hoͤllen Thieren zerriſſen zu ſeyn vermeint, allweil ich allen Gewalt
hatte im Himmel und auf Erden: O wie wird dieſe Tochter Abra-
hams drein ſehen (wann JEſus ſeine Hand in Ausgieſſung deß Gei-
ſtes der Gnaden und des Gebetts auf ſie legen und ſie von den Ban-
den deß Unglaubens loßmachen wird, mit welchen ſie Satanas ge-
bunden hat nun bald in die achtzehen hundert Jahr) wann ſie als-
dann an ſtatt deß Koths nach welchem ihr Geiſt ſo lange nieder ge-
buckt und von denen Voͤlckern in Staub der Verachtung hinunter
getruckt worden, nunmehr wieder ob ſich ſehen, JEſum den Leutſeli-
gen und ſein theures Heyl erblicken wird, hieher gehoͤrt das Lied:
O JEſu ſuͤß wer dein gedenckt, des Hertz mit Freud
wird uͤberſchwaͤnckt ꝛc.

Das zwoͤlffte Capitel.
Gefaͤhrlicher Heimweg, darauf ſich unſer Kauffmann wohl fuͤrſehen
muß, daß er nicht verliehre was er erarbeitet hat.
Ein Perl-
Beſitzer iſt
ſorgfaͤl-
tig.

§. 1. Gleichwohl iſt dieſe Freud nicht ohne Forcht und Zittern
wegen vielen Nachſtellungen der hoͤlliſchen Raͤuber die dieſen Schatz
zwar weder lieben noch brauchen, und ihn dennoch aus Boßheit dem
guten Kauffmann mißgoͤnnen; Was ihm aber die meiſte Sorg macht,
iſt die Veraͤnderlichkeit ſeines Willens, ach das unbeſtaͤndige menſchli-
che im Wohlſtand trotzige und im Ungluͤck verzagte Hertz a das ſo man-
chen betrogen, daß er ſich wieder zu Herode gelencket, ſich wieder von
GOtt abgewandt dem Satan nach, (wie viele flatterhaffte Geiſter
unter heiligem Schein um die Perl und alles das Gute ſo daran han-
get, kommen ſind) die ſich von der Schlangen in ihren Sinnen und
Uberlegen mit Fleiſch und Blut beruͤcken laſſen von der Chriſtlichen
Einfalt, und haben elendiglich am Glauben Schiffbruch gelitten;
Zwar hat ihnen der Teufel einigen Glaſt und Geſchmack von der Perl
im Maul gelaſſen, ſie wiſſen noch davon zu reden, was ſie ehemahls ge-
koſtet, aber aus dem Hertzen, welches der einige und eigentliche Wohn-
Ort der Perlen, iſt der Schatz hinweg, da leuchtet, lebet und flammet
JEſus nicht mehr.

Das
a Jer. XVII. 9.
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[824/0920] Betrachtungen gen wird, ſagende: Jch bin JEſus, euer Meſſias, welchen ihr ſchon ſo viele hundert Jahr an einander ſo grauſam gehaſſet und ſo abſcheu- lich verlaͤſtert: Jch bin Joſeph euer Bruder, den ihr von denen wil- den hoͤllen Thieren zerriſſen zu ſeyn vermeint, allweil ich allen Gewalt hatte im Himmel und auf Erden: O wie wird dieſe Tochter Abra- hams drein ſehen (wann JEſus ſeine Hand in Ausgieſſung deß Gei- ſtes der Gnaden und des Gebetts auf ſie legen und ſie von den Ban- den deß Unglaubens loßmachen wird, mit welchen ſie Satanas ge- bunden hat nun bald in die achtzehen hundert Jahr) wann ſie als- dann an ſtatt deß Koths nach welchem ihr Geiſt ſo lange nieder ge- buckt und von denen Voͤlckern in Staub der Verachtung hinunter getruckt worden, nunmehr wieder ob ſich ſehen, JEſum den Leutſeli- gen und ſein theures Heyl erblicken wird, hieher gehoͤrt das Lied: O JEſu ſuͤß wer dein gedenckt, des Hertz mit Freud wird uͤberſchwaͤnckt ꝛc. Das zwoͤlffte Capitel. Gefaͤhrlicher Heimweg, darauf ſich unſer Kauffmann wohl fuͤrſehen muß, daß er nicht verliehre was er erarbeitet hat. §. 1. Gleichwohl iſt dieſe Freud nicht ohne Forcht und Zittern wegen vielen Nachſtellungen der hoͤlliſchen Raͤuber die dieſen Schatz zwar weder lieben noch brauchen, und ihn dennoch aus Boßheit dem guten Kauffmann mißgoͤnnen; Was ihm aber die meiſte Sorg macht, iſt die Veraͤnderlichkeit ſeines Willens, ach das unbeſtaͤndige menſchli- che im Wohlſtand trotzige und im Ungluͤck verzagte Hertz a das ſo man- chen betrogen, daß er ſich wieder zu Herode gelencket, ſich wieder von GOtt abgewandt dem Satan nach, (wie viele flatterhaffte Geiſter unter heiligem Schein um die Perl und alles das Gute ſo daran han- get, kommen ſind) die ſich von der Schlangen in ihren Sinnen und Uberlegen mit Fleiſch und Blut beruͤcken laſſen von der Chriſtlichen Einfalt, und haben elendiglich am Glauben Schiffbruch gelitten; Zwar hat ihnen der Teufel einigen Glaſt und Geſchmack von der Perl im Maul gelaſſen, ſie wiſſen noch davon zu reden, was ſie ehemahls ge- koſtet, aber aus dem Hertzen, welches der einige und eigentliche Wohn- Ort der Perlen, iſt der Schatz hinweg, da leuchtet, lebet und flammet JEſus nicht mehr. Das a Jer. XVII. 9.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 824. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/920>, abgerufen am 19.04.2024.