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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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der Verführung der Jugend.
lachen leider die meisten Eltern und Geschwisterte;
da sie sonsten über der Beschädigung des Leibes
entsetzlich poltern und lamentiren würden. Jsts
darum euch Eltern ein wahrer Ernst, daß euere
Kinder, deren zarte Hertzen wie Wachs sind, nach
dem allerschönsten Bild JESU in Zeiten gebildet
werden; so werdet ihr ohnversäumt alle Anstalten
dahin machen, daß ihr die Leute, so Frömmigkeit
haben, allem andern Gesinde vorziehet, und in eu-
ren Dienst nehmet.

§. 17.

Wann dann die Kinder-Wärterin oder das
Gesinde fromm, gottsfürchtig und JEsum liebha-
bend ist; so müssen die Eltern ihren Kindern noth-
wendig Demuth und Gehorsam gegen dieselbe ein-
pflantzen und angewöhnen, daß sie alle heylsame Er-
innerungen und Bestraffungen, wenn sie auch nur
von den Dienstbothen herkommen mit Folgsamkeit
annehmen lernen, eben wie der Malvasier aus ei-
nem höltzernen Kelch eben so gut, als aus einem sil-
bernen schmecket. Es muß demnach den Kindern
kurtzum nicht gestattet werden, daß sie das, so zu
ihrer Besserung gesaget wird, verächtlich von sich
werffen; noch viel weniger, daß sie den Dienstbo-
then mit Schmäh-Worten begegnen; und am al-
wenigsten müssen sie die Narrheit begehen, daß sie
ihr Dienst-Gesinde wegen einiger Bestraffung ihrer
Kinder einer bäurischen Grobheit beschuldigen, als
ob es ihnen nicht gebührete, solch vornehme Kin-
der von dem Verderbens-Weg abzuziehen; vor

dem
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der Verfuͤhrung der Jugend.
lachen leider die meiſten Eltern und Geſchwiſterte;
da ſie ſonſten uͤber der Beſchaͤdigung des Leibes
entſetzlich poltern und lamentiren wuͤrden. Jſts
darum euch Eltern ein wahrer Ernſt, daß euere
Kinder, deren zarte Hertzen wie Wachs ſind, nach
dem allerſchoͤnſten Bild JESU in Zeiten gebildet
werden; ſo werdet ihr ohnverſaͤumt alle Anſtalten
dahin machen, daß ihr die Leute, ſo Froͤmmigkeit
haben, allem andern Geſinde vorziehet, und in eu-
ren Dienſt nehmet.

§. 17.

Wann dann die Kinder-Waͤrterin oder das
Geſinde fromm, gottsfuͤrchtig und JEſum liebha-
bend iſt; ſo muͤſſen die Eltern ihren Kindern noth-
wendig Demuth und Gehorſam gegen dieſelbe ein-
pflantzen und angewoͤhnen, daß ſie alle heylſame Er-
innerungen und Beſtraffungen, wenn ſie auch nur
von den Dienſtbothen herkommen mit Folgſamkeit
annehmen lernen, eben wie der Malvaſier aus ei-
nem hoͤltzernen Kelch eben ſo gut, als aus einem ſil-
bernen ſchmecket. Es muß demnach den Kindern
kurtzum nicht geſtattet werden, daß ſie das, ſo zu
ihrer Beſſerung geſaget wird, veraͤchtlich von ſich
werffen; noch viel weniger, daß ſie den Dienſtbo-
then mit Schmaͤh-Worten begegnen; und am al-
wenigſten muͤſſen ſie die Narrheit begehen, daß ſie
ihr Dienſt-Geſinde wegen einiger Beſtraffung ihrer
Kinder einer baͤuriſchen Grobheit beſchuldigen, als
ob es ihnen nicht gebuͤhrete, ſolch vornehme Kin-
der von dem Verderbens-Weg abzuziehen; vor

dem
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[261/0279] der Verfuͤhrung der Jugend. lachen leider die meiſten Eltern und Geſchwiſterte; da ſie ſonſten uͤber der Beſchaͤdigung des Leibes entſetzlich poltern und lamentiren wuͤrden. Jſts darum euch Eltern ein wahrer Ernſt, daß euere Kinder, deren zarte Hertzen wie Wachs ſind, nach dem allerſchoͤnſten Bild JESU in Zeiten gebildet werden; ſo werdet ihr ohnverſaͤumt alle Anſtalten dahin machen, daß ihr die Leute, ſo Froͤmmigkeit haben, allem andern Geſinde vorziehet, und in eu- ren Dienſt nehmet. §. 17. Wann dann die Kinder-Waͤrterin oder das Geſinde fromm, gottsfuͤrchtig und JEſum liebha- bend iſt; ſo muͤſſen die Eltern ihren Kindern noth- wendig Demuth und Gehorſam gegen dieſelbe ein- pflantzen und angewoͤhnen, daß ſie alle heylſame Er- innerungen und Beſtraffungen, wenn ſie auch nur von den Dienſtbothen herkommen mit Folgſamkeit annehmen lernen, eben wie der Malvaſier aus ei- nem hoͤltzernen Kelch eben ſo gut, als aus einem ſil- bernen ſchmecket. Es muß demnach den Kindern kurtzum nicht geſtattet werden, daß ſie das, ſo zu ihrer Beſſerung geſaget wird, veraͤchtlich von ſich werffen; noch viel weniger, daß ſie den Dienſtbo- then mit Schmaͤh-Worten begegnen; und am al- wenigſten muͤſſen ſie die Narrheit begehen, daß ſie ihr Dienſt-Geſinde wegen einiger Beſtraffung ihrer Kinder einer baͤuriſchen Grobheit beſchuldigen, als ob es ihnen nicht gebuͤhrete, ſolch vornehme Kin- der von dem Verderbens-Weg abzuziehen; vor dem R 3

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/279>, abgerufen am 25.04.2024.