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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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der Verführung der Jugend.
Geschäffte/ und aus der Verführung
so vieler tausend Kinder längst diejeni-
ge Vortheile gelernet hat/ wie er dich
am bequemsten um deine Seligkeit be-
trügen könne/ um so viel grösser ist die
Gefahr. So viel es dem Satan leich-
ter/ dein Hertz endlich zu gewinnen/ je
genauer er deine eigenthümliche Schooß-
Lust erkennet und ausforschet/ ob du
mehr zur Wollust/ oder zur Ehrsucht
von Natur geneigt bist/ ob du also
williger in dieser oder in einer andern Art
der Verführung ihm Gehör geben wer-
dest/ je mehr hast du Ursach auf die Rü-
stungen dieses Feindes acht zu haben/
wohin sie zielen.

§. 2.

Stündlich ist dieser Seelen-Mörder
auf deinem Fall bedacht/ 1) bald durch
Blendung des Verstands/ da er dir die
Forderungen des Göttlichen Worts theils
als unmöglich/ theils als gar zu stren-
ge und tyrannisch vorstellet/ da er dir
die Sünde so lieblich und süß/ die Liebe
GOttes zwar unendlich groß/ seine Ge-
rechtigkeit aber sehr gering und klein
vormahlet/ da er dir immer dieses als
die gröste Glückseligkeit anpreiset/ wann
man seinem Eigenwillen folgt/ seinen
Trotz-Kopff aufsetzet/ u. s. w. hingegen

dich
T 4

der Verfuͤhrung der Jugend.
Geſchaͤffte/ und aus der Verfuͤhrung
ſo vieler tauſend Kinder laͤngſt diejeni-
ge Vortheile gelernet hat/ wie er dich
am bequemſten um deine Seligkeit be-
truͤgen koͤnne/ um ſo viel groͤſſer iſt die
Gefahr. So viel es dem Satan leich-
ter/ dein Hertz endlich zu gewinnen/ je
genauer er deine eigenthuͤmliche Schooß-
Luſt erkennet und ausforſchet/ ob du
mehr zur Wolluſt/ oder zur Ehrſucht
von Natur geneigt biſt/ ob du alſo
williger in dieſer oder in einer andern Art
der Verfuͤhrung ihm Gehoͤr geben wer-
deſt/ je mehr haſt du Urſach auf die Ruͤ-
ſtungen dieſes Feindes acht zu haben/
wohin ſie zielen.

§. 2.

Stuͤndlich iſt dieſer Seelen-Moͤrder
auf deinem Fall bedacht/ 1) bald durch
Blendung des Verſtands/ da er dir die
Forderungen des Goͤttlichen Worts theils
als unmoͤglich/ theils als gar zu ſtren-
ge und tyranniſch vorſtellet/ da er dir
die Suͤnde ſo lieblich und ſuͤß/ die Liebe
GOttes zwar unendlich groß/ ſeine Ge-
rechtigkeit aber ſehr gering und klein
vormahlet/ da er dir immer dieſes als
die groͤſte Gluͤckſeligkeit anpreiſet/ wann
man ſeinem Eigenwillen folgt/ ſeinen
Trotz-Kopff aufſetzet/ u. ſ. w. hingegen

dich
T 4
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[311/0329] der Verfuͤhrung der Jugend. Geſchaͤffte/ und aus der Verfuͤhrung ſo vieler tauſend Kinder laͤngſt diejeni- ge Vortheile gelernet hat/ wie er dich am bequemſten um deine Seligkeit be- truͤgen koͤnne/ um ſo viel groͤſſer iſt die Gefahr. So viel es dem Satan leich- ter/ dein Hertz endlich zu gewinnen/ je genauer er deine eigenthuͤmliche Schooß- Luſt erkennet und ausforſchet/ ob du mehr zur Wolluſt/ oder zur Ehrſucht von Natur geneigt biſt/ ob du alſo williger in dieſer oder in einer andern Art der Verfuͤhrung ihm Gehoͤr geben wer- deſt/ je mehr haſt du Urſach auf die Ruͤ- ſtungen dieſes Feindes acht zu haben/ wohin ſie zielen. §. 2. Stuͤndlich iſt dieſer Seelen-Moͤrder auf deinem Fall bedacht/ 1) bald durch Blendung des Verſtands/ da er dir die Forderungen des Goͤttlichen Worts theils als unmoͤglich/ theils als gar zu ſtren- ge und tyranniſch vorſtellet/ da er dir die Suͤnde ſo lieblich und ſuͤß/ die Liebe GOttes zwar unendlich groß/ ſeine Ge- rechtigkeit aber ſehr gering und klein vormahlet/ da er dir immer dieſes als die groͤſte Gluͤckſeligkeit anpreiſet/ wann man ſeinem Eigenwillen folgt/ ſeinen Trotz-Kopff aufſetzet/ u. ſ. w. hingegen dich T 4

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/329>, abgerufen am 29.03.2024.