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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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der Verführung der Jugend.
Grund und Boden schon lange herum geschleppet,
und in die sündliche Lüste recht eingebeitzet hat, so
daß man glauben solte, ob würde es denen Teuf-
feln selbst ab dergleichen scheußlich-zugerichteten und
unflätigen Seelen eckeln, daß JEsus, sage ich,
der allerheiligste Erlöser sie doch noch gerecht, hei-
lig und selig machet, ja zuweilen gar in die Zahl
seiner Erstgebohrnen zur künfftigen Erstaunung al-
ler Völckern erhöhet; eine Ehre, dargegen alle
Erhöhungen vom Sau-Hirten-Stand auf könig-
liche Thronen für armselige Nichtigkeiten zu schä-
tzen sind. Doch hat derjenige noch von der grös-
sesten Gnade
und von einem unsäglichen Segen
zu singen, welcher sich vom Satan niemals berü-
cken lassen, mithin seine Jugend unbefleckt behal-
ten; es ist auch kein Zweiffel, daß nicht das Höl-
len-Heer Ehrfurcht vor einem solchen Gnaden-
Kind, als einem Helden haben müsse, der, ohn-
geachtet der Feind an List und Stärcke, an Rü-
stung und Kriegs-Erfahrenheit den Goliath weit,
weit überstiegen, und unzehlich andere Knaben und
Töchtern unter die Füsse getreten, und allen hölli-
schen Geistern zum Spott dargeleget hat, dan-
noch in allen Stürmen und Schlachten gewonnen
und obgesieget.

§. 9.

Solle aber ein Kind in diesen Engel-mäßigen
Reyhen treten können; so muß es

1) Nicht nur nichts Arges, sondern auch, und
im Gegentheil lauter gute/ erweckliche und sol-

che

der Verfuͤhrung der Jugend.
Grund und Boden ſchon lange herum geſchleppet,
und in die ſuͤndliche Luͤſte recht eingebeitzet hat, ſo
daß man glauben ſolte, ob wuͤrde es denen Teuf-
feln ſelbſt ab dergleichen ſcheußlich-zugerichteten und
unflaͤtigen Seelen eckeln, daß JEſus, ſage ich,
der allerheiligſte Erloͤſer ſie doch noch gerecht, hei-
lig und ſelig machet, ja zuweilen gar in die Zahl
ſeiner Erſtgebohrnen zur kuͤnfftigen Erſtaunung al-
ler Voͤlckern erhoͤhet; eine Ehre, dargegen alle
Erhoͤhungen vom Sau-Hirten-Stand auf koͤnig-
liche Thronen fuͤr armſelige Nichtigkeiten zu ſchaͤ-
tzen ſind. Doch hat derjenige noch von der groͤſ-
ſeſten Gnade
und von einem unſaͤglichen Segen
zu ſingen, welcher ſich vom Satan niemals beruͤ-
cken laſſen, mithin ſeine Jugend unbefleckt behal-
ten; es iſt auch kein Zweiffel, daß nicht das Hoͤl-
len-Heer Ehrfurcht vor einem ſolchen Gnaden-
Kind, als einem Helden haben muͤſſe, der, ohn-
geachtet der Feind an Liſt und Staͤrcke, an Ruͤ-
ſtung und Kriegs-Erfahrenheit den Goliath weit,
weit uͤberſtiegen, und unzehlich andere Knaben und
Toͤchtern unter die Fuͤſſe getreten, und allen hoͤlli-
ſchen Geiſtern zum Spott dargeleget hat, dan-
noch in allen Stuͤrmen und Schlachten gewonnen
und obgeſieget.

§. 9.

Solle aber ein Kind in dieſen Engel-maͤßigen
Reyhen treten koͤnnen; ſo muß es

1) Nicht nur nichts Arges, ſondern auch, und
im Gegentheil lauter gute/ erweckliche und ſol-

che
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[319/0337] der Verfuͤhrung der Jugend. Grund und Boden ſchon lange herum geſchleppet, und in die ſuͤndliche Luͤſte recht eingebeitzet hat, ſo daß man glauben ſolte, ob wuͤrde es denen Teuf- feln ſelbſt ab dergleichen ſcheußlich-zugerichteten und unflaͤtigen Seelen eckeln, daß JEſus, ſage ich, der allerheiligſte Erloͤſer ſie doch noch gerecht, hei- lig und ſelig machet, ja zuweilen gar in die Zahl ſeiner Erſtgebohrnen zur kuͤnfftigen Erſtaunung al- ler Voͤlckern erhoͤhet; eine Ehre, dargegen alle Erhoͤhungen vom Sau-Hirten-Stand auf koͤnig- liche Thronen fuͤr armſelige Nichtigkeiten zu ſchaͤ- tzen ſind. Doch hat derjenige noch von der groͤſ- ſeſten Gnade und von einem unſaͤglichen Segen zu ſingen, welcher ſich vom Satan niemals beruͤ- cken laſſen, mithin ſeine Jugend unbefleckt behal- ten; es iſt auch kein Zweiffel, daß nicht das Hoͤl- len-Heer Ehrfurcht vor einem ſolchen Gnaden- Kind, als einem Helden haben muͤſſe, der, ohn- geachtet der Feind an Liſt und Staͤrcke, an Ruͤ- ſtung und Kriegs-Erfahrenheit den Goliath weit, weit uͤberſtiegen, und unzehlich andere Knaben und Toͤchtern unter die Fuͤſſe getreten, und allen hoͤlli- ſchen Geiſtern zum Spott dargeleget hat, dan- noch in allen Stuͤrmen und Schlachten gewonnen und obgeſieget. §. 9. Solle aber ein Kind in dieſen Engel-maͤßigen Reyhen treten koͤnnen; ſo muß es 1) Nicht nur nichts Arges, ſondern auch, und im Gegentheil lauter gute/ erweckliche und ſol- che

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/337>, abgerufen am 25.04.2024.