Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

der Verführung der Jugend.
beren Geisteren zersprenget werden. O daß es doch
bey Zeiten geschehe!

§. 7.

Sagst du nun, mein theurer Jüngling, und du ge-
liebte Tochter. Ach! dis ist eben auch mein
betrübtes Angst-Bild/ und ich mercke
wohl in etwas/ daß ich in äusserster Ge-
fahr
schwebe, ewig verlohren zu geben; wie mag
ich doch auch wieder zurecht kommen?

Antw. Jsts dir Ernst, so kehre um du verlock-
te Taube, du erbärmlich verloffenes Kind? Kehre
wieder zu deinem Vatter! so wird er dich heilen von
allen deinen Ubertretungen, und dich reinigen von
allen deinen Missethaten.

§. 8.

I. Bereue die Sünden deiner Kindheit/
daß du nicht gleich im vierten, fünfften Jahr deines
Alters dich wie ein junges Engelin an dem Heyland
belustiget, ihne geliebet, an ihne gedacht, nach seinem
vertrauten Umgang verlanget hast, wie viele andere
heilige Kinder gethan: Bereue es, daß du schon in
zarter Kindheit deinem holdseligen JEsu den Rucken
gekehret, wie ein unvernünfftiges Thierlein dahin ge-
lebet, so gar nichts von der reichen Tauff-Gnaden
an dir spühren lassen; am Spiel- und Schleckwerck,
an einem neuen Röcklein oder Schuhen, am Her-
umlauffen, Tantzen, Springen mit deines gleichen,
mehr Freude gehabt, als an deinem Heyland, der aus
Liebe für dich am Creutz gestorben ist, zu gedencken,
und seine Blut-Gnade und Geistes-Tauffe von sei-
nem getreuesten Mutter-Hertzen mit solcher Kind-

Hertz-
B 3

der Verfuͤhrung der Jugend.
beren Geiſteren zerſprenget werden. O daß es doch
bey Zeiten geſchehe!

§. 7.

Sagſt du nun, mein theurer Juͤngling, und du ge-
liebte Tochter. Ach! dis iſt eben auch mein
betruͤbtes Angſt-Bild/ und ich mercke
wohl in etwas/ daß ich in aͤuſſerſter Ge-
fahr
ſchwebe, ewig verlohren zu geben; wie mag
ich doch auch wieder zurecht kommen?

Antw. Jſts dir Ernſt, ſo kehre um du verlock-
te Taube, du erbaͤrmlich verloffenes Kind? Kehre
wieder zu deinem Vatter! ſo wird er dich heilen von
allen deinen Ubertretungen, und dich reinigen von
allen deinen Miſſethaten.

§. 8.

I. Bereue die Suͤnden deiner Kindheit/
daß du nicht gleich im vierten, fuͤnfften Jahr deines
Alters dich wie ein junges Engelin an dem Heyland
beluſtiget, ihne geliebet, an ihne gedacht, nach ſeinem
vertrauten Umgang verlanget haſt, wie viele andere
heilige Kinder gethan: Bereue es, daß du ſchon in
zarter Kindheit deinem holdſeligen JEſu den Rucken
gekehret, wie ein unvernuͤnfftiges Thierlein dahin ge-
lebet, ſo gar nichts von der reichen Tauff-Gnaden
an dir ſpuͤhren laſſen; am Spiel- und Schleckwerck,
an einem neuen Roͤcklein oder Schuhen, am Her-
umlauffen, Tantzen, Springen mit deines gleichen,
mehr Freude gehabt, als an deinem Heyland, der aus
Liebe fuͤr dich am Creutz geſtorben iſt, zu gedencken,
und ſeine Blut-Gnade und Geiſtes-Tauffe von ſei-
nem getreueſten Mutter-Hertzen mit ſolcher Kind-

Hertz-
B 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0039" n="21"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Verfu&#x0364;hrung der Jugend.</hi></fw><lb/>
beren Gei&#x017F;teren zer&#x017F;prenget werden. O daß es doch<lb/>
bey Zeiten ge&#x017F;chehe!</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 7.</head><lb/>
          <p>Sag&#x017F;t du nun, mein theurer Ju&#x0364;ngling, und du ge-<lb/>
liebte Tochter. <hi rendition="#fr">Ach! dis i&#x017F;t eben auch mein<lb/>
betru&#x0364;btes Ang&#x017F;t-Bild/ und ich mercke<lb/>
wohl in etwas/ daß ich in a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ter Ge-<lb/>
fahr</hi> &#x017F;chwebe, ewig verlohren zu geben; wie mag<lb/>
ich doch auch wieder zurecht kommen?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Antw.</hi> J&#x017F;ts dir Ern&#x017F;t, &#x017F;o <hi rendition="#fr">kehre um</hi> du verlock-<lb/>
te Taube, du erba&#x0364;rmlich verloffenes Kind? Kehre<lb/>
wieder zu deinem Vatter! &#x017F;o wird er dich heilen von<lb/>
allen deinen Ubertretungen, und dich reinigen von<lb/>
allen deinen Mi&#x017F;&#x017F;ethaten.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 8.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#fr">Bereue die Su&#x0364;nden deiner Kindheit/</hi><lb/>
daß du nicht gleich im vierten, fu&#x0364;nfften Jahr deines<lb/>
Alters dich wie ein junges Engelin an dem Heyland<lb/>
belu&#x017F;tiget, ihne geliebet, an ihne gedacht, nach &#x017F;einem<lb/>
vertrauten Umgang verlanget ha&#x017F;t, wie viele andere<lb/>
heilige Kinder gethan: Bereue es, daß du &#x017F;chon in<lb/>
zarter Kindheit deinem hold&#x017F;eligen JE&#x017F;u den Rucken<lb/>
gekehret, wie ein unvernu&#x0364;nfftiges Thierlein dahin ge-<lb/>
lebet, &#x017F;o gar nichts von der reichen Tauff-Gnaden<lb/>
an dir &#x017F;pu&#x0364;hren la&#x017F;&#x017F;en; am Spiel- und Schleckwerck,<lb/>
an einem neuen Ro&#x0364;cklein oder Schuhen, am Her-<lb/>
umlauffen, Tantzen, Springen mit deines gleichen,<lb/>
mehr Freude gehabt, als an deinem Heyland, der aus<lb/>
Liebe fu&#x0364;r dich am Creutz ge&#x017F;torben i&#x017F;t, zu gedencken,<lb/>
und &#x017F;eine Blut-Gnade und Gei&#x017F;tes-Tauffe von &#x017F;ei-<lb/>
nem getreue&#x017F;ten Mutter-Hertzen mit &#x017F;olcher Kind-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Hertz-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[21/0039] der Verfuͤhrung der Jugend. beren Geiſteren zerſprenget werden. O daß es doch bey Zeiten geſchehe! §. 7. Sagſt du nun, mein theurer Juͤngling, und du ge- liebte Tochter. Ach! dis iſt eben auch mein betruͤbtes Angſt-Bild/ und ich mercke wohl in etwas/ daß ich in aͤuſſerſter Ge- fahr ſchwebe, ewig verlohren zu geben; wie mag ich doch auch wieder zurecht kommen? Antw. Jſts dir Ernſt, ſo kehre um du verlock- te Taube, du erbaͤrmlich verloffenes Kind? Kehre wieder zu deinem Vatter! ſo wird er dich heilen von allen deinen Ubertretungen, und dich reinigen von allen deinen Miſſethaten. §. 8. I. Bereue die Suͤnden deiner Kindheit/ daß du nicht gleich im vierten, fuͤnfften Jahr deines Alters dich wie ein junges Engelin an dem Heyland beluſtiget, ihne geliebet, an ihne gedacht, nach ſeinem vertrauten Umgang verlanget haſt, wie viele andere heilige Kinder gethan: Bereue es, daß du ſchon in zarter Kindheit deinem holdſeligen JEſu den Rucken gekehret, wie ein unvernuͤnfftiges Thierlein dahin ge- lebet, ſo gar nichts von der reichen Tauff-Gnaden an dir ſpuͤhren laſſen; am Spiel- und Schleckwerck, an einem neuen Roͤcklein oder Schuhen, am Her- umlauffen, Tantzen, Springen mit deines gleichen, mehr Freude gehabt, als an deinem Heyland, der aus Liebe fuͤr dich am Creutz geſtorben iſt, zu gedencken, und ſeine Blut-Gnade und Geiſtes-Tauffe von ſei- nem getreueſten Mutter-Hertzen mit ſolcher Kind- Hertz- B 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/39
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/39>, abgerufen am 29.03.2024.