Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

der Verführung der Jugend.
daß du bey dem Schönsten aller Schönen, bey dem
liebsten Jmmanuel gewesen; und ein der Sachen ver-
ständiger, mercket wohl, wie der mildeste Vatter
dich beschencket, die Gnade JEsu dich umarmet,
und der H. Geist dich geküsset habe mit einem unaus-
sprechlichen Gefühl seiner Göttlichen Lieblichkeit.
Einmal wer Christi Blut trincket, das Blut des
neuen Test aments/ das vergossen ist für
viele zur Vergebung der Sünden/
der be-
kommt ein Göttliches Philtrum einen gantz heili-
gen Liebes-Trunck, der seine Neigungen seliglich ein-
nimmt und bezwinget, so, daß er in keiner Compagnie
oder Gesellschafft, Christi vergessen kan. Solche hei-
liglich-verrückte, berauschte und verliebte Leute waren
die H. Märtyrer, die ihr Leben und alles im höchsten
Grad verläugneten, Natur und Creatur vergassen,
und nur in des Heylands Liebe verzuckt lebeten, auch,
weil sie voll Freude im H. Geist waren, alle Schmach
und Schaden, Noth und Tod, Qual und Pein weit,
weit überwunden um deswillen, der sie geliebet hat.
Wann du demnach auch etwas von diesem Freuden-
reichen Liebes-Sinn weist, und dein Jugend-Hertz
süßiglich zu Christo geneigt ist, so, daß dir sein Gna-
den-Leben besser, als alles, was die Welt boch schätzt,
gefallen will; ey so klopffe in die Hände, und dancke
GOtt mit Jauchtzen und Lobsingen; sintemalen du
gewiß ein Tröpffgen aus dem Becher der heiligen, hei-
ligen, heiligen Dreyeinigkeit getruncken hast.

§. 24.

Närrisch wäre es zu gedencken, daß dieses allzu-
hohe, und der Kindern Begriff weit übersteigende
Sachen seyen. Die Exempel beweisen es, daß
JEsus kein solch stoltzes Hertz habe, daß er mit Kin-

dern
C 5

der Verfuͤhrung der Jugend.
daß du bey dem Schoͤnſten aller Schoͤnen, bey dem
liebſten Jmmanuel geweſen; und ein der Sachen ver-
ſtaͤndiger, mercket wohl, wie der mildeſte Vatter
dich beſchencket, die Gnade JEſu dich umarmet,
und der H. Geiſt dich gekuͤſſet habe mit einem unaus-
ſprechlichen Gefuͤhl ſeiner Goͤttlichen Lieblichkeit.
Einmal wer Chriſti Blut trincket, das Blut des
neuen Teſt aments/ das vergoſſen iſt fuͤr
viele zur Vergebung der Suͤnden/
der be-
kommt ein Goͤttliches Philtrum einen gantz heili-
gen Liebes-Trunck, der ſeine Neigungen ſeliglich ein-
nimmt und bezwinget, ſo, daß er in keiner Compagnie
oder Geſellſchafft, Chriſti vergeſſen kan. Solche hei-
liglich-verruͤckte, berauſchte und verliebte Leute waren
die H. Maͤrtyrer, die ihr Leben und alles im hoͤchſten
Grad verlaͤugneten, Natur und Creatur vergaſſen,
und nur in des Heylands Liebe verzuckt lebeten, auch,
weil ſie voll Freude im H. Geiſt waren, alle Schmach
und Schaden, Noth und Tod, Qual und Pein weit,
weit uͤberwunden um deswillen, der ſie geliebet hat.
Wann du demnach auch etwas von dieſem Freuden-
reichen Liebes-Sinn weiſt, und dein Jugend-Hertz
ſuͤßiglich zu Chriſto geneigt iſt, ſo, daß dir ſein Gna-
den-Leben beſſer, als alles, was die Welt boch ſchaͤtzt,
gefallen will; ey ſo klopffe in die Haͤnde, und dancke
GOtt mit Jauchtzen und Lobſingen; ſintemalen du
gewiß ein Troͤpffgen aus dem Becher der heiligen, hei-
ligen, heiligen Dreyeinigkeit getruncken haſt.

§. 24.

Naͤrriſch waͤre es zu gedencken, daß dieſes allzu-
hohe, und der Kindern Begriff weit uͤberſteigende
Sachen ſeyen. Die Exempel beweiſen es, daß
JEſus kein ſolch ſtoltzes Hertz habe, daß er mit Kin-

dern
C 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0059" n="41"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Verfu&#x0364;hrung der Jugend.</hi></fw><lb/>
daß du bey dem Scho&#x0364;n&#x017F;ten aller Scho&#x0364;nen, bey dem<lb/>
lieb&#x017F;ten Jmmanuel gewe&#x017F;en; und ein der Sachen ver-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndiger, mercket wohl, wie der milde&#x017F;te Vatter<lb/>
dich be&#x017F;chencket, die Gnade JE&#x017F;u dich umarmet,<lb/>
und der H. Gei&#x017F;t dich geku&#x0364;&#x017F;&#x017F;et habe mit einem unaus-<lb/>
&#x017F;prechlichen Gefu&#x0364;hl &#x017F;einer Go&#x0364;ttlichen Lieblichkeit.<lb/>
Einmal wer Chri&#x017F;ti Blut trincket, <hi rendition="#fr">das Blut des<lb/>
neuen Te&#x017F;t aments/ das vergo&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t fu&#x0364;r<lb/>
viele zur Vergebung der Su&#x0364;nden/</hi> der be-<lb/>
kommt ein Go&#x0364;ttliches <hi rendition="#fr">Philtrum</hi> einen gantz heili-<lb/>
gen Liebes-Trunck, der &#x017F;eine Neigungen &#x017F;eliglich ein-<lb/>
nimmt und bezwinget, &#x017F;o, daß er in keiner Compagnie<lb/>
oder Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft, Chri&#x017F;ti verge&#x017F;&#x017F;en kan. Solche hei-<lb/>
liglich-verru&#x0364;ckte, berau&#x017F;chte und verliebte Leute waren<lb/>
die H. Ma&#x0364;rtyrer, die ihr Leben und alles im ho&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/>
Grad verla&#x0364;ugneten, Natur und Creatur verga&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
und nur in des Heylands Liebe verzuckt lebeten, auch,<lb/>
weil &#x017F;ie voll Freude im H. Gei&#x017F;t waren, alle Schmach<lb/>
und Schaden, Noth und Tod, Qual und Pein weit,<lb/>
weit u&#x0364;berwunden um deswillen, der &#x017F;ie geliebet hat.<lb/>
Wann du demnach auch etwas von die&#x017F;em Freuden-<lb/>
reichen Liebes-Sinn wei&#x017F;t, und dein Jugend-Hertz<lb/>
&#x017F;u&#x0364;ßiglich zu Chri&#x017F;to geneigt i&#x017F;t, &#x017F;o, daß dir &#x017F;ein Gna-<lb/>
den-Leben be&#x017F;&#x017F;er, als alles, was die Welt boch &#x017F;cha&#x0364;tzt,<lb/>
gefallen will; ey &#x017F;o klopffe in die Ha&#x0364;nde, und dancke<lb/>
GOtt mit Jauchtzen und Lob&#x017F;ingen; &#x017F;intemalen du<lb/>
gewiß ein Tro&#x0364;pffgen aus dem Becher der heiligen, hei-<lb/>
ligen, heiligen Dreyeinigkeit getruncken ha&#x017F;t.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 24.</head><lb/>
          <p>Na&#x0364;rri&#x017F;ch wa&#x0364;re es zu gedencken, daß die&#x017F;es allzu-<lb/>
hohe, und der Kindern Begriff weit u&#x0364;ber&#x017F;teigende<lb/>
Sachen &#x017F;eyen. Die Exempel bewei&#x017F;en es, daß<lb/>
JE&#x017F;us kein &#x017F;olch &#x017F;toltzes Hertz habe, daß er mit Kin-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C 5</fw><fw place="bottom" type="catch">dern</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[41/0059] der Verfuͤhrung der Jugend. daß du bey dem Schoͤnſten aller Schoͤnen, bey dem liebſten Jmmanuel geweſen; und ein der Sachen ver- ſtaͤndiger, mercket wohl, wie der mildeſte Vatter dich beſchencket, die Gnade JEſu dich umarmet, und der H. Geiſt dich gekuͤſſet habe mit einem unaus- ſprechlichen Gefuͤhl ſeiner Goͤttlichen Lieblichkeit. Einmal wer Chriſti Blut trincket, das Blut des neuen Teſt aments/ das vergoſſen iſt fuͤr viele zur Vergebung der Suͤnden/ der be- kommt ein Goͤttliches Philtrum einen gantz heili- gen Liebes-Trunck, der ſeine Neigungen ſeliglich ein- nimmt und bezwinget, ſo, daß er in keiner Compagnie oder Geſellſchafft, Chriſti vergeſſen kan. Solche hei- liglich-verruͤckte, berauſchte und verliebte Leute waren die H. Maͤrtyrer, die ihr Leben und alles im hoͤchſten Grad verlaͤugneten, Natur und Creatur vergaſſen, und nur in des Heylands Liebe verzuckt lebeten, auch, weil ſie voll Freude im H. Geiſt waren, alle Schmach und Schaden, Noth und Tod, Qual und Pein weit, weit uͤberwunden um deswillen, der ſie geliebet hat. Wann du demnach auch etwas von dieſem Freuden- reichen Liebes-Sinn weiſt, und dein Jugend-Hertz ſuͤßiglich zu Chriſto geneigt iſt, ſo, daß dir ſein Gna- den-Leben beſſer, als alles, was die Welt boch ſchaͤtzt, gefallen will; ey ſo klopffe in die Haͤnde, und dancke GOtt mit Jauchtzen und Lobſingen; ſintemalen du gewiß ein Troͤpffgen aus dem Becher der heiligen, hei- ligen, heiligen Dreyeinigkeit getruncken haſt. §. 24. Naͤrriſch waͤre es zu gedencken, daß dieſes allzu- hohe, und der Kindern Begriff weit uͤberſteigende Sachen ſeyen. Die Exempel beweiſen es, daß JEſus kein ſolch ſtoltzes Hertz habe, daß er mit Kin- dern C 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/59
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/59>, abgerufen am 20.04.2024.