Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

der Verführung der Jugend.
lang verharret; nachwerts aber nur einmal auf des
Teuffels Grund und Boden sich entweder selber ver-
messentlich gewaget, oder von anderen darzu verleiten
lassen; da dann der Satan, nachdeme sie ihme so
hübsch eingesessen, seine Vortheile in Acht genommen,
und das verfluchte Sünden-Garn flugs über sie hin-
geworffen; darinnen sie zwar noch eine Weile ge-
zappelt, aber vergebens, und ohne Frucht, und
konnten sie zur vorigen Lust und Kust zum Wort,
Liebe und Leben JEsu nicht wieder gelangen, weilen
sie von dem allerschönsten Bräutigam, deme sie,
durch ihre leichtfertige Hinwerffung ihrer Neigung in
den Schooß seines garstigen, abscheulichen Feindes,
einen Eckel erwecket, vollends verlassen worden, so,
daß sie die Welt lieb gewonnen, und von GOTT
abgewichen, und dem Satan gantz zugeloffen sind.

§. 34.

Dieses erschreckliche Gericht wiederfährt zwar
nicht allen und jeden Abtrünnigen. Viele derglei-
chen verlockte Täublein, und verirrte, verführte
Schäflein bringet der erbarmende Seligmacher wie-
der herum, und diese jammerige Gluck-Henne samm-
let wohl viele verloffene Küchlein aus der Gefahr wie-
der zu sich unter ihre Flügel. Wann demnach auch
dir, armes Kind, durch das Essen der verbottenen
Frucht, der Appetit nach Christo und seinem Evan-
gelio vergangen wäre, so bitte deinen allergetreuesten
und liebreichesten Seelen-Artzt, daß er dich purgire,
und den bösen Ansatz der höllischen Feuchtigkeit aus-
führe, damit du nach einer sothanen boshafften Ver-
leitung und allergnädigst-gewirckten Genesung da-
von noch hungeriger und durstiger werdest nach der

kost-
D 4

der Verfuͤhrung der Jugend.
lang verharret; nachwerts aber nur einmal auf des
Teuffels Grund und Boden ſich entweder ſelber ver-
meſſentlich gewaget, oder von anderen darzu verleiten
laſſen; da dann der Satan, nachdeme ſie ihme ſo
huͤbſch eingeſeſſen, ſeine Vortheile in Acht genommen,
und das verfluchte Suͤnden-Garn flugs uͤber ſie hin-
geworffen; darinnen ſie zwar noch eine Weile ge-
zappelt, aber vergebens, und ohne Frucht, und
konnten ſie zur vorigen Luſt und Kuſt zum Wort,
Liebe und Leben JEſu nicht wieder gelangen, weilen
ſie von dem allerſchoͤnſten Braͤutigam, deme ſie,
durch ihre leichtfertige Hinwerffung ihrer Neigung in
den Schooß ſeines garſtigen, abſcheulichen Feindes,
einen Eckel erwecket, vollends verlaſſen worden, ſo,
daß ſie die Welt lieb gewonnen, und von GOTT
abgewichen, und dem Satan gantz zugeloffen ſind.

§. 34.

Dieſes erſchreckliche Gericht wiederfaͤhrt zwar
nicht allen und jeden Abtruͤnnigen. Viele derglei-
chen verlockte Taͤublein, und verirrte, verfuͤhrte
Schaͤflein bringet der erbarmende Seligmacher wie-
der herum, und dieſe jammerige Gluck-Henne ſamm-
let wohl viele verloffene Kuͤchlein aus der Gefahr wie-
der zu ſich unter ihre Fluͤgel. Wann demnach auch
dir, armes Kind, durch das Eſſen der verbottenen
Frucht, der Appetit nach Chriſto und ſeinem Evan-
gelio vergangen waͤre, ſo bitte deinen allergetreueſten
und liebreicheſten Seelen-Artzt, daß er dich purgire,
und den boͤſen Anſatz der hoͤlliſchen Feuchtigkeit aus-
fuͤhre, damit du nach einer ſothanen boshafften Ver-
leitung und allergnaͤdigſt-gewirckten Geneſung da-
von noch hungeriger und durſtiger werdeſt nach der

koſt-
D 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0073" n="55"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Verfu&#x0364;hrung der Jugend.</hi></fw><lb/>
lang verharret; nachwerts aber nur einmal auf des<lb/>
Teuffels Grund und Boden &#x017F;ich entweder &#x017F;elber ver-<lb/>
me&#x017F;&#x017F;entlich gewaget, oder von anderen darzu verleiten<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en; da dann der Satan, nachdeme &#x017F;ie ihme &#x017F;o<lb/>
hu&#x0364;b&#x017F;ch einge&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;eine Vortheile in Acht genommen,<lb/>
und das verfluchte Su&#x0364;nden-Garn flugs u&#x0364;ber &#x017F;ie hin-<lb/>
geworffen; darinnen &#x017F;ie zwar noch eine Weile ge-<lb/>
zappelt, aber vergebens, und ohne Frucht, und<lb/>
konnten &#x017F;ie zur vorigen Lu&#x017F;t und Ku&#x017F;t zum Wort,<lb/>
Liebe und Leben JE&#x017F;u nicht wieder gelangen, weilen<lb/>
&#x017F;ie von dem aller&#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Bra&#x0364;utigam, deme &#x017F;ie,<lb/>
durch ihre leichtfertige Hinwerffung ihrer Neigung in<lb/>
den Schooß &#x017F;eines gar&#x017F;tigen, ab&#x017F;cheulichen Feindes,<lb/>
einen Eckel erwecket, vollends verla&#x017F;&#x017F;en worden, &#x017F;o,<lb/>
daß &#x017F;ie die Welt lieb gewonnen, und von GOTT<lb/>
abgewichen, und dem Satan gantz zugeloffen &#x017F;ind.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 34.</head><lb/>
          <p>Die&#x017F;es er&#x017F;chreckliche Gericht wiederfa&#x0364;hrt zwar<lb/>
nicht allen und jeden Abtru&#x0364;nnigen. Viele derglei-<lb/>
chen verlockte Ta&#x0364;ublein, und verirrte, verfu&#x0364;hrte<lb/>
Scha&#x0364;flein bringet der erbarmende Seligmacher wie-<lb/>
der herum, und die&#x017F;e jammerige Gluck-Henne &#x017F;amm-<lb/>
let wohl viele verloffene Ku&#x0364;chlein aus der Gefahr wie-<lb/>
der zu &#x017F;ich unter ihre Flu&#x0364;gel. Wann demnach auch<lb/>
dir, armes Kind, durch das E&#x017F;&#x017F;en der verbottenen<lb/>
Frucht, der Appetit nach Chri&#x017F;to und &#x017F;einem Evan-<lb/>
gelio vergangen wa&#x0364;re, &#x017F;o bitte deinen allergetreue&#x017F;ten<lb/>
und liebreiche&#x017F;ten Seelen-Artzt, daß er dich purgire,<lb/>
und den bo&#x0364;&#x017F;en An&#x017F;atz der ho&#x0364;lli&#x017F;chen Feuchtigkeit aus-<lb/>
fu&#x0364;hre, damit du nach einer &#x017F;othanen boshafften Ver-<lb/>
leitung und allergna&#x0364;dig&#x017F;t-gewirckten Gene&#x017F;ung da-<lb/>
von noch hungeriger und dur&#x017F;tiger werde&#x017F;t nach der<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D 4</fw><fw place="bottom" type="catch">ko&#x017F;t-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0073] der Verfuͤhrung der Jugend. lang verharret; nachwerts aber nur einmal auf des Teuffels Grund und Boden ſich entweder ſelber ver- meſſentlich gewaget, oder von anderen darzu verleiten laſſen; da dann der Satan, nachdeme ſie ihme ſo huͤbſch eingeſeſſen, ſeine Vortheile in Acht genommen, und das verfluchte Suͤnden-Garn flugs uͤber ſie hin- geworffen; darinnen ſie zwar noch eine Weile ge- zappelt, aber vergebens, und ohne Frucht, und konnten ſie zur vorigen Luſt und Kuſt zum Wort, Liebe und Leben JEſu nicht wieder gelangen, weilen ſie von dem allerſchoͤnſten Braͤutigam, deme ſie, durch ihre leichtfertige Hinwerffung ihrer Neigung in den Schooß ſeines garſtigen, abſcheulichen Feindes, einen Eckel erwecket, vollends verlaſſen worden, ſo, daß ſie die Welt lieb gewonnen, und von GOTT abgewichen, und dem Satan gantz zugeloffen ſind. §. 34. Dieſes erſchreckliche Gericht wiederfaͤhrt zwar nicht allen und jeden Abtruͤnnigen. Viele derglei- chen verlockte Taͤublein, und verirrte, verfuͤhrte Schaͤflein bringet der erbarmende Seligmacher wie- der herum, und dieſe jammerige Gluck-Henne ſamm- let wohl viele verloffene Kuͤchlein aus der Gefahr wie- der zu ſich unter ihre Fluͤgel. Wann demnach auch dir, armes Kind, durch das Eſſen der verbottenen Frucht, der Appetit nach Chriſto und ſeinem Evan- gelio vergangen waͤre, ſo bitte deinen allergetreueſten und liebreicheſten Seelen-Artzt, daß er dich purgire, und den boͤſen Anſatz der hoͤlliſchen Feuchtigkeit aus- fuͤhre, damit du nach einer ſothanen boshafften Ver- leitung und allergnaͤdigſt-gewirckten Geneſung da- von noch hungeriger und durſtiger werdeſt nach der koſt- D 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/73
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/73>, abgerufen am 29.03.2024.