Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

im vorzüglichen Verstande.
fast alle ausländische Waarenhandlung aufhören müssen, wenn
die reale Wechselhandlung aufhören sollte. Diese bisher erzähl-
ten Vorzüge haben sie vorlängst schon in das größte (5) Anse-5) Ansehen.
hen gesetzet, so, daß man ihr nicht nur den Ehrentitel einer
realen Handlung beygeleget; sondern daß auch in denen Städ-
ten, wo Cambisten oder Wechsler wohnen, diese unter den
dasigen Kaufleuten vor die größesten, angesehensten, vornehm-
sten und reichsten geachtet werden.

§. 430.

Ja eben diese Vorzüge sind die Ursache, daß die reale Wech-Privilegien
der realen
Wechsel-
handlung.

selhandlung so sehr befreyet ist. Also ist (1) in manchen Rei-
chen und Ländern, z. E. in Frankreich, es eben nicht nöthig,
daß der, so eine reale Wechselhandlung treiben will, ein Kauf-
mann
seyn müsse, sondern diese Freyheit wird allen Arten von
Leuten, auch sogar den Fremden, verstattet. Desgleichen
zieht in manchen Reichen und Ländern, z. E. in Jtalien, be-
sonders den freyen Republiken, als da sind Venedig, Genua etc.
die reale Wechselhandlung (2) dem Adel keinen Nachtheil zu;
daher geschieht es, daß der größte Theil der jüngstgebohrnen
Herren von Stande, zu Unterhaltung ihres Hauses, kein Beden-
ken tragen, eine reale Wechselhandlung zu treiben.

Das 19 Capitel.
Von der Commißions- Compagnie- und Spedi-
tions-Handlung.
§. 431.

I. Die Commißions- oder Factorey-Handlung (§. 15.), auchI. Commis-
sionshand-
lung.

nur die Factorey- oder Commißions-Bedienung genannt,
heißt diejenige Handlungsart, da ein Kaufmann an dem Orte
seines Aufenthalts die Commißionen ausländischer Kaufleute, ge-
gen Genießung einer ordentlichen Provision, besorget.

§. 432.

Da also bey der Commißionshandlung alles auf die Com-Commißion.
mißionen ankömmt: so müssen wir von solchen zuförderst han-
deln. Es heißt aber eine Commißion überhaupt eine jede ge-
gebene oder empfangene Vollmacht, etwas zu thun.

§. 433.

Sie erstrecket sich bey der Handlung auf die EincaßirungAuf was sie
sich erstrecke?

und Auszahlung baarer Gelder, auf Banco- und Wechselnego-
tien, auf den Ein- und Verkauf gewisser Waaren, oder deren
Empfang und Spedirung, auf die Befrachtung der Schiffe,
auf Assecuranzen, und überhaupt auf alle von der Handlung
herkommende Verrichtungen, die einem Kaufmanne an einem
andern Orte, als dem Orte seines Aufenthaltes, zu besorgen
obliegen: mithin erstrecken sich die Commißionen beydes auf
Wechsel als Waaren; und folglich auch die Commißions-
handlung
selbst sowol auf die Wechsel als Waarenhandlung.

§. 434.
(O) 5

im vorzuͤglichen Verſtande.
faſt alle auslaͤndiſche Waarenhandlung aufhoͤren muͤſſen, wenn
die reale Wechſelhandlung aufhoͤren ſollte. Dieſe bisher erzaͤhl-
ten Vorzuͤge haben ſie vorlaͤngſt ſchon in das groͤßte (5) Anſe-5) Anſehen.
hen geſetzet, ſo, daß man ihr nicht nur den Ehrentitel einer
realen Handlung beygeleget; ſondern daß auch in denen Staͤd-
ten, wo Cambiſten oder Wechsler wohnen, dieſe unter den
daſigen Kaufleuten vor die groͤßeſten, angeſehenſten, vornehm-
ſten und reichſten geachtet werden.

§. 430.

Ja eben dieſe Vorzuͤge ſind die Urſache, daß die reale Wech-Privilegien
der realen
Wechſel-
handlung.

ſelhandlung ſo ſehr befreyet iſt. Alſo iſt (1) in manchen Rei-
chen und Laͤndern, z. E. in Frankreich, es eben nicht noͤthig,
daß der, ſo eine reale Wechſelhandlung treiben will, ein Kauf-
mann
ſeyn muͤſſe, ſondern dieſe Freyheit wird allen Arten von
Leuten, auch ſogar den Fremden, verſtattet. Desgleichen
zieht in manchen Reichen und Laͤndern, z. E. in Jtalien, be-
ſonders den freyen Republiken, als da ſind Venedig, Genua ꝛc.
die reale Wechſelhandlung (2) dem Adel keinen Nachtheil zu;
daher geſchieht es, daß der groͤßte Theil der juͤngſtgebohrnen
Herren von Stande, zu Unterhaltung ihres Hauſes, kein Beden-
ken tragen, eine reale Wechſelhandlung zu treiben.

Das 19 Capitel.
Von der Commißions- Compagnie- und Spedi-
tions-Handlung.
§. 431.

I. Die Commißions- oder Factorey-Handlung (§. 15.), auchI. Commiſ-
ſionshand-
lung.

nur die Factorey- oder Commißions-Bedienung genannt,
heißt diejenige Handlungsart, da ein Kaufmann an dem Orte
ſeines Aufenthalts die Commißionen auslaͤndiſcher Kaufleute, ge-
gen Genießung einer ordentlichen Proviſion, beſorget.

§. 432.

Da alſo bey der Commißionshandlung alles auf die Com-Com̄ißion.
mißionen ankoͤmmt: ſo muͤſſen wir von ſolchen zufoͤrderſt han-
deln. Es heißt aber eine Commißion uͤberhaupt eine jede ge-
gebene oder empfangene Vollmacht, etwas zu thun.

§. 433.

Sie erſtrecket ſich bey der Handlung auf die EincaßirungAuf was ſie
ſich erſtꝛecke?

und Auszahlung baarer Gelder, auf Banco- und Wechſelnego-
tien, auf den Ein- und Verkauf gewiſſer Waaren, oder deren
Empfang und Spedirung, auf die Befrachtung der Schiffe,
auf Aſſecuranzen, und uͤberhaupt auf alle von der Handlung
herkommende Verrichtungen, die einem Kaufmanne an einem
andern Orte, als dem Orte ſeines Aufenthaltes, zu beſorgen
obliegen: mithin erſtrecken ſich die Commißionen beydes auf
Wechſel als Waaren; und folglich auch die Commißions-
handlung
ſelbſt ſowol auf die Wechſel als Waarenhandlung.

§. 434.
(O) 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div n="1">
              <div n="2">
                <div n="3">
                  <div n="4">
                    <p><pb facs="#f0821" n="217"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">im vorzu&#x0364;glichen Ver&#x017F;tande.</hi></fw><lb/>
fa&#x017F;t alle ausla&#x0364;ndi&#x017F;che Waarenhandlung aufho&#x0364;ren mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, wenn<lb/>
die reale Wech&#x017F;elhandlung aufho&#x0364;ren &#x017F;ollte. Die&#x017F;e bisher erza&#x0364;hl-<lb/>
ten Vorzu&#x0364;ge haben &#x017F;ie vorla&#x0364;ng&#x017F;t &#x017F;chon in das gro&#x0364;ßte (5) <hi rendition="#fr">An&#x017F;e-</hi><note place="right">5) An&#x017F;ehen.</note><lb/><hi rendition="#fr">hen</hi> ge&#x017F;etzet, &#x017F;o, daß man ihr nicht nur den Ehrentitel einer<lb/><hi rendition="#fr">realen Handlung</hi> beygeleget; &#x017F;ondern daß auch in denen Sta&#x0364;d-<lb/>
ten, wo Cambi&#x017F;ten oder Wechsler wohnen, die&#x017F;e unter den<lb/>
da&#x017F;igen Kaufleuten vor die gro&#x0364;ße&#x017F;ten, ange&#x017F;ehen&#x017F;ten, vornehm-<lb/>
&#x017F;ten und reich&#x017F;ten geachtet werden.</p>
                  </div><lb/>
                  <div n="4">
                    <head>§. 430.</head><lb/>
                    <p>Ja eben die&#x017F;e Vorzu&#x0364;ge &#x017F;ind die Ur&#x017F;ache, daß die reale Wech-<note place="right">Privilegien<lb/>
der realen<lb/>
Wech&#x017F;el-<lb/>
handlung.</note><lb/>
&#x017F;elhandlung &#x017F;o &#x017F;ehr <hi rendition="#fr">befreyet</hi> i&#x017F;t. Al&#x017F;o i&#x017F;t (1) in manchen Rei-<lb/>
chen und La&#x0364;ndern, z. E. in Frankreich, es eben nicht no&#x0364;thig,<lb/>
daß der, &#x017F;o eine reale Wech&#x017F;elhandlung treiben will, <hi rendition="#fr">ein Kauf-<lb/>
mann</hi> &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, &#x017F;ondern die&#x017F;e Freyheit wird allen Arten von<lb/>
Leuten, auch &#x017F;ogar den Fremden, ver&#x017F;tattet. Desgleichen<lb/>
zieht in manchen Reichen und La&#x0364;ndern, z. E. in Jtalien, be-<lb/>
&#x017F;onders den freyen Republiken, als da &#x017F;ind Venedig, Genua &#xA75B;c.<lb/>
die reale Wech&#x017F;elhandlung (2) dem <hi rendition="#fr">Adel</hi> keinen Nachtheil zu;<lb/>
daher ge&#x017F;chieht es, daß der gro&#x0364;ßte Theil der ju&#x0364;ng&#x017F;tgebohrnen<lb/>
Herren von Stande, zu Unterhaltung ihres Hau&#x017F;es, kein Beden-<lb/>
ken tragen, eine reale Wech&#x017F;elhandlung zu treiben.</p>
                  </div>
                </div><lb/>
                <div n="3">
                  <head><hi rendition="#b">Das 19 Capitel.</hi><lb/>
Von der Commißions- Compagnie- und Spedi-<lb/>
tions-Handlung.</head><lb/>
                  <div n="4">
                    <head>§. 431.</head><lb/>
                    <p><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#in">D</hi>ie <hi rendition="#fr">Commißions-</hi> oder <hi rendition="#fr">Factorey-Handlung</hi> (§. 15.), auch<note place="right"><hi rendition="#aq">I.</hi> Commi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ionshand-<lb/>
lung.</note><lb/>
nur die <hi rendition="#fr">Factorey-</hi> oder <hi rendition="#fr">Commißions-Bedienung</hi> genannt,<lb/>
heißt diejenige Handlungsart, da ein Kaufmann an dem Orte<lb/>
&#x017F;eines Aufenthalts die Commißionen ausla&#x0364;ndi&#x017F;cher Kaufleute, ge-<lb/>
gen Genießung einer ordentlichen Provi&#x017F;ion, be&#x017F;orget.</p>
                  </div><lb/>
                  <div n="4">
                    <head>§. 432.</head><lb/>
                    <p>Da al&#x017F;o bey der Commißionshandlung alles auf die <hi rendition="#fr">Com-</hi><note place="right">Com&#x0304;ißion.</note><lb/><hi rendition="#fr">mißionen</hi> anko&#x0364;mmt: &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir von &#x017F;olchen zufo&#x0364;rder&#x017F;t han-<lb/>
deln. Es heißt aber eine <hi rendition="#fr">Commißion</hi> u&#x0364;berhaupt eine jede ge-<lb/>
gebene oder empfangene Vollmacht, etwas zu thun.</p>
                  </div><lb/>
                  <div n="4">
                    <head>§. 433.</head><lb/>
                    <p>Sie er&#x017F;trecket &#x017F;ich bey der Handlung auf die Eincaßirung<note place="right">Auf was &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich er&#x017F;t&#xA75B;ecke?</note><lb/>
und Auszahlung baarer Gelder, auf Banco- und Wech&#x017F;elnego-<lb/>
tien, auf den Ein- und Verkauf gewi&#x017F;&#x017F;er Waaren, oder deren<lb/>
Empfang und Spedirung, auf die Befrachtung der Schiffe,<lb/>
auf A&#x017F;&#x017F;ecuranzen, und u&#x0364;berhaupt auf alle von der Handlung<lb/>
herkommende Verrichtungen, die einem Kaufmanne an einem<lb/>
andern Orte, als dem Orte &#x017F;eines Aufenthaltes, zu be&#x017F;orgen<lb/>
obliegen: mithin er&#x017F;trecken &#x017F;ich die Commißionen beydes auf<lb/>
Wech&#x017F;el als Waaren; und folglich auch die <hi rendition="#fr">Commißions-<lb/>
handlung</hi> &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;owol auf die Wech&#x017F;el als Waarenhandlung.</p>
                  </div><lb/>
                  <fw place="bottom" type="sig">(O) 5</fw>
                  <fw place="bottom" type="catch">§. 434.</fw><lb/>
                </div>
              </div>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[217/0821] im vorzuͤglichen Verſtande. faſt alle auslaͤndiſche Waarenhandlung aufhoͤren muͤſſen, wenn die reale Wechſelhandlung aufhoͤren ſollte. Dieſe bisher erzaͤhl- ten Vorzuͤge haben ſie vorlaͤngſt ſchon in das groͤßte (5) Anſe- hen geſetzet, ſo, daß man ihr nicht nur den Ehrentitel einer realen Handlung beygeleget; ſondern daß auch in denen Staͤd- ten, wo Cambiſten oder Wechsler wohnen, dieſe unter den daſigen Kaufleuten vor die groͤßeſten, angeſehenſten, vornehm- ſten und reichſten geachtet werden. 5) Anſehen. §. 430. Ja eben dieſe Vorzuͤge ſind die Urſache, daß die reale Wech- ſelhandlung ſo ſehr befreyet iſt. Alſo iſt (1) in manchen Rei- chen und Laͤndern, z. E. in Frankreich, es eben nicht noͤthig, daß der, ſo eine reale Wechſelhandlung treiben will, ein Kauf- mann ſeyn muͤſſe, ſondern dieſe Freyheit wird allen Arten von Leuten, auch ſogar den Fremden, verſtattet. Desgleichen zieht in manchen Reichen und Laͤndern, z. E. in Jtalien, be- ſonders den freyen Republiken, als da ſind Venedig, Genua ꝛc. die reale Wechſelhandlung (2) dem Adel keinen Nachtheil zu; daher geſchieht es, daß der groͤßte Theil der juͤngſtgebohrnen Herren von Stande, zu Unterhaltung ihres Hauſes, kein Beden- ken tragen, eine reale Wechſelhandlung zu treiben. Privilegien der realen Wechſel- handlung. Das 19 Capitel. Von der Commißions- Compagnie- und Spedi- tions-Handlung. §. 431. I. Die Commißions- oder Factorey-Handlung (§. 15.), auch nur die Factorey- oder Commißions-Bedienung genannt, heißt diejenige Handlungsart, da ein Kaufmann an dem Orte ſeines Aufenthalts die Commißionen auslaͤndiſcher Kaufleute, ge- gen Genießung einer ordentlichen Proviſion, beſorget. I. Commiſ- ſionshand- lung. §. 432. Da alſo bey der Commißionshandlung alles auf die Com- mißionen ankoͤmmt: ſo muͤſſen wir von ſolchen zufoͤrderſt han- deln. Es heißt aber eine Commißion uͤberhaupt eine jede ge- gebene oder empfangene Vollmacht, etwas zu thun. Com̄ißion. §. 433. Sie erſtrecket ſich bey der Handlung auf die Eincaßirung und Auszahlung baarer Gelder, auf Banco- und Wechſelnego- tien, auf den Ein- und Verkauf gewiſſer Waaren, oder deren Empfang und Spedirung, auf die Befrachtung der Schiffe, auf Aſſecuranzen, und uͤberhaupt auf alle von der Handlung herkommende Verrichtungen, die einem Kaufmanne an einem andern Orte, als dem Orte ſeines Aufenthaltes, zu beſorgen obliegen: mithin erſtrecken ſich die Commißionen beydes auf Wechſel als Waaren; und folglich auch die Commißions- handlung ſelbſt ſowol auf die Wechſel als Waarenhandlung. Auf was ſie ſich erſtꝛecke? §. 434. (O) 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/821
Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/821>, abgerufen am 28.03.2024.