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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Schleimdrüsen.
rungsgänge auftritt, allmählig zu Grunde geht; namentlich wird ihm
die Fähigkeit geraubt, Speichel zu liefern. Etwas weiteres ist nicht
bekannt.

Schleimdrüsen.

Zu ihnen zählt man die Schleimdrüsen der Mundhöhle, des Ra-
chens, der Speiseröhre, der Gallenblase, die Brunn'schen Drüsen; die
Drüsen der Schneider'schen Haut, des Kehlkopfes, der Bronchien,
der Harnblase, der Harnröhre (Cowper'sche und Littre'sche) und
der Scheide.

1. Diese Gebilde haben in der Anordnung ihrer Höhlen weder
etwas gemeinsames, noch etwas charakteristisches. -- Eine grössere Zahl
derselben gehört nemlich zu den traubigen Drüsen, die dann auch in
allen Stücken den Speicheldrüsen gleichen; ein anderer Theil, wie die
der Harnblase, sind einfache Schlauchdrüsen, und die Littre'schen
endlich nähern sich in ihrer Form, durch die Weite und den gezoge-
nen Verlauf der Endbläschen den Samendrüsen an. -- Die Struk-
tur der Wandungen ist dagegen bei allen diesen Drüsen diejenige,
welche den Speicheldrüsen zukommt. Diesen Mangel an anatomischer
Charakteristik ersetzte bis vor Kurzem scheinbar ein gemeinsames phy-
siologisches Merkmal, die Absonderung eines eigenthümlichen Stoffes, des
Schleims; dieses ist aber ebenfalls durch genauere Beobachtungen auf-
gehoben. Alle diese Drüsen sondern allerdings Schleimstoff ab, aber
diese Eigenschaft theilen sie mit noch andern, z. B. der gl. submaxilla-
ris, und sogar mit Flächen, welche gar keine Drüsen enthalten, wie die
Synovialhaut.

2. Schleimsaft *). In den Absonderungen der erwähnten Drü-
sen hat man constant gefunden Schleimstoff, Extrakte, sämmtliche Salze
des Bluts und Wasser, zuweilen auch Eiweiss. -- Die quantitative Zu-
sammensetzung der einzelnen Säfte ist aber zu wenig untersucht, um
bestimmen zu können, wie sie sich zu verschiedenen Zeiten verhalten,
und ob oder wie die verschiedenen Drüsensäfte von einander abweichen.

Die Schwierigkeiten, die sich der Untersuchung entgegenstellen, sind ausser den
allgemeinen noch vorzugsweise darin zu suchen, dass es theils nicht gelingt, die Säfte
rein zu erhalten. Der Nasenschleim mischt sich z. B. mit den Thränen, der des
Mundes mit dem Speichel u. s. w.; theils aber wird der Schleim in zu geringer
Menge abgesondert, um für Analysen hinzureichen, so namentlich in der Scheide.
Wir verzichten darum auf weitere Angaben und verweisen auf die Analysen von
Berzelius, Nasse, Scherer und L'heritier.

Thränendrüsen.

1. Anatomischer Bau **). Zu dieser Drüsengattung zählt man die

*) Berzelius, Chemie. IX. Bd. 534. -- L'heritier, l. c. 581. u. 642. -- Scherer, Chemische
Untersuchungen. p. 93. -- Tilanus, De saliva et muco. Amst. 1849. p. 56. -- Lehmann,
Physiol. Chemie. II. Bd. 354. -- Nasse, Journal f. prakt. Chemie. XXIX. 59.
**) W. Krause, Henle's und Pfeufer's Zeitschrift. N. F. IV. Bd. 337.

Schleimdrüsen.
rungsgänge auftritt, allmählig zu Grunde geht; namentlich wird ihm
die Fähigkeit geraubt, Speichel zu liefern. Etwas weiteres ist nicht
bekannt.

Schleimdrüsen.

Zu ihnen zählt man die Schleimdrüsen der Mundhöhle, des Ra-
chens, der Speiseröhre, der Gallenblase, die Brunn’schen Drüsen; die
Drüsen der Schneider’schen Haut, des Kehlkopfes, der Bronchien,
der Harnblase, der Harnröhre (Cowper’sche und Littre’sche) und
der Scheide.

1. Diese Gebilde haben in der Anordnung ihrer Höhlen weder
etwas gemeinsames, noch etwas charakteristisches. — Eine grössere Zahl
derselben gehört nemlich zu den traubigen Drüsen, die dann auch in
allen Stücken den Speicheldrüsen gleichen; ein anderer Theil, wie die
der Harnblase, sind einfache Schlauchdrüsen, und die Littre’schen
endlich nähern sich in ihrer Form, durch die Weite und den gezoge-
nen Verlauf der Endbläschen den Samendrüsen an. — Die Struk-
tur der Wandungen ist dagegen bei allen diesen Drüsen diejenige,
welche den Speicheldrüsen zukommt. Diesen Mangel an anatomischer
Charakteristik ersetzte bis vor Kurzem scheinbar ein gemeinsames phy-
siologisches Merkmal, die Absonderung eines eigenthümlichen Stoffes, des
Schleims; dieses ist aber ebenfalls durch genauere Beobachtungen auf-
gehoben. Alle diese Drüsen sondern allerdings Schleimstoff ab, aber
diese Eigenschaft theilen sie mit noch andern, z. B. der gl. submaxilla-
ris, und sogar mit Flächen, welche gar keine Drüsen enthalten, wie die
Synovialhaut.

2. Schleimsaft *). In den Absonderungen der erwähnten Drü-
sen hat man constant gefunden Schleimstoff, Extrakte, sämmtliche Salze
des Bluts und Wasser, zuweilen auch Eiweiss. — Die quantitative Zu-
sammensetzung der einzelnen Säfte ist aber zu wenig untersucht, um
bestimmen zu können, wie sie sich zu verschiedenen Zeiten verhalten,
und ob oder wie die verschiedenen Drüsensäfte von einander abweichen.

Die Schwierigkeiten, die sich der Untersuchung entgegenstellen, sind ausser den
allgemeinen noch vorzugsweise darin zu suchen, dass es theils nicht gelingt, die Säfte
rein zu erhalten. Der Nasenschleim mischt sich z. B. mit den Thränen, der des
Mundes mit dem Speichel u. s. w.; theils aber wird der Schleim in zu geringer
Menge abgesondert, um für Analysen hinzureichen, so namentlich in der Scheide.
Wir verzichten darum auf weitere Angaben und verweisen auf die Analysen von
Berzelius, Nasse, Scherer und L’heritier.

Thränendrüsen.

1. Anatomischer Bau **). Zu dieser Drüsengattung zählt man die

*) Berzelius, Chemie. IX. Bd. 534. — L’heritier, l. c. 581. u. 642. — Scherer, Chemische
Untersuchungen. p. 93. — Tilanus, De saliva et muco. Amst. 1849. p. 56. — Lehmann,
Physiol. Chemie. II. Bd. 354. — Nasse, Journal f. prakt. Chemie. XXIX. 59.
**) W. Krause, Henle’s und Pfeufer’s Zeitschrift. N. F. IV. Bd. 337.
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[240/0256] Schleimdrüsen. rungsgänge auftritt, allmählig zu Grunde geht; namentlich wird ihm die Fähigkeit geraubt, Speichel zu liefern. Etwas weiteres ist nicht bekannt. Schleimdrüsen. Zu ihnen zählt man die Schleimdrüsen der Mundhöhle, des Ra- chens, der Speiseröhre, der Gallenblase, die Brunn’schen Drüsen; die Drüsen der Schneider’schen Haut, des Kehlkopfes, der Bronchien, der Harnblase, der Harnröhre (Cowper’sche und Littre’sche) und der Scheide. 1. Diese Gebilde haben in der Anordnung ihrer Höhlen weder etwas gemeinsames, noch etwas charakteristisches. — Eine grössere Zahl derselben gehört nemlich zu den traubigen Drüsen, die dann auch in allen Stücken den Speicheldrüsen gleichen; ein anderer Theil, wie die der Harnblase, sind einfache Schlauchdrüsen, und die Littre’schen endlich nähern sich in ihrer Form, durch die Weite und den gezoge- nen Verlauf der Endbläschen den Samendrüsen an. — Die Struk- tur der Wandungen ist dagegen bei allen diesen Drüsen diejenige, welche den Speicheldrüsen zukommt. Diesen Mangel an anatomischer Charakteristik ersetzte bis vor Kurzem scheinbar ein gemeinsames phy- siologisches Merkmal, die Absonderung eines eigenthümlichen Stoffes, des Schleims; dieses ist aber ebenfalls durch genauere Beobachtungen auf- gehoben. Alle diese Drüsen sondern allerdings Schleimstoff ab, aber diese Eigenschaft theilen sie mit noch andern, z. B. der gl. submaxilla- ris, und sogar mit Flächen, welche gar keine Drüsen enthalten, wie die Synovialhaut. 2. Schleimsaft *). In den Absonderungen der erwähnten Drü- sen hat man constant gefunden Schleimstoff, Extrakte, sämmtliche Salze des Bluts und Wasser, zuweilen auch Eiweiss. — Die quantitative Zu- sammensetzung der einzelnen Säfte ist aber zu wenig untersucht, um bestimmen zu können, wie sie sich zu verschiedenen Zeiten verhalten, und ob oder wie die verschiedenen Drüsensäfte von einander abweichen. Die Schwierigkeiten, die sich der Untersuchung entgegenstellen, sind ausser den allgemeinen noch vorzugsweise darin zu suchen, dass es theils nicht gelingt, die Säfte rein zu erhalten. Der Nasenschleim mischt sich z. B. mit den Thränen, der des Mundes mit dem Speichel u. s. w.; theils aber wird der Schleim in zu geringer Menge abgesondert, um für Analysen hinzureichen, so namentlich in der Scheide. Wir verzichten darum auf weitere Angaben und verweisen auf die Analysen von Berzelius, Nasse, Scherer und L’heritier. Thränendrüsen. 1. Anatomischer Bau **). Zu dieser Drüsengattung zählt man die *) Berzelius, Chemie. IX. Bd. 534. — L’heritier, l. c. 581. u. 642. — Scherer, Chemische Untersuchungen. p. 93. — Tilanus, De saliva et muco. Amst. 1849. p. 56. — Lehmann, Physiol. Chemie. II. Bd. 354. — Nasse, Journal f. prakt. Chemie. XXIX. 59. **) W. Krause, Henle’s und Pfeufer’s Zeitschrift. N. F. IV. Bd. 337.

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/256>, abgerufen am 29.03.2024.