Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

Witterungen mehrere Anzeigen, die im Ganzen ge-
nommen so ziemlich zutreffen. Dieses beweißt, daß
eine jede Veränderung in der Witterung jedesmal
durch einerley Wirkungen der Natur hervorgebracht
werden müße. Selbst die Gesundheit oder Tod des
Menschen hängt meistentheils von offenbar natürlichen
Ursachen ab. Durch eine regelmäßige Lebensart kann
der Mensch sein Leben verlängern. Durch angemeßene
Arzneyen kann er seine verlorne Gesundheit vielfältig
wieder herstellen. Hingegen liegt der Grund zu vielen
Krankheiten und dem Tod des Menschen auch in natür-
lichen Ursachen. Seuchen, die öfters über große Län-
der ergehen, werden von sorgfältigen Naturforschern
sehr oft als Folgen einer gewißen Witterung, wo
nicht vorher gesagt, doch wenn sie sich eingestellet ha-
ben, daraus sehr einleuchtend erkläret. Es muß auch
wohl der Grund hiezu, wenn man ihn gleich nicht soll-
te sagen können, in der Witterung oder andern allge-
meinen natürlichen Ursachen liegen, weil diese Seu-
chen allgemein werden. Endlich der Tod des Men-
schen, auch sogar, wenn er gewaltsam ist, wird durch
natürliche Ursachen bewürkt; indem, wenn der Tod
eines Menschen erfolgen soll, zuvor eine Zerstörung
des Baus seines Körpers vorgehen muß, diese aber
ebenfalls nicht anders als nach mechanischen Gesetzen
geschiehet. Mit einem Wort, wir sehen nicht daß
Gott jezt mehr auf dieser Welt etwas Ausernatürliches,
oder etwas das nicht nach den Naturgesetzen wäre,
würkte. Auch alle diejenige Hülfe oder Errettung
die wir von Gott zu genlesen haben, und wobey wir
eine sonderbare Vorsehung Gottes erkennen müssen,
geschiehet dadurch, daß Gott nur die natürlichen Din-
ge und ihre Würkungen, zu unserm Besten anwendet.

Ich

Witterungen mehrere Anzeigen, die im Ganzen ge-
nommen ſo ziemlich zutreffen. Dieſes beweißt, daß
eine jede Veraͤnderung in der Witterung jedesmal
durch einerley Wirkungen der Natur hervorgebracht
werden muͤße. Selbſt die Geſundheit oder Tod des
Menſchen haͤngt meiſtentheils von offenbar natuͤrlichen
Urſachen ab. Durch eine regelmaͤßige Lebensart kann
der Menſch ſein Leben verlaͤngern. Durch angemeßene
Arzneyen kann er ſeine verlorne Geſundheit vielfaͤltig
wieder herſtellen. Hingegen liegt der Grund zu vielen
Krankheiten und dem Tod des Menſchen auch in natuͤr-
lichen Urſachen. Seuchen, die oͤfters uͤber große Laͤn-
der ergehen, werden von ſorgfaͤltigen Naturforſchern
ſehr oft als Folgen einer gewißen Witterung, wo
nicht vorher geſagt, doch wenn ſie ſich eingeſtellet ha-
ben, daraus ſehr einleuchtend erklaͤret. Es muß auch
wohl der Grund hiezu, wenn man ihn gleich nicht ſoll-
te ſagen koͤnnen, in der Witterung oder andern allge-
meinen natuͤrlichen Urſachen liegen, weil dieſe Seu-
chen allgemein werden. Endlich der Tod des Men-
ſchen, auch ſogar, wenn er gewaltſam iſt, wird durch
natuͤrliche Urſachen bewuͤrkt; indem, wenn der Tod
eines Menſchen erfolgen ſoll, zuvor eine Zerſtoͤrung
des Baus ſeines Koͤrpers vorgehen muß, dieſe aber
ebenfalls nicht anders als nach mechaniſchen Geſetzen
geſchiehet. Mit einem Wort, wir ſehen nicht daß
Gott jezt mehr auf dieſer Welt etwas Auſernatuͤrliches,
oder etwas das nicht nach den Naturgeſetzen waͤre,
wuͤrkte. Auch alle diejenige Huͤlfe oder Errettung
die wir von Gott zu genleſen haben, und wobey wir
eine ſonderbare Vorſehung Gottes erkennen muͤſſen,
geſchiehet dadurch, daß Gott nur die natuͤrlichen Din-
ge und ihre Wuͤrkungen, zu unſerm Beſten anwendet.

Ich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0144" n="128"/>
Witterungen mehrere Anzeigen, die im Ganzen ge-<lb/>
nommen &#x017F;o ziemlich zutreffen. Die&#x017F;es beweißt, daß<lb/>
eine jede Vera&#x0364;nderung in der Witterung jedesmal<lb/>
durch einerley Wirkungen der Natur hervorgebracht<lb/>
werden mu&#x0364;ße. Selb&#x017F;t die Ge&#x017F;undheit oder Tod des<lb/>
Men&#x017F;chen ha&#x0364;ngt mei&#x017F;tentheils von offenbar natu&#x0364;rlichen<lb/>
Ur&#x017F;achen ab. Durch eine regelma&#x0364;ßige Lebensart kann<lb/>
der Men&#x017F;ch &#x017F;ein Leben verla&#x0364;ngern. Durch angemeßene<lb/>
Arzneyen kann er &#x017F;eine verlorne Ge&#x017F;undheit vielfa&#x0364;ltig<lb/>
wieder her&#x017F;tellen. Hingegen liegt der Grund zu vielen<lb/>
Krankheiten und dem Tod des Men&#x017F;chen auch in natu&#x0364;r-<lb/>
lichen Ur&#x017F;achen. Seuchen, die o&#x0364;fters u&#x0364;ber große La&#x0364;n-<lb/>
der ergehen, werden von &#x017F;orgfa&#x0364;ltigen Naturfor&#x017F;chern<lb/>
&#x017F;ehr oft als Folgen einer gewißen Witterung, wo<lb/>
nicht vorher ge&#x017F;agt, doch wenn &#x017F;ie &#x017F;ich einge&#x017F;tellet ha-<lb/>
ben, daraus &#x017F;ehr einleuchtend erkla&#x0364;ret. Es muß auch<lb/>
wohl der Grund hiezu, wenn man ihn gleich nicht &#x017F;oll-<lb/>
te &#x017F;agen ko&#x0364;nnen, in der Witterung oder andern allge-<lb/>
meinen natu&#x0364;rlichen Ur&#x017F;achen liegen, weil die&#x017F;e Seu-<lb/>
chen allgemein werden. Endlich der Tod des Men-<lb/>
&#x017F;chen, auch &#x017F;ogar, wenn er gewalt&#x017F;am i&#x017F;t, wird durch<lb/>
natu&#x0364;rliche Ur&#x017F;achen bewu&#x0364;rkt; indem, wenn der Tod<lb/>
eines Men&#x017F;chen erfolgen &#x017F;oll, zuvor eine Zer&#x017F;to&#x0364;rung<lb/>
des Baus &#x017F;eines Ko&#x0364;rpers vorgehen muß, die&#x017F;e aber<lb/>
ebenfalls nicht anders als nach mechani&#x017F;chen Ge&#x017F;etzen<lb/>
ge&#x017F;chiehet. Mit einem Wort, wir &#x017F;ehen nicht daß<lb/>
Gott jezt mehr auf die&#x017F;er Welt etwas Au&#x017F;ernatu&#x0364;rliches,<lb/>
oder etwas das nicht nach den Naturge&#x017F;etzen wa&#x0364;re,<lb/>
wu&#x0364;rkte. Auch alle diejenige Hu&#x0364;lfe oder Errettung<lb/>
die wir von Gott zu genle&#x017F;en haben, und wobey wir<lb/>
eine &#x017F;onderbare Vor&#x017F;ehung Gottes erkennen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
ge&#x017F;chiehet dadurch, daß Gott nur die natu&#x0364;rlichen Din-<lb/>
ge und ihre Wu&#x0364;rkungen, zu un&#x017F;erm Be&#x017F;ten anwendet.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Ich</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[128/0144] Witterungen mehrere Anzeigen, die im Ganzen ge- nommen ſo ziemlich zutreffen. Dieſes beweißt, daß eine jede Veraͤnderung in der Witterung jedesmal durch einerley Wirkungen der Natur hervorgebracht werden muͤße. Selbſt die Geſundheit oder Tod des Menſchen haͤngt meiſtentheils von offenbar natuͤrlichen Urſachen ab. Durch eine regelmaͤßige Lebensart kann der Menſch ſein Leben verlaͤngern. Durch angemeßene Arzneyen kann er ſeine verlorne Geſundheit vielfaͤltig wieder herſtellen. Hingegen liegt der Grund zu vielen Krankheiten und dem Tod des Menſchen auch in natuͤr- lichen Urſachen. Seuchen, die oͤfters uͤber große Laͤn- der ergehen, werden von ſorgfaͤltigen Naturforſchern ſehr oft als Folgen einer gewißen Witterung, wo nicht vorher geſagt, doch wenn ſie ſich eingeſtellet ha- ben, daraus ſehr einleuchtend erklaͤret. Es muß auch wohl der Grund hiezu, wenn man ihn gleich nicht ſoll- te ſagen koͤnnen, in der Witterung oder andern allge- meinen natuͤrlichen Urſachen liegen, weil dieſe Seu- chen allgemein werden. Endlich der Tod des Men- ſchen, auch ſogar, wenn er gewaltſam iſt, wird durch natuͤrliche Urſachen bewuͤrkt; indem, wenn der Tod eines Menſchen erfolgen ſoll, zuvor eine Zerſtoͤrung des Baus ſeines Koͤrpers vorgehen muß, dieſe aber ebenfalls nicht anders als nach mechaniſchen Geſetzen geſchiehet. Mit einem Wort, wir ſehen nicht daß Gott jezt mehr auf dieſer Welt etwas Auſernatuͤrliches, oder etwas das nicht nach den Naturgeſetzen waͤre, wuͤrkte. Auch alle diejenige Huͤlfe oder Errettung die wir von Gott zu genleſen haben, und wobey wir eine ſonderbare Vorſehung Gottes erkennen muͤſſen, geſchiehet dadurch, daß Gott nur die natuͤrlichen Din- ge und ihre Wuͤrkungen, zu unſerm Beſten anwendet. Ich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784/144
Zitationshilfe: Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784/144>, abgerufen am 29.03.2024.