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Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784.

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Der Grund nun dieses Vorurtheils, als ob Wet-
terableiter ein Eingriff in die göttliche Regierung seyen,
liegt in dem irrigen Wahn; als ob Gott Donner
und Blitze, bloß zur Rache und Strafe erschaffen ha-
be. Man beruft sich auf Stellen heil. Schrift, aus
denen man dieses beweisen will. Ich werde einige der
wichtigsten, und die Beweise die man daraus wieder
die Wetterableiter hernimmt, anführen. Es sind
mir würklich die meisten derselben von gemeinen Leuten,
die fleisige Biebelleser, aber keine Naturforscher sind,
gemacht worden.

Erstlich sagen sie hat Gott in verschiedenen Fällen,
offenbahr sich des Donners Blitzes und Hagels als eines
Werkzeugs bedient, um die Menschen damit zu strafen.
Dieses that Gott 2. Mos. 9 bey der siebenden Egypti-
schen Landplage. Ferner Josua 10. V. 11. bey dem Streit
Josua mit den Amoritern, welche Gott durch einen hef-
tigen Hagel erlegte, und dadurch den Israeliten Sieg
gab. Ingleichen auch 1. Sam. 7. V. 10. wo die Phi-
ster durch einen grossen Donner erschröckt wurden.

Anderns sagen sie: hat sich Gott 1. Samuel. 12.
V. 18. des Donners bedient, um dadurch seinen Un-
willen wider Israel, welches einen König verlangte,
an den Tag zu legen.

Drittens werfen sie ein: findet man in der heil.
Schrift viele Zeugnüsse, daß Gott durch den Donner,
den Menschen seine Gröse, und Allmacht zu Gemüthe
führen, und gleichsam vor Augen mahlen, hingegen
den Menschen ihr Unvermögen und Nichtigkeit zeigen
wolle. Dieses that Gott, als er auf dem Berg Si-
nai unter Donner und Blitzen das Gesetz gab. Fer-

ner

Der Grund nun dieſes Vorurtheils, als ob Wet-
terableiter ein Eingriff in die goͤttliche Regierung ſeyen,
liegt in dem irrigen Wahn; als ob Gott Donner
und Blitze, bloß zur Rache und Strafe erſchaffen ha-
be. Man beruft ſich auf Stellen heil. Schrift, aus
denen man dieſes beweiſen will. Ich werde einige der
wichtigſten, und die Beweiſe die man daraus wieder
die Wetterableiter hernimmt, anfuͤhren. Es ſind
mir wuͤrklich die meiſten derſelben von gemeinen Leuten,
die fleiſige Biebelleſer, aber keine Naturforſcher ſind,
gemacht worden.

Erſtlich ſagen ſie hat Gott in verſchiedenen Faͤllen,
offenbahr ſich des Donners Blitzes und Hagels als eines
Werkzeugs bedient, um die Menſchen damit zu ſtrafen.
Dieſes that Gott 2. Moſ. 9 bey der ſiebenden Egypti-
ſchen Landplage. Ferner Joſua 10. V. 11. bey dem Streit
Joſua mit den Amoritern, welche Gott durch einen hef-
tigen Hagel erlegte, und dadurch den Iſraeliten Sieg
gab. Ingleichen auch 1. Sam. 7. V. 10. wo die Phi-
ſter durch einen groſſen Donner erſchroͤckt wurden.

Anderns ſagen ſie: hat ſich Gott 1. Samuel. 12.
V. 18. des Donners bedient, um dadurch ſeinen Un-
willen wider Iſrael, welches einen Koͤnig verlangte,
an den Tag zu legen.

Drittens werfen ſie ein: findet man in der heil.
Schrift viele Zeugnuͤſſe, daß Gott durch den Donner,
den Menſchen ſeine Groͤſe, und Allmacht zu Gemuͤthe
fuͤhren, und gleichſam vor Augen mahlen, hingegen
den Menſchen ihr Unvermoͤgen und Nichtigkeit zeigen
wolle. Dieſes that Gott, als er auf dem Berg Si-
nai unter Donner und Blitzen das Geſetz gab. Fer-

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[78/0094] Der Grund nun dieſes Vorurtheils, als ob Wet- terableiter ein Eingriff in die goͤttliche Regierung ſeyen, liegt in dem irrigen Wahn; als ob Gott Donner und Blitze, bloß zur Rache und Strafe erſchaffen ha- be. Man beruft ſich auf Stellen heil. Schrift, aus denen man dieſes beweiſen will. Ich werde einige der wichtigſten, und die Beweiſe die man daraus wieder die Wetterableiter hernimmt, anfuͤhren. Es ſind mir wuͤrklich die meiſten derſelben von gemeinen Leuten, die fleiſige Biebelleſer, aber keine Naturforſcher ſind, gemacht worden. Erſtlich ſagen ſie hat Gott in verſchiedenen Faͤllen, offenbahr ſich des Donners Blitzes und Hagels als eines Werkzeugs bedient, um die Menſchen damit zu ſtrafen. Dieſes that Gott 2. Moſ. 9 bey der ſiebenden Egypti- ſchen Landplage. Ferner Joſua 10. V. 11. bey dem Streit Joſua mit den Amoritern, welche Gott durch einen hef- tigen Hagel erlegte, und dadurch den Iſraeliten Sieg gab. Ingleichen auch 1. Sam. 7. V. 10. wo die Phi- ſter durch einen groſſen Donner erſchroͤckt wurden. Anderns ſagen ſie: hat ſich Gott 1. Samuel. 12. V. 18. des Donners bedient, um dadurch ſeinen Un- willen wider Iſrael, welches einen Koͤnig verlangte, an den Tag zu legen. Drittens werfen ſie ein: findet man in der heil. Schrift viele Zeugnuͤſſe, daß Gott durch den Donner, den Menſchen ſeine Groͤſe, und Allmacht zu Gemuͤthe fuͤhren, und gleichſam vor Augen mahlen, hingegen den Menſchen ihr Unvermoͤgen und Nichtigkeit zeigen wolle. Dieſes that Gott, als er auf dem Berg Si- nai unter Donner und Blitzen das Geſetz gab. Fer- ner

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Zitationshilfe: Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784/94>, abgerufen am 29.03.2024.