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Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704.

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diese sind zuerst vom Herrn Augusto Buchnero recht
excolirt worden. Sie leiden keinen Abschnitt/ weil
sie stets fort springen/ sind etwas schwer zu machen/
weil wenig Dactylische Worte in unserer Sprache zu
finden/ e. g. Liebliche/ Friedliche/ goldene/ Tugenden.

Reg. 2. Solche werden am meisten gebraucht/
eine Freude Emphatisch zu beschreiben/ indem die
Versse gleichsam wie zu Sprünge gehen.

Reg. 3. Die Rede muß in diesen Verssen durch
ungezwungne Worte auff einander folgen/ sintemahl
darinnen die gröste Annehmlichkeit bestehet/ als:
Freudige Stunden ergetzen die Jugend.

Reg. 4. Die 1. sylbigen Wörter/ welche ihre Qvan-
tität oder Wort-Zeit frey gebrauchen/ werden zwar in
den Dactylischen auch angenommen/ doch muß man das
Ohren-Maaß darüber zu Rathe ziehen/ wie etwan sol-
che können gebraucht werden/ und ob sie wohl klingen.
Am besten werden sie angewendet/ wenn zu 2. sylbich-
ten/ die erste Sylbe des nachgehenden vielsylbichten
Wortes genommen wird/ oder/ wann zwischen 2. syl-
bichte Wörter/ einsylbichte gesetzet werden/ als:
Tugend die krönet den Wandel und Leben.

Reg. 5. Die Dactylischen Versse steigen von 3.
biß 11. ja auch biß 14. und 16. Sylben hinauf/
doch kommen die letzten 4. gar selten vor/ wie hievon
folgende Trepffe zusehen:

--vv E-
G

dieſe ſind zuerſt vom Herꝛn Auguſto Buchnero recht
excolirt worden. Sie leiden keinen Abſchnitt/ weil
ſie ſtets fort ſpringen/ ſind etwas ſchwer zu machen/
weil wenig Dactyliſche Worte in unſerer Sprache zu
finden/ e. g. Liebliche/ Friedliche/ goldene/ Tugenden.

Reg. 2. Solche werden am meiſten gebraucht/
eine Freude Emphatiſch zu beſchreiben/ indem die
Verſſe gleichſam wie zu Spruͤnge gehen.

Reg. 3. Die Rede muß in dieſen Verſſen durch
ungezwungne Worte auff einander folgen/ ſintemahl
darinnen die groͤſte Annehmlichkeit beſtehet/ als:
Freudige Stunden ergetzen die Jugend.

Reg. 4. Die 1. ſylbigen Woͤrter/ welche ihre Qvan-
titaͤt oder Wort-Zeit frey gebrauchen/ werden zwar in
den Dactyliſchen auch angenom̃en/ doch muß man das
Ohren-Maaß daruͤber zu Rathe ziehen/ wie etwan ſol-
che koͤnnen gebraucht werden/ und ob ſie wohl klingen.
Am beſten werden ſie angewendet/ wenn zu 2. ſylbich-
ten/ die erſte Sylbe des nachgehenden vielſylbichten
Wortes genommen wird/ oder/ wann zwiſchen 2. ſyl-
bichte Woͤrter/ einſylbichte geſetzet werden/ als:
Tugend die kroͤnet den Wandel und Leben.

Reg. 5. Die Dactyliſchen Verſſe ſteigen von 3.
biß 11. ja auch biß 14. und 16. Sylben hinauf/
doch kommen die letzten 4. gar ſelten vor/ wie hievon
folgende Trepffe zuſehen:

vv E-
G
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[97/0109] dieſe ſind zuerſt vom Herꝛn Auguſto Buchnero recht excolirt worden. Sie leiden keinen Abſchnitt/ weil ſie ſtets fort ſpringen/ ſind etwas ſchwer zu machen/ weil wenig Dactyliſche Worte in unſerer Sprache zu finden/ e. g. Liebliche/ Friedliche/ goldene/ Tugenden. Reg. 2. Solche werden am meiſten gebraucht/ eine Freude Emphatiſch zu beſchreiben/ indem die Verſſe gleichſam wie zu Spruͤnge gehen. Reg. 3. Die Rede muß in dieſen Verſſen durch ungezwungne Worte auff einander folgen/ ſintemahl darinnen die groͤſte Annehmlichkeit beſtehet/ als: Freudige Stunden ergetzen die Jugend. Reg. 4. Die 1. ſylbigen Woͤrter/ welche ihre Qvan- titaͤt oder Wort-Zeit frey gebrauchen/ werden zwar in den Dactyliſchen auch angenom̃en/ doch muß man das Ohren-Maaß daruͤber zu Rathe ziehen/ wie etwan ſol- che koͤnnen gebraucht werden/ und ob ſie wohl klingen. Am beſten werden ſie angewendet/ wenn zu 2. ſylbich- ten/ die erſte Sylbe des nachgehenden vielſylbichten Wortes genommen wird/ oder/ wann zwiſchen 2. ſyl- bichte Woͤrter/ einſylbichte geſetzet werden/ als: Tugend die kroͤnet den Wandel und Leben. Reg. 5. Die Dactyliſchen Verſſe ſteigen von 3. biß 11. ja auch biß 14. und 16. Sylben hinauf/ doch kommen die letzten 4. gar ſelten vor/ wie hievon folgende Trepffe zuſehen: —vv E- G

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Zitationshilfe: Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704. , S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maennling_helicon_1704/109>, abgerufen am 16.04.2024.