Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704.

Bild:
<< vorherige Seite
Diesen Irr-Lichts Bau regieren/
Mit der Klugheit angethan/
Brennende Lampen stets umb sich herführen/
So uns leiten aus dem Schaden/
Zu dem hohen Himmels-Plan/
Wo die reine GOttes-Liebe/ keinen Irrungs-Ma-
ckel hat.
Die Zehnte Art.
Wiederkehrende Versse oder

Carmen recurrens.

Reg. 1.

EIn Wieder-Kehr ist wenn die Versse durch und
durch/ von einerley Reim-Wörtern sind/ also/
daß das gantze Gedichte nur eine Reimung ist/ e. g.
Leben etc. Und was sich mehr von Worten darauf
reimen.

Reg. 2. Diß Carmen kehrt von dem letzten
Reim-Worte zurücke/ und steiget wieder in die Höhe/
nach der Ordnung wie die Reim-Wörter herunter ge-
gangen/ also/ daß eben so viel Reim-Zeilen in dem
Rücklauffe oder Wieder-Kehr des Gedichtes seyn
müssen/ als gewesen in dem Ablauffe der ersten Reim-
Wörter.

Nota Weil diese Art gleichsam wie einen Eckel und
Verdruß/ wegen einer Endigung mit sich führet/
als wird sie auch gar selten angewendet. Zum Ex-
empel
ist folgendes ersonnen.

Was ist auf dieser Welt die leichte Liebes-Brunst/
Nichts
Dieſen Irr-Lichts Bau regieren/
Mit der Klugheit angethan/
Brennende Lampen ſtets umb ſich herfuͤhren/
So uns leiten aus dem Schaden/
Zu dem hohen Himmels-Plan/
Wo die reine GOttes-Liebe/ keinen Irrungs-Ma-
ckel hat.
Die Zehnte Art.
Wiederkehrende Verſſe oder

Carmen recurrens.

Reg. 1.

EIn Wieder-Kehr iſt wenn die Verſſe durch und
durch/ von einerley Reim-Woͤrtern ſind/ alſo/
daß das gantze Gedichte nur eine Reimung iſt/ e. g.
Leben ꝛc. Und was ſich mehr von Worten darauf
reimen.

Reg. 2. Diß Carmen kehrt von dem letzten
Reim-Worte zuruͤcke/ und ſteiget wieder in die Hoͤhe/
nach der Ordnung wie die Reim-Woͤrter herunter ge-
gangen/ alſo/ daß eben ſo viel Reim-Zeilen in dem
Ruͤcklauffe oder Wieder-Kehr des Gedichtes ſeyn
muͤſſen/ als geweſen in dem Ablauffe der erſten Reim-
Woͤrter.

Nota Weil dieſe Art gleichſam wie einen Eckel und
Verdruß/ wegen einer Endigung mit ſich fuͤhret/
als wird ſie auch gar ſelten angewendet. Zum Ex-
empel
iſt folgendes erſonnen.

Was iſt auf dieſer Welt die leichte Liebes-Brunſt/
Nichts
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0137" n="125"/>
              <l>Die&#x017F;en Irr-Lichts Bau regieren/</l><lb/>
              <l>Mit der Klugheit angethan/</l><lb/>
              <l>Brennende Lampen &#x017F;tets umb &#x017F;ich herfu&#x0364;hren/</l><lb/>
              <l>So uns leiten aus dem Schaden/</l><lb/>
              <l>Zu dem hohen Himmels-Plan/</l><lb/>
              <l>Wo die reine GOttes-Liebe/ keinen Irrungs-Ma-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">ckel hat.</hi> </l>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Die Zehnte Art.<lb/>
Wiederkehrende Ver&#x017F;&#x017F;e oder</hi><lb/> <hi rendition="#aq">Carmen recurrens.</hi> </head><lb/>
            <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">R</hi>eg.</hi> 1.</hi> </p><lb/>
            <p><hi rendition="#in">E</hi>In Wieder-Kehr i&#x017F;t wenn die Ver&#x017F;&#x017F;e durch und<lb/>
durch/ von einerley Reim-Wo&#x0364;rtern &#x017F;ind/ al&#x017F;o/<lb/>
daß das gantze Gedichte nur eine Reimung i&#x017F;t/ <hi rendition="#aq">e. g.</hi><lb/>
Leben &#xA75B;c. Und was &#x017F;ich mehr von Worten darauf<lb/>
reimen.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Reg.</hi> 2. Diß Carmen kehrt von dem letzten<lb/>
Reim-Worte zuru&#x0364;cke/ und &#x017F;teiget wieder in die Ho&#x0364;he/<lb/>
nach der Ordnung wie die Reim-Wo&#x0364;rter herunter ge-<lb/>
gangen/ al&#x017F;o/ daß eben &#x017F;o viel Reim-Zeilen in dem<lb/>
Ru&#x0364;cklauffe oder Wieder-Kehr des Gedichtes &#x017F;eyn<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ als gewe&#x017F;en in dem Ablauffe der er&#x017F;ten Reim-<lb/>
Wo&#x0364;rter.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Nota</hi> Weil die&#x017F;e Art gleich&#x017F;am wie einen Eckel und<lb/>
Verdruß/ wegen einer Endigung mit &#x017F;ich fu&#x0364;hret/<lb/>
als wird &#x017F;ie auch gar &#x017F;elten angewendet. Zum <hi rendition="#aq">Ex-<lb/>
empel</hi> i&#x017F;t folgendes er&#x017F;onnen.</p><lb/>
            <lg type="poem">
              <l>Was i&#x017F;t auf die&#x017F;er Welt die leichte Liebes-Brun&#x017F;t/</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Nichts</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0137] Dieſen Irr-Lichts Bau regieren/ Mit der Klugheit angethan/ Brennende Lampen ſtets umb ſich herfuͤhren/ So uns leiten aus dem Schaden/ Zu dem hohen Himmels-Plan/ Wo die reine GOttes-Liebe/ keinen Irrungs-Ma- ckel hat. Die Zehnte Art. Wiederkehrende Verſſe oder Carmen recurrens. Reg. 1. EIn Wieder-Kehr iſt wenn die Verſſe durch und durch/ von einerley Reim-Woͤrtern ſind/ alſo/ daß das gantze Gedichte nur eine Reimung iſt/ e. g. Leben ꝛc. Und was ſich mehr von Worten darauf reimen. Reg. 2. Diß Carmen kehrt von dem letzten Reim-Worte zuruͤcke/ und ſteiget wieder in die Hoͤhe/ nach der Ordnung wie die Reim-Woͤrter herunter ge- gangen/ alſo/ daß eben ſo viel Reim-Zeilen in dem Ruͤcklauffe oder Wieder-Kehr des Gedichtes ſeyn muͤſſen/ als geweſen in dem Ablauffe der erſten Reim- Woͤrter. Nota Weil dieſe Art gleichſam wie einen Eckel und Verdruß/ wegen einer Endigung mit ſich fuͤhret/ als wird ſie auch gar ſelten angewendet. Zum Ex- empel iſt folgendes erſonnen. Was iſt auf dieſer Welt die leichte Liebes-Brunſt/ Nichts

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Bei der Ausgabe von 1704 handelt es sich, um die … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maennling_helicon_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maennling_helicon_1704/137
Zitationshilfe: Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704. , S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maennling_helicon_1704/137>, abgerufen am 29.03.2024.