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Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704.

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schen mit den Lateinischen Worten machen/ daß sie
solch deutsch setzen/ e. g. Darius/ Christoph/ und
diß heist weder ein Schand-Fleck noch Unverstand/
sondern deutsche Zierlichkeit/ und Billigkeit. vid.
Harsdörffer in specim. Philol. Germ. disqu. 10. §. 7.
Reg.
8. Das einige gleichfals für p h ein ff setzen/
e. g. vor Daphne, Daffne, ist eine Willkühr der
Poeten/ und Freyheit deutscher Sprachen/ weil es
die Lateiner eben so mit den griechischen Worten
machen.

CAP. VI.
Von der Wörter Beschaffenheit
zur Poesie.

1.

OHne Wörter kan kein Verß bestehen/ diese sind
sein Leben und Zierath/ wie Georgius Sabinus
redet/ die Realia seine Kleider und Decken/ ein gu-
tes Judicium, so mit einer klugen Invention einen
schönen Nachdruck machet/ die Seele und höchstes
Kleinod. Vid. Buchleri Instit. Poetica p. 25.

2 Zu denen Verssen werden ausserlesen die zierlich-
ste/ reineste/ hochdeutsche Worte/ indem nicht jede/
wie sie mir im Mund kommen/ sie seyn lang oder kurtz/
können gesetzt werden/ sondern man muß einen Se-
lectum
darunter machen/ und solche allein appliciren/
die das Genus, so ich vor mir habe/ erfodert. Denn
hartlautende Worte/ oder die sich nicht zur Materie
schicken/ verstellen mehr/ als sie zieren.

Reg.
C 4

ſchen mit den Lateiniſchen Worten machen/ daß ſie
ſolch deutſch ſetzen/ e. g. Darius/ Chriſtoph/ und
diß heiſt weder ein Schand-Fleck noch Unverſtand/
ſondern deutſche Zierlichkeit/ und Billigkeit. vid.
Harsdoͤrffer in ſpecim. Philol. Germ. disqu. 10. §. 7.
Reg.
8. Das einige gleichfals fuͤr p h ein ff ſetzen/
e. g. vor Daphne, Daffne, iſt eine Willkuͤhr der
Poeten/ und Freyheit deutſcher Sprachen/ weil es
die Lateiner eben ſo mit den griechiſchen Worten
machen.

CAP. VI.
Von der Woͤrter Beſchaffenheit
zur Poeſie.

1.

OHne Woͤrter kan kein Verß beſtehen/ dieſe ſind
ſein Leben und Zierath/ wie Georgius Sabinus
redet/ die Realia ſeine Kleider und Decken/ ein gu-
tes Judicium, ſo mit einer klugen Invention einen
ſchoͤnen Nachdruck machet/ die Seele und hoͤchſtes
Kleinod. Vid. Buchleri Inſtit. Poetica p. 25.

2 Zu denen Verſſen werden auſſerleſen die zierlich-
ſte/ reineſte/ hochdeutſche Worte/ indem nicht jede/
wie ſie mir im Mund kommen/ ſie ſeyn lang oder kurtz/
koͤnnen geſetzt werden/ ſondern man muß einen Se-
lectum
darunter machen/ und ſolche allein appliciren/
die das Genus, ſo ich vor mir habe/ erfodert. Denn
hartlautende Worte/ oder die ſich nicht zur Materie
ſchicken/ verſtellen mehr/ als ſie zieren.

Reg.
C 4
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[39/0051] ſchen mit den Lateiniſchen Worten machen/ daß ſie ſolch deutſch ſetzen/ e. g. Darius/ Chriſtoph/ und diß heiſt weder ein Schand-Fleck noch Unverſtand/ ſondern deutſche Zierlichkeit/ und Billigkeit. vid. Harsdoͤrffer in ſpecim. Philol. Germ. disqu. 10. §. 7. Reg. 8. Das einige gleichfals fuͤr p h ein ff ſetzen/ e. g. vor Daphne, Daffne, iſt eine Willkuͤhr der Poeten/ und Freyheit deutſcher Sprachen/ weil es die Lateiner eben ſo mit den griechiſchen Worten machen. CAP. VI. Von der Woͤrter Beſchaffenheit zur Poeſie. 1. OHne Woͤrter kan kein Verß beſtehen/ dieſe ſind ſein Leben und Zierath/ wie Georgius Sabinus redet/ die Realia ſeine Kleider und Decken/ ein gu- tes Judicium, ſo mit einer klugen Invention einen ſchoͤnen Nachdruck machet/ die Seele und hoͤchſtes Kleinod. Vid. Buchleri Inſtit. Poetica p. 25. 2 Zu denen Verſſen werden auſſerleſen die zierlich- ſte/ reineſte/ hochdeutſche Worte/ indem nicht jede/ wie ſie mir im Mund kommen/ ſie ſeyn lang oder kurtz/ koͤnnen geſetzt werden/ ſondern man muß einen Se- lectum darunter machen/ und ſolche allein appliciren/ die das Genus, ſo ich vor mir habe/ erfodert. Denn hartlautende Worte/ oder die ſich nicht zur Materie ſchicken/ verſtellen mehr/ als ſie zieren. Reg. C 4

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Zitationshilfe: Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704. , S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maennling_helicon_1704/51>, abgerufen am 25.04.2024.