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Mangoldt, Hans von: Die Lehre vom Unternehmergewinn. Leipzig, 1855.

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wendig ist, das sich nicht in unbegrenzter Menge vorfindet und
eben so wenig beliebig vermehrbar ist, kann das betreffende Pro-
duct auch nur in einer beschränkten Menge geliefert werden.
Wird diese von dem Begehr überstiegen, so steigert die Con-
currenz der Begehrenden den Preis des Products, bis sich die
Kauflust oder Kauffähigkeit so Vieler, als nicht befriedigt wer-
den können, erschöpft hat. Die Vermehrung des Ertrags geht
naturgemäß nicht allen Productionselementen gleichmäßig, son-
dern nur denjenigen zu Gute, die eben nicht vermehrbar sind.
Diesen muß ihre Seltenheit bezahlt werden. Sie liefern ihren
Inhabern eine Einnahme oder, insofern sie selbst nicht dabei
vernutzt werden, ein Einkommen. Das ist es, was die National-
ökonomik mit dem Namen Rente 1) bezeichnet, und was man
vielleicht besser eine Seltenheitsprämie nennen sollte. In der
Regel ist die Seltenheit keine absolute, sondern nur eine relative.
Das betreffende Productionselement ist nicht vollständig erschöpft,
sondern nur in geringerer Ergiebigkeit oder mit höherem Auf-
wande herbeizuschaffen. Dann erscheint die Seltenheitsprämie
für das ergiebigere oder wohlfeilere Productionselement als die
Differenz seines Ertrags von dem Ertrage des unergiebigeren
oder theureren Ersatzmittels.

Eine solche Seltenheitsprämie oder Rente tritt fast bei
allen Productionsverhältnissen auf, denn fast überall macht ein
einigermaßen umfangreicher Begehr die Benutzung von Produc-

1) Das Wort Rente, offenbar mit dem französ. rendre, dem engl.
render zusammenhängend, hat etymologisch keinen andern Sinn, als unser
deutsches Einkommen, d. h. eine ohne Beschädigung der Ursache, aus der
sie fließt, periodisch wiederkehrende Einnahme. Die Seltenheitsprämie aber
ist nicht nothwendig Einkommen und eben so wenig ist jedes Einkommen
Seltenheitsprämie.

wendig iſt, das ſich nicht in unbegrenzter Menge vorfindet und
eben ſo wenig beliebig vermehrbar iſt, kann das betreffende Pro-
duct auch nur in einer beſchraͤnkten Menge geliefert werden.
Wird dieſe von dem Begehr uͤberſtiegen, ſo ſteigert die Con-
currenz der Begehrenden den Preis des Products, bis ſich die
Kaufluſt oder Kauffaͤhigkeit ſo Vieler, als nicht befriedigt wer-
den koͤnnen, erſchoͤpft hat. Die Vermehrung des Ertrags geht
naturgemaͤß nicht allen Productionselementen gleichmaͤßig, ſon-
dern nur denjenigen zu Gute, die eben nicht vermehrbar ſind.
Dieſen muß ihre Seltenheit bezahlt werden. Sie liefern ihren
Inhabern eine Einnahme oder, inſofern ſie ſelbſt nicht dabei
vernutzt werden, ein Einkommen. Das iſt es, was die National-
oͤkonomik mit dem Namen Rente 1) bezeichnet, und was man
vielleicht beſſer eine Seltenheitspraͤmie nennen ſollte. In der
Regel iſt die Seltenheit keine abſolute, ſondern nur eine relative.
Das betreffende Productionselement iſt nicht vollſtaͤndig erſchoͤpft,
ſondern nur in geringerer Ergiebigkeit oder mit hoͤherem Auf-
wande herbeizuſchaffen. Dann erſcheint die Seltenheitspraͤmie
fuͤr das ergiebigere oder wohlfeilere Productionselement als die
Differenz ſeines Ertrags von dem Ertrage des unergiebigeren
oder theureren Erſatzmittels.

Eine ſolche Seltenheitspraͤmie oder Rente tritt faſt bei
allen Productionsverhaͤltniſſen auf, denn faſt uͤberall macht ein
einigermaßen umfangreicher Begehr die Benutzung von Produc-

1) Das Wort Rente, offenbar mit dem franzöſ. rendre, dem engl.
render zuſammenhängend, hat etymologiſch keinen andern Sinn, als unſer
deutſches Einkommen, d. h. eine ohne Beſchädigung der Urſache, aus der
ſie fließt, periodiſch wiederkehrende Einnahme. Die Seltenheitsprämie aber
iſt nicht nothwendig Einkommen und eben ſo wenig iſt jedes Einkommen
Seltenheitsprämie.
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[110/0122] wendig iſt, das ſich nicht in unbegrenzter Menge vorfindet und eben ſo wenig beliebig vermehrbar iſt, kann das betreffende Pro- duct auch nur in einer beſchraͤnkten Menge geliefert werden. Wird dieſe von dem Begehr uͤberſtiegen, ſo ſteigert die Con- currenz der Begehrenden den Preis des Products, bis ſich die Kaufluſt oder Kauffaͤhigkeit ſo Vieler, als nicht befriedigt wer- den koͤnnen, erſchoͤpft hat. Die Vermehrung des Ertrags geht naturgemaͤß nicht allen Productionselementen gleichmaͤßig, ſon- dern nur denjenigen zu Gute, die eben nicht vermehrbar ſind. Dieſen muß ihre Seltenheit bezahlt werden. Sie liefern ihren Inhabern eine Einnahme oder, inſofern ſie ſelbſt nicht dabei vernutzt werden, ein Einkommen. Das iſt es, was die National- oͤkonomik mit dem Namen Rente 1) bezeichnet, und was man vielleicht beſſer eine Seltenheitspraͤmie nennen ſollte. In der Regel iſt die Seltenheit keine abſolute, ſondern nur eine relative. Das betreffende Productionselement iſt nicht vollſtaͤndig erſchoͤpft, ſondern nur in geringerer Ergiebigkeit oder mit hoͤherem Auf- wande herbeizuſchaffen. Dann erſcheint die Seltenheitspraͤmie fuͤr das ergiebigere oder wohlfeilere Productionselement als die Differenz ſeines Ertrags von dem Ertrage des unergiebigeren oder theureren Erſatzmittels. Eine ſolche Seltenheitspraͤmie oder Rente tritt faſt bei allen Productionsverhaͤltniſſen auf, denn faſt uͤberall macht ein einigermaßen umfangreicher Begehr die Benutzung von Produc- 1) Das Wort Rente, offenbar mit dem franzöſ. rendre, dem engl. render zuſammenhängend, hat etymologiſch keinen andern Sinn, als unſer deutſches Einkommen, d. h. eine ohne Beſchädigung der Urſache, aus der ſie fließt, periodiſch wiederkehrende Einnahme. Die Seltenheitsprämie aber iſt nicht nothwendig Einkommen und eben ſo wenig iſt jedes Einkommen Seltenheitsprämie.

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Zitationshilfe: Mangoldt, Hans von: Die Lehre vom Unternehmergewinn. Leipzig, 1855, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mangoldt_unternehmergewinn_1855/122>, abgerufen am 29.03.2024.