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Mangoldt, Hans von: Die Lehre vom Unternehmergewinn. Leipzig, 1855.

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tionsmitteln nöthig, die den ursprünglich angewendeten 1) an Er-
giebigkeit oder Wohlfeilheit nachstehen. Am deutlichsten und groß-
artigsten tritt sie freilich in Bezug auf den Grund und Boden
im Landbau hervor, aber nicht minder zeigt sie sich bei allen
nicht vermehrbaren oder nur durch kostspieligere oder minder er-
giebige Surrogate zu ersetzenden Capitalien, sobald die Nach-
frage nach den Producten, zu deren Herstellung sie mitwirken,
so weit steigt, daß jene für den Begehr zu dem keine Rente
enthaltenden Preise nicht mehr ausreichen. Ja selbst solche Ca-
pitalien, die ihrer Gattung nach wohl vermehrbar sind, können
eine Rente abwerfen, so bald sie für den Benutzer einen gewissen
individuellen Werth erhalten haben, wie dieß namentlich bei
den Nutzcapitalien, aber auch bei denjenigen Erwerbscapitalien
häufig der Fall ist, die ein gewisses Sichhineinleben von denen
erheischen, welche sie anwenden, z. B. bei allerhand Werkzeugen.
Und auch im Arbeitslohn ist sie nicht minder vorhanden, so bald
neben den geschicktesten Arbeitern in einem Geschäfte auch minder

1) Neuerdings ist von Carey (The past, the present and the future,
Philadelphia 1848. The Harmony of interest agricultural, mauufacturing
and commercial.
(Philadelphia 1851.) und im Journal des Econ. XXXII. 89 ff.)
in Beziehung auf die Grundrente die Ansicht aufgestellt worden, daß es nicht
die vortheilhaftesten Ländereien seien, welche zuerst in Angriff genommen wür-
den, daß die Ausdehnung der landwirthschaflichen Production im Gegentheile
von ungünstigeren zu günstigern Ländereien führe. Ich glaube, daß sich
dieser Satz dahin verallgemeinern läßt, daß die meisten Productionen nicht
unter den natürlich günstigsten Bedingungen begonnen werden, sondern sich
erst im Laufe ihrer Entwickelung auf dieselben basiren, und behalte mir vor,
diese Ansicht ein andermal näher zu begründen.
Die Natur der Rente wird übrigens dadurch nicht alterirt, denn ob es
die älteren oder die jüngeren Unternehmungen sind, welche unter günstigeren
Bedingungen produciren, bleibt sich in dieser Beziehung vollkommen gleich.
Aus diesem Grunde konnte im obigen Texte eine der Ricardo'schen Auf-
fassung entsprechende Ausdrucksweise stehen bleiben.

tionsmitteln noͤthig, die den urſpruͤnglich angewendeten 1) an Er-
giebigkeit oder Wohlfeilheit nachſtehen. Am deutlichſten und groß-
artigſten tritt ſie freilich in Bezug auf den Grund und Boden
im Landbau hervor, aber nicht minder zeigt ſie ſich bei allen
nicht vermehrbaren oder nur durch koſtſpieligere oder minder er-
giebige Surrogate zu erſetzenden Capitalien, ſobald die Nach-
frage nach den Producten, zu deren Herſtellung ſie mitwirken,
ſo weit ſteigt, daß jene fuͤr den Begehr zu dem keine Rente
enthaltenden Preiſe nicht mehr ausreichen. Ja ſelbſt ſolche Ca-
pitalien, die ihrer Gattung nach wohl vermehrbar ſind, koͤnnen
eine Rente abwerfen, ſo bald ſie fuͤr den Benutzer einen gewiſſen
individuellen Werth erhalten haben, wie dieß namentlich bei
den Nutzcapitalien, aber auch bei denjenigen Erwerbscapitalien
haͤufig der Fall iſt, die ein gewiſſes Sichhineinleben von denen
erheiſchen, welche ſie anwenden, z. B. bei allerhand Werkzeugen.
Und auch im Arbeitslohn iſt ſie nicht minder vorhanden, ſo bald
neben den geſchickteſten Arbeitern in einem Geſchaͤfte auch minder

1) Neuerdings iſt von Carey (The past, the present and the future,
Philadelphia 1848. The Harmony of interest agricultural, mauufacturing
and commercial.
(Philadelphia 1851.) und im Journal des Econ. XXXII. 89 ff.)
in Beziehung auf die Grundrente die Anſicht aufgeſtellt worden, daß es nicht
die vortheilhafteſten Ländereien ſeien, welche zuerſt in Angriff genommen wür-
den, daß die Ausdehnung der landwirthſchaflichen Production im Gegentheile
von ungünſtigeren zu günſtigern Ländereien führe. Ich glaube, daß ſich
dieſer Satz dahin verallgemeinern läßt, daß die meiſten Productionen nicht
unter den natürlich günſtigſten Bedingungen begonnen werden, ſondern ſich
erſt im Laufe ihrer Entwickelung auf dieſelben baſiren, und behalte mir vor,
dieſe Anſicht ein andermal näher zu begründen.
Die Natur der Rente wird übrigens dadurch nicht alterirt, denn ob es
die älteren oder die jüngeren Unternehmungen ſind, welche unter günſtigeren
Bedingungen produciren, bleibt ſich in dieſer Beziehung vollkommen gleich.
Aus dieſem Grunde konnte im obigen Texte eine der Ricardo’ſchen Auf-
faſſung entſprechende Ausdrucksweiſe ſtehen bleiben.
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[111/0123] tionsmitteln noͤthig, die den urſpruͤnglich angewendeten 1) an Er- giebigkeit oder Wohlfeilheit nachſtehen. Am deutlichſten und groß- artigſten tritt ſie freilich in Bezug auf den Grund und Boden im Landbau hervor, aber nicht minder zeigt ſie ſich bei allen nicht vermehrbaren oder nur durch koſtſpieligere oder minder er- giebige Surrogate zu erſetzenden Capitalien, ſobald die Nach- frage nach den Producten, zu deren Herſtellung ſie mitwirken, ſo weit ſteigt, daß jene fuͤr den Begehr zu dem keine Rente enthaltenden Preiſe nicht mehr ausreichen. Ja ſelbſt ſolche Ca- pitalien, die ihrer Gattung nach wohl vermehrbar ſind, koͤnnen eine Rente abwerfen, ſo bald ſie fuͤr den Benutzer einen gewiſſen individuellen Werth erhalten haben, wie dieß namentlich bei den Nutzcapitalien, aber auch bei denjenigen Erwerbscapitalien haͤufig der Fall iſt, die ein gewiſſes Sichhineinleben von denen erheiſchen, welche ſie anwenden, z. B. bei allerhand Werkzeugen. Und auch im Arbeitslohn iſt ſie nicht minder vorhanden, ſo bald neben den geſchickteſten Arbeitern in einem Geſchaͤfte auch minder 1) Neuerdings iſt von Carey (The past, the present and the future, Philadelphia 1848. The Harmony of interest agricultural, mauufacturing and commercial. (Philadelphia 1851.) und im Journal des Econ. XXXII. 89 ff.) in Beziehung auf die Grundrente die Anſicht aufgeſtellt worden, daß es nicht die vortheilhafteſten Ländereien ſeien, welche zuerſt in Angriff genommen wür- den, daß die Ausdehnung der landwirthſchaflichen Production im Gegentheile von ungünſtigeren zu günſtigern Ländereien führe. Ich glaube, daß ſich dieſer Satz dahin verallgemeinern läßt, daß die meiſten Productionen nicht unter den natürlich günſtigſten Bedingungen begonnen werden, ſondern ſich erſt im Laufe ihrer Entwickelung auf dieſelben baſiren, und behalte mir vor, dieſe Anſicht ein andermal näher zu begründen. Die Natur der Rente wird übrigens dadurch nicht alterirt, denn ob es die älteren oder die jüngeren Unternehmungen ſind, welche unter günſtigeren Bedingungen produciren, bleibt ſich in dieſer Beziehung vollkommen gleich. Aus dieſem Grunde konnte im obigen Texte eine der Ricardo’ſchen Auf- faſſung entſprechende Ausdrucksweiſe ſtehen bleiben.

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Zitationshilfe: Mangoldt, Hans von: Die Lehre vom Unternehmergewinn. Leipzig, 1855, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mangoldt_unternehmergewinn_1855/123>, abgerufen am 19.04.2024.